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Projektname:PaCo - Mechanismen der Panelkonditionierung in Längsschnittbefragungen: Fragen zu den Themen soziale Erwünschtheit, Geschlechterrollen und Umwelt
  1. Fragetext: Wie häufig haben Sie sich in den letzten 14 Tagen pornografische Inhalte angesehen?
  2. Antwortkategorien 1 Nie

    2

    3

    4

    5

    6

    7 Sehr häufig

    Weiß nicht

    Das möchte ich nicht beantworten


    1. Empfehlungen: Frage: Belassen.

      Antwortformat: Belassen.
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Comprehension Probe, Specific Probe
  2. Befund zur Frage: Acht von zehn Testpersonen verorteten sich auf dem Skalenpunkt 1, d. h., sie gaben an, dass sie in den letzten 14 Tagen nie pornografische Inhalte angesehen hatten. Eine Testperson (TP 06) verortete sich auf dem Skalenpunkt 2 („selten“) und eine weitere (TP 01) antwortete „sehr häufig“.

    Zwei Testpersonen (TP 09, 10) kommentierten die Fragen spontan damit, dass sie sich pornografischer Inhalte nicht ganz entziehen könnten, sie diese aber nicht absichtlich konsumieren würden:
    • „Also, manchmal sieht man so etwas schon, aber ich mache es nie.“ (TP 09)
    • „Das lässt sich ja nicht ganz vermeiden. [...] Wenn ich in meinem E-Mail-Programm bin, kann ich es nicht vermeiden, dass ich solche Sachen sehe. Obwohl ich das nicht möchte. Also ich möchte es eigentlich nie sehen.“ (TP 10)
    Was verstehen die Testpersonen unter „pornografischen Inhalten“?

    Die Mehrheit der Testpersonen (n = 9) bezog sich in ihrer Antwort ausschließlich auf pornografische Inhalte im Internet. Hier lag möglicherweise ein Reihenfolgeeffekt vor, d. h., die vorherige Frage 10, in der es um die Internetnutzung zur politischen Informationsgewinnung ging, strahlte auf Frage 11 aus. Andererseits werden pornografische Inhalte überwiegend im Internet konsumiert. Ob es sich hier um einen Reihenfolgeeffekt oder ein valides Antwortverhalten handelte, ließ sich auf Basis der kognitiven Interviews nicht feststellen.

    Lediglich Testperson 04 gab an, neben Internetinhalten auch an Printmedien und Videokassetten/DVDs gedacht zu haben: „Es gibt ja auch Hefte, am Kiosk und sonst wo. Da kann man ja auch Filme und Pornohefte kaufen. Genau daran habe ich jetzt auch gedacht.“

    Unter „pornografischen Inhalten“ verstanden die meisten Testpersonen die Entblößung und Präsentation von Männern und Frauen sowie Darstellungen sexueller Handlungen:
    • „Ich sage mal, alles was in irgendeiner Art und Weise zur persönlichen Belustigung dient, wo sich Personen, sage ich jetzt mal, entblößen, in irgendeiner Art und Weise präsentieren.“ (TP 01)
    • „Bilder und Videos von nackten Menschen.“ (TP 05)
    • „Pornografische Inhalte sind – wie soll ich das jetzt erklären – Darstellungen sexueller Handlungen.“ (TP 06)
    • „Ja nun, wahrscheinlich diese pornografischen Seiten, die man halt so abrufen kann. [...] Es gibt da doch solche Seiten, YouPorn habe ich mal gelesen.“ (TP 07)
    • „Wie gesagt, wenn ich z. B. irgendwelche Inhalte übers Internet geschickt bekomme, in denen ich aufgefordert werde, mit eindeutigen Fotos oder sogar animierten Filmchen, mich auf irgendwelche pornografischen Seiten zu locken.“ (TP 10)
    Als wie sensitiv/heikel nehmen die Testpersonen die Frage war?

    Die Testpersonen wurden gebeten, auf einer siebenstufigen Skala anzugeben, wie unangenehm sie es fanden, die Frage gestellt zu bekommen (s. Tabelle N2_F11). Sechs Testpersonen (TP 03, 04, 07, 08, 09, 10) gaben an, dies als „überhaupt nicht unangenehm“ empfunden zu haben. Diese Testpersonen begründeten ihre Antworten entweder damit, dass sie ehrlich haben antworten können (da sie sich in den letzten 14 Tagen nie pornografische Inhalte im Internet angesehen haben) und es somit keinen Grund gegeben habe, sich unangenehm berührt zu fühlen, oder dass die Frage bei ihnen kein Schamgefühl ausgelöst habe:
    • „Weil ich ehrlich mit ‚nie‘ antworten konnte, fand ich das überhaupt nicht unangenehm. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das insgesamt eine sehr unangenehme Frage ist.“ (TP 03)
    • „Weil ich mittlerweile finde, dass das ein Thema ist, worüber man sich auch unterhalten kann. Also, ich habe bei so etwas auch kein Schamgefühl, ich bin da ziemlich offen.“ (TP 04)
    • „Ich finde fast nichts unangenehm. Man wird halt gefragt und gibt eine Antwort.“ (TP 08)
    • „Weil das einfach zum Leben dazugehört. Also O. K., jeder kann das anders sehen. Männer sehen das anders als Frauen, das ist ja allseits bekannt. Die Diskussion haben wir auch schon gehabt. Aber es ist ja an und für sich nichts Negatives.“ (TP 09)

    Tabelle N2_F11. Häufigkeitsverteilung Specific Probe (N = 10)

    1 Überhaupt nicht unangenehm 6
    2 -
    3 1
    4 2
    5 -
    6 -
    7 Sehr unangenehm 1
    Drei Testpersonen gaben an, die Beantwortung der Frage als „etwas unangenehm“ (Skalenpunkte 3 und 4) empfunden zu haben. Sie begründeten ihre Einordnung damit, dass sie einerseits offen im Umgang mit dem Thema seien, es aber andererseits auch sehr persönlich sei oder sie von der Frage überrascht gewesen seien:
    • „Weil ich persönlich mit dem Thema sehr offen umgehe und ich auch glaube, dass der Konsum von pornografischen Inhalten – das ist jetzt natürlich wieder von Person zu Person abhängig – jetzt kein großes Tabuthema ist. Und deswegen ist es mir nicht unangenehm, darüber zu reden.“ (TP 01; Antwort: Skalenpunkt 3)
    • „Ich war ganz leicht peinlich berührt. Aber nur, weil ich nicht mit der Frage gerechnet habe. Aber ich hatte kein Problem damit, die Frage zu beantworten. Ich war nur etwas überrascht.“ (TP 02; Antwort: Skalenpunkt 4)
    • „Weil es sehr persönlich ist, darüber möchte man mit Fremden eher nicht reden.“ (TP 05; Antwort: Skalenpunkt 4)
    Nur Testperson 06 empfand die Beantwortung der Frage als „sehr unangenehm“ (Skalenpunkt 7) und begründete dies damit, dass dies eine „sehr intime Frage“ sei.

    Des Weiteren wurden die Testpersonen gebeten, auf einer siebenstufigen Skala anzugeben, wie ehrlich Befragte diese Frage ihrer Meinung nach in einer richtigen Umfrage beantworten würden (s. Tabelle N4_F11). Insgesamt schätzten die Testpersonen die Ehrlichkeit von Befragten eher gering ein. Die meisten verorteten sich auf dem zweiten Skalenpunkt und begründeten ihre Antwort damit, dass es den meisten Menschen peinlich wäre, über dieses intime Thema zu reden:
    • „Weil das vielen Leuten sicher peinlich ist.“ (TP 03)
    • „Ich glaube, viele schämen sich dafür, dass sie Pornos schauen oder pornografische Inhalte.“ (TP 04)
    • „Weil es etwas Privates ist, etwas Peinliches, was man nicht so zugeben möchte.“ (TP 05)
    • „Ich glaube, die meisten beantworten das nicht ehrlich. Ich glaube, die meisten würden sich schämen oder nicht den Mut haben.“ (TP 09)

    Tabelle N4_F11. Häufigkeitsverteilung Specific Probe (N = 10)

    1 Überhaupt nicht ehrlich -
    2 4
    3 2
    4 3
    5 1
    6 -
    7 Sehr ehrlich -
    Die restlichen Testpersonen begründeten ihre Antworten (im mittleren Bereich der Skala) damit, dass es auf das Individuum ankäme oder das Geschlecht bei der ehrlichen Beantwortung der Frage eine Rolle spiele:
    • „Weil ich glaube, wie schon gesagt, dass das sehr unterschiedlich von Person zu Person ist, dass eben ein paar Leute eher gewillt sind, da eine ehrliche Antwort zu geben. Und ein paar Leute eher lügen, um, ich sage jetzt mal, dem sozialen Anspruch genüge zu werden.“ (TP 01; Antwort: Skalenpunkt 4)
    • „Ich glaube, Frauen würden die Frage eher unehrlicher beantworten als Männer. Also vielleicht 30 Prozent würden die Frage ehrlich beantworten.“ (TP 02; Antwort: Skalenpunkt 3)
  1. Thema der Frage: Individuum & Persönlichkeit/ Verhalten
  2. Konstrukt: Sexualverhalten