Projekt RISS – Fragen zu Selbstwirksamkeitsüberzeugungen von Jugendlichen im schulischen und politischen Kontext - Kognitiver Pretest
Zusammenfassung:
Im Rahmen des DFG-Projekts „The Role of Internalised Efficacy Beliefs for Participation in Education and Political Life – DFG Research Group RISS / FOR 5173“ sollen Jugendliche mittels Online-Fragebogen zum Thema Wirksamkeitsüberzeugungen in den Bereichen Bildung und Politik befragt werden.
Gegenstand dieses Pretests sind Fragen zur Selbstwirksamkeit im schulischen und politischen Kontext.
Getestet wurden die Fragen mittels persönlicher oder video-basierter kognitiver Interviews.
Zitation:
Hadler, P., Schick, L., Lenzner, T., Finzer, M., Behnert, J., & Neuert, C. (2022): Projekt RISS – Fragen zu Selbstwirksamkeitsüberzeugungen von Jugendlichen im schulischen und politischen Kontext. Kognitiver Pretest. GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
DOI:
Anzahl Testpersonen:
6
Auswahl und Merkmale der Testpersonen:
Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren; innerhalb der Zielgruppe Mindestquoten.
Auswahl nach Schulform, Migrationshintergrund und Geschlecht.
Schulform: Mindestens drei Testpersonen sollten eine Schulform besuchen, die kein Gymnasium darstellt (bspw. Realschule, Hauptschule, IGS, Berufsschule)
Migrationshintergrund: Mindestens zwei Testpersonen sollten einen Migrationshintergrund (erste oder zweite Generation) haben. Dies wurde über das Geburtsland der Testperson bzw. ihrer Eltern operationalisiert. Bei der Auswahl der Testpersonen mit Migrationshintergrund wurde darauf geachtet, dass die Testpersonen Gruppen zugehören, die nachweislich im deutschen Bildungssystem Benachteiligung aufgrund ihrer ethnischen Herkunft erfahren. Darunter fallen alle Länder, die für den Erhalt öffentlicher Entwicklungshilfe infrage kommen, sowie zahlreiche osteuropäische Länder, Italien und die Türkei (Kristen 2003; BMZ 2022; OECD 2022; UN 2022).
Geschlecht: Eine Gleichverteilung nach Geschlecht wurde angestrebt, war aber nachrangig gegenüber den anderen Kriterien.
Realisierte Stichprobe:
- 2 Frauen und 1 Mann, mit Migrationshintergrund, andere Schulform
- 2 Männer, ohne Migrationshintergrund, Gymnasium
- 1 Mann, ohne Migrationshintergrund, andere Schulform
Feldzeit des Pretests:
10/2022
Anzahl der Testleiter:
1
Befragungsmodus:
CAWI
Pretestmodus:
Remote-CAPI, CAPI
Testpersonenhonorar:
30 Euro
Projektbeschreibung:
Aufgrund von sozialem Wandel, insbesondere Bildungsexpansion und Massenmigration, gab es in den letzten Jahrzehnten nicht nur eine generelle Zunahme an höherer Sekundärbildung, sondern es hat auch eine Rekonfiguration von sozialer Herkunft, Migrationshintergrund und der Positionierung im deutschen Bildungssystem stattgefunden: Mehr Jugendlichen aus unteren sozialen Schichten oder mit Migrationshintergrund befinden sich in höheren Schulformen.
Damit ergeben sich jedoch auch vermehrt Statusinkonsistenzen, z.B. für Jugendliche aus höheren Schichten mit einer weniger erfolgreichen Schulkarriere, oder für schulisch sehr erfolgreiche Jugendliche mit Migrationshintergrund.
In diesem Projekt wird untersucht, wie solche widersprüchlichen Einflüsse der Familie und Schule die Wirksamkeitsüberzeugungen von Jugendlichen auf verschiedenen Ebenen (Individuum, Gruppe, System) beeinflussen, d.h. ihre Vorstellung davon, was sie als Individuum, als Mitglied einer bestimmten sozialen Gruppe sowie innerhalb eines gesellschaftlichen Systems erreichen können. Schulen werden hierbei als zentral angesehen, da Jugendliche nicht nur viel Zeit in der Schule verbringen, sondern hier auch ihre ersten Erfahrungen mit einer gesellschaftlichen Institution und deren Repräsentanten (den Lehrkräften) machen und lernen, wie sie und ihre Gruppe in diesem System behandelt werden. Es wird davon ausgegangen, dass diese Erfahrungen nicht nur die Wirksamkeitsüberzeugungen im Bereich Bildung prägen, sondern auch auf andere Bereiche wie die Politik übertragen werden und daher auch das Verhalten in verschiedenen Lebensbereichen beeinflussen.
Konkret wird untersucht 1.) wie ein privilegierter vs. benachteiligter Familienhintergrund (gemessen durch soziale Herkunft und Migrationshintergrund) mit einer (weniger) erfolgreichen Bildungskarriere interagiert, um die Wirksamkeitsüberzeugungen von Jugendlichen im Bereich Bildung zu beeinflussen, 2.) ob und wie diese in der Schule entwickelten Wirksamkeitsüberzeugungen auf den Bereich der Politik übertragen werden, und 3.) wie sich diese Wirksamkeitsüberzeugungen auf das tatsächliche Verhalten auswirken (d.h. auf Bildungsentscheidungen und politische Partizipation).
Diese Fragestellungen werden untersucht, indem eine eigene Datenerhebung (als Teil des RISS Internalization Surveys) mit der Analyse existierender Paneldaten verbunden wird. Die Fragestellungen 1 und 2 werden mit den Daten des RISS Internalization Surveys untersucht, wobei eine Online-Befragung von ca. 3.000 15-17jährigen Jugendlichen mit neuen und innovativen Messinstrumenten für Wirksamkeitsüberzeugungen geplant ist. Die Umsetzung von Wirksamkeitsüberzeugungen in späteres Verhalten (Fragestellung 3) wird sowohl anhand von Sekundärdaten untersucht als auch aus Basis eines Panel-Designs, da die Respondenten der RISS-Erhebung wieder befragt werden, nachdem sie das Sekundärschulsystem verlassen haben und, abhängig vom Migrationsstatus, volle Bürgerrechte erhalten haben.
Auftraggeber:
Goethe Uni Frankfurt a.M.