Eingesetzte kognitive Technik/en:
Confidence Rating, Specific Probing, General Probing
Befund zur Frage:
12 Testpersonen (TP 03, 04, 05, 06, 07, 09, 11, 12, 13, 16, 18, 20) haben online gekaufte Medikamente in Deutschland bestellt. Drei dieser Testpersonen (TP 06, 07,18) haben auch schon aus dem Ausland Mittel bezogen. Weitere drei Testpersonen (TP 02,10, 19) wussten nicht, in welchem Land sie bestimmte Arzneimittel geordert hatten. Auf Nachfrage hin gaben diese Personen an, nicht gewusst zu haben, aus welchem Land die bezogenen Medikamente stammten, es handelte sich demnach nicht um Erinnerungsprobleme sondern vielmehr um Unkenntnis des Bezugslandes.
Knapp die Hälfte der Testpersonen (TP 04, 07, 12, 16, 18, 20), die angeben, in Deutschland Medikamente bestellt zu haben, sind sich bezüglich ihrer Angabe „sehr sicher“. Ihre Sicherheit stammt aus unterschiedlichen Quellen: zwei der Testpersonen (TP 12, 18) beziehen sich dabei auf den Versand der Medikamente. Testperson 18 etwa ist sich sehr sicher, „weil die Versandadresse deutsch ist“, während Testperson 12 erklärt „es ging relativ schnell.““ Sie erläutert zusätzlich, „und ich glaube bei der Bezahlung war die Überweisung auch auf ein deutsches Konto“. Drei Testpersonen (TP 07, 16, 20) begründen ihre Antwort mit dem ihnen bekannten Unternehmenssitz: „Im Impressum war eine deutsche Firma, das habe ich überprüft – also da war eine deutsche Adresse und Telefonnummer“ (TP 07)“.
Drei Testpersonen (TP 06, 09, 11) sind sich „eher sicher“. Sie begründen dies hauptsächlich mit dem Unternehmenssitz der Internetapotheke (TP 06, 11) beziehungsweise des Pharmaherstellers, denn „Ratiopharm ist glaube ich eine deutsche Firma“ (TP 09). Die Testperson 11 führt zusätzlich noch den Versandweg an: „und der Versand war auch Deutschland. Das kam aus Deutschland.“ „Eher unsicher“ sind sich ebenfalls drei Testpersonen (TP 03, 05, 13). Die Testpersonen 13 und 03 schließen Reimporte nicht aus. Testperson 03 erläutert, „ob die wirklich aus Deutschland sind, also ob das nicht doch eventuell Reimporte sind, da bin ich mir nicht sicher“. Die Testperson 05 ist sich eher unsicher, „weil ich weiß, dass das eine niederländische Firma ist. […] Und später weiß ich, hat Doc Morris das geändert, indem sie in Deutschland Internetapotheken eröffnet haben, von denen dann die Medikamente kamen. Geprüft habe ich das natürlich nicht.“ Keine der Testpersonen gab an, sich bezüglich dieser Frage sehr unsicher zu sein.
Die Testperson 04 hatte die Frage anders verstanden und bezog sich in ihren Erläuterungen auf ihren eigenen Standort zum Zeitpunkt der Bestellung: „Ich war zuhause [in Deutschland] als ich die Medikamente bestellt habe.“ Somit hat sie die Intention der Frage nicht korrekt verstanden. Auch die Testpersonen 03 und 16 geben an, dass diese Frage auch als Abfrage des eigenen Standortes zu verstehen sein könnte.
Im Ausland haben drei Testpersonen Medikamente bestellt. Zwei von ihnen (TP 06, 18) taten dies, „weil es Präparate sind, die ich in Deutschland nicht kriege“ (TP 18). Testperson 07 hingegen erklärte: „Weil es dort günstiger ist.“ Zwei Testpersonen (TP 06, 07) hatten anhand des Internetauftrittes erkannt, dass sie Medikamente im Ausland bestellt haben, etwa weil „die Website auf französische war. Der Anbieter im Impressum“ (TP 06). Dagegen hat Testperson 18 dies daran erkannt hat, dass „ich die Präparate dort bestellen kann“, denn das von ihr bezogene Medikament ist im Ausland – im Gegensatz zu Deutschland – nicht rezeptpflichtig.
Zusätzlich wurden die Testpersonen noch gefragt, ob sie beim Erhalt der Ware die Absenderangaben überprüft haben. Mit „ja“ antworteten acht der Testpersonen (TP 02, 04, 11, 13, 16, 18, 19, 20), sechs verneinten die Frage. Eine Testperson (TP 05) war sich unsicher bzw. konnte sich nicht mehr genau erinnern. Es besteht der Eindruck, dass viele Testpersonen zwar nicht gezielt kritisch die Angaben überprüfen, aber in gewissem Maße doch auf die Herkunft des Paketes achten.
Zuletzt stellte sich heraus, dass acht der Testpersonen (TP 02, 04, 06, 07, 09, 11, 12, 19) beim Beantworten der Frage speziell an ihre Online-Bestellungen im Jahre 2015 gedacht hatten bzw. die beiden Testpersonen (TP 05, 20), die zwar nicht im Jahr 2015 sondern im Jahr 2014 online Medikamente bestellt haben an das Jahr 2014 gedacht hatten. Ein Drittel der Befragten (TP 03, 10, 13, 16, 18) dachte jedoch generell an getätigte Online-Bestellungen ohne zeitliche Einschränkungen.
Insgesamt konnten die Testpersonen Angaben zu dem Land machen in dem sie Arzneimittel/ Medikamente bestellt haben. Es ist aber auch eine gewisse Divergenz bei der Beantwortung zu beobachten. Häufig ist unklar, worauf sich die Frage bezieht: das Land des Unternehmenssitzes, der Produktion, des Versands oder dem Aufenthaltsort des Bestellers. Testperson 03 bringt das Problem auf den Punkt: „Ich weiß nicht genau, was das heißt. Heißt das, in welchem Land die Apotheke ist? Heißt das, ob ich selbst gerade in dem Land war? Oder heißt dass aus welchem Land die Medikamente kommen, die ich bestellt habe. Also ob das Reimporte sind oder nicht.“