Itemtext | Aktiv getestet |
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Sich die meiste Zeit unglücklich, traurig oder deprimiert fühlen (2)Itemtext:
Sich die meiste Zeit unglücklich, traurig oder deprimiert fühlen (2)
Empfehlungen:
Wir empfehlen, das Item in zwei Items aufzuteilen, wobei das eine nach „unglücklich oder traurig“ und das andere nach „deprimiert“ oder „niedergeschlagen“ fragt:
„Ich fühlte mich unglücklich oder traurig.“ „Ich fühlte mich deprimiert/niedergeschlagen.“ Befund zum Item:Was verstehen die Testpersonen darunter, sich „unglücklich, traurig oder deprimiert“ zu fühlen?
Während alle Testpersonen aus dem Irak angaben, sich „moderat“ oder sogar „ziemlich“ unglücklich, traurig oder deprimiert zu fühlen, gaben die Testpersonen aus Syrien an, dass dies „überhaupt nicht“, „wenig“ oder „moderat“ zutreffe. Die Testpersonen aus Afghanistan nutzten die gesamte Bandbreite an Antworten, wobei „wenig“ die am häufigsten gewählte Antwortkategorie war und somit eher den syrischen Testpersonen glich. Ein weiterer Unterschied zwischen den Testpersonen aus dem Irak einerseits und aus Syrien und Afghanistan andererseits lag darin, dass ausschließlich Testpersonen aus Syrien und Afghanistan (SY01, SY02, SY04, DA05, DA06) einen deutlichen Unterschied zwischen „unglücklich/traurig“ einerseits und „deprimiert“ andererseits machten. Dabei wurde Traurigkeit als etwas beschrieben, was durch ein äußeres Ereignis verursacht werde (SY01), wie beispielsweise durch Krieg sein Haus oder seine Heimat (SY01, SY02) oder auch eine wichtige Person zu verlieren (SY03, SY04). Traurigkeit sei ein negatives Gefühl, wenn man keine Freude empfinde (DA05), aber ein eher kurzfristiges Gefühl (DA06). Deprimiertheit hingegen sei ein stärkeres negatives Gefühl als Traurigkeit (DA05), das eher mit einer Depression gleichzusetzen (DA06), und vor allem anhaltender als Traurigkeit sei (SY02, DA06). Zudem werde Deprimiertheit nicht durch äußere Ereignisse hervorgerufen, sondern man trage es in sich (SY01). Eine Testperson erklärte, Traurigkeit empfinde man, wenn man jemanden verliere, wohingegen man Deprimiertheit empfinde, wenn man grundsätzlich niemanden habe (SY04). Für eine Testperson aus Afghanistan enthielt das Item sogar einen doppelten Stimulus. Sie selbst sei zwar öfter traurig, aber überhaupt nicht deprimiert, und wisse daher nicht, wie sie antworten solle (DA06, Antwort: keine Angabe). Keine der Testpersonen aus dem Irak machte explizit diese Unterscheidung zwischen Traurigkeit/Unglücklichsein und Deprimiertheit, und alle verwendeten alle drei Begriffe synonym in ihren Erläuterungen. Trotz dieser Unterschiede nannten die Testpersonen aus allen drei Ländern ähnliche Auslöser und auch Auswirkungen der Gefühle, so dass das Item als Ganzes über alle drei Herkunftsländer hinweg gleich verstanden wurde. Zustände, in denen man sich „unglücklich, traurig oder deprimiert“ fühle, wurden oft im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld geschildert. So ging es manchen Testpersonen um den Verlust von Familienmitgliedern (SY03, SY04), anderen dagegen um den Zustand des Alleinseins (SY04, IR01) und der Einsamkeit (SY02, DA02). Von einer Testperson wurde die Distanz zur Familie angesprochen, die sich im Herkunftsland befinde (IR06). Sich nicht in Deutschland integrieren zu können (aktuell aufgrund der Corona-Pandemie; SY06) und allgemeine Ungewissheit bezüglich der Zukunft (IR02, IR04) wurden ebenfalls als Anlässe genannt. Zu den genannten Auswirkungen gehörten Gefühle der Unruhe (DA02), aber auch das Bedürfnis, sich in sich zurückzuziehen (DA05). Thema der Frage:
Gesundheit/ Beschwerden
Konstrukt:Gesundheit-Screener
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Ja |
Sich ruhelos fühlen, nicht stillsitzen können (8)Itemtext:
Sich ruhelos fühlen, nicht stillsitzen können (8)
Empfehlungen:
Um die Itemformulierungen zu vereinheitlichen, empfehlen wir folgende Formulierung:
„Ich fühlte mich ruhelos, konnte nicht stillsitzen.“ Befund zum Item:Wie verstehen die Testpersonen darunter, „nicht stillsitzen“ können?
Über beide Sprachen und alle drei Herkunftsländer hinweg zeigten die Testpersonen ein gutes und sehr homogenes Verständnis des Items. Die einzige Ausnahme stellte eine Testperson aus Syrien (SY05) dar, welche den ersten Teil des Items „sich ruhelos fühlen“ nicht verstand. Zudem konnte sie sich ausschließlich körperliche Ursachen für „nicht stillsitzen können“ vorstellen. Diese Testperson zeigte mehrfach Verständnisprobleme im Laufe des Interviews. Alle anderen Testpersonen verstanden das Item im intendierten Sinne, dass sich innere Unruhe körperlich ausdrücken könne, so dass man nicht mehr stillsitzen könne. Zwischen den Herkunftsländern zeigten sich kaum Unterschiede bezüglich der genannten Auslöser und Auswirkungen dieses Gefühls. Die Testpersonen umschrieben den Gefühlszustand hauptsächlich als Unruhe (SY02, SY05, DA02, DA03), Aufregung (DA01) oder Nervosität (SY03, IR04, IR05). Die Gründe für Ruhelosigkeit oder „nicht stillsitzen können“ sahen die arabischsprachigen Testpersonen aus Syrien und dem Irak eher in psychischen Aspekten, wie Trauer (SY06) oder einem inneren Druck (IR01, IR02). Die Testpersonen aus Afghanistan schilderten zudem Aspekte rund um die Arbeit, wie Arbeitslosigkeit (DA02) oder erfolglose Bewerbungen (DA03), sowie familiäre Probleme (DA02) und Lebensumstände (DA04, DA05). Nur eine Testperson erklärte, dass Gefühl der Ruhelosigkeit, zumindest in ihrem Fall, vor allem auf persönliche Veranlagung zurückzuführen sei (SY02). Thema der Frage:
Gesundheit/ Beschwerden
Konstrukt:Gesundheit-Screener
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Ja |
Leicht weinen zu müssen (9)Itemtext:
Leicht weinen zu müssen (9)
Empfehlungen:
Wir empfehlen, das Item so zu formulieren, dass deutlich wird, dass es sich nicht um die allgemeine Disposition zum Weinen, sondern um eine Abweichung vom Allgemeinzustand handelt:
„Ich weinte schnell, auch ohne besonderen Anlass.“ Befund zum Item:Wird die Frage danach, „leicht weinen zu müssen“, als unangenehm empfunden?
