Islamistische Einstellungen bei jugendlichen Musliminnen und Muslimen in Deutschland
Fragetext:
Wie stark identifizieren Sie sich damit, muslimisch zu sein?
Antwortkategorien:
sehr stark
eher stark
weder noch
ein wenig
sehr wenig
überhaupt nicht
Befund/Empfehlungen
Die Antwortoption „weder noch“ bereitet in allen Sprachen Probleme.
Im Deutschen fragt eine Testperson, ob die Kategorie als mittlerer Grad der Identifikation zu verstehen sei (DE01). Eine weitere versteht „weder noch“ im Kontext der Frage nicht (DE02). Sogar eine Testperson, die diese Antwort auswählt, bemerkt, dass die Kategorie zu Verwirrung führen könne (DE05).
Im Türkischen moniert eine Testperson, dass die Antwortkategorien im Türkischen nicht genau denen im Deutschen entsprechen (TR09). Die Testperson kreuzt zum Schluss „ein wenig“ an, was in der Übersetzung aber „nicht viel, aber auch nicht wenig“ bedeute. Eine weitere Testperson sagt spontan, dass sie für eine solche Frage gar keine Antwortskala benötige; ob man sich mit seiner Religion identifiziere, sei eine Ja-Nein Frage (TR08).
In der arabischen Übersetzung wird von den Testpersonen (AR11, AR13, AR14) die Übersetzung der Antwortkategorien bemängelt, da diese nicht mit der deutschen Übersetzung übereinstimmen würden und keine sinnvolle Abstufung ergeben würden (AR13). Testperson AR11 kritisiert, dass in der arabischen Übersetzung das Wort für „muslimisch“ weiblich konjugiert sei.
Die Antwortoption „weder noch“ ist in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll interpretierbar und sollte gestrichen werden.
Die Übersetzung der Antwortoptionen ins Türkische und Arabische sollten noch einmal geprüft und entsprechend angepasst werden.
Empfehlungen:
Die türkische Übersetzung der Frage muss geprüft werden.
Eingesetzte kognitive Technik/en:
General Probing, Specific Probing.
Befund zur Frage:
Die Frage wird im Deutschen und Arabischen gut verstanden.
Im Türkischen merken zwei Testpersonen spontan an, dass die Frage zu kompliziert gestellt sei (TR08, TR10). Bei einer weiteren Testperson kommt es zu Verständnisproblemen (TR07). Das Wort „özdeslestiriyorsunuz“ könne mit dem deutschen Wort „Ehre“ übersetzt werden, so dass die Frage laute, welche Ehre jemand damit hat muslimisch zu sein.
Der Begriff „Identifizieren“
Die Formulierung „sich identifizieren“ wird von nahezu allen Testpersonen mit der Befolgung der islamischen Lehre und Regeln und des Erfüllens der fünf Säulen des Islams assoziiert (DE01, DE02, DE03, DE04, TR08, TR09, TR10, AR11, AR12, AR13, AR14). Dies beinhaltet aktiv am Ramadan teilzunehmen (DE01, DE03, AR14), täglich zu beten, und eine Moschee zu besuchen (DE02, DE03, TR10, AR11, AR12, AR13, AR14).
Testperson DE03 assoziiert das Identifizieren mit der islamischen Religion unter anderem auch damit, sich nicht für ihre eigene Glaubensausrichtung schämen zu müssen. Zudem geben Testpersonen TR06, AR11 und AR12 an, dass sie sich aufgrund ihres familiären Hintergrunds mit dem Islam identifizieren.
Sich wenig damit zu identifizieren islamisch zu sein wird von den Testpersonen unterschiedlich betrachtet. Testperson DE01 gibt an, dass jemand, der sich wenig damit identifiziert islamisch zu sein, an Gott glaubt, aber die Regeln der Religion nicht befolgt. TR10 bezieht sich darauf, dass jemand die Religion nicht versteht oder nicht nachvollziehen kann. AR13 begründet ähnlich wie DE01, dass jemand sich wenig mit der Religion beschäftigt und sich vom Glauben abwendet, durch einen schlechten äußeren sozialen Einfluss.
Im Kontrast dazu erklärt eine Testperson, dass jemand, der sich wenig damit identifiziert muslimisch zu sein, trotzdem noch im Glauben und in der Ausführung des Glaubens involviert sei. Dies beinhalte beispielsweise den Koran während des Ramadans zu lesen, und mindestens dreimal täglich zu beten (AR14).