General Probing, Category Selection Probing, Difficulty Probing, Specific Probing.
Antwortverteilung bei Frageversion 1
Sechzehn Testpersonen beantworten die Frage anhand der 5-stufigen und vier anhand der 11-stufigen Skala.
In der ersten Frageversion, ohne Nennung von Beispielberufen, wählen insgesamt zehn Testpersonen den untersten Wert „ungerecht niedrig“, fünf entscheiden sich für einen/den Wert zwischen „ungerecht niedrig“ und „gerecht“, vier wählen „gerecht“, und eine entscheidet sich für den Wert zwischen „gerecht“ und „ungerecht hoch“.
Verständnis der Frage und Skala
Neunzehn Testpersonen haben die Frage korrekt verstanden und beantwortet. Dies gilt gleichermaßen für Testpersonen, die das Gehalt von Geringverdienern für ungerecht niedrig bis gerecht empfinden.
Testpersonen, die das Gehalt von Geringverdienern als ungerecht niedrig einstufen, kritisieren, dass man von diesem Gehalt nicht leben könne (
„Weil das Geld hinten und vorne nicht reicht. Das sind 1.000€ oder 900€ netto. Ich zahle mehr Miete! Also, das macht mir Angst, das Niedriglohnniveau. Das kann nicht sein in einem Land wie hier.“, TP 05).
Testpersonen, die einen Wert zwischen „ungerecht niedrig“ und „gerecht“ wählen, begründen ihre Wahl damit, dass es in manchen Fällen ein angemessenes Einkommen darstellen könne (
„Das Einkommen ist schon ungerecht bei den Geringverdienern, aber ich habe mich nicht für komplett ungerechterweise zu niedrig entschieden, weil mir das zu pauschal ist. Man kann das vielleicht nicht so über einen Kamm scheren.“, TP 17).
Testpersonen, die das Gehalt als gerecht empfinden, argumentieren, dass jeder gemäß seiner Leistung bezahlt wird:
- „Meiner Meinung nach gibt es vielleicht einen Grund, dass man Geringverdiener ist […] Ohne Abschluss, ohne Ausbildung kann man nicht erwarten, Topverdiener zu sein.“ (TP 01)
- „Jeder ist seines Glückes Schmied […] Es ist gerecht. Wenn man mehr erreichen möchte, muss man etwas dafür tun.“ (TP 10)
Testperson 04, die als einzige einen Wert zwischen „gerecht“ und „ungerecht hoch“ gewählt hat, hat die Skala falsch verstanden und hätte eigentlich den Punkt zwischen „ungerecht niedrig“ und „gerecht“ wählen müssen. Auch bei einer späteren Frage macht sie diesen Fehler:
„Weil es etwas ungerecht ist, dass man generell weniger verdient als manch anderer Arbeiter.“
Nennung von Berufsgruppen durch Testpersonen
Mit jeweils sieben Nennungen sind Putzfrau und Friseur – zwei der drei Beispielberufe, die in der zweiten Frageversion enthalten sind – auch die häufigsten spontanen Assoziationen der Testpersonen, wenn sie gefragt werden, an welche Berufsgruppen sie gedacht haben.
Fünf Testpersonen beziehen sich auf ungelernte Tätigkeiten im Allgemeinen, die ohne Berufsausbildung ausgeübt werden. Jeweils drei Testpersonen nennen Verkäufer, Einzelhandel und Lagerarbeiter.
Weitere drei Testpersonen nennen Pflegeberufe. Eine Testperson bezieht sich fälschlicherweise auf Minijobs, die vor allem von Müttern junger Kinder nebenher ausgeführt werden (TP 19).
Antwortverteilung bei Frageversion 2 und Änderung der Antworten zwischen den Versionen
Die Frageversion mit den Beispielberufen wird ähnlich wie die erste Version beantwortet. Hier wählen elf Testpersonen den untersten Wert „ungerecht niedrig“, fünf einen Zwischenwert, drei den Wert „gerecht“ und eine den Wert zwischen „gerecht“ und „ungerecht hoch“.
Drei Testpersonen ändern ihre Antwort zwischen den beiden Versionen der Frage. Davon wechseln zwei ihre Antwort nach der Nennung der Beispielberufe von „gerecht“ in Richtung „ungerecht niedrig“. In allen Fällen erklären die Testpersonen, dass die Nennung der Berufsgruppen ihnen besser veranschaulicht hat, wer mit Geringverdienern gemeint sei. Insbesondere, dass ein gelernter Beruf wie Friseurin dabei ist, wird als Begründung für einen Antwortwechsel herangezogen (
„Wenn da zum Beispiel Friseurinnen dabei sind, das ist ein Job, bei dem man drei Jahre in der Lehre sein muss. Danach könnte man ruhig mehr verdienen.“; TP 10, Wechsel von „gerecht“ zum Skalenpunkt zwischen „gerecht“ und „ungerecht niedrig“).
Eine Testperson betont, dass die Friseurin besser gestellt sein sollte als die anderen beiden genannten Berufe. Warum sie ihre Antwort in Richtung „gerecht“ ändert, bleibt allerdings unklar (
„Zum Beispiel ist es bei einer Reinigungskraft, die ungelernt ist, oder einem Paketboten angemessen. Aber für jemand anderen, wie bei einer Friseurin, die eine Ausbildung gemacht hat, ist es echt wenig […] Hier wird erklärt, um welchen Berufszweig es geht.“; TP 12, Wechsel von Skalenpunkt 2 zu 4 auf der 11-stufigen Skala).
Eine der Testpersonen hatte bei der ersten Frageversion fälschlicherweise an Teilzeitbeschäftigte gedacht. Durch die Nennung von Beispielberufen wird ihr deutlich, dass es sich um Geringverdiener mit Vollzeittätigkeit handelt (
„Bei der zweiten Frage war deutlicher geworden, welche Berufsgruppen gemeint sind. Und ich gehe jetzt davon aus, dass damit Vollzeitarbeitende gemeint sind. Davor habe ich gedacht ‚na ja, wer weniger arbeitet, soll weniger verdienen‘, aber wenn damit Vollzeit gemeint ist, finde ich das ungerecht.“; TP 14, Wechsel von „gerecht“ zu „ungerecht niedrig“).
Erwähnung des Perzentilsatzes
Drei Testpersonen nehmen bei der Beantwortung der Probing-Fragen Bezug auf den Perzentilsatz und begründen unter anderem damit ihre Antwort:
- „Ich finde es ungerechterweise zu niedrig, wenn 90% der restlichen Deutschen mehr Geld verdienen. 1500€ pro Monat sind nicht so viel Geld, dafür das ich Vollzeit arbeiten gehe.“ (TP 02, „ungerecht niedrig“)
- „Es wurde gesagt, dass 90% mehr verdienen und dass es zu wenig ist, um überhaupt Rücklagen zu haben für private Vorsorge. Dass bei dem Betrag klar ist, dass die gesetzliche Rente relativ niedrig sein wird. Und dass es ungerecht ist, wenn 90% deutlich mehr verdienen als die 10%. So etwas führt zu Missgunst und Neid.“ (TP 18, „ungerecht niedrig“)