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Projektname:SHARE 9. Welle - Neue Items zu den Themen finanzielle Entscheidungsfindung, erfolgreiches Altern, Ess- und Schlafverhalten, langfristige Pflegeversicherung und Erwartungen an die Langzeitpflege
  1. Fragetext: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass, falls Sie eines Tages eine oder mehrere dieser Tätigkeitsbeschränkungen entwickeln, Ihre gesetzliche oder private Krankenversicherung die Pflegekosten vollständig oder teilweise übernimmt?
  2. Instruktionen: [Interviewer: Nur vorlesen, wenn der Befragte/r keine Antwort gibt]
    Wenn Sie sich über die Wahrscheinlichkeit unsicher sind, können Sie eine Spanne angeben. Zum Beispiel können Sie etwas sagen wie „weniger als 20 Prozent“, „zwischen 30 und 40 Prozent“ oder „mehr als 80 Prozent“. Bitte versuchen Sie jedoch, ohne Rundung oder Näherung zu antworten.
  3. Antwortkategorien _____%
    1. Empfehlungen: Aufgrund der oben beschriebenen Probleme und der sehr hypothetischen Natur der Frage, empfehlen wir, sie zu streichen.

      Falls die Frage das Vertrauen der Befragten in ihre Pflegeversicherung(en) messen soll, könnte sie wie folgt umformuliert werden:

      „Pflegeversicherungen übernehmen nicht immer die Kosten, wenn Menschen eine oder mehrere der genannten Tätigkeitseinschränkungen entwickeln. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Ihre Pflegeversicherung(en) die Kosten für solche Einschränkungen übernimmt? – Sehr wahrscheinlich, eher wahrscheinlich, eher unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich.“

      Falls die Frage beibehalten wird, empfehlen wir, statt „-beschränkungen“ „-einschränkungen“ zu verwenden, da dieses Wort in der zuvor gestellten Frage benutzt wurde, und, wie auch bei der vorherigen Frage, in den ersten Rundungssatz zwei kleine Modifikationen sowie im letzten ein Komma einzubauen: „Wenn Sie sich bei der Wahrscheinlichkeit unsicher sind, können Sie auch eine Spanne angeben. […] Bitte versuchen Sie jedoch, ohne Rundung oder Näherung zu antworten.“
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting General Probing, Difficulty Probing
  2. Befund zur Frage: Frage 6 wurde nur denjenigen Testpersonen gestellt, die bei Frage 5 nicht „Ich habe bereits eine oder mehrere dieser Einschränkungen“ geantwortet hatten. Dies traf auf acht Testpersonen zu.

    Haben die Testpersonen Probleme, die Frage zu verstehen und/oder zu beantworten?

    Die kognitiven Interviews förderten verschiedene Probleme dieser Frage zu Tage. Zum einen interpretierten vier Testpersonen (TP 01, 03, 05, 09) die Frage dahingehend, dass sie angeben sollten, wie viel Prozent der Pflegekosten von ihrer Krankenversicherung voraussichtlich übernommen würden:
    • TP 01: Also, ich habe eine pflegebedürftige Mutter, die ich gerade vor meinem geistigen Auge habe. Und das hat bisher geklappt, da braucht es eben jemanden, der sich mit um sie kümmern kann. Und das wird eben auch von der Krankenkasse übernommen.
    • TL: Warum haben Sie nicht 100 % angegeben?
    • TP 01: Weil das nicht stimmt.
    • TL: Weil nicht 100 % der Kosten übernommen werden oder nicht 100 % der Einschränkungen vorliegen?
    • TP 01: Weil nicht 100 % der Kosten übernommen werden. Vielleicht liegt es auch bei 80 %, vielleicht habe ich mich da ein bisschen verschätzt. Aber auf gar keinen Fall 100 %.
    • TL: Das heißt, die 70 % [die Antwort der TP] beziehen sich auf die Kosten, die ihrer Einschätzung nach übernommen werden?
    • TP 01: Ja.

