Itemtext:Es gibt einige Dinge im heutigen Deutschland, derentwegen ich mich für Deutschland schäme.
Empfehlungen:Je nach Erkenntnisinteresse:
Vorschlag A: Es gibt einige Dinge im heutigen Deutschland, die mir überhaupt nicht gefallen.
Vorschlag B: Es gibt in Deutschland heutzutage einige Dinge, derentwegen ich mich für die
Deutschen schäme.
Vorschlag C: Es gibt einige Dinge im heutigen Deutschland, für die ich mich als Deutscher
schäme.
Befund zum Item:Die Antworten der Testpersonen verteilen sich über die gesamte Breite der Skala.
Zur Begründung ihrer Antworten ziehen die Testpersonen hauptsächlich zwei Themenbereiche heran:
den Nationalsozialismus bzw. die Fremdenfeindlichkeit und die Politik. Insgesamt denken zehn Testpersonen
bei diesem Item u.a. an die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands, obwohl das Item
explizit nach dem „heutigen Deutschland“ fragt. Die Begriffe „schämen“ und „Deutschland“ scheinen
hier also weiterhin eine starke Assoziation mit der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und
1945 hervorzurufen. Gleichwohl beantwortet nur eine Testpersonen (TP 14) dieses Item ausschließlich
in Bezug auf die deutsche Geschichte. Die anderen 19 Testpersonen denken (darüber hinaus) auch an
aktuelle Probleme der Fremdenfeindlichkeit (insgesamt 5 Nennungen, z.B. NSU-Prozess, Rassismus
allgemein, Neonazis), an verschiedenste Bereiche in der Politik (insgesamt 13 Nennungen, z.B. Einwanderungspolitik,
Eurokrise, Umweltpolitik, aktuelle tagespolitische Debatten wie Energiewende und
Betreuungsgeld, Militäreinsätze, Subventionen von Exporten, die den Markt in Schwellenländern kaputt
machen, Korruption) und an das Verhalten von Deutschen im Ausland (1 Nennung).
Der Begriff „schämen“ scheint in diesem Item problematisch zu sein. Sieben Testpersonen empfinden
diesen Begriff als zu stark, man könne zwar etwas ablehnen, müsse sich aber nicht automatisch auch
dafür schämen:
„Ich habe schon eine Meinung, aber kein Gefühl dazu. Und Scham ist ein Gefühl das man hat.
Ein Schamgefühl habe ich nicht.“ (TP 02)
„Es gibt immer ein paar Entscheidungen […] bei denen ich sagen würde, das hätte ich nicht so
entschieden, das hätte ich mir anders überlegt. Aber ich schäme mich deswegen nicht.“ (TP
08)
Darüber hinaus könne man sich nur für etwas schämen, für das man selbst die Verantwortung trage.
„[…] wenn irgendwelche Sachen nicht richtig laufen, dann fühle ich mich nicht direkt dafür
verantwortlich, so dass ich sagen würde, ich schäme mich für mein Land.“ (TP 06)
„Dafür brauch oder kann ich mich heute nicht schämen, weil ich da noch nicht geboren und
nicht dabei war.“ (TP 17)
Entsprechend ihrer Argumentation stimmen alle diese sieben Testpersonen der Aussage (überhaupt)
nicht zu oder antworten mit „weder noch“, allerdings nicht, weil es keine Dinge im heutigen Deutschland
gibt, die bei ihnen auf Missfallen stoßen, sondern weil „schämen“ in diesem Zusammenhang ein
zu starkes und einschränkendes Wort zu sein scheint.
Thema der Frage:Religion & Kultur/ Kulturelle Identität
Konstrukt:Verbundenheit mit Deutschland
Ja
Die Welt wäre besser, wenn die Menschen in anderen Ländern eher so wären wie die Deutschen.
Itemtext:Die Welt wäre besser, wenn die Menschen in anderen Ländern eher so wären wie die Deutschen.
Empfehlungen:Item belassen.
Befund zum Item:Die meisten Testpersonen stimmen dieser Aussage (überhaupt) nicht zu (zehn TPs) oder antworten mit
„weder noch“ (sechs TPs). Lediglich vier Testpersonen stimmen der Aussage zu.
Zur Begründung ihrer Antworten nennen die Testpersonen drei Aspekte. Sieben Testpersonen argumentieren,
dass kulturelle Unterschiede nichts Negatives seien, sondern im Gegenteil, „dass es ja gerade
dadurch interessant ist, dass die Menschen von der Mentalität ein wenig anders sind“ (TP 01). Fünf
Testpersonen widersprechen der Unterstellung des Items, dass die Deutschen etwas Besonderes seien,
z.B. Testperson 07: „Ich finde nicht, dass die Deutschen ein Volk sind, das besser ist oder heraussticht
oder sich hervorhebt.“ Fünf weitere Testpersonen begründen ihre Antworten mit einem Hinweis auf die Mentalität der Deutschen, wobei sowohl positive Tugenden (z.B. Ehrgeiz oder Arbeitsbereitschaft) als
auch negative Tugenden (z.B. Kleinlichkeit, Besserwisserei) genannt werden.