Bei der Übersetzung des Items ins Arabische und Dari wurden aufseiten der Übersetzer Befürchtungen geäußert, dass die Übersetzung im Sinne von „weinerlich“ oder sogar „Weinen vorzuspielen“ aufgefasst werden und die Frage den Testpersonen unangenehm sein könne. Die kognitiven Interviews enthielten Anzeichen dafür, dass insbesondere die arabischsprachigen Testpersonen das Item als unangenehm empfanden oder zumindest beim Beantworten sichergehen wollten, dass sie sich selbst nicht als weinerlich darstellten. Diese Fälle werden im Folgenden erläutert. Zwei Testpersonen ließen das Item unbeantwortet (SY05, IR05). Beide erklärten spontan, dass sie die Frage nicht verstehen würden. SY05 wollte wissen, ob es um sie selbst ginge oder allgemein um andere Menschen. Obgleich sie allgemein antworten sollte, gab sie als Antwort, solche Situationen nicht zu kennen. Auf die Nachfrage, ob sie sich vorstellen könne, wieso jemand anderes angeben könnte, leicht weinen zu müssen, antwortete sie, dass dies wohl mit der Psyche dieser Person zu tun habe. Die Testperson schien jede Auseinandersetzung mit dem Thema Weinen vermeiden zu wollen. IR05 erklärte, dass sie schnell weinen müsse, wenn sie etwas störe, was einen Freund oder Familienangehörigen betreffe, vor allem aber sei es so, dass manche Menschen grundsätzlich schnell weinen würden. Sie entschied sich dafür, die Frage unbeantwortet zu lassen. Zwei weitere Testpersonen, die die Frage mit „überhaupt nicht“ beantworten, gaben ebenfalls spontan Verständnisprobleme an (SY01, SY03). So bemerkte eine Testperson, dass sie die Frage nicht verstehe, und fragte, was sie denn zum Weinen bringen sollte (SY03). Bilder und Videos, die ihre Heimat unter Beschuss zeigten, brächte sie natürlich zum Weinen, sonst geschehe dies aber nicht. Schließlich vergewisserte sich eine vierte Person, ob es sich um Tränen der Freude oder der Trauer handele (SY01). Sie entschied selbst, dass es um Tränen aus Traurigkeit gehe. Des Weiteren erklärte eine Testperson, dass Tränen zu zeigen, ein Zeichen von Schwäche sei (SY02, Antwort: wenig). Die restlichen sieben arabischsprachigen und alle darisprachigen Testpersonen schienen, die Frage nicht als unangenehm zu empfinden. Dabei stellten verstärkt die arabischsprachigen Testpersonen ihre Persönlichkeit und Veranlagung zum Weinen in den Mittelpunkt ihrer Antworten. So erklärten vier arabischsprachige Testpersonen, dass sie sich selbst als sehr emotional und einfühlsam beschreiben und deswegen leichter weinen würden (SY04, SY06, IR01, IR03). Anlässe dafür seien, wenn sie andere Menschen weinen sähen (SY04), wenn sie mitbekämen, dass es anderen schlecht gehe, weil sie ihre täglichen Aufgaben nicht schafften (IR01), bei Filmen oder Serien (SY04, SY06) oder auch, um ihre Gefühlslage auszudrücken (IR03). Eine weitere Testperson sagte von sich, dass es ihr grundsätzlich sehr schwer falle zu weinen, insbesondere vor anderen Menschen (IR02). Die Testpersonen aus Afghanistan bezogen in ihre Erklärungen hingegen stärker konkrete Situati-onen ein, die sie leicht zum Weinen brächten. So erklärten zwei Testpersonen, dass dies vor allem durch Erinnerungen und Nachrichten aus ihrer Heimat (DA02, DA03, DA05) oder zwischenmenschliche Konflikte (DA03, DA05) ausgelöst werde. Über beide Sprachen hinweg bezog sich nur eine Testperson (DA02) in ihrer Antwort explizit auf den Zeitraum der letzten vier Wochen. Zusammenfassend wurde das Item von mehreren Testpersonen als unangenehm empfunden; zudem verstanden mehrere Testpersonen das Item so, dass es um ihre allgemeine Disposition zum Weinen ginge. Wenn der Gesundheits-Screener erfassen soll, ob die Befragten in den letzten vier Wochen häufiger als sonst schnell weinen mussten, sollte dies in der Itemformulierung herausgestellt werden. Thema der Frage:
Gesundheit/ Beschwerden
Konstrukt:Gesundheit-Screener
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Ja |
Ein Trauma (seelische Verletzung) aus der Vergangenheit wieder zu erleben; mich zu verhalten oder zu fühlen, als würde es jetzt wieder passieren (10)Itemtext:
Ein Trauma (seelische Verletzung) aus der Vergangenheit wieder zu erleben; mich zu verhalten oder zu fühlen, als würde es jetzt wieder passieren (10)
Empfehlungen:
Zur besseren Verständlichkeit und gemäß dem Ziel der Vereinheitlichung empfehlen wir, das Item in der ersten Person zu formulieren und den Text zu kürzen:
„Ich erlebte ein Trauma (seelische Verletzung) aus der Vergangenheit wieder, d. h, es fühlte sich an, als würde es jetzt passieren.“ Befund zum Item:Was verstehen die Testpersonen unter dem Begriff „Trauma“?
