Befund zum Fragetext:Zwei Testpersonen weisen auf Probleme mit dem Fragetext hin. Testperson 01 versteht das Wort „ethnische“
nicht und kann Item a) daher nicht beantworten (Antwort: „weiß nicht“). Testperson 06 ist bei
der Beantwortung von Item a) zunächst verwirrt, da im Fragetext von „ethnischen Minderheiten“ die
Rede ist und in Item a) allgemein von „Minderheiten“ („Es geht jetzt also nur um ethnische Minderheiten
und nicht um z.B. soziale Randgruppen?“, TP 06).
Empfehlungen zum Fragetext:Die Begrifflichkeit im Fragetext sollte einheitlich mit jener in den Items sein.
Wir empfehlen, statt des (eher komplizierten) Begriffs „ethnische Minderheiten“
immer den Begriff „Einwanderer“ zu verwenden. Der Fragetext könne
bspw. wie folgt lauten:
„Und wenn Sie nun an Einwanderer denken: Inwieweit stimmen Sie den
folgenden Aussagen zu?“
Itemtext:a) Minderheiten sollten sich den deutschen Gepflogenheiten anpassen.
Empfehlungen:Aus Gründen der Konsistenz sollte auch hier der Begriff „Minderheiten“
durch „Einwanderer“ ersetzt werden:
„Einwanderer sollten sich den deutschen Gepflogenheiten anpassen.“
Befund zum Item:Mit dem Begriff „Gepflogenheiten“ haben drei Testpersonen Probleme (TP 03, 07, 13):
„Gepflogenheiten? Sollen sie samstags ihr Auto putzen? Was sind denn deutsche Gepflogenheiten?
Der Ausdruck gefällt mir gar nicht. Da denke ich an alte Leute, die Ausländer beobachten
und rummotzen.“ (TP 03, stimme überhaupt nicht zu)
„Gepflogenheiten heißt hier Sitten und Gebräuche? Dann würde ich eher nicht zustimmen.
Wenn mit „Gepflogenheiten“ Werte und Normen gemeint sind, dann würde ich natürlich voll
und ganz zustimmen.“ (TP 07, Antwort verweigert)
„Was sind denn die deutschen Gepflogenheiten? Pünktlichkeit? Ansonsten soll doch jeder leben,
wie er mag.“ (TP 13, stimme eher zu).
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Einstellungen zu sozialen Gruppen
Konstrukt:Einstellungen zu Zuwanderern
Ja
b) Einwanderer sind im Allgemeinen gut für die deutsche Wirtschaft.
Nein
c) Die deutsche Kultur wird durch Einwanderer bedroht.
Itemtext:c) Die deutsche Kultur wird durch Einwanderer bedroht.
Empfehlungen:Da der Begriff „bedrohen“ in diesem Kontext teilweise als zu „krass“ wahrgenommen
wird, könnte er durch einen schwächeren Begriff, wie z.B. „untergraben“
ersetzt werden. Diese (bzw. eine sehr ähnliche) Formulierung
wurde bereits in einem vorherigen Pretest (ISSP 2013/2014,
dx.doi.org/10.17173/pretest10) untersucht und für verständlich befunden:
„Die deutsche Kultur wird von Einwanderern untergraben.“
Befund zum Item:Dieser Aussage stimmen zwei Testpersonen eher zu (TP 12, 15), wohingegen sieben eher nicht zustimmen
(TP 01, 02, 04, 10, 13, 14, 16) und fünf Testpersonen (TP 03, 05, 06, 07, 08) überhaupt nicht zustimmen.
Zwei Testpersonen (TP 09, 11) können keine Antwort geben.
Die Testpersonen 09 und 11 empfinden den Begriff „bedrohen“ in diesem Kontext als zu „krass“, was
sie daran hindert, das Item zu beantworten:
„Bedroht hört sich für mich gleich so nach Mord und Totschlag an. Das ist zu krass.“ (TP 09,
weiß nicht).
„Bedroht? Das trifft es nicht ganz, das klingt so blöd. Bedroht wird man, wenn Krieg ausbricht.
Wenn die uns mit Waffen bedrohen, dann [passt der Begriff], aber in dem Sinn ist das
ja keine Bedrohung.“ (TP 11, weiß nicht).
Die beiden Testpersonen, die der Aussage eher zustimmen (TP 12, 15), begründen ihre Antworten wie
folgt:
„Das ist ein Riesenthema. Wenn ich mir die ganzen islamischen Länder anschaue: Die Männer
sind die Prinzen und die Frauen nichts wert. Wenn so etwas zu uns schwappt und das übernommen
wird oder eine große Schicht der Bevölkerung so denkt, dann halte ich das nicht für
gut. Ich möchte nicht, dass meine Töchter mit Kopftuch rumlaufen müssen.“ (TP 12).
„Ein Beispiel: Die deutsche Tradition ist, dass man sonntags keine Wäsche raushängt. Seit bei
uns Albaner wohnen interessiert das keinen mehr. Weil da jetzt schon so viele wohnen, kann
man da jetzt nichts mehr dagegen machen. Richtig finde ich das nicht.“ (TP 15).
Diejenigen Testpersonen, die der Aussage „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ zustimmen, begründen
ihre Antworten damit, dass sie Einwanderer eher als Bereicherung denn als Bedrohung wahrnehmen (6
TPs), dass die Deutschen selbst für das Fortleben ihrer Kultur verantwortlich seien (2 TPs) oder dass die
Anzahl an Einwanderern noch zu gering sei, als dass diese eine Bedrohung für die deutsche Kultur
darstellen könnte (4 TPs):
„Dafür sind es noch zu wenige Einwanderer, als dass dadurch die Kultur bedroht wird.“ (TP 04)
„Es liegt immer an einem selber, an dem Volk selbst, inwiefern es das zulässt oder nicht. Wir
sind für unsere eigenen Traditionen verantwortlich.“ (TP 08)
„Nein, in erster Linie wird sie überwiegend bereichert.“ (TP 16)
Auf die Nachfrage hin, wie die deutsche Kultur bedroht werden könnte, nannten mit Ausnahme von
fünf Testpersonen (TP 03, 07, 08, 13, 14), die sich kein solches Szenario vorstellen konnten, alle Testpersonen
Einflüsse des Islams. Insbesondere das als anders wahrgenommene Verständnis von Geschlechterrollen
(„Ich möchte nicht, dass meine Töchter mit Kopftuch rumlaufen müssen.“, TP 12), die
Verdrängung der Mehrheitsreligion Christentum („Da denke ich an Debatten wie die Einführung von
Islam-Unterricht an Schulen.“, TP 04) sowie Extremisten werden als (potentiell) bedrohlich eingestuft.
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Einstellungen zu sozialen Gruppen