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Projektname:German Longitudinal Election Study (GLES) 2021
  1. Fragetext: In Deutschland leben verschiedene Gruppen Seite an Seite nebeneinander. Was meinen Sie zu der folgenden Aussage?
    Aufgrund meiner persönlichen Werte, glaube ich, dass es falsch ist, gegenüber Schwarzen voreingenommen zu sein.
  2. Antwortkategorien stimme voll und ganz zu

    stimme eher zu

    stimme eher nicht zu

    stimme überhaupt nicht zu

    weiß nicht


    1. Empfehlungen: Frage: Wir empfehlen, die Frage zu vereinfachen und zu verkürzen, indem auf die einleitenden Worte „Aufgrund meiner persönlichen Werte glaube ich […]“ verzichtet wird.
      Obwohl die Frage in den kognitiven Interviews wie intendiert funktionierte, empfehlen wir zudem, die Verwendung des Begriffs „Schwarze“ zu überdenken, da er im Kontext dieser Frage weiße Befragte unterstellt. Eine mögliche Umformulierung wäre:
      „Es ist falsch, Menschen mit einer anderen Hautfarbe gegenüber voreingenommen zu sein.“

      Antwortformat: Belassen.
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting General Probing, Specific Probing
  2. Befund zur Frage: 1. Woran denken die Befragten bei der Beantwortung dieser Fragen?

    Die meisten Testpersonen tätigten zwei Überlegungen beim Beantworten der Frage. Die erste war, ob sie selbst voreingenommen gegenüber Menschen mit schwarzer oder dunkler Hautfarbe seien. Die zweite Überlegung war, ob so eine Voreingenommenheit (bei sich selbst oder bei anderen Menschen) gegen ihr persönliches Wertesystem verstoße.

    In Bezug auf die erste Überlegung gaben zwei Testpersonen an, bei sich selbst Vorurteile wahrzunehmen und diese innerlich korrigieren zu müssen. Eine dieser Testpersonen stimmte der Aussage auf Grund dessen nur „eher“ zu:
    • „Wenn ich Personen mit einer anderen Hautfarbe oder auch Schwarzen begegne, [merke] ich selber, dass man, je nachdem, in welchem Kontext man ist, tatsächlich voreingenommen ist. Ich [gebe mir] dann aber auch gleichzeitig selbst einen auf den Deckel und sage, das darf man nicht. Ich muss es aktiv reflektieren.“ (TP 05, Antwort: stimme voll und ganz zu)
    • „Ich habe da schon ein bisschen ein Problem damit, ich bin ja schon ein bisschen älter und habe da einen Lernprozess. Man hat spontan Vorurteile, das ist halt so auf dieser Welt. […] Es ist falsch, dass man voreingenommen ist, aber es ist ein Lernprozess, dass man nicht voreingenommen sein sollte.“ (TP 10, Antwort: stimme eher zu)
    Die anderen Testpersonen empfanden sich selbst als frei von Vorurteilen: „Ob ich was gegen Schwarze habe, und das ist überhaupt nicht so, weil ich finde, jeder Mensch ist gleich, ob schwarz, ob weiß, ob gelb, […] jeder ist einfach gleich.“ (TP 02)

    In Bezug auf die zweite Überlegung waren sich alle zehn Testpersonen einig, dass Voreingenommenheit gegenüber Menschen, egal welcher Hautfarbe oder anderer Merkmale, nicht akzeptabel sei:
    • „Ich habe vor allem darüber nachgedacht, ob es falsch ist, gegenüber Schwarzen voreingenommen zu sein.“ (TP 04)
    • „Man darf niemanden auf Grund seiner Rasse oder seiner Ansichten verurteilen. Das ist klar und sollte im Vordergrund stehen.“ (TP 06)
    Zuletzt reflektierte eine Testperson die einleitenden Worte „aufgrund meiner persönlichen Werte“:
    • „Für mich ist es klar, dass es generell falsch ist, gegenüber anderer Personengruppen […] voreingenommen zu sein. Ich habe dann überlegt, was das mit meinen persönlichen Werten zu tun hat, ob man das anders formulieren könnte. Aber klar ist, dass das mit der persönlichen Einstellung, dem Wertesystem zu tun hat. Ich bin nur kurz darüber gestolpert.“ (TP 03)
    2. Wie empfinden die Befragten den Ausdruck „Schwarze“?

    Sechs Testpersonen (TP 01, 03, 06, 07, 08, 10) fanden den Begriff „Schwarze“ zumindest im Kontext der Frage in Ordnung bzw. sei ihnen der Ausdruck beim Lesen nicht aufgefallen. Sie sahen den Vorteil des Begriffs darin, dass genau benannt werde, was gemeint sei. Allerdings merkten einzelne Testpersonen an, dass die Begriffswahl eventuell nicht mehr zeitgemäß sei:
    • „Ich persönlich habe damit nicht so ein Problem. Also, ich finde das nicht so schlimm, man weiß ja, dass Afro-Amerikaner gemeint sind.“ (TP 01)
    • „Ich finde nichts Schlimmes an dem Begriff. Die Schwarzen selbst vielleicht schon, keine Ahnung.“ (TP 07)
    Vier Testpersonen nahmen Anstoß an der Bezeichnung „Schwarze“. Eine weitere störte sich daran, dass der Begriff „sehr eingrenzend“ (TP 05) sei, und eine Testperson fand den Ausdruck rassistisch: „Ganz schlimm. Weil das schon sehr rassistisch ist.“ (TP 02).

    Als alternative Formulierungen schlugen die Testpersonen „schwarze Menschen“ (TP 04), „Menschen mit schwarzer Hautfarbe“ (TP 08), „andere Hautfarbe“ (TP 05) oder „Dunkelhäutige“ (TP 02) vor. Zwei Testpersonen nutzten in ihren Erläuterungen die englische Ausdrucksweise „People of Colour“ (TP 04, 06), hielten diesen aber selbst für nicht bekannt genug im Deutschen.
  1. Thema der Frage: Gesellschaft & Soziales/ Einstellungen zu sozialen Gruppen
  2. Konstrukt: Rassismus