Das Wort Trauma bereitete nur einer Testperson aus Afghanistan Probleme, die das Wort zwar kenne, aber im Sinne eines körperlichen Traumas aus dem medizinischen Bereich (DA03). Diese Testperson fragte spontan nach, wie das Wort zu verstehen sei, weil ihr auffalle, dass die Erläuterung als „seelische Verletzung“ in Klammern dahinter in Kontrast zu ihrem Begriffsverständnis stehe. Alle anderen Testpersonen konnten den Begriff problemlos definieren. Ein Trauma bestehe dann, wenn Ereignisse aus der Vergangenheit einen negativen Einfluss auf die Zukunft hätten (SY01) bzw. man durch die Vergangenheit psychisch beeinträchtigt sei (DA05, DA06). Negative Empfindungen seien dann ein Trauma, wenn man ihnen nicht entgehen könne, sondern die Gedanken immer wieder um sie kreisen (SY02). Traumata seien Ereignisse, die man sich nicht erklären könne (IR02). Die Testpersonen nannten vielfältige Ereignisse, die Traumata auslösen könnten. Am häufigsten wurden Erlebnisse aus der Heimat genannt, die zur Flucht geführt hatten (SY03, SY05, IR03, IR04, IR06, DA02, DA03), oder die Flucht selbst (SY02, DA02, DA03). Zu den geschilderten Ereignissen gehörten in Syrien der Beschuss von Zivilisten durch die Luftwaffe und der Anblick der Toten sowie der ungeklärte Verbleib von Verwandten (SY03, SY05). Die Testpersonen aus dem Irak erzählten, dass sie Mordtaten miterlebt hätten sowie Taten des IS und der Al-Quaida und dass Terroristen in ihren Wohnort gekommen waren und junge Menschen entführt hätten, die nie zurückgekehrt seien (IR03, IR06). Neben den fluchtbezogenen Aspekten wurde als häufigster Auslöser eines Traumas der Verlust wichtiger Menschen (bspw. der Eltern oder der eigenen Kinder) genannt, insbesondere von Testpersonen aus Syrien (SY02, SY03, SY04, SY05, SY06, IR01). Zwei Testpersonen nannten berufliche Ereignisse als mögliche Auslöser von Traumata (SY01, DA03), wie eine Kündigung oder der Frust darüber, in Deutschland keine Arbeit zu finden. Zudem könne die familiäre Situation in der Ehe, Verrat oder Fremdgehen bis hin zur Trennung (SY01, IR01, IR04) ein Trauma auslösen. Der Grund für Traumata könne zuletzt auch in der Kindheit liegen (DA04). Wie kommen die Testpersonen zu ihren Antworten? Fünf Testpersonen gaben an, „ziemlich“ oder „extrem“ darunter zu leiden, Traumata aus der Vergangenheit wiederzuerleben. Die Erläuterungen dreier dieser Personen zeugten davon, dass sie unter einem Wiedererleben vergangener Situationen litten, das deutlich über ein reines Erinnern hinausging. Eine Testperson aus dem Irak hatte erlebt, wie Terroristen in ihren Heimatort im Irak gekommen waren und junge Menschen entführt hatten, die nie zurückkehrten. Daran müsse sie beim Einschlafen denken. Diese Erinnerungen bereiteten ihr noch immer solche Angst, dass sie befürchte, ihr könnte es auch so ergehen (Antwort: extrem). Eine andere Testperson erklärte, dass Erinnerungen aus der Heimat in ihrem Kopf „herumschwirrten“, als würden sie jetzt passieren (IR03, Antwort: extrem). Die dritte Testperson erklärte, dass sie ihre Erinnerungen sogar verstärkt beschäftigten, seitdem sie in Deutschland sei (IR04, Antwort: ziemlich). Bei den anderen beiden Testpersonen blieb unklar, ob sie traumatische Ereignisse wiedererlebten, als würden sie jetzt passieren, oder ob sie „lediglich“ oft und intensiv an diese Ereignisse denken mussten. Eine dieser Testpersonen fragte spontan nach, wie es zu verstehen sei, dass etwas einem vorkomme „als würde es jetzt wieder passieren“ (SY05). Sie verstehe darunter Trauer oder Leid und habe an den ungeklärten Verbleib von Verwandten und den Tod eines