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Einleitungstext: Nun haben wir ein paar Fragen, die sich auf die Politik beziehen. Auch hier interessieren uns deine Erfahrungen und Einschätzungen.Fragetext: Wie sehr stimmst du den folgenden Aussagen zu?Instruktionen: Bitte mach in JEDER Zeile ein Kreuz.Antwortkategorien
1 stimme gar nicht zu
2
3
4
5
6
7 stimme voll und ganz zu
Befund/Empfehlungen zur Multi-Item-Skala:-
Befund zur Multi-Item-Skala:
Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 4 soll die externe Selbstwirksamkeit im politischen System messen. Das Ziel der kognitiven Nachfragen bestand darin, das Verständnis der einzelnen Items sowie die Fähigkeit, sich auf der Antwortskala zu verorten, zu untersuchen. Insbesondere wurde die siebenstufige, endpunktbenannte Antwortskala von Frage 4 mit der fünfstufigen, voll-verbalisierten Antwortskala in Frage 3 verglichen.
Leitfragen und Befunde:
Mit Ausnahme einer Testperson, die zwei Items (Items c und d) unbeantwortet ließ, beantworteten alle Testpersonen alle vier Items. Insbesondere fiel auf, dass die einzelnen Testpersonen für verschiedene Items hohe, mittlere und niedrige Werte der Selbstwirksamkeit angaben. Mehrere Testpersonen gaben an, dass ihnen die Beantwortung der Itembatterie schwerer fiel als die Einschätzung der persönlichen Selbstwirksamkeit im schulischen Kontext, was sich zusätzlich durch zögerliches Antworten und vermehrtem Abändern der Antwort vor und nach dem Probing zeigte.
Welche Art der Antwortskala bevorzugen die Testpersonen?
Nach dem Beantworten der Fragen 3 und 4 wurden die Testpersonen gebeten, die Antwortskalen der beiden Fragen zu bewerten. Vier der Testpersonen sprachen sich klar dafür aus, nur fünf Antwortoptionen anzuzeigen und diese voll zu beschriften. Durch die Beschriftung werde deutlicher, was man genau mit seiner Antwort sage (TP01). Bei der siebenstufigen Skala sei zwar ebenfalls klar, wo sich die Mitte befinde, allerdings sei die Abstufung zwischen den Werten 2 und 3 bzw. 5 und 6 nicht eindeutig, und werde durch die fehlende Beschriftung auch nicht klar. Eine weitere Testperson fand, dass beide Antwortskalen gleichermaßen verständlich seien und es frageabhängig sei. Eine Testperson fand die siebenstufige Skala besser, konnte dies aber nicht weiter begründen.
- Empfehlungen zur Multi-Item-Skala: Frageformat und Antwortoptionen: Wir empfehlen, diese Frage in einem Item-by-Item Design zu präsentieren. Bezüglich der beiden getesteten Antwortskalen, empfehlen wir die 5stufige, voll-verbalisierten Antwortskala aus Fragen 3 und 5. Alternativ zu diesem Vorgehen kann eine Umformulierung der Items und das Implementieren item-spezifischer Antwortoptionen in Erwägung gezogen werden (siehe Empfehlung zu Frage 3).
- Eingesetzte kognitive Technik/en: Category Selection Probing, Comprehension Probing, General/Elaborative Probing, Specific Probing, Emergent Probing
Items
Itemtext Item getestet a. Wenn ich eine politische Aktion organisieren will (z.B. eine Demo), traue ich mir das zu.- Itemtext: a. Wenn ich eine politische Aktion organisieren will (z.B. eine Demo), traue ich mir das zu.
- Empfehlungen: Die Ergebnisse des Pretests deuten auf keine Probleme des Items hin, weshalb es in seiner jetzigen Form belassen werden kann.
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Befund zum Item:
Was verstehen die Testpersonen unter dem Begriff „politische Aktion“?
