Eingesetzte kognitive Technik/en:
Confidence Rating, Specific Probing
Befund zur Frage:
Laut den Angaben der 15 Testpersonen, die im Jahr 2015 online Medikamente bestellt haben, wurden für zwölf (plus „andere“) der insgesamt 20 Produktgruppen Bestellungen getätigt, meistens 1 oder 2 Mal in 2015. Die Testpersonen 16, 18 und 19 haben sechs Produktgruppen 3 Mal oder häufiger in 2015 bestellt.
Generell ist das Layout der Erfassung zu unübersichtlich gestaltet als dass den Testpersonen intuitiv klar ist, wie die Frage nach der Anzahl der bestellten Präparate unter Nennung derselben vorzunehmen ist. Zudem bedarf das korrekte Ausfüllen der Liste mehrerer Einzelschritte:
1. Ankreuzen der in 2015 online bestellten Produktgruppe
2. Ermittlung einer nicht näher spezifizierten Anzahl von entweder Bestellungen oder aber Präparaten
3. Auflistung verschiedener Präparate entweder mithilfe von Markennamen oder Wirkstoffen
Die Beantwortung dieser Frage ist hoch komplex und etwa 2/3 der Testpersonen haben Probleme beim Beantworten. Im Folgenden werden die verschiedenen Beantwortungsstrategien dargestellt:
Ein Teil der Testpersonen geht die Liste durch und gibt für jede gekaufte Produktgruppe eine Anzahl an, zumeist wird versucht sich an die Anzahl der Online-Bestellungen zu erinnern, ohne spezifische Angaben zu den Präparaten zu machen. Gerade bei Menschen, die relativ viele Medikamente bzw. Arzneimittel verwenden, fällt es zum einen schwer sich an alle Mittel zu erinnern, zum anderen diese einer Produktgruppe zuzuordnen, um dann auch noch zu selektieren, welche Mittel via Internet und welche ggfs. in einer Apotheke erworben wurden.
Eine andere Strategie zur Beantwortung besteht darin, im Kopf durchzugehen, welche Präparate regelmäßig benötigt werden, wie bspw. die sogenannte Reiseapotheke oder auch Schmerzmittel, die durchaus lagerungsfähig sind und daher auch gerne online bestellt werden. Die Angaben werden dann ggfs. noch um Präparate, die aufgrund eines konkreten jedoch nicht akuten Anlasses einer Krankheit bestellt wurden ergänzt.
Eine weitere Erinnerungsstrategie besteht in der Visualisierung des heimischen Medizinschranks, um dann die einzelnen Präparate nach den Kriterien online bestellt (ja oder nein) und war das in 2015 (ja oder nein) in die Liste einzutragen.
Wer generell wenig Medikamente erwirbt bzw. noch weniger online bestellt oder aber in einem regelmäßigen Turnus bestellt, kann sich relativ gut erinnern und daher auch präzisere Angaben machen. Wer ausschließlich für sich selbst Medikamente bestellt, kann genauere Angaben machen als jemand, der für andere Personen bspw. im Freundes oder Familienkreis (mit-)bestellt.
Aufgrund der Vielfalt der potentiellen Fehlerquellen, ist unklar, ob die Testpersonen alle Medikamente bzw. Arzneimittel erinnern oder die Häufigkeit der Bestellungen nicht eher unterschätzen. Im Hinblick auf den zeitlichen Rahmen von einem Kalenderjahr, hier 2015, ist es nicht auszuschließen, dass es zu ungenauen Angaben aufgrund von sogenanntem telescoping kommt (wobei backward telescoping zu einer Unterschätzung und forward telescoping zu einer Überschätzung der tatsächlichen Anzahl im abgefragten Zeitraum führt). Die Verzerrung durch backward telescoping entsteht dadurch, dass die Testpersonen Ereignisse als weiter in der Vergangenheit liegend einschätzen als dies tatsächlich der Fall
ist, bspw. dem Nicht-Berichten von in 2015 getätigten Online-Bestellungen, da diese vermeintlich bereits in 2014 getätigt wurden. Hierzu passt die Erläuterung von Testperson 03 wie sie beim Erinnern vorgegangen ist: „Ich wusste dass ich längere Zeit nichts bestellt habe, aber einmal vor kürzerem, also auf jeden Fall im Jahr 2015. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich dieses Jahr tatsächlich nicht häufiger bestellt habe als das eine Mal. Und dann bin ich die einzelnen Kategorien durchgegangen und habe festgestellt, dass ich manches zwar schon einmal bestellt habe aber dieses Jahr ziemlich sicher nicht.“
Weