Panelbefragung „Leben im Viertel (LiV)“ – Fragen zur sozialen Offenheit, Kontrolle und Diskriminierung in der Nachbarschaft
Einleitungstext:Als Nächstes interessiert uns, wie Sie die Menschen, die in Ihrer Nachbarschaft leben, mit unterschiedlichen Eigenschaften beschreiben würden.
Fragetext:Sehen Sie sich bitte jedes der folgenden Eigenschaftspaare an: Welche der Eigenschaften beschreibt die Menschen in Ihrer Nachbarschaft jeweils besser?
Befund zur Multi-Item-Skala:Die zehn Items von Frage 6 wurden von 239 Testpersonen beantwortet, wobei die Testpersonen bei allen Items die gesamte Skalenbreite nutzten (s. Tabelle 7). Eine Testperson lies die zehn Items unbeantwortet.
Ziel des Pretests war zu untersuchen, warum Testpersonen sich bei den Adjektivpaaren für die jeweilige Antwort entschieden haben und an welche konkreten Erlebnisse sie bei der Beantwortung gedacht haben. Darüber hinaus sollte ermittelt werden, ob die Testpersonen Schwierigkeiten hatten, ihre Nachbarschaft anhand der verschiedenen Adjektivpaare einzuordnen.
Die kognitiven Nachfragen (N1_F6, N2_F6 und N3_F6, s. Anhang) wurden den 116 Testpersonen gestellt, die (zufällig) Gruppe 2 zugewiesen wurden. Jeweils etwa 20 Testpersonen erhielten eine Nachfrage zu den Items b, d, f, g, i und j.
Bei den Items b, d, g, und j passten die von den Befragten genannten Erlebnisse zu den Adjektivpaaren und ihre Begründungen zu den jeweils ausgewählten Skalenwerten. Item f wurde von einigen Befragten falsch interpretiert und bei Item i hatten Testpersonen teilweise Probleme, ihre Nachbarschaft anhand des Adjektivpaars „ineffizient – effizient“ zu bewerten.
Insgesamt 26 Testpersonen gaben an, die Beantwortung sei ihnen „eher schwer“ oder „sehr schwer“ gefallen, was hauptsächlich damit begründet wurde, dass ihnen die nötigen Informationen zu den Nachbarn fehlen würde oder sie keinen, nur wenig oder nur oberflächlichen Kontakt zu den Nachbarn hätten.
Empfehlungen zur Multi-Item-Skala:Die Ergebnisse des Pretests deuten auf Probleme bei Item f und i hin. Bei Item f wurde zum Teil „sorglos“ als „sich keine Sorgen machend“ interpretiert anstatt als „unachtsam/leichtfertig“. Wir empfehlen daher Item f mit einem klareren Gegensatzpaar wie zum Beispiel „Ordentlich“ – „Unordentlich“ zu ersetzen.
Bei Item i hatten die Testpersonen Schwierigkeiten, ihre Nachbarn nach ihrer Effizienz zu beurteilen bzw. blieb aus den Erklärungen mancher Testpersonen offen, ob sie ihre Nachbarn überhaupt nach dieser Dimension beurteilen können. Wir empfehlen daher, Item i zu streichen.
Bei den restlichen Adjektivpaaren passten die genannten Erlebnisse zu den jeweiligen Dimensionen und die Begründungen der Testpersonen zu den ausgewählten Skalenwerten. Diese können daher belassen werden.
Befund zum Item:Bei Item b passten die von den Befragten genannten Erlebnisse zu dem Adjektivpaar und ihre Begründungen zu den jeweils ausgewählten Skalenwerten.
„Es gibt tolerante Nachbarn, aber es gibt auch solche, die über jeden und alles herziehen und so gar nicht tolerant sind.“ (TP757, Skalenwert 3)
„In meiner Nachbarschaft leben Menschen aus mehreren Nationen und es gibt nur wenige Nachbarn, die Vorbehalte haben.“ (TP591, Skalenwert 4)
„Man toleriert gegenseitig die wechselseitigen Einflusssphären und Lebensbedingungen. Der ausnahmsweise auch um die Mittagszeit rasenmähende Nachbar wird toleriert, weil man weiß, dass er beruflich sehr stark eingespannt ist und praktisch kaum Freizeit zu normalen Zeiten hat, um solche Arbeit auszuführen.“ (TP717, Skalenwert 5)
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Wohnen & Leben
Itemtext:An Gewohnheiten festhaltend - Offen für Neues
Empfehlungen:-
Befund zum Item:Bei Item d passten die von den Befragten genannten Erlebnisse zu dem Adjektivpaar und ihre Begründungen zu den jeweils ausgewählten Skalenwerten.
„Jeder macht das, was er immer zur gleichen Zeit macht.“ (TP522, Skalenwert 1)
„Diese Antwort habe ich gegeben, da im Großen und Ganzen in meiner Nachbarschaft die Meinung vorherrscht, dass alles eher so bleiben sollte wie es war.“ (TP548, Skalenwert 2)
„Mir ist in die Richtung nichts Besonderes aufgefallen, sodass ich die Nachbarschaft im Mittelfeld einstufen würde.“ (TP455, Skalenwert 3)
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Wohnen & Leben
Empfehlungen:Bei Item f wurde zum Teil „sorglos“ als „sich keine Sorgen machend“ interpretiert anstatt als „unachtsam/leichtfertig“. Wir empfehlen daher Item f mit einem klareren Gegensatzpaar wie zum Bei-spiel „Ordentlich“ – „Unordentlich“ zu ersetzen.
Befund zum Item:2 von 21 Befragten, die eine kognitive Nachfrage zu diesem Adjektivpaar bekommen haben, interpretierten den Begriff "sorglos" als "sich keine Sorgen machend" und nicht wie intendiert als „unachtsam/leichtfertig“:
„Haben alle ihr Eigenheim [und sind] sozial abgesichert.“ (TP529, Skalenwert 2)
„Sie sind sehr gewissenhaft in dem was sie tun und nicht frei von Sorgen.“ (TP605, Skalenwert 5)
Die Begründungen der restlichen Testpersonen passten zu den jeweils ausgewählten Skalenwerten:
„Handeln im Umgang der sozialen Maßnahmen (Müll entsorgen oder um Sicherheit kümmern) [ist] schlecht.“ (TP1022, Skalenwert 2)
„Gepflegtes Viertel mit gutem Umgangston.“ (TP800, Skalenwert 4)
„Alle haben sich an die Regeln gehalten und auch alle respektieren die Hausordnung.“ (TP778, Skalenwert 5)
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Wohnen & Leben
Befund zum Item:Bei Item g passten die von den Befragten genannten Erlebnisse zu dem Adjektivpaar und ihre Begründungen zu den jeweils ausgewählten Skalenwerten.
„Da denke ich an Personen, die den Müll durchwühlen, an Gruppen, die sich zu ungewöhnlichen Uhrzeiten vor dem Supermarkt versammeln.“ (TP689, Skalenwert 2)
„Weil es sich um ganz normale unkomplizierte Menschen handelt, ohne kriminellen Hintergrund.“ (TP455, Skalenwert 5)
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Wohnen & Leben
Empfehlungen:Bei Item i hatten die Testpersonen Schwierigkeiten, ihre Nachbarn nach ihrer Effizienz zu beurteilen bzw. blieb aus den Erklärungen mancher Testpersonen offen, ob sie ihre Nachbarn überhaupt nach dieser Dimension beurteilen können. Wir empfehlen daher, Item i zu streichen.
Befund zum Item:Bei Item i war auffallend, dass einige Befragte keine Antwort auf die kognitive Nachfrage gaben oder erwähnten, dass sie Probleme hätten, ihre Nachbarschaft als effizient oder ineffizient zu beschreiben:
„Ich verstehe nicht, wie ich meine Nachbarschaft mit ineffizient und effizient beschreiben soll. Das passt mehr zu einer gewerblichen Frage.“ (TP558, Skalenwert 3)
„Ich finde [es] schwierig eine Nachbarschaft auf Effizienz zu bewerten.“ (TP561, Skalenwert 1)
„Weiß ich nicht genau.“ (TP764, Skalenwert 4)
„Könnte die Frage nicht beantworten.“ (TP1025, Skalenwert 3)
Darüber hinaus bezogen sich die Begründungen und genannten Erlebnisse der Befragten nicht zwangsläufig auf die Adjektive „effizient“ und „ineffizient“, was den Schluss nahelegt, dass die Befragten sie umgedeutet haben, um sie auf ihre Nachbarschaft beziehen zu können:
„Weil sich jeder an die Regeln hält.“ (TP820, Skalenwert 5)
„Freundlich, wie immer.“ (TP620, Skalenwert 4)
„Sind alle sehr korrekt hier. Wissen, was sie tun.“ (TP757, Skalenwert 4)
„Kommunikation stimmt.“ (TP400, Skalenwert 4)
Thema der Frage:Gesellschaft & Soziales/ Wohnen & Leben
Befund zum Item:Bei Item j passten die von den Befragten genannten Erlebnisse zu dem Adjektivpaar und ihre Begründungen zu den jeweils ausgewählten Skalenwerten.