Elternteils gedacht, was sie sehr be-schäftige. Die zweite Testperson habe an die Trennung der eigenen Familie gedacht, die sie in eine tiefe Krise gestürzt habe (IR05). In beiden Fällen litten die Testpersonen unter traumatischen Ereignissen, die ihr aktuelles Leben stark beeinflussten. Auf der anderen Seite der Antwortskala gaben vier Testpersonen an, Traumata aus der Vergangenheit „wenig“ wiederzuerleben. Zwei davon erklärten, dass sie früher stärker unter wiederkehrenden Traumata gelitten hätten. Eine Testperson sei im Laufe ihres Lebens wiederholt traumatisiert worden und hätte diese Situationen bis vor etwa einem Jahr innerlich immer wiedererlebt. In den letzten Monaten habe sie mithilfe eines Psychiaters daran arbeiten können, weswegen sie „wenig“ als Antwort (IR02) angebe. Eine andere Testperson erklärte, sie müsse inzwischen nicht mehr nur an negative Ereignisse in und in einer traurigen Stimmung an ihre Heimat denken, sondern könne sich wieder an schönen Erinnerungen erfreuen (SY06). Sechs Testpersonen gaben an, Traumata „überhaupt nicht“ wiederzuerleben, wovon zwei erklärten, dass sie in ihrer Heimat traumatische Ereignisse erlebt hätten; solche Ereignisse würde sie aber nicht so leicht mitnehmen (SY01) bzw. hätte sie damit inzwischen abgeschlossen (SY02). Die anderen Testpersonen gaben an, keine Traumata erlebt zu haben (DA01, DA04, DA05, DA06). An welche Zeiträume denken die Testpersonen beim Beantworten der Frage? Zur Beantwortung des Items mussten die Testpersonen zwei Zeitspannen beachten: Zum einen fragte Item 10 vage nach einem Trauma „aus der Vergangenheit“; zudem sollten die Testpersonen angeben, ob sie ein solches Trauma „in den letzten vier Wochen“ wiedererlebt hatten. Bezüglich der Formulierung „aus der Vergangenheit“ gaben sieben Testpersonen an, dass sie sich ausschließlich auf die Zeit in ihrem Heimatland und ihre Flucht beziehen würden (SY03, SY06, IR03, IR04, IR06, DA01, DA02), während sechs Testpersonen erklärten, dass sich die Frage auf ihr ganzes Leben beziehe, von der Geburt bis zum gestrigen Tag (SY01, SY02, SY04, IR02, DA03, DA06). Zwei Testpersonen aus dem Irak bezogen die Frage ausschließlich auf die nähere Vergangenheit in Deutschland und nannten einen Zeitraum von maximal zwei Jahren (IR01, IR05). Eine Testperson war zudem der Ansicht, dass es in erster Linie um die Kindheit gehe (DA04). Ungeachtet der verschiedenen Zeitspannen bezogen die Testpersonen alle potenziell traumatisierenden Ereignisse aus ihrem Leben ein. Mehrere Testpersonen erklärten zudem, dass sie inzwischen seltener Traumata wiedererleben würden, was darauf hindeutet, dass sie die Frage auf ihre aktuelle Situation der letzten vier Wochen bezogen haben. Es gab keine Unterschiede bezüglich der genannten Zeiträume nach Sprache oder Herkunftsland. Thema der Frage:
Gesundheit/ Beschwerden
Konstrukt:Gesundheit-Screener
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Ja |
Mich emotional taub gefühlt (zum Beispiel traurig fühlen, aber nicht weinen können, keine liebevollen Gefühle empfinden können) (12)Itemtext:
Mich emotional taub gefühlt (zum Beispiel traurig fühlen, aber nicht weinen können, keine liebevollen Gefühle empfinden können) (12)
Empfehlungen:
Wir empfehlen, das Item in der ersten Person zu formulieren, um die Erläuterung zu „emotional taub“ leichter verständlich zu machen:
„Ich fühlte mich emotional taub (zum Beispiel fühlte ich mich traurig, konnte aber nicht weinen, oder fiel es mir schwer, liebevolle Gefühle zu empfinden).“ Befund zum Item:Was verstehen die Testpersonen darunter, sich „emotional taub“ zu fühlen?