Alle Testpersonen dachten vorwiegend an Demonstrationen, und begründeten dies damit, dass das Beispiel im Itemtext genannt wurde. Zudem beriefen sich einzelne Testpersonen auf verwandte politische Aktionsformate wie Kundgebungen und Umläufe (z. B. Black lives matter, TP03), bei denen Plakate oder Transparente genutzt werden und „protestiert wird“ (TP06) oder bei denen Reden gehalten werden („Ich habe an Situationen gedacht, in denen sich viele Menschen auf der Straße, im öffentlichen Bereich, treffen, um ein Thema zu besprechen.“, TP05). Zudem nannten einzelne Testpersonen das Sammeln von Unterschriften (TP01) und das Erheben von Umfragen zu politischen Meinungen (TP02), gaben aber an, nicht primär an diese Art der politischen Aktion gedacht zu haben.
Wie verorten sich die Testpersonen bei Item a auf der Antwortskala?
Keine der Testpersonen war politisch aktiv, hatte in der Vergangenheit an einer Demonstration oder anderen politischen Aktion teilgenommen, oder eine politische Aktion (mit)organisiert. In dieser Hinsicht stellte das Item für alle Testpersonen ein hypothetisches Szenario dar. Dennoch ordneten sich die Testpersonen ohne Probleme auf der Antwortskala ein. Die Testpersonen, die der Aussage eher nicht zustimmten (Werte 1 bis 3) erklärten, dass sie große Unsicherheit beim Planen einer politischen Aktion verspürten. Dabei zeigte sich keine deutliche Differenzierung zwischen den Werten 1 bis 3:
- „Ich würde mich niemals trauen, selbst eine Demo anzufangen oder zu organisieren. Nein, das könnte ich nicht.“ (TP02, Wert: 2)
- „Ich habe so etwas noch nie gemacht. Ich weiß gar nicht, wie man da vorgeht und habe Angst, dass ich etwas falsch machen könnte und es nur Stress gibt.“ (TP03, Wert: 3)
- „Ich habe noch nie an einer Demo teilgenommen. Es bereitet mir Stress daran zu denken, mit einem Haufen Leuten auf die Straße zu gehen. Es kann etwas bewirken, aber mir wäre das zu viel, und ich wäre schnell überfordert. Und eine Demo zu organisieren, hört sich für mich nicht ansprechend an.“ (TP04, Wert: 1)
- „Ich selbst engagiere mich nicht politisch in irgendeine Richtung und bin kein Parteimitglied. Ich würde keine politische Aktion organisieren, weil ich keinen Antrieb dazu habe […] Aber ich würde es mir auf jeden Fall zutrauen, beispielsweise eine Demo zu organisieren, weil ich ein ganz gutes Organisationstalent habe.“ (TP05, Wert: 6)
- „Ich würde es mir auf jeden Fall zutrauen, so etwas zu organisieren, aber ich habe kein Interesse daran.“ (TP06, Wert: 5)
- Thema der Frage: Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
- Konstrukt: Individuelle Selbstwirksamkeit im politischen Kontext
Jab. Von der Politik fühle ich mich fair behandelt.- Itemtext: b. Von der Politik fühle ich mich fair behandelt.
- Empfehlungen: Mehrere Testpersonen gaben an, bisher eher wenige Berührungspunkte mit der Politik gehabt zu haben und äußerten Schwierigkeiten, eine klare Meinung zu formulieren, was sich im Antwortverhalten in einer Tendenz zur Mitte äußerte. Wenn dies vermieden werden soll, sollte das Item durch eine Aussage ersetzt werden, die einen direkten Bezug zu der Auswirkung von Politik auf die Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen hat.
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Befund zum Item:
Was verstehen die Testpersonen unter einer „fairen Behandlung“ durch die Politik?
Alle Testpersonen bezogen das Item darauf, ob sie sich als Jugendliche und Minderjährige von der Politik fair behandelt fühlten. Eine Testperson erwähnte als Beispiel die Regelungen im Zuge der Corona-Pandemie, die Kinder und Jugendliche besonders stark betrafen, insbesondere die Lockdowns mit den eingeschränkten Möglichkeiten, Sport zu treiben und ins Kino zu gehen (TP01). Zudem erwähnten zwei Testpersonen die zeitweilige Notwendigkeit einer Corona-Impfung, um bestimmte Teile des gesellschaftlichen Lebens wahrzunehmen (TP01, 06) und dass es eine starre Altersgrenze von 12 Jahren gab, ab der Jugendliche die Erwachsenendosis nehmen mussten. Eine Testperson bezog finanzpolitische Themen ein, namentlich ob man als Kind bzw. Jugendlicher bei der Auszahlung der Energiepauschale im Herbst 2022 berücksichtigt werde oder ob es Freibeträge auf Minijobs für Jugendliche gibt (TP05). Meist bezogen sich die Testpersonen aber auf den allgemeinen Umgang der Politik mit Kindern und Jugendlichen (TP02) oder auf allgemeine Grundrechte wie die Meinungsfreiheit (TP03).
