Erkennen die Testpersonen, dass es sich hier um eine Frage mit Mehrfachnennungen handelt?
Alle Testpersonen beantworteten die Frage und erkannten, dass es sich um eine Frage mit Mehrfachnennungen handelt. Eine Testperson gab zwei Formen der Altersvorsorge an, zwei gaben drei Antworten, drei gaben vier Antworten und zwei Testpersonen sogar fünf verschiedene Formen der Altersvorsorge an.
Nur zwei Testpersonen entschieden sich letztendlich für nur eine Antwortkategorie, wobei beide zunächst vorhatten, zwei Antworten auszuwählen (TP 01, 04). Im ersten Fall versuchte die Testperson, die exklusive Antwortoption „keine Altersvorsorge“ mit einer weiteren zu kombinieren (TP 01, siehe unten). Im zweiten Fall gab die Testperson beim Beantworten zunächst an, sie würde sowohl in die „Landwirtschaftliche Alterskasse als Betriebsleiterin, Ehepartnerin oder mitarbeitendes Familienmitglied“ einzahlen als auch in die „Gesetzliche Rentenversicherung durch Anstellung im Betrieb“ (TP 04). Als sie im Rahmen der kognitiven Nachfragen ihre Antwort erläuterte, fiel ihr auf, dass die erste Antwortoption auf sie persönlich nicht zutrifft:
„Wenn ich jetzt nicht noch mal darüber gesprochen und demzufolge nachgedacht hätte, hätte ich zwei angekreuzt, und eine davon hätte nicht gestimmt.“ Sie ist Ehepartnerin des Betriebsinhabers, selbst aber ausschließlich als Angestellte auf dem Betrieb tätig. Sie erläuterte, dass sie fälschlicherweise die landwirtschaftliche Alterskasse angegeben hatte,
„weil ich ja mitarbeitendes Familienmitglied bin. Aber jetzt, wo ich darüber spreche, fällt mir ein, dass man sich, wenn man sozialversicherungspflichtig angestellt ist, in der Regel von den [landwirtschaftlichen] Alterskassen befreien lässt. Das heißt, wenn es um meine persönliche Altersvorsorge [geht], trifft nur die ‚gesetzliche Rentenversicherung‘ zu.“
Wie leicht oder schwer fällt den Testpersonen die Beantwortung der Frage?
Fünf Testpersonen gaben an, dass ihnen die Beantwortung der Frage „sehr leicht“ gefallen sei. Diese Testpersonen hatten einen guten Überblick über ihre Altersvorsorge und reflektierten das Thema offenkundig unabhängig von der Befragung immer wieder. Sie fanden ihre Formen der Altersvorsorge in den gegebenen Antwortoptionen wieder („Ich finde, dass alle Möglichkeiten aufgezählt sind. Ich fand hier keinen Punkt missverständlich.“, TP 03). Eine Testperson erklärte, dass ihr die Frage deswegen leicht gefallen sei, weil sie selbst keine aktive Altersvorsorge betreibe und deswegen nicht lange habe nachdenken müssen:
- „Weil wir nicht viel kompetente Altersrechnung haben, also gar keine. Ich muss nicht einzeln darüber nachdenken, ob wir eine gesetzliche Rentenversicherung haben, weil wir das einfach nicht haben. Vielleicht wäre es mir schwerer gefallen, wenn ich hätte genau überlegen müssen ‚wo bin ich denn noch versichert?‘“ (TP 01)
Drei Testpersonen empfanden die Frage als „eher leicht“. Diese Testpersonen zeigten ebenfalls keine Verständnisprobleme. Sie gingen gewissenhaft die Antwortoptionen durch und überlegten, welche Punkte auf sie zutreffen. Testperson 02 beschrieb, dass sie
„noch ein bisschen nachdenken muss, was man vielleicht noch so hat, was aber nicht so im Kopf [ist, was man] im Augenblick nicht so verfügbar hat.“ Testperson 10 erklärte, dass sie zwar grundsätzlich wisse, dass sie eine Versorgung habe, bezüglich der Details aber kurz habe nachdenken müssen:
„Ich bin da nicht so der Faktenmensch. Ich könnte Ihnen keine genauen Zahlen nennen“.
Zwei Testpersonen (TP 04, 09) gaben allerdings an, dass die Beantwortung der Frage ihnen „eher schwer“ gefallen sei. Testperson 04 begründete dies damit, dass sie zunächst eine Antwortoption angegeben hatte, von der ihr erst im Laufe der Nachfragen aufgefallen sei, dass sie nicht auf sie zutrifft (siehe oben). Testperson 09 hingegen erklärte, dass ihr eine Antwortkategorie fehle, die ihre Situation genauer beschreibe.
Im Folgenden werden die Antwortkategorien näher erläutert, die bei den Testpersonen zu Unsicherheiten führten.
Sind die Antwortkategorien verständlich?
Die Antwortkategorie „Keine Alterssicherung“ als exklusive Kategorie
Testperson 01 versuchte zunächst, die erste Option „Keine Alterssicherung“ mit einer weiteren Antwortkategorie zu kombinieren, nämlich „Lebenslange Wohn- und Versorgungsrechte“ (TP 01). Beim Anklicken der weiteren Antwortkategorien wurde „Keine Altersvorsorge“ deaktiviert. Die Testperson erkannte zwar den Grund für diese Programmierung, argumentierte aber, dass es ihrer Ansicht nach korrekt wäre anzugeben, dass sie keine Altersvorsorge betreibe, da sie
„weder in die landwirtschaftliche Alterskasse noch in irgendeine andere gesetzliche Alterskasse“ einzahle. Ihre Absicherung bestehe einzig und allein darin, dass sie einen eigenen Hof habe,
„weil das unser Eigentum ist, das wir bewirtschaften“. Dies betrachte sie nicht als eine Form der Altersvorsorge, die vergleichbar ist mit Einzahlungen in eine Altersvorsorgekasse.
