Die Fragen 3a und 3b erfassen, welche sozialen Medien von den Befragten genutzt werden. Da im Rahmen der GLES auch Befragungen im CATI-Modus durchgeführt werden, sollte im Pretest untersucht werden, ob sich eine offene Abfrage (Frage 3a) von einer geschlossenen Abfrage (Frage 3b) unterscheidet, d. h., ob z. B. bestimmte soziale Medien in einer offenen Abfrage nicht bedacht werden. Zu diesem Zwecke bekamen die Befragten die Frage zunächst im offenen Antwortformat präsentiert und im Anschluss im geschlossenen.
1. Welche Dienste werden bei der offenen Abfrage unter die Kategorie „soziale Medien“ gefasst? Werden Dienste wie WhatsApp und YouTube auch darunter verstanden?
Die spontan am häufigsten genannten sozialen Medien, die von den Testpersonen genutzt wurden, waren Facebook (n = 7), WhatsApp (n = 5), Instagram (n = 4), Twitter (n = 3) und YouTube (n = 3). Zumindest ein Teil der Testpersonen verstand unter sozialen Medien also auch die Dienste WhatsApp und YouTube. Fünf Testpersonen (TP 03, 04, 05, 06, 10) gaben allerdings auf Nachfrage hin an, mindestens einen der Dienste spontan nicht berücksichtigt zu haben, obwohl sie diesen nutzten:
- „Eigentlich nutze ich die schon, aber die sind mir nicht eingefallen. An die habe ich irgendwie gar nicht gedacht, weil [ich] […] bei diesem Begriff, ‚sozialen Medien‘, direkt an so etwas wie Facebook und Instagram [denke]. Wenn da jetzt ‚Messenger-Dienste‘ gestanden hätte, dann hätte ich Telegram und WhatsApp genannt. Dann hätte ich auf jeden Fall daran gedacht.“ (TP 04)
- „Ah, WhatsApp, ist das ein soziales Medium? Da bin ich ein ganz großer Fan von. Ja, WhatsApp habe ich auch, natürlich. YouTube habe ich meistens nicht im Kopf, aber nutze ich auch hin und wieder.“ (TP 10)
Testperson 09 ließ Frage 3a unbeantwortet und wies darauf hin, dass die Frage in einem geschlossenen Antwortformat gestellt werden müsse, da sie für sie ansonsten (ohne beträchtlichen zeitlichen Aufwand) nicht beantwortbar sei:
- „Ach du guter Gott! Liebe Leute, so eine Frage macht man nicht mit einem freien Textfeld. Ganz ehrlich, welcher mittelmäßige Mensch ist denn jetzt in der Lage, das erstens zu nennen, zweitens richtig zu schreiben und drittens vollständig aufzulisten? Da muss eine Klick-Liste der 30 bekanntesten soziale Netzwerke [stehen], aber nicht reinschreiben. Das wird nichts, da bräuchte ich eine halbe Stunde. Ich sage es mal so, ich nutze alle. Ich habe neulich festgestellt, ich habe in 83 sozialen Netzwerken inklusive StudiVZ und SchülerVZ Accounts. Da gibt es ein ‚We love Social Media‘. Da habe ich eigentlich alles, was es gibt, angemeldet. Da habe ich beruflich mit zu tun. Ich muss wissen, wie was funktioniert. […] Ich würde hier nichts antworten, weil ich keine Lust auf das Reinschreiben habe.“ (TP 09)
2. Wird bei Frage 3b ein soziales Medium genannt, das bei Frage 3a nicht berücksichtigt wurde?
Die große Mehrheit der Testpersonen (n = 8) nannte bei Frage 3b mindestens ein soziales Medium, das bei Frage 3a zuvor nicht berichtet worden war. Bei der offenen Frage 3a am häufigsten nicht bedacht wurden die Medien WhatsApp (n = 4), YouTube (n = 2) und TikTok (n = 2). Testperson 09, die auf die offene Frage 3a nicht geantwortet hatte, gab bei Frage 3b an, alle gelisteten sozialen Medien zu nutzen mit Ausnahme von Threema.
Auf Nachfrage hin gaben alle zehn Testpersonen an, dass sie Frageversion 3b bevorzugten, da die vorgegebenen Antwortoptionen verdeutlichen würden, was unter „sozialen Medien“ zu verstehen sei:
- „Auf jeden Fall kann ich schon mal sagen, dass mir das Zweite viel, viel besser gefällt, weil da auch schon mal ein paar Beispiele sind. Wie man jetzt gesehen hat – […] Instagram […] benutze ich auch jeden Tag[…]. Das ist mir jetzt auch direkt aufgefallen, dass ich das vergessen habe. Also, die zweite ist auf jeden Fall viel besser als die erste Frage.“ (TP 02)
- „Ich finde Frage 3b einfacher zu beantworten, dadurch, dass es eine Liste gibt und man die Möglichkeit hat, Weiteres zu nennen. Es ist immer schwer, selbst zu entscheiden, was soziale Medien wirklich sind oder was man selbst darunter versteht, wenn man keine Liste hat.“ (TP 03)
- „[Frage 3b ist einfacher], da man hier vor Augen geführt bekommt, welche Plattformen Sie zu sozialen Medien zählen.“ (TP 05)