Wie verorten sich die Testpersonen bei Item b auf der Antwortskala?
Drei Testpersonen betonten, dass sowohl ihr Interesse an der Politik als auch ihre direkten Berührungspunkte mit der Politik bisher gering waren, und sie daher Schwierigkeiten hatten, das Item zu beantworten (TP03, 04, 06). Vor diesem Hintergrund lässt sich erklären, warum vier der sechs Testpersonen die Werte 3 und 4 in der Skalenmitte auswählten.
- Interviewer: „Sie haben eben mit den Schultern gezuckt als Sie die zweite Aussage gelesen haben. Woran haben Sie gerade gedacht?“
TP03: „Ich habe so zwischen der 1 und der 7 angekreuzt, das heißt so ungefähr die Mitte. Ich habe halt nicht wirklich etwas mit der Politik zu tun, das heißt ich kann nicht wirklich sagen, ob ich mich fair behandelt fühle oder eher nicht.“ (Wert: 4) - „Ich habe daran gedacht, was ich von meinem Umkreis höre, da ich mich nicht so sehr über die Politik informiere […] Deswegen habe ich einfach so ein Mittelding gemacht. Ich kann die Frage nicht wirklich sicher beantworten.“ (TP04, Wert: 4)
- Interviewer: „Sie haben eben mit den Schultern gezuckt als Sie die zweite Aussage gelesen haben. Woran haben Sie gerade gedacht?“
- Thema der Frage: Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
- Konstrukt: Individuelle Selbstwirksamkeit im politischen Kontext
Jac. Das politische System in Deutschland bietet mir Möglichkeiten, aktiv Einfluss auf die Politik zu nehmen.- Itemtext: c. Das politische System in Deutschland bietet mir Möglichkeiten, aktiv Einfluss auf die Politik zu nehmen.
- Empfehlungen: Die Ergebnisse des Pretests deuten auf keine Probleme des Items hin, weshalb es in seiner jetzigen Form belassen werden kann.
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Befund zum Item:
Im Gegensatz zum zweiten Item verorteten sich alle Testpersonen bei Item c an einem der Skalenenden oder direkt daneben (mit Ausnahme der Testperson, die das Item unbeantwortet ließ).
Was verstehen die Testpersonen unter dem „politischen System in Deutschland“?
Den meisten Testpersonen fiel es schwer zu erläutern, was sie unter dem politischen System in Deutschland verstanden, zeugten aber von einem grundsätzlich richtigen Verständnis, dass es sich um die demokratische Grundordnung handelte. Die Testpersonen umschrieben das politische System in Deutschland als das „Wahlsystem und Wahlrecht“ (TP01), als die „Demokratie“ (TP03) oder allgemein, „wie es in Deutschland funktioniert“ (TP06).
Was verstehen die Testpersonen darunter, „aktiv Einfluss auf die Politik zu nehmen“ und wie verorten sie sich auf der Antwortskala?
Die Testpersonen unterschieden sich nach den Möglichkeiten, die ihnen einfielen, aktiv Einfluss auf die Politik zu nehmen, und dieses Verständnis beeinflusste ihr Antwortverhalten systematisch. Vier Testpersonen dachten bei dem Ausdruck „aktiv Einfluss auf die Politik zu nehmen“ ausschließlich daran, ob sie wählen durften. Diese Testpersonen erklärten alle, dass sie noch nicht wählen dürften und somit nicht aktiv Einfluss auf die Politik nehmen könnten. Sie stimmten der Aussage (eher) nicht zu oder ließen sie unbeantwortet:
- „Ich kann ja zum Beispiel noch nicht wählen gehen. Ich finde es auch nicht falsch, dass nicht jeder [Teenager] wählen gehen kann, weil es viele gibt, die noch keine richtige Meinung haben.“ (TP01, Wert: 2)
- „Ich dachte daran, ob ich wählen kann. Das kann ich erst mit 18 und ich bin noch keine 18, deswegen kann ich noch gar nichts machen.“ (TP03, Wert: 1 stimme gar nicht zu)
- „Wählen darf ich als [Minderjährige*r] noch nicht. Mir fällt nicht ein, was ich tun könnte, um Einfluss zu nehmen.“ (TP04, keine Angabe)
- Thema der Frage: Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
- Konstrukt: Individuelle Selbstwirksamkeit im politischen Kontext
Jad. Politiker kümmern sich nicht darum, was ich denke.- Itemtext: d. Politiker kümmern sich nicht darum, was ich denke.