Die Antwortkategorien „Gesetzliche Rentenversicherung durch Anstellung im Betrieb“ und „Gesetzliche Rentenversicherung/Pension durch außerbetriebliche Tätigkeit (derzeit oder früher)“
Testperson 09 erklärte, dass sie in einem anderen landwirtschaftlichen Betrieb als ihrem eigenen eine Festanstellung habe und entsprechend dort gesetzlich rentenversichert sei. Sie lebe seit ihrer Geburt auf ihrem eigenen Betrieb und habe dort früher gearbeitet, was andere Familienmitglieder bis heute täten. Unter der Antwortkategorie „Gesetzliche Rentenversicherung im Betrieb“ verstehe sie in erster Linie den familieneigenen Betrieb. Bei der Antwortoption „Gesetzliche Rentenversicherung durch außerbetriebliche Tätigkeit“ vermutete sie hingegen, dass sich diese Kategorie auf Menschen beziehe, die nicht in der Landwirtschaft im weiteren Sinne tätig sind. Sie war daher unschlüssig, welche der beiden Antwortkategorien sie angeben solle. Sie entschied sich schließlich dafür „im Betrieb“ anzugeben. Die Testperson schlug vor, eine zusätzliche Antwortoption „Gesetzliche Rentenversicherung durch Anstellung in einem Fremdbetrieb oder einem anderen [landwirtschaftlichen] Betrieb“ aufzunehmen.
Testperson 10 gab an, dass sie Anspruch auf eine „Gesetzliche Rentenversicherung durch außerbetriebliche Tätigkeit“ habe. Allerdings bezog sie sich dabei ausschließlich auf Rentenansprüche auf Grund von Kindererziehungszeiten („Mütterrente“), die entsprechend gering ausfallen würden, und nicht auf Ansprüche durch Einzahlungen als Angestellte, da dies nie auf sie zutreffe.
Die Antwortkategorie „Einnahmen aus eigenem Vermögen (z. B. Verpachtung, Vermietung, Wertpapiere)“
Testperson 02 stellte bei dieser Antwortkategorie in Frage, ob diese zur Altersvorsorge gezählt werden solle:
„Ich habe auch meine eigene landwirtschaftliche Fläche an diesen Betrieb verpachtet und habe Pachteinnahmen. Ob das Altersvorsorge ist oder nicht, sei dahingestellt, aber die habe ich erstmal“. Sie klickte diese Antwortoption dennoch an.
Inhaltliche Anmerkungen der Testpersonen bezüglich der Altersvorsorge als frauenspezifisches Thema auf landwirtschaftlichen Betrieben
Fast alle Testpersonen zeigten ein hohes Maß an Bewusstsein für das Thema Altersvorsorge und den Besonderheiten, die sich als Frau auf einem landwirtschaftlichen Betrieb diesbezüglich ergeben.
Beispielsweise erläuterte eine Testperson, dass sie die Zahlung in die landwirtschaftliche Alterskasse umgehen könne, dies aber falsch empfände. Das Einrichten lebenslanger Wohn- und Versorgungsrechte würden zu ihrem persönlichen Anspruch an eine erfolgreiche Hofübergabe in Zukunft gehören:
- „[In die] landwirtschaftliche Alterskasse zahle ich ein, weil ich dazu als GbR-Teilhaberin verpflichtet bin. […] Ich hätte die Möglichkeit, mich befreien zu lassen, und dann als Minijobberin diese Alterskassenzahlungen zu umgehen, das will ich aber nicht. [Das] ist einfach ein Betriebsauftrag, der mir steuerlich weiterhilft, und eine zusätzliche Absicherung. Außerdem ist das Modell Alterskasse in meinen Augen eine sinnvolle [Institution]. […] Bei der Zusatzversorgung weiß jeder, dass es ohne nicht geht. Lebenslange Wohn- und Versorgungsrechte, das ist mein eigener Anspruch an mich, dass ich das geregelt bekomme während meiner Hauptphase, dass ich mir Gedanken darüber mache, wo ich später wohne.“ (TP 06)
Die Gedanken der Testperson, die auf ihrem Familienhof lebt, aber in einem anderen Betrieb angestellt ist, kreisten beim Beantworten der Frage nicht nur um ihre persönliche Vorsorge, sondern um die Absicherung ihres Heimatbetriebs:
- „Ich bin woanders angestellt und darüber abgesichert, weil ich aus der [landwirtschaftlichen] Alterskasse raus bin. Gedacht habe ich daran, dass ich dadurch versorgt bin, dass ich woanders versichert bin, und dem Betrieb nicht auf der Tasche liege.“ (TP 09)
Zuletzt weckte das Thema der Altersvorsorge bei einer Testperson das Bewusstsein dafür, dass ihre persönliche Versorgung ohne Partnerschaft gefährdet wäre:
- „Man erwirtschaftet gemeinsam, wovon man lebt, und wovon man auch nach Abgabe des Betriebes leben will. […] Es ist etwas anderes, wenn man sein Leben lang selbst in seine Rente eingezahlt hat und das trennen könnte, wenn man das will. […] Es ist bei einem Betrieb immer sinnvoll oder hilfreich, einvernehmlich durch das Leben zu gehen. Alles andere macht es sehr kompliziert.“ (TP 10)