Befund zur Multi-Item-Skala:Wie aus Tabelle 9 (s. PDF des Berichts) hervorgeht, gab es bei Frage 8 keinen Item-Nonresponse, d. h. alle fünf Items wurden von den 240 Testpersonen beantwortet. Die Testpersonen nutzten bei allen Items die gesamte Skalenbreite. Dem Bau von Windrädern, einer Hochspannungsleitung unter der Erde und einer großflächigen Solaranlage stimmte die Mehrheit der Befragten zu (Item a: 62 %, Item b: 59 %, Item d: 67 %). Der Bau einer Hochspannungsleitung mit Masten und eines modernen Kernkraftwerks wurde dagegen von mehr Testpersonen abgelehnt als befürwortet (Item c: 44 % vs. 22 %, Item e: 55 % vs. 26 %). Bei den Items b und c war darüber hinaus der Anteil der Befragten, die die Mittelkategorie ausgewählten, verhältnismäßig groß (Item b: 28 %, Item c: 34 %).
Ziel des Pretests war zu untersuchen, ob den Testpersonen der Zusammenhang zwischen den in den Items b, c und e genannten Infrastrukturmaßnahmen und dem Klimaschutz klar war und ob die Begründungen ihrer Antworten zu den gewählten Skalenwerten passten. Die entsprechenden kognitiven Nachfragen (N1_F8, s. Leitfaden unter "Downloads") wurden den 116 Testpersonen gestellt, die (zufällig) Gruppe 2 zugewiesen wurden. Jeweils etwa ein Drittel dieser Testpersonen erhielt eine Nachfrage zu Item b, c und e.
Der Zusammenhang zwischen den genannten Infrastrukturmaßnahmen und dem Klimaschutz wird nur von einer Testperson (TP365) bei Item c in Frage gestellt („Hochspannungsleitung mit Masten sind doch der Normalzustand? Warum im Zuge einer klimafreundlichen Energiepolitik?“, Antwort: Teils-teils). Keine weitere Testperson kommentierte den Zusammenhang zwischen den Items und dem Klimaschutz.
Mit Ausnahme einiger weniger Testpersonen, die keine auswertbaren Antworten auf die kognitiven Nachfragen gaben, passten die Begründungen der Befragten zu den jeweils ausgewählten Skalenwerten.
Empfehlungen zur Multi-Item-Skala:Die Ergebnisse des Pretests deuten auf keine Probleme der Frage hin. Nichtsdestotrotz empfehlen wir, die Antwortskala anzupassen, um zu verdeutlichen, dass es bei dieser Frage um die Befürwortung oder Ablehnung von Klimaschutzmaßnahmen und nicht um die Zustimmung zu bestimmten Aussagen geht:
Würden Sie es befürworten oder ablehnen, wenn im Zuge einer klimafreundlichen Energiepolitik in Ihrer Umgebung…
Antwortoptionen: Würde ich… sehr befürworten, eher befürworten, weder noch, eher ablehnen, sehr ablehnen
Eingesetzte kognitive Technik/en:General Probing
Items
Itemtext
Item getestet
...Windräder gebaut werden sollen?
Nein
...eine Hochspannungsleitung in der Erde verlegt werden soll?
Itemtext:...eine Hochspannungsleitung in der Erde verlegt werden soll?
Empfehlungen:Belassen.
Befund zum Item:Eine ablehnende Haltung gegenüber der Verlegung von Hochspannungsleitungen in der Erde (Item b) wurde zumeist damit begründet, dass man Zweifel an deren Sicherheit habe, sie weniger effizient als oberirdische Leitungen und nicht nachhaltig seien oder die erforderlichen Baumaßnahmen abgelehnt würden. Testpersonen, die die Infrastrukturmaßnahmen befürworteten, begründeten dies damit, dass eine Verlegung unter der Erde praktisch, sicher und optisch nicht störend sei:
„Ich weiß nicht, ob das sicher ist.“ (TP231, Antwort: Stimme eher nicht zu)
„Die Verlegung unter die Erde ist deutlich teurer, mindert die Effizienz und dauert vermutlich länger.“ (TP345, Antwort: Stimme eher nicht zu)
„Bietet viele Vorteile (z. B. sicher gegen Stürme, besser für die Umwelt, schöner).“ (TP294, Antwort: Stimme voll und ganz zu)
„Ist notwendig für die Zukunft und unter der Erde stört es die Sicht in der Natur nicht.“ (TP382, Antwort: Stimme voll und ganz zu)
Auch wenn der Anteil der Testpersonen, welche bei Item b die Mittelkategorie auswählten, vergleichsweise groß war, wiesen deren Antworten auf die kognitive Nachfrage nicht auf Verständnisprobleme hin, sondern entsprachen eher einer „mittleren“ Zustimmung, d. h. die Maßnahme wurde weder eindeutig abgelehnt noch befürwortet:
„Ich bin dafür, wenn sie vernünftig und gut isoliert ist und wenn die Ausgrabungen nicht zu viel Fläche nutzen. Wichtig ist, dass der Ursprungszustand möglichst wieder hergestellt wird bzw. gut von Stromgesellschaften entschädigt wird.“ (TP384, Antwort: Teils-teils)
„Ich denke, dass Reparaturarbeiten aufwendig sind, Straßen müssen geöffnet werden etc.“ (TP392, Antwort: Teils-teils)
Itemtext:...eine Hochspannungsleitung mit Masten gebaut werden soll?