- Empfehlungen: Die Verneinung im Itemtext irritierte mehrere Testpersonen und führte dazu, dass sie sich teilweise verkehrt auf der Antwortskala einordneten. Wir empfehlen daher, das Item ohne Negation zu formulieren.
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Befund zum Item:
Was verstehen die Testpersonen unter den „Politikern“ in dieser Frage?
Vier Testpersonen dachten an Politiker im Allgemeinen, also nicht an spezielle Personen (TP01, 02, 04, 05). Dabei präzisierten einzelne, dass es um Politiker aus dem Landtag oder Bundestag gehe, sekundär noch um Lokalpolitiker (TP05) oder um alle Menschen, die in Parteien aktiv seien (TP04). Zwei Testpersonen dachten explizit an den amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz (TP03, 06).
Sind die Testpersonen davon irritiert von der Vorstellung, dass Politiker sich für die Meinung eines Einzelnen interessieren sollten und wie verorten sie sich auf der Antwortskala?
Item d beinhaltete eine Negation, so dass die Richtung der Antwortskala andersherum zu interpretieren ist als bei den drei vorausgehenden Items. Alle Testpersonen, die der Aussage (eher) zustimmten, argumentierten logisch korrekt, dass sie der Meinung seien, dass Politiker sich nicht für ihre individuelle Meinung interessieren würden:
- „Weil die Politiker nicht nach jedem Einzelnen gucken können […] habe ich die 5 angekreuzt, weil es sie eigentlich gar nicht interessiert, was ich denke.“ (TP03, Wert: 5)
- „Ich bin ein Mini-Fleck in der ganzen Menschheit und ich denke nicht, dass [die Politiker] sich darum kümmern, was ich denke.“ (TP02, Wert: 6)
- „Vielleicht würden sie sich darum kümmern, aber sie können gar kein Feedback kriegen, weil wir [Jugendliche] nicht wählen dürfen.“ (TP06, Wert: 6)
- „Ich kann nicht wählen gehen oder als Politiker antreten. Das Einzige, was ich machen könnte [um gehört zu werden], wäre ein Social Media Video zu drehen, zum Beispiel ein TikTok Video. Aber ich weiß nicht, ob sie so etwas beachten würden, ich denke eher nicht. Die machen halt das, was ihre Berater ihnen sagen, und nicht was ein [Teenager] ihnen sagt.“ (TP01, Wert: 3)
- „Politiker können sich nicht darum kümmern, was jeder Einzelne denkt, das ist ja gerade der Job von einem Politiker, dass er nicht nur für eine Person spricht, sondern für eine größere Gruppe. Es interessiert den Politiker auf jeden Fall, was seine Wähler denken, aber nicht was ich als einzelne Person denke.“ (TP05, Wert: 3)
Insgesamt schienen sich die Testpersonen einig zu sein, dass Politiker sich eher für die Meinung von Gruppen als von Einzelpersonen interessieren:
- „Ich habe schonmal davon gehört, dass Politiker an großen Schulen Vorträge halten und mit den Schülern reden […] Angenommen, ein neues [Gesetz] würde gemacht werden und viele Leute wie ich würden sich beschweren. Dann würden sich die Politiker darum kümmern, und somit auch um das, was ich denke. Aber wenn sich nicht eine große Bewegung bildet, würden sie sich auch nicht darum kümmern.“ (TP04)
- Thema der Frage: Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
- Konstrukt: Individuelle Selbstwirksamkeit im politischen Kontext
Ja