Multi-Item-Skala:

Itemtext:

d. Politiker kümmern sich nicht darum, was ich denke.

Verschiedene Antwortformate getestet:

Nein

Befund zum Item:

Was verstehen die Testpersonen unter den „Politikern“ in dieser Frage?
Vier Testpersonen dachten an Politiker im Allgemeinen, also nicht an spezielle Personen (TP01, 02, 04, 05). Dabei präzisierten einzelne, dass es um Politiker aus dem Landtag oder Bundestag gehe, sekundär noch um Lokalpolitiker (TP05) oder um alle Menschen, die in Parteien aktiv seien (TP04). Zwei Testpersonen dachten explizit an den amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz (TP03, 06).

Sind die Testpersonen davon irritiert von der Vorstellung, dass Politiker sich für die Meinung eines Einzelnen interessieren sollten und wie verorten sie sich auf der Antwortskala?
Item d beinhaltete eine Negation, so dass die Richtung der Antwortskala andersherum zu interpretieren ist als bei den drei vorausgehenden Items. Alle Testpersonen, die der Aussage (eher) zustimmten, argumentierten logisch korrekt, dass sie der Meinung seien, dass Politiker sich nicht für ihre individuelle Meinung interessieren würden:
  • „Weil die Politiker nicht nach jedem Einzelnen gucken können […] habe ich die 5 angekreuzt, weil es sie eigentlich gar nicht interessiert, was ich denke.“ (TP03, Wert: 5)
  • „Ich bin ein Mini-Fleck in der ganzen Menschheit und ich denke nicht, dass [die Politiker] sich darum kümmern, was ich denke.“ (TP02, Wert: 6)
  • „Vielleicht würden sie sich darum kümmern, aber sie können gar kein Feedback kriegen, weil wir [Jugendliche] nicht wählen dürfen.“ (TP06, Wert: 6)
Testperson 06 schien allerdings zunächst von der geänderten Skalenrichtung verwirrt zu sein, da sie erst den Wert 2 auswählte, und nach längerem Zögern auf den Wert 6 wechselte. Zudem verortete sich eine Testperson, die der Aussage eher nicht zustimmte, klar auf der falschen Seite der Antwortskala:
  • „Ich kann nicht wählen gehen oder als Politiker antreten. Das Einzige, was ich machen könnte [um gehört zu werden], wäre ein Social Media Video zu drehen, zum Beispiel ein TikTok Video. Aber ich weiß nicht, ob sie so etwas beachten würden, ich denke eher nicht. Die machen halt das, was ihre Berater ihnen sagen, und nicht was ein [Teenager] ihnen sagt.“ (TP01, Wert: 3)
Eine weitere Testperson kommentierte die geänderte Richtung der Skala. Auch bei dieser Testperson deutete die Begründung ihrer Antwort allerdings darauf hin, dass sie eher einen Wert auf der anderen Seite der Antwortskala hätte wählen müssen:
  • „Politiker können sich nicht darum kümmern, was jeder Einzelne denkt, das ist ja gerade der Job von einem Politiker, dass er nicht nur für eine Person spricht, sondern für eine größere Gruppe. Es interessiert den Politiker auf jeden Fall, was seine Wähler denken, aber nicht was ich als einzelne Person denke.“ (TP05, Wert: 3)
Schließlich ließ eine Testperson das Item unbeantwortet, weil sie nicht wisse, ob Politiker sich darum kümmern würden, was sie denke (TP04).
Insgesamt schienen sich die Testpersonen einig zu sein, dass Politiker sich eher für die Meinung von Gruppen als von Einzelpersonen interessieren:
  • „Ich habe schonmal davon gehört, dass Politiker an großen Schulen Vorträge halten und mit den Schülern reden […] Angenommen, ein neues [Gesetz] würde gemacht werden und viele Leute wie ich würden sich beschweren. Dann würden sich die Politiker darum kümmern, und somit auch um das, was ich denke. Aber wenn sich nicht eine große Bewegung bildet, würden sie sich auch nicht darum kümmern.“ (TP04)

Empfehlungen:

Die Verneinung im Itemtext irritierte mehrere Testpersonen und führte dazu, dass sie sich teilweise verkehrt auf der Antwortskala einordneten. Wir empfehlen daher, das Item ohne Negation zu formulieren.