Multi-Item-Skala:

Itemtext:

der deutschen Geschichte?

Verschiedene Antwortformate getestet:

Nein

Befund zum Item:

Bei der Begründung ihrer Antworten teilen sich die Testpersonen in zwei Gruppen auf: in der ersten Gruppe überlagert die Zeit des Nationalsozialismus andere Ereignisse der deutschen Geschichte, in der zweiten Gruppe wird auch an andere zeitliche Epochen (Bismarcks Sozialgesetzgebung, Wiederaufbau Deutschlands, Entwicklung zur Demokratie 1832) gedacht, die jedoch durch den Nationalsozialismus relativiert werden.

Die erste Gruppe, deren Antworten von der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands überlagert werden, entscheidet sich ausnahmslos für die Antwortkategorien „nicht sehr stolz“ oder „überhaupt nicht stolz“:
  • „Das ist ja klar, ganz offensichtlich bei der Vergangenheit, die wir haben. […] Das Dritte Reich hauptsächlich. […]“ (TP 15)
  • „Als Deutscher, woran denkt man da? Natürlich an die Nazis.“ (TP 03)
Das Antwortverhalten der zweiten Gruppe, die sich mit einer Ausnahme für „eher stolz“ entscheidet, wird ebenfalls durch den zweiten Weltkrieg und das dritte Reich beeinflusst. Dennoch werden in dieser Gruppe auch zeitliche Epochen berücksichtigt, auf die man „stolz“ sein könne:
  • „Als Einschränkung fällt einem natürlich das Dritte Reich ein, das in der deutschen Geschichte sehr negativ war. Ansonsten denke ich an die jüngere deutsche Geschichte, wo Deutschland sich vorbildlich verhalten hat. Dass es hier in Deutschland keinen Krieg gibt, dass wir niemand anderen unterdrücken wollen, dass die Deutsche Vereinigung gelungen ist, das finde ich alles sehr positiv.“ (TP 20)
Lediglich Testperson 07 begründet ihre Antwort unabhängig von der Zeit des Nationalsozialismus:
  • „Ich finde, dass Deutschland schon ein Land ist, das eine interessante Geschichte hat. Wie soll ich das erklären. Die machen sich eben bemerkbar in der Weltgeschichte schon seit es eben Deutschland gibt. Gerade wenn ich mir jetzt die Weltgeschichte durchlese, da hört man von manchen Staaten gar nichts, aber Deutschland ist schon immer irgendwie im Gespräch und hat immer eine relativ führende Rolle gehabt und mitgewirkt.“ (TP 07)
Vier Testpersonen entscheiden sich für die Antwortkategorie „kann ich nicht sagen“. Drei Testpersonen begründen dies damit, dass Ihnen nicht klar sei, welcher Zeitraum deutscher Geschichte gemeint sei:
  • „Welche deutsche Geschichte? Das ist doch die Frage! Die letzten 100 Jahre, die letzten 200 Jahre? Oder ab dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen? Wo fängt es an?“ (TP 10)
  • „Das kommt ganz darauf an.“ (TP 18)
  • „[…] Es würde meine Antwort verfremden, wenn ich das eine oder das andere ankreuzen würde.“ (TP 17)
TP 19 begründet ihre Antwort damit, dass sie die Geschichte nicht gemacht habe und dass daher der Begriff „stolz“ nicht zutreffend sei:
  • „Ich wüsste nicht, welche Geschichte Deutschland haben müsste, dass ich stolz drauf wäre. Selbst wenn es noch so toll wäre und man das Dritte Reich vergessen würde, könnte ich nicht darauf stolz sein, weil ich das nicht gemacht habe, nicht dazu beigetragen habe.“
Testperson 12 kann sich überhaupt nicht auf der Skala einordnen und kreuzt zwischen „eher stolz“ und „nicht sehr stolz“ an. Für sie müsste es entweder eine Antwortmöglichkeit wie „teils/teils“ geben oder man müsste „konkreter [fragen], auf was in der deutschen Geschichte“.

Auch einige spontane Äußerungen der Testpersonen machen deutlich, dass die Aussage nicht eindeutig bezüglich des Zeitraums deutscher Geschichte ist:
  • „Kommt darauf an, was. Die Geschichte ist groß. Das kann so vieles sein. Weimarer Republik, der Krieg, Aufbau Deutschlands. Keine Ahnung. Also auf den Krieg bin ich überhaupt nicht stolz.“ (TP 02)
  • „Ist das allgemein oder gilt das auf ein spezielles Gebiet?“ (TP 14)
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Aussage bei den meisten Testpersonen Assoziationen mit der Zeit des Nationalsozialismus hervorruft, auch wenn von einigen angemerkt wird, dass die Frage zu offen gestellt sei. Das in Deutschland gedanklich vorherrschende geschichtliche Ereignis, dass einem im Zusammenhang mit „stolz“ sofort in den Kopf kommt, ist diese Zeit, was auch erklärt, warum sich niemand für die Antwortkategorie „sehr stolz“ entschieden hat.

Empfehlungen:

Hinsichtlich der letzten drei Items (h – j) fällt auf, dass der Anteil der „kann ich nicht sagen“- Antwort im Vergleich zu den vorhergehenden Items verhältnismäßig hoch ist (~1/3). Die Auswertung der kognitiven Interviews zeigt, dass die Items zu unspezifisch formuliert sind.

Der zeitliche Rahmen ist zu ungenau und müsste spezifiziert werden. Aufgrund der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands wird nahezu ausnahmslos diese Epoche beim Beantworten berücksichtigt. Dies führt dazu, dass die Antworten hinsichtlich des Stolzes auf die deutsche Geschichte auffallend negativ ausfallen.