Empfehlungen:Belassen.
Befund zum Item:Bei Item c wurde eine ablehnende Haltung damit begründet, dass Hochspannungsleitungen mit Masten (insbesondere bei Unwettern) eine Gefahr darstellten und sie optisch störend seien. Wer dem Item zustimmte, begründete diese vor allem mit der Notwendigkeit von Masten für die Stromversorgung oder damit, dass diese die Regel seien und man sich bereits daran gewöhnt habe:
„Ich denke, das sieht nicht gut aus, da gibt es heute andere Möglichkeiten. Und für die Gesundheit ist es auch nicht gut, diese in seiner Nähe zu haben.“ (TP410, Antwort: Stimme überhaupt nicht zu)
„Weil es diese in meinem Umfeld gibt und das quer über Felder. Und wenn wie momentan orkanmäßige Winde wehen, schleudern diese gefährlich in der Luft herum. Ich bin mir nicht sicher, ob diese nicht einmal herunter kommen oder sogar ein Mast umknickt.“ (TP318, Stimme eher nicht zu)
„In der Region, in der ich wohne, gibt es Hochspannungsleitungen mit Masten und daher sind wir daran gewöhnt und ich hätte nichts dagegen.“ (TP314, Antwort: Stimme eher zu)
„Jeder braucht Strom, also braucht es auch Stromleitungen.“ (TP422, Antwort: Stimme eher zu)
Vereinzelt (n = 4) wurde die Möglichkeit, Hochspannungsleitungen mit Masten am Wohnort der Testpersonen zu bauen, angezweifelt, da sie in einer Großstadt bzw. der Innenstadt wohnten:
„Hier ist alles dicht bebaut, wo soll da Platz sein für Hochspannungsleitungen?“ (TP258, Antwort: Stimme eher nicht zu)
„Kommt in der Innenstadt nicht vor.“ (TP506, Antwort: Teils-teils)
„Die Frage ist eigentlich für mich nicht relevant, weil es nicht machbar ist, durch ein Wohngebiet eine Hochspannungsleitung zu verlegen. Im Gegenteil, bestehende Hochspannungsleitungen werden wegen Bau von Wohnungen rückgebaut.“ (TP296, Antwort: Teils-teils)
„Was für ein Unfug. Der Platz in Wohngebieten ermöglicht nicht ansatzweise, dort Hochspannungsleitungen zu bauen. Sollen dafür Wohnhäuser abgerissen werden?“ (TP325, Antwort: Stimme überhaupt nicht zu)
Auch bei Item c wiesen die Antworten der Testpersonen, welche die Mittelkategorie ausgewählt hatten, nicht auf Verständnisprobleme hin, sondern entsprachen eher einer neutralen oder ambivalenten Haltung:
„Das kenne ich noch aus meiner Jugend und fand es nicht dramatisch.“ (TP390, Antwort: Teils-teils)
„Weil ich nicht genug über die Vor- bzw. Nachteile Bescheid weiß.“ (TP340, Antwort: Teils-teils)
Itemtext:...ein modernes Kernkraftwerk in Betrieb genommen werden soll?
Empfehlungen:Belassen.
Befund zum Item:Bei Item e begründeten die Testpersonen, welche der Aussage nicht zustimmten, ihre Antworten meist mit der Gefahr von nuklearen Unfällen oder damit, dass die Atomenergie eine veraltete und umweltschädliche Technologie sei. Testpersonen, die der Aussage zustimmten, argumentierten dagegen, dass es sich bei der Kernkraft um saubere Energie handele, moderne Kernkraftwerke sicher seien oder Atomenergie notwendig sei, da die ausschließliche Versorgung mit Ökostrom nicht ausreiche:
„Ich habe Angst vor einem Unfall, ob material- oder menschenbedingt.“ (TP367, Antwort: Stimme überhaupt nicht zu)
„Auch wenn Kernenergie auf dem Papier grüne Energie ist, so stellt sich doch die Frage nach der Endlagerung, die alles andere als nachhaltig ist.“(TP407, Antwort: Stimme überhaupt nicht zu)
„Kernkraft ist ein guter Beitrag, um klimaneutral zu werden. Moderne Kernkraftwerke sind sicher.“ (TP339, Antwort: Stimme eher zu)
„Kernkraftwerke, ob man sie mag oder nicht, gehören zu den größten Stromlieferanten, die es gibt. Durch die Abschaltung der Kraftwerke entsteht eine solche große Lücke, wodurch man den Strom von anderen Ländern, die ebenso Kernkraftwerke haben, importieren muss.“ (TP472, Antwort: Stimme voll und ganz zu)