Eingesetzte kognitive Technik/en:
General Probing, Comprehension Probing, Specific Probing
Befund zur Frage:
Etwa die Hälfte der Testpersonen beantwortet die Frage mit „es hat sich insgesamt verbessert“ (n=6) und „es ist gleich geblieben“ (n=8). Niemand gibt an, dass sich das Verhältnis zu Deutschen ohne Migrationshintergrund verschlechtert habe. Es gibt keine Unterschiede im Antwortverhalten oder in den Begründungen für die Antwortauswahl zwischen den Sprachversionen.
Die Testpersonen, die angeben, dass sich ihr Verhältnis zu Deutschen ohne Migrationshintergrund verbessert hat, begründen dies unter anderem mit einem Schulwechsel hin zu einer Schule, die von mehr deutschen Kindern besucht wird (DE01), zunehmender Akzeptanz deutscher Mitschüler im Verlauf der Zeit (DE05, AR11) und hinzugekommenen sozialen Berührungspunkten, wie dem Fußballverein (AR14).
Bei zwei türkischen Testpersonen wird deutlich, dass sie die Frage für sich uminterpretiert haben. Davon gibt eine an, dass sie sich darauf bezog, dass ihre Einstellung zu Deutschen ohne Migrationshintergrund sich gebessert hatte (TR09). Die andere bezieht sich auf die Anzahl ihrer Kontakte zu Deutschen ohne Migrationshintergrund, und nicht die Qualität des Kontakts (TR10). Möglicherweise wäre dieses Missverständnis nicht aufgekommen, wenn die Testperson auch Frage 16, die gezielt nach der Anzahl der Kontakte fragt, vorgelegt bekommen hätte.
Alle acht Testpersonen, die antworteten, dass ihr Verhältnis zu Deutschen ohne Migrationshintergrund gleich geblieben war, geben passende Begründungen für ihre Antwortauswahl an. Dabei ist hervorzuheben, dass sie sich alle korrekterweise darauf beziehen, ob sich ihr Verhältnis zu Deutschen verändert hatte, unabhängig davon, ob sie viele (DE03, TR06) oder wenige (AR12) Kontakte zu Deutschen ohne Migrationshintergrund haben. Eine Testperson merkt an, dass sie die Veränderung des politischen Klimas in den vergangen zwei Jahren anders beurteilt, ihr persönliches Umfeld aber keine Veränderung in diesem Zeitraum erfuhr (DE02).
Übersetzung des Begriffs „Deutsche ohne Migrationshintergrund“
Zwei Testpersonen hatten Probleme mit dem Verständnis der türkischen Worte „göçmen kökenli olmayan”, die „ohne Migrationshintergrund” bedeuten sollen. Beide Testpersonen mussten die Frage auf deutsch vorgelesen bekommen, um sie zu verstehen. Eine dieser Testpersonen führt das mangelnde Verständnis auf sprachliche Unterschiede innerhalb der Türkei zurück, da sie selbst aus dem Osten des Landes stamme, und mit dieser Wortkombination eventuell deswegen nicht vertraut sei (TR09). Die andere Testperson hält die Formulierung schlicht für umständlich und würde andere Worte benutzen (TR10). Auffällig ist, dass dieselben Testpersonen, die Probleme mit der türkischen Formulierung auch diejenigen sind, die die Frage anders verstanden haben (TR09, TR10).
Im Arabischen merkt eine Testperson an, dass die Formulierung nicht “Deutsche ohne Migrationshintergrund” lautet, sondern “Einheimische” (AR13). Die Testperson versteht und beantwortet die Frage aber richtig.
Verständnis von „Migrationshintergrund”
Alle Testpersonen verstehen den Begriff Migrationshintergrund als Beschreibung einer Person, deren Eltern nach Deutschlad eingewandert sind. Einige zählen zusätzlich selbst Eingewanderte dazu (DE02, DE03, TR09). Neben Begriffen wie Einwanderung, oder „nach Deutschland gekommen”, benutzen mehrere Testpersonen den Begriff “Wurzeln”, um sich auf die Herkunft der Familie zu beziehen. Eine Testperson bezieht sich vor allem auf ihren kulturellen Hintergrund (TR10).
Menschen ohne Migrationshintergrund werden richtigerweise als Menschen verstanden, die selbst und deren Eltern in Deutschland geboren sind. Einzelne Testpersonen erklären explizit, dass die dritte Generation (Menschen, deren Großeltern eingewandert sind) auch als „ohne Migrationshintergrund” zu verstehen ist (DE01, DE05). DE05 merkt allerdings an, dass diese Menschen sich häufig trotzdem als Mensch mit Migrationshintergrund empfinden.