Zwei Testpersonen aus Afghanistan erhielten dieses Item nicht, weil es in der Dari-Übersetzung versehentlich durch ein anderes Item ersetzt worden war. Der Dolmetscher las den anderen vier Testpersonen das zu testende Item mündlich vor und bat die Testpersonen, anhand der Antwortskala zu antworten. Alle arabischsprachigen Testpersonen erhielten das Item. Zwei arabischsprachige Testpersonen äußerten spontan Probleme beim Verständnis der Frage (SY05, IR05). Eine davon fragte nach der Bedeutung von „taub“ in diesem Kontext (SY05), schien aber die Erklärung in den Klammern dahinter zu verstehen. Die andere fand, dass sich traurig fühlen, aber nicht weinen können widerspreche (IR05). Diese Testperson machte aufgrund des wahrgenommenen Widerspruchs keine Angabe. Eine darisprachige Testperson kommentierte, dass sie die Frage nicht leicht verständlich finde, konnte das Item aber ohne weitere Schwierigkeiten beantworten (DA05). Insgesamt gaben sieben Testpersonen an, sich „ziemlich“ oder „moderat“ emotional taub zu fühlen. Die meisten Erläuterungen zeugten davon, dass sie das im Itemtext beschriebene Gefühl richtig verstanden hatten. So erklärte eine Testperson, dass sie sich aufgrund schlimmer Ereignisse, die sie erlebt habe, derzeit eher emotional kalt fühle (IR01, Antwort: ziemlich). Eine andere gab an, zwar sehr emotional zu sein, insbesondere wenn sie das Leid anderer mitbekomme, aber nicht weinen zu können (IR06, Antwort: ziemlich). Eine Testperson aus Syrien erklärte, dass es ein Zeichen von Schwäche sei, wenn man seine Emotionen offen zeige und dass selbst die Partnerin nicht wissen solle, wenn man innerlich weine (SY02, Antwort: moderat). Eine weitere Testperson aus Syrien erklärte, dass sie bewusst versuche, sich nicht emotional mit Ereignissen aus der Vergangenheit auseinanderzusetzen, sondern diese zu ignorieren (SY05, Antwort: moderat). Bei einer Testperson aus Afghanistan blieb indes unklar, ob sie sich auf die innerliche Taubheit bezog. Sie erklärte, dass sie sehr starke Schmerzen gehabt habe, aber nicht habe weinen können (DA06, Antwort: ziemlich). Sie schien sich dabei auf eine Verletzung am Bein aus dem vergangenen Monat zu beziehen. Ebenfalls sieben Testpersonen gaben an, sich „überhaupt nicht“ emotional taub zu fühlen. Diese Testpersonen erklärten entweder, dass sie sich selbst als emotionalen Menschen, der leicht weinen könne, betrachteten (SY04, SY06), oder kommentierten eher knapp, dass sie sich nicht so fühlten, wie im Item beschrieben. Thema der Frage:
Gesundheit/ Beschwerden
Konstrukt:Gesundheit-Screener
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