Die deutliche Mehrheit der Testpersonen (n=12) entscheidet sich bei dieser Frage für das erste Szenario
und präferiert demnach eher eine geringere Inflations- und hohe Arbeitslosenrate gegenüber einer
hohen Inflations- und einer geringen Arbeitslosenrate.
Diejenigen Testpersonen, die sich für das erste Szenario entscheiden, begründen ihre Antworten entweder
damit, dass sie persönlich eine Inflationsrate von 15 % für schlimmer halten als eine Arbeitslosenrate
von 15 % (
individuelle Perspektive) oder damit, dass von einer 15%igen Inflationsrate insgesamt
mehr Menschen betroffen seien als von einer 15%igen Arbeitslosenrate (
soziale Perspektive):
- „Ich denke, dass eine Inflationsrate von 15 % mehr Leute in der Bevölkerung betrifft als
eine Arbeitslosenrate von 15 %.“ (TP 02)
- „Ich würde sagen, die Inflationsrate ist mir schon wichtiger. Es ist wichtig, dass die nicht
ins Uferlose geht. Obwohl man bei der hohen Arbeitslosenquote schon zusammenzuckt.
Arbeitslos möchte niemand sein, aber man muss es im Verhältnis sehen.“ (TP 04)
Die drei Testpersonen, die sich für das zweite Szenario entscheiden, argumentieren ebenfalls entweder
aus einer persönlichen (TP 07, 14) oder sozialen Perspektive (TP 06):
- „Das zweite wäre sozialer. Dann haben mehr Leute Arbeit. Das Geld ist zwar weniger wert,
aber immerhin.“ (TP 06)
- „Wenn ich eine Inflationsrate von 2 % im Jahr habe, aber gleichzeitig eine Arbeitslosenrate
von 15 %, dann ist das wesentlich ungünstiger als umgekehrt.“ (TP 07)
Obwohl alle Testpersonen die Frage beantworten und ihre Antwort begründen können, wird deutlich,
dass sie häufig keinen Zusammenhang zwischen der Inflations- und der Arbeitslosenrate sehen:
- „Arbeitslose haben wir so oder so. Also das hat damit, wie viel das Geld wert ist, eigentlich
gar nichts zu tun. Ob wir jetzt 2 % oder 15 % Inflationsrate haben, ändert an der Arbeitslosenzahl
nichts.“ (TP 01)
- „Ich habe mich dazu entschieden, dass die Inflation nicht so hoch steigt, weil die Arbeitslosenrate
ja sowieso immer ziemlich gleich ist.“ (TP 03)
Testperson 09 weist explizit auf diese Problematik hin: „
Wobei ich bei dieser Frage sagen muss, dass
der Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosenrate aus der Fragestellung überhaupt nicht
hervorgeht. Als Ökonom weiß ich natürlich, was dahinter steckt. Als Nicht-Ökonom kann man das
nicht wissen. Ich finde, das müsste etwas mehr erläutert werden, warum sich diese Frage überhaupt
stellt.“
Auf die Nachfrage, was eine Inflationsrate von 15 % für die Menschen in Deutschland bedeuten würde,
geben alle Testpersonen an, dass dies zu steigenden Preisen, weniger Kaufkraft und einem verminderten
Lebensstandard führen würde. Der Begriff „Inflation“ ist den Testpersonen folglich bekannt
bzw. wird durch den einführenden Hinweis in der Frage ausreichend erläutert.
Zu guter Letzt weisen fünf Testpersonen (TP 02, 06, 10, 11, 15) darauf hin, dass die Werte von 2 % und
15 % tatsächlich „extrem“ seien und die Beantwortung der Frage erschweren würden:
- „Die Beantwortung der Frage ist mir eher schwer gefallen, weil beides eigentlich nicht optimal
ist. Eigentlich wäre es besser, wenn gar keines von beiden eintritt.“ (TP 02)
- „Das ist ja die Wahl zwischen Pest und Cholera.“ (TP 06)
- „Die 15 % in beiden Szenarien, das sind natürlich Werte, bei denen man zusammenzuckt, weil
die extrem hoch gegriffen sind.“ (TP 15)