Bewertung der Einkommensverteilung

Einleitungstext:

Version 1:
Topverdiener verdienen brutto durchschnittlich 12.900 Euro im Monat.

Damit verdienen sie mehr als 99 % aller Deutschen.

Version 2:
Topverdiener wie z. B. Geschäftsführer, Bankdirektoren oder Unternehmensberater verdienen brutto durchschnittlich 12.900 Euro im Monat. Damit verdienen sie mehr als 99 % aller Deutschen.
Die Antwortverteilung in der Version mit der Nennung der Beispielberufe ist identisch mit der ersten Version. Der Großteil der Testpersonen begründet das damit, dass sie sich vorstellen konnten, wer zu der Gruppe der Topverdiener gehört:
  • „Ich habe überlegt, um welche Berufsgruppen es sich handelt und konnte es mir im Vorfeld vorstellen.“ (TP 10)
  • „Weil ich mir den Personenkreis schon vorgestellt hatte.“ (TP 16)

Fragetext:

Finden Sie das Einkommen von Topverdienern in Deutschland gerecht, [ungerecht niedrig oder ungerecht hoch / ungerechterweise zu niedrig oder ungerechterweise zu hoch]?
Frageformulierung bzw. Skalenbeschriftung

Auch die Frageformulierung und davon abhängig die spätere Skalenbeschriftung wurde den Testpersonen in zwei Varianten vorgelegt. In der ersten Variante lautete die Frage, ob das Einkommen der jeweiligen Einkommensgruppe „gerecht, ungerecht niedrig oder ungerecht hoch“ sei. Die zweite Variante fragte, ob die Einkommen „gerecht, ungerechterweise zu niedrig oder ungerechterweise zu hoch“ seien.

Vierzehn Testpersonen bevorzugen die kürzere Formulierung „ungerecht niedrig oder ungerecht hoch“ in Liste 1. Die meisten begründen dies damit, dass Liste 1 kürzer, schneller und dadurch einfacher zu lesen ist. Liste 2 wird dagegen als unnötig kompliziert oder untypisch wahrgenommen:
  • „Weil ich die Skalierung in Liste 1 leichter erklärt finde.“(TP 01)
  • „Liste 1 ist ansprechender, einfacher. Ungerechterweise, das Wort habe ich noch nie benutzt. Würde ich das schreiben? Es gefällt mir nicht.“ (TP 05)
  • „–weise finde ich komisch. Das ist für mich kein Wort, das ist ein Zustand.“ (TP 06)
  • „Liste 1 ist ein bisschen kürzer. Es wird schneller klar. Ungerechterweise – würde das jemand sagen?“ (TP 09)
  • „Bei Liste 2 muss man ums Eck denken.“ (TP 11)
  • „Weil es weniger kompliziert klingt, eingängiger.“ (TP 14)
Zwei Testpersonen sehen einen inhaltlichen Unterschied zwischen den beiden Listen und nehmen Liste 2 wertender wahr als Liste 1:
  • „Das [Liste 2] ist schon gewertet, das finde ich unnötig. Ungerecht ist ungerecht. ‚Ungerechterweise‘ hört sich für mich umständlich an.“ (TP 06)
  • „Es hat halt schon eine Wertung mit drin. Dieses ‚ungerechterweise‘ suggeriert ‚Das ist niedrig, also ungerecht‘. Das nimmt etwas vorweg, was man dem Leser vielleicht selber überlassen sollte.“ (TP 11)
Die längere Formulierung „ungerechterweise zu niedrig oder ungerechterweise zu hoch“ in Liste 2 wird von sechs Testpersonen präferiert. Die Testpersonen erklären dies alle damit, dass die Formulierung schöner sei:
  • „Ich finde zwar Liste 1 besser verständlich, weil man es schon sehr oft so gesehen hat, aber ich finde Liste 2 besser formuliert.“ (TP 02)
  • „Das Wort ‚ungerechterweise‘ gefällt mir einfach besser als ‚ungerecht‘.“ (TP 10)
  • „Das andere gefällt mir nicht so. Ungerechterweise ist einfach eine schönere Formulierung.“ (TP 12)
  • „Weil ‚ungerechterweise zu niedrig‘ für mich deutlicher ist als ‚ungerecht niedrig‘.“ (TP 17)
Geschlecht, Alter, höchster Schulabschluss und Muttersprache der Testpersonen haben keinen systematischen Einfluss darauf, welche Formulierung als verständlicher und leichter zu beantworten bewertet wird.

