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Projektname:PaCo - Mechanismen der Panelkonditionierung in Längsschnittbefragungen: Fragen zu den Themen soziale Erwünschtheit, Geschlechterrollen und Umwelt
  1. Fragetext: Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu oder nicht zu?
    Eine Vollzeitbeschäftigung ist der beste Weg für eine Frau, finanziell unabhängig zu sein.
  2. Antwortkategorien 1 Stimme überhaupt nicht zu

    2

    3

    4

    5

    6

    7 Stimme voll und ganz zu

    Weiß nicht


    1. Empfehlungen: Frage: Um zu vermeiden, dass Befragte mit dem Begriff „Vollzeitbeschäftigung“ ausschließlich eine Tätigkeit im Angestelltenverhältnis assoziieren, empfehlen wir, die Frage umzuformulieren. Eine mögliche Umformulierung wäre:

      „Einen Beruf auszuüben ist der beste Weg für eine Frau, finanziell unabhängig zu sein.“

      Falls der Fokus der Frage auf der Vollzeitbeschäftigung von Frauen liegt, um die Problematik der großen Anzahl von Frauen mit Teilzeitbeschäftigungen aufzugreifen , empfehlen wir folgende alternative Formulierung:

      „Vollzeit zu arbeiten ist der beste Weg für eine Frau, finanziell unabhängig zu sein“.

      Antwortformat: Belassen. 
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Comprehension Probe, General Probe, Category Selection Probe, Difficulty Probe, Specific Probe
  2. Befund zur Frage: Was verstehen die Testpersonen unter einer „Vollzeitbeschäftigung“?

    Alle Testpersonen definierten den Begriff „Vollzeitbeschäftigung“ als eine Ganztagesarbeit, der man etwa acht Stunden täglich an fünf Tagen in der Woche nachgehe:
    • „Unter einer Vollzeitbeschäftigung verstehe ich eine 40-Stunden-Woche.“ (TP 04)
    • „Dass man wirklich den ganzen Tag arbeitet, also von acht bis fünf Uhr, das ist Vollzeit. Und das eben fünfmal die Woche.“ (TP 07)
    Was verstehen die Testpersonen unter „finanziell unabhängig sein“?

    Alle Testpersonen interpretierten den Begriff dahingehend, nicht auf andere Personen oder Geldquellen angewiesen zu sein, um das eigene Leben finanzieren zu können:
    • „Darunter verstehe ich primär, dass die Frau von keiner anderen Person abhängig ist, nicht vom Mann oder der Frau. Aber auch nicht von den Eltern oder dem Staat.“ (TP 02)
    • „Finanziell unabhängig ist für mich, nicht auf Geldmittel von anderen angewiesen zu sein. Dass eine Frau zum Beispiel nicht auf ihren Ehemann oder ihre Ehefrau angewiesen ist. Oder auf das Arbeitsamt.“ (TP 03)
    Haben die Testpersonen Probleme die Frage zu verstehen oder zu beantworten?

    Mit Ausnahme von Testperson 01 konnten sich alle Personen auf der Antwortskala verorten. Test-person 01 begründete ihre „Weiß nicht“-Antwort damit, dass eine Vollzeitbeschäftigung ihrer Meinung nach ein guter, nicht jedoch der beste oder einzige Weg sei, um finanziell unabhängig zu sein:
    • TP 01: „Ich habe ‚weiß nicht‘ angegeben, weil ich auch glaube, dass es andere Wege gibt oder dass eine Vollzeitbeschäftigung nicht der einzige Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist.“
    • TL: „Wie kommt es dann, dass Sie nicht ‚stimme nicht zu‘ angegeben haben?“
    • TP 01: „Weil ich dennoch der Meinung bin, dass eine Vollzeitbeschäftigung immer noch ein Weg ist, finanziell unabhängig zu sein. Ich bin nur nicht der Meinung, dass es der beste oder einzige Weg ist. Deswegen war ich unentschlossen.“
    Von den restlichen neun Testpersonen gab die Mehrheit (n = 7) an, der Aussage eher oder voll und ganz zuzustimmen (Skalenpunkte 5 bis 7). Nur zwei Testpersonen (TP 03, TP 05) stimmten der Aussage (eher) nicht zu (Skalenpunkte 2 und 3).
    In den kognitiven Interviews wurden die Testpersonen gebeten, ihre Antworten näher zu erläutern bzw. zu begründen (General Probe, Category Selection Probe). Hierbei zeigte sich, dass zwei Testpersonen (TP 03, 06) den Begriff „Vollzeitbeschäftigung“ ausschließlich als Tätigkeit in einem Angestelltenverhältnis interpretierten und eine selbständige oder freiberufliche Tätigkeit aus-schlossen. Während diese Fehlinterpretation bei Testperson 06 nur einen geringfügigen Einfluss auf die Beantwortung der Frage hatte (sie wählte Skalenpunkt 6 statt 7), führte sie bei Testperson 03 zu einer starken Verzerrung der Antwort (Skalenpunkt 2 statt 7):
    • TP 03: „Das fällt mir jetzt gerade erst auf: Ich bin davon ausgegangen, dass es dabei um ein festes Anstellungsverhältnis geht. Und da dachte ich, nein, die kann ja auch selbständig sein, daher ist das nicht der beste oder einzige Weg. Deswegen habe ich gesagt, ich stimme nicht zu. Das fällt mir jetzt erst auf. Eigentlich hätte ich da zustimmen müssen.“
    • TL: „Und wie würden Sie antworten, wenn Sie den Begriff jetzt hinsichtlich des Umfangs der Arbeitszeit interpretieren?“
    • TP 03: „Dann würde ich ‚stimme voll und ganz zu‘ antworten. Denn wenn man finanziell unabhängig sein möchte, muss man ja auch für ein Einkommen sorgen. Und das bekommt man in der Regel am besten mit einer Vollzeitbeschäftigung hin.“
    • TP 06: „Eine Vollzeitbeschäftigung ist nicht der einzige Weg, finanziell unabhängig zu sein. Unter Vollzeitbeschäftigung verstehe ich in dem Fall, dass ich als Angestellter bei einem Unternehmen Vollzeit beschäftigt bin. Oder sehe ich das jetzt falsch? Denn ich bin nirgendwo angestellt, ich bin selbstständig. Und auch Frauen können selbstständig arbeiten. Also möglicherweise habe ich die Frage dann falsch verstanden.“
    • TL: „Also, wenn Sie Vollzeitbeschäftigung lesen, sagen Sie, heißt das für Sie ein Angestelltenverhältnis?“
    • TP 06: „Ja, das habe ich jetzt als Angestelltenverhältnis interpretiert [und die Selbstständigkeit nicht miteinbezogen.“
    • TL: „Und ist das dann der Grund, wieso Sie nicht ‚stimme voll und ganz zu‘ gesagt haben?“
    • TP 06: „Ja, das ist der Grund. Weil es nicht der einzige Weg wäre.“
    Gibt es vorab gefestigte/starke Meinungen zu dem Thema?

    Auf Nachfrage gaben nur zwei der zehn Testpersonen an, dass sie zunächst überlegen mussten, ob sie der Aussage zustimmen oder nicht zustimmen (TP 01, 04). Die anderen Testpersonen gaben an, eine gefestigte Meinung zu diesem Thema zu haben.
  1. Thema der Frage: Gesellschaft & Soziales/ Einstellungen zu sozialen Gruppen
  2. Konstrukt: Geschlechterrollen