3. Ist eindeutig, was mit „sozialen Medien“ gemeint ist?
Die Testpersonen hatten ein sehr homogenes Verständnis des Begriffs und verstanden darunter Dienste, mit denen man sich über das Internet mit anderen Personen austauschen kann:
- „Bei sozialen Medien habe ich als Erstes an Facebook gedacht, wo man sich mit Leuten austauschen kann und wo man Sachen auch nachlesen kann. Da habe ich direkt auch an Instagram gedacht, weil man da auch Sachen hochladen […] und mit Leuten kommunizieren kann. Das sind für mich soziale Medien.“ (TP 01)
- „Alles, was mit irgendeiner Art Kommunikation, die digital abläuft, bidirektional [zu tun hat]. Also, ich konsumiere nicht nur, sondern kann aktiv an irgendeiner Kommunikation teilnehmen, und es ist digital und im Rahmen mit anderen Personen. Eine Plattform, die das ermöglicht.“ (TP 05)
- „Soziale Medien sind solche Internetplattformen, wo man sich anmelden kann und wo man verschiedene Sachen abfragen kann. Wie zum Beispiel bei YouTube, wenn man irgendwas wissen will, gibt man das ein […] und bekommt dann eine Antwort oder einen Film oder ein Video dazu. Bei Facebook kann man sich bei bestimmten Gruppen eintragen oder Freunde suchen. Das verstehe ich jetzt unter sozialen Medien, wo man eben zusammen interagieren kann.“ (TP 08)
Wie oben bereits verdeutlicht, zählten bei der offenen Abfrage einige Testpersonen Messenger-Dienste wie WhatsApp oder auch Videoplattformen wie YouTube nicht zu sozialen Medien:
- „Ursprünglich war für mich immer klar, soziale Medien sind Dinge, wo man sich mit anderen Menschen explizit austauscht und selbst etwas postet. Da habe ich YouTube nie so richtig darunter gefasst, aber letztendlich gibt es die Kommentierfunktion bei YouTube und deswegen ist es nichts anderes als ein soziales Medium. Es ist letztendlich ein virtueller Raum, wo sich Leute über Stream austauschen.“ (TP 03)
- „Ich verstehe darunter eigentlich direkt die sozialen Netzwerke wie Instagram oder Facebook, wo ich mich mit anderen Menschen verknüpfen [und] austauschen kann. Ich habe kurz überlegt, ob sowas wie Nachrichtendienste nicht im weiten Sinn auch dazu gehören, bin aber dann zu dem Schluss gekommen, dass das nicht so wäre.“ (TP 04)
Darüber hinaus nannten zwei Testpersonen auch Dienste, die nicht zu den klassischen sozialen Medien zählen (TP 01: Netflix, TP 02: Spotify).
Die Nachfrage, ob ein anderer Begriff, wie z. B. „soziale Netzwerke“ bevorzugt würde, wurde von drei Testpersonen (TP 01, 08, 10) bejaht. Diese argumentierten, dass der Begriff deutlicher mache, dass bei den Diensten die Vernetzung und der gegenseitige Austausch im Vordergrund stünden:
- „Also, unter ‚soziale Medien‘ verstehe ich Facebook und Instagram. Aber so etwas wie Snapchat und WhatsApp sind für mich eher Apps, über die man mit anderen Leuten kommunizieren kann. […] Bei einem sozialen Netzwerk kann man auch WhatsApp und Snapchat dazuzählen, weil ‚Netzwerk‘ eher nach [einem] Austausch mit anderen Leuten klingt.“ (TP 01)
- „Soziale Netzwerke finde ich schon besser, weil man ja wirklich vernetzt ist. Man fühlt sich da irgendwie verbunden, ist dort registriert und tauscht sich dort aus. ‚Social Media‘ ist ja mehr nur dieser Überbegriff, was man immer hört und worunter man das alles immer abspeichert. Dass man da vernetzt ist, davon geht man ja immer aus.“ (TP 08)
Die restlichen sieben Testpersonen bevorzugten dagegen eher den Begriff „soziale Medien“ oder empfanden beide als gleichermaßen passend:
- „Das würde für mich keinen Unterschied machen. Da müsste ich schon lange darüber nachdenken, ob es da einen Unterschied gibt. Dadurch, dass nicht beide Begriffe genannt werden, würde ich überhaupt nicht darüber nachdenken, ob es einen Unterschied gibt.“ (TP 03)
- „Medien ist eigentlich gängiger.“ (TP 06)