Antwortkategorien:

1 Ungerecht(erweise zu) niedrig
2
3 Gerecht
4
5 Ungerecht(erweise zu) hoch
Die Skala wurde den Testpersonen in zwei Varianten vorgelegt, die sich in der Anzahl der Skalenpunkte unterschieden. Die erste Variante hatte insgesamt fünf, die zweite Variante elf Skalenpunkte. In beiden Varianten lautete die erste Antwortoption „ungerecht(erweise zu) niedrig“, die mittlere Antwortoption „gerecht“ und die letzte Antwortoption „ungerecht(erweise zu) hoch“ lautete. Die Punkte dazwischen waren nicht beschriftet.

Mit 16 Testpersonen präferiert die deutliche Mehrheit die kürzere, 5-stufige Skala zum Beantworten der Fragen. Im Vergleich zur 11-stufigen Skala wird diese als einfacher, weniger anstrengend, geradliniger und konkreter empfunden:
  • „Es ist konkreter.“(TP 03)
  • „Mich würde es irgendwie nerven, wenn man sich denkt, man könnte es etwas kürzer fassen.“ (TP 13)
  • „Fünf Stufen reichen vollkommen aus. Außerdem überblickt man die 5-stufige Skala besser – es ist übersichtlicher.“ (TP 17)
Die 11-stufige Skala wird als unnötig kompliziert beschrieben:
  • „Da reicht eigentlich die 5-stufige Skala. Hier gibt es nicht so viele Zwischenschritte beziehungsweise es gibt einen Schritt dazwischen und diesen finde ich gut, also zwischen ‚gerecht‘ und ‚ungerechterweise zu hoch‘ oder ‚ungerechterweise zu niedrig‘. Aber so viele Zwischenschritte wie in Version B gibt es nicht.“ (TP 02)
  • „Ich glaube, ich würde mich bei der 11-stufigen Skala eher verzetteln. Das [5-stufig] ist geradliniger.“ (TP 06)
  • „Die fünf Abstufungen reichen mir. Alles andere würde mich eher anstrengen.“ (TP 08)
  • „Sonst muss man zu viel überlegen. Bei der Längeren weiß man dann nicht, was man ankreuzen soll.“ (TP 09)
Vier Testpersonen entscheiden sich allerdings gerade deshalb für die 11-stufige Skala, weil sie ihre Antworten damit besser differenzieren können:
  • „Weil sich die Frage nicht immer so leicht beantworten lässt. Hier habe ich dann doch die Grautöne mehr drin.“ (TP 11)
  • „Da hat man ein bisschen mehr Möglichkeiten. Das ist nicht so anstrengend, denn da kann man mehr Abstufungen machen.“ (TP 12)
  • „Ich finde die weitere Streuung besser, deshalb Liste B.“ (TP 16)

Alternatives Antwortformat, das getestet wurde:

1 Ungerecht(erweise zu) niedrig
2
3
4
5
6 Gerecht
7
8
9
10
11 Ungerecht(erweise zu) hoch

Empfehlungen:

  • Das Nennen von Beispielberufen im Fragetext wird von der deutlichen Mehrheit der Testpersonen bevorzugt. Insbesondere bei den mittleren Einkommensgruppen unterstützt es Testpersonen dabei, sich ein Bild der jeweiligen Einkommensgruppe zu machen, und führt zu anderen Antworten als wenn die Frage ohne Beispielberufe gestellt wird. Allerdings beziehen die Testpersonen in diesem Fall ihre Antworten in erster Linie auf die Beispielberufe, und nicht auf den genannten Einkommenswert. Sofern das Ziel der Frage darin besteht, die Höhe des Einkommens zu beurteilen, empfehlen wir, auf das Nennen von Beispielberufen zu verzichten.
  • Die Perzentilsätze werden nur von wenigen Testpersonen im Zuge ihrer Erläuterungen erwähnt und eher als zusätzliche Information von den Testpersonen herangezogen. Die Ergebnisse des Pretests legen daher nahe, die Perzentilsätze nicht zu nennen. Sollte jedoch auf das Nennen von Beispielberufen verzichtet werden, könnte den Perzentilsätzen eine stärkere Rolle bei der Einordnung der Einkommensgruppen zukommen.
  • Bezüglich der Anzahl der zu bewertenden Einkommensgruppen empfehlen wir, alle fünf Gruppen beizubehalten. Die Testpersonen haben insbesondere von den beiden „Randgruppen“ der Geringverdiener und Topverdiener eine deutliche Vorstellung. Hingegen zeigen einige Testpersonen Unsicherheiten, welche Berufsgruppen den drei mittleren Einkommensgruppen zuzuordnen sind. Daher ist die fünfte Gruppe der Topverdiener hilfreich für die Beantwortung der Fragen insgesamt.