Multi-Item Scale:

Item Text:

c. Die meisten Lehrer interessiert nicht wirklich, was wir Schüler denken.

Different Answer Format Tested:

Nein

Findings:

Was verstehen die Testpersonen darunter, dass Lehrer sich dafür interessieren, was Schüler denken?
Die meisten Testpersonen verstanden das Item so, dass es darum ginge, ob sich die Lehrer für die Schüler als Individuen, also über ihre Rolle als Schüler hinaus, wahrnehmen.
  • „Wenn zum Beispiel eine Klausur nicht so gut lief, dann versetzen sich die Lehrer da rein, wenn der Schüler unglücklich ist mit seiner Leistung. […] [Oder auch] was ein Schüler gerade fühlt, wie es ihm privat geht. Wenn es mit der Familie Probleme gibt, leisten die Lehrer auch pädagogische Arbeit und versuchen zu helfen.“ (TP05)
Eine Testperson verstand das Item so, dass es darum ginge, ob sich die Lehrer dafür interessieren, was die Schüler über die Lehrer denken:
  • „Was die Schüler über den Lehrer denken, muss den Lehrer eigentlich nicht interessieren. In meiner Schule gibt es zum Beispiel Gerüchte über eine Lehrerin, die nicht sehr schön sind. Die Lehrerin weiß das auch, lässt sich davon aber nicht runter machen, was ich gut finde. Allerdings sind die Lehrer auch offen, wenn man ihnen sagt, sie hätten einen mit einer Rückmeldung gekränkt. Das interessiert sie dann schon […] Das sind alles Sachen, die Schüler über Lehrer denken.“ (TP04)
Wie verorten sich die Testpersonen bei Item c auf der Antwortskala?
Bei dem dritten Item führte die Verneinung im Itemtext bei mehreren Testpersonen zu Verwirrung. Eine Testperson bemerkte und thematisierte dies spontan beim Lesen des Items:
  • „Bei der Frage musste ich jetzt gerade ein bisschen umdenken. Die Frage ist andersherum gestellt als die Fragen davor, weil dort die Verneinung steht […] Das war jetzt von der Fragestellung her etwas schwer, da musste ich einen Moment länger nachdenken, in welche Richtung der Skala ich gehen muss. Ich glaube, wenn ich ‚gar nicht zustimme‘, dann sage ich damit, dass es die meisten Lehrer interessiert, was ich denke und es vielleicht ein paar Einzelne gibt, die es nicht interessiert.“ (TP05)
Mindestens eine Testperson, die der Aussage von ihrer Begründung her hätte zustimmen müssen, ordnete sich auch auf der falschen Seite der Skala ein.
  • „Ich habe meistens das Gefühl, dass [die Lehrer] uns nur unterrichten, und dass sie sich nicht wirklich für unser Privatleben [interessieren]. Sie fragen nicht, was wir machen. Deswegen habe ich ‚stimme eher nicht zu‘ angekreuzt.“ (TP03, „stimme eher nicht zu“)
Auch bei Testpersonen, die die Skalenrichtung zum Schluss richtig interpretierten, fiel bei der Begründung auf, dass sie um die Ecke denken mussten, um sich auf der Antwortskala zu verorten:
  • „Ich könnte auch ‚stimme eher nicht zu‘ ankreuzen, aber es gibt vielleicht manche Lehrer, die nicht unbedingt wissen wollen, was wir [Schüler] denken.“ (TP01, „teils teils“)
  • „Oft ist es bei den Lehrern so, dass sie sagen, es interessiert sie, aber im Endeffekt ziehen sie dann doch ihr Ding durch. Deswegen habe ich auch ‚eher nicht zu‘ nicht ‚gar nicht zu‘ ausgewählt, weil manchmal würde ich auch sagen, dass es sie eher nicht wirklich interessiert.“ (TP06, „stimme eher nicht zu“)

Recommendations:

Wir empfehlen, zu überprüfen, welche Situationen genau mit der Formulierung „was Schüler denken“ erfasst werden sollen, bspw. ob es darum geht, dass Lehrer die Schüler als Individuen abseits ihrer Rolle als Schüler wahrnehmen, oder ob es um allgemeinere Aspekte geht, wie dass Schüler bei Lehrern Gehör finden und ein Mitspracherecht bei Belangen der Schülerschaft haben. Wenn die letztere Definition gemeint ist, sollte das Item entsprechend umformuliert werden.
Die Verneinung im Itemtext irritierte mehrere Testpersonen und führte dazu, dass sie sich teilweise verkehrt auf der Antwortskala einordneten. Wir empfehlen daher, das Item ohne Negation zu formulieren.
Des Weiteren fällt auf, dass bei Item c im Gegensatz zu den vorangegangenen Items nicht nach dem individuellen Befragten gefragt wird, sondern nach der Schülerschaft an sich. Dies ist im Kontext von Frage 3 irrelevant, führt aber zu einer anderen Logik des Vergleichs im Kontext von Frage 5 (vgl. Frage 5). Während die Befragten bei den anderen Items in Frage 5 von ihrer individuellen Perspektive auf andere Menschen mit einem vergleichbaren familiären Hintergrund schließen sollen (also von einer Einzel- auf eine Gruppenperspektive), müssen die Befragten für Item c von der größeren Gruppe der Schülerschaft auf eine kleinere Gruppe der Schüler mit einem vergleichbaren familiären Hintergrund schließen.