Fragetext:
Haben Sie eine private Pflegeversicherung?
Instruktionen:
Interviewer: Antwortoptionen vorlesen!
Interviewer: [Gegebenenfalls erklären] Unter “privat” verstehen wir eine Versicherung, die bei einer privaten Gesellschaft abgeschlossen wird, entweder auf rein freiwilliger individueller Basis oder im Rahmen eines Pflichtsystems. Eine Pflegeversicherung hilft, die Kosten für Langzeitpflege zu decken. Sie deckt normalerweise häusliche Pflege, Pflegeunterstützung, ambulant betreutes Wohnen, Tagespflegeeinrichtungen, Aufenthalte in Alten- oder Pflegeheimen oder in einem Hospiz ab. Einige dieser Leistungen könnten auch durch Ihre Krankenversicherung übernommen werden.
Antwortkategorien:
Ja, private Pflicht-Pflegeversicherung
Ja, private freiwillige Pflegeversicherung
Nein
Empfehlungen:
Wir empfehlen, die Frageformulierung zu belassen. Die Antwortoptionen sollten von den Interviewern allerdings nicht vorgelesen werden, um Missverständnisse in der Interpretation einer privaten Pflicht-Pflegeversicherung (z. B. als gesetzliche Pflegeversicherung) zu vermeiden. Als Antwortoptionen sollten lediglich „Ja“ und „Nein“ (sowie „Weiß nicht“ und „Verweigerung“) angeboten werden.
Befragte, die auf diese Frage „Ja“ antworten, sollten im Anschluss eine Frage dazu erhalten, ob sie eine private Pflicht-Pflegeversicherung, eine private freiwillige Pflegeversicherung oder beides haben.
Alternativ könnte die Frage auch dahingehend umformuliert werden, dass nach dem Versicherungsstatus der Befragten gefragt wird und die gesetzliche Pflichtversicherung explizit als Antwortoption genannt wird:
„Wie sind Sie pflegeversichert?"
(Mehrfachantworten sind möglich)
- - Gesetzlich pflegeversichert (über eine gesetzliche Krankenkasse)
- - Privat pflichtversichert (über eine private Krankenkasse)
- - Ich habe eine freiwillige private Pflegezusatzversicherung
- - Ich habe keinerlei Pflegeversicherung“
Eingesetzte kognitive Technik/en:
General Probing, Comprehension Probing, Specific Probing, Difficulty Probing
Befund zur Frage:
Haben die Testpersonen Probleme, die Frage zu verstehen und/oder zu beantworten?
Neun der zehn Testpersonen beantworteten die Frage korrekt, d. h. sie gaben richtigerweise an, eine private Pflegeversicherung zu haben oder nicht zu haben. Der Prozess der Antwortgenerierung (in der Interaktion mit der Testleiterin oder dem Testleiter) war allerdings in einigen Fällen mühsam. Dies soll im Folgenden am Beispiel der Interaktion zwischen Testperson 02 und der Testleiterin illustriert werden:
- TP 02: Ich habe eine private Pflegeversicherung, ja. Jetzt müsste ich die drei [Antwortoptio-nen] nochmal hören. Also die Pflichtversicherung habe ich …
- TL: Also die private [Pflichtversicherung]?
- TP 02: Und die private. Es gibt ja zwei. Ich meine, die Pflichtversicherung muss sowieso drin sein, aber ich habe noch eine private. Ich glaube es, aber ich bin mir nicht sicher. Die Privat-Pflichtversicherung, das weiß ich hundertprozentig.
- TL: Hier wird danach unterschieden, ob es eine private Pflicht-Pflegeversicherung oder eine private freiwillige Pflegeversicherung ist, aber da sind Sie sich nicht sicher?
- TP 02: Eine private Pflegeversicherung habe ich, das weiß ich, aber eine private Pflicht-Versicherung … das ist doch eine staatliche, oder?
[TL liest die Erklärung vor]
- TP 02: Also, ich habe etwas abgeschlossen, das war eine freiwillige. Das mit der Pflicht-Versicherung verwirrt mich. Ich weiß, dass ich eine Privat-Pflegeversicherung abgeschlossen habe, aber ich dachte, das kommt über den Satz, den die Krankenkasse … Jetzt bin ich überfragt. Ich dachte, ich hätte beide. Weil die Pflicht ist ja Pflicht.
- TL: Meinen Sie auch die Pflicht-Pflegeversicherung?
- TP 02: Ja.
- TL: Und dass die private Pflegeversicherung eine Art …
- TP 02: Zusatzversicherung, ja. Ergänzt. Ich meine, was die Privat-Pflichtversicherung nicht bezahlt, was darüber ist, übernimmt meine jetzige Privatversicherung, die ich abgeschlossen habe. Deswegen, ich habe beides.
- TL: Also einmal gesetzlich und einmal privat?
- TP 02: Ja, wie viel habe ich jetzt nicht mehr im Kopf, aber privat auf jeden Fall. Also in dem Vertrag … die Pflicht[versicherung] geht bis zu einem bestimmten Betrag und wir haben ge-dacht, dass der Rest übernommen wird. Also keine Selbstbeteiligung zu haben, die zu hoch ist. Deshalb haben wir das abgeschlossen.
- [TL notiert die freiwillige Pflegeversicherung]
- TP 02: Privat auf jeden Fall. Das weiß ich, wir haben eine. Aber das mit der Pflichtversicherung. Ich dachte, wir müssen alle.
Wie das oben genannte Beispiel verdeutlicht, ergaben sich Probleme bei der Beantwortung der Frage hauptsächlich aus dem Vorlesen der Antwortkategorien durch die Testleiter. Die Unterscheidung zwischen einer privaten Pflicht-Pflegeversicherung und einer privaten freiwilligen Pflegeversicherung war vier Testpersonen (TP 02, 03, 08, 10) unklar bzw. sie interpretieren die Pflicht-Pflegeversicherung als gesetzliche Versicherung:
- Testperson 03 auf die Nachfrage, worin für sie der Unterschied zwischen einer privaten Pflicht-Pflegeversicherung und einer privaten freiwilligen Versicherung bestehe: „Ich denke, dass man in einer privaten Pflegeversicherung mehr Leistungen erhält als in einer Pflicht-Pflegeversicherung.“ (TP 03, Antwort: „Nein“)
- „Ich weiß, dass ich keine Pflegeversicherung abgeschlossen habe. Das ist ja eine freiwillige Sache. Und in der gesetzlichen Pflegeversicherung sind wir ja alle irgendwie drin.“ (TP 08, Antwort: „Ja, private Pflicht-Pflegeversicherung“)
- „Ich sehe da eigentlich keinen Unterschied. Beide sind privat. Das eine ist eine Pflichtversi-cherung, die mir der Staat eventuell auferlegen könnte. Und das andere ist wirklich komplett freiwillig, also eine Zusatzversicherung.“ (TP 10)
Bei Testperson 08 führte diese Fehlinterpretation dazu, dass sie fälschlicherweise angab, eine private Pflicht-Pflegeversicherung abgeschlossen zu haben.
Thema der Frage:
Gesellschaft & Soziales/ Generation 50+ & Ruhestand
Konstrukt:
Private Pflegeversicherung