Testperson 03 bezeichnet die Aussage „Die Welt wäre besser, wenn die Menschen in anderen Ländern
eher so wären wie die Deutschen“ als „bescheuert“ und auch Testperson 13 äußert sich kritisch: „Das
halte ich für hirnrissig, so eine Behauptung halte ich für hirnrissig. Schon der Gedanke ist mir fremd.“
Auf die Nachfrage, wie denn Ihrer Meinung nach die Deutschen seien, zählen 14 Testpersonen Eigenschaften
auf, die sie den Deutschen zuschreiben (spießig, pünktlich, sauber, lustig, zuverlässig, verantwortungsbewusst,
stur, engstirnig etc.). Sechs Testpersonen antworten, dass nicht alle Menschen gleich
seien und dass die Deutschen nicht besser oder schlechter als andere Länder/Menschen seien.
Auf die Nachfrage, an welche anderen Menschen in welchen anderen Ländern die Testpersonen gedacht
haben, antworten fünf Testpersonen, dass sie an keine konkreten Länder oder ganz allgemein an
die ganze Welt gedacht hätten. Von den anderen Testpersonen wird eine Vielzahl von Ländern aufgezählt:
Kriegsgebiete wie Irak, Iran, Libyen, Syrien, südafrikanische Länder, aber auch europäische Länder
als die unmittelbaren Nachbarn, wobei Griechenland relativ häufig genannt wird (fünf Mal). Allerdings
sind in Abhängigkeit der genannten Länder keine systematischen Effekte auf das Antwortverhalten
erkennbar.
Thema der Frage:Religion & Kultur/ Kulturelle Identität
Konstrukt:Verbundenheit mit Deutschland
Ja
Im Großen und Ganzen ist Deutschland ein besseres Land als die meisten anderen Länder.
Itemtext:Im Großen und Ganzen ist Deutschland ein besseres Land als die meisten anderen Länder.
Empfehlungen:Gegebenenfalls streichen, falls das gleiche Konstrukt erfasst werden soll wie mit Item c).
Befund zum Item:Bei der Aussage „Im Großen und Ganzen ist Deutschland ein besseres Land als die meisten anderen
Länder“ merkt eine Testperson spontan an, dass die Frage zu global gehalten ist und dass sie nicht
wisse, worauf sich die Aussage beziehe: „Ja gut, geographisch? Gefällt mir die Schweiz mehr als
Deutschland, weil die mehr Berge haben, oder worauf bezieht sich das?“ (TP 19). Zwei weitere Testpersonen
empfinden die Aussage ebenfalls als zu allgemein formuliert, was sich aus der Nachfrage, warum
sie das „nicht sagen können“ ergibt:
„Ja, man muss das auf irgendwas beziehen, zum Beispiel, wenn man sagt, in der Friedenspolitik
besser, oder in der Umweltpolitik oder im Sport oder was weiß ich. Aber so allgemein besseres
Land kann man nicht sagen.“ (TP 06)
„Also wenn in welcher Hinsicht? Das ist eine vielschichtige Frage! […] Geht es ums Wetter?
Oder reden wir von Politik? Oder Jobs? Oder über Kindergartenplätze?“ (TP 18)
Eine weitere Testperson entscheidet sich ebenfalls für „kann ich nicht sagen“ und begründet ihre Antwort
damit, dass sie noch nie in anderen Ländern gelebt habe und deswegen nicht einschätzen könne,
ob Deutschland ein besseres Land sei als andere Länder. Insgesamt ist der Anteil an Testpersonen, die
sich für die Antwortkategorie „weder noch“ entschieden haben, sehr hoch, was ebenfalls dafür spricht,
dass der Bezugsrahmen der Frage unklar ist. Im Vergleich zu Aussage d) konnte Aussage c), die thematisch
ähnlich ist, besser beantwortet werden.
Thema der Frage:Religion & Kultur/ Kulturelle Identität
Konstrukt:Verbundenheit mit Deutschland
Ja
Jede/r sollte ihr/sein Land unterstützen, selbst wenn sich das Land im Unrecht befindet.
Nein
Wenn mein Land Erfolg im internationalen Sport hat, macht mich das stolz, ein Deutscher/eine Deutsche zu sein.
Nein
Ich bin oft weniger stolz auf Deutschland, als ich es gerne wäre.