    • „Ich würde sagen, die Krankenkasse übernimmt das teilweise, nicht vollständig. 50 %. Die machen ja schon Probleme, wenn man einen Zahn gezogen bekommt. Da bin ich auch noch einmal extra versichert.“ (TP 03, Antwort: „50 %“)
    • „Ich würde sagen, die Krankenkasse übernimmt das teilweise, nicht vollständig. 50 %. Die machen ja schon Probleme, wenn man einen Zahn gezogen bekommt. Da bin ich auch noch einmal extra versichert.“ (TP 03, Antwort: „50 %“)
    • „Ich bin darauf gekommen, weil ich mit der Krankenkasse schon Rücksprache gehalten habe, wie es aussieht, wenn ich keine Treppen mehr steigen kann. Dann haben sie gesagt, zu 95 % wird es übernommen. Dass ich so eine Art Einkaufshilfe bekomme.“ (TP 05, Antwort: „95%“)
    • „Also, teilweise übernimmt sie die Kosten. Die Beihilfe bezahlt 70 % und für die restlichen 30 % muss ich mich privat versichern. Das ändert sich ja immer mal beim Beihilferecht und auch bei der Krankenversicherung. […] Also, alles voll übernehmen wird sie nicht, das ist klar. Die Haushaltshilfe wird nicht voll bezahlt, da muss man zusätzlich bezahlen. […] [Insgesamt] gehe ich von 80 % aus.“ (TP 09, Antwort: „80%“)
    Zwei weitere Testpersonen (TP 07, 10) empfanden die Frage als zu hypothetisch und konnten sie nicht beantworten („weiß nicht“):
    • „Kann ich nicht beantworten. Woher soll ich das wissen? Das kommt ja auch darauf an, welche Einschränkungen sich entwickeln und in welche Pflegestufe man eingruppiert wird. […] Ich weiß nicht, was auf mich zukommt und ob das meine Kasse dann bezahlt.“ (TP 07)
    • „Da bin ich mir nicht sicher, inwieweit die gesetzliche Krankenversicherung da etwas übernimmt. Das ist immer schwer zu sagen, das muss man im Einzelfall immer mit der Krankenkasse klären. So pauschal kann man das nicht sagen.“ (TP 10)
    Testperson 02 wies darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit der Pflegekostenübernahme durch die Krankenkasse von der Anzahl der Tätigkeitsbeschränkungen abhinge. Bei einzelnen auf der Liste genannten Beschränkungen wäre die Wahrscheinlichkeit 0 %, bei mehreren 100 %. Ihre Antwort („100%“) bezog sich demzufolge auf die Prämisse, dass sie in der Zukunft mehrere der Tätigkeitsbeschränkungen entwickle: „Wenn ich nur einen dieser Punkte habe, kommt keine Pflegeversicherung in Frage. Wenn ich nicht in meinem Garten herumgraben kann, kommt keine Pflegeversicherung. Ich müsste quasi alle Punkte oder ziemlich viele dieser Punkte haben. Nehmen wir an, ich kann nur „Benutzen einer Karte“ nicht, aber den Rest kann ich, dann brauche ich keine Pflegeversicherung. Ich müsste mindestens ein paar Punkte haben. Wenn ich nicht mehr telefonieren kann, kann ich trotzdem gut leben. […] Wenn man die Hälfte [der Tätigkeitsbeschränkungen] sagt, dann kommt wahrscheinlich die Pflegeversicherung zu Hilfe. […] Naja, dafür habe ich sie abgeschlossen, dann kommt sie 100-%-ig.“ (TP 02)

    Lediglich Testperson 06 (Antwort: „100%“) schien keine Probleme mit dem Verständnis und der Beantwortung der Frage zu haben:
    • TP 06: Das kommt irgendwann, das ist definitiv so. Ist auch ein Erfahrungswert von der Pflege meiner Mutter. Das geht nicht mehr ohne irgendwann.
    • TL: Und Sie sind sich auch sicher, dass die Kosten für die Pflege dann vollständig oder teilweise von der Versicherung übernommen werden?
    • TP 06: Das ist bei der gesetzlichen Pflegeversicherung so. Falls Sie noch Ersparnisse haben, sind die natürlich irgendwann auch weg, das ist klar [lacht].
    Zu guter Letzt baten zwei Testpersonen (TP 01, 03) nach dem ersten Vorlesen der Frage durch die Testleiter darum, die Frage noch einmal vorgelesen zu bekommen. Dies könnte u. a. an der komplexen syntaktischen Struktur der Frage liegen (linksverzweigte Struktur), bei der mehrere Satzteile ineinander geschachtelt sind und vor dem Hauptverb der Frage („übernimmt“) erscheinen. Leichter verständlich wäre eine rechtsverzweigte Struktur, wie z. B. „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre gesetzliche oder private Krankenversicherung die Pflegekosten vollständig oder teilweise übernimmt, falls Sie eines Tages Schwierigkeiten bei einer oder mehreren dieser Tätigkeiten entwickeln?“
  1. Thema der Frage: Gesellschaft & Soziales/ Generation 50+ & Ruhestand
  2. Konstrukt: Geschätzte Erwartung der Pflegekostendeckung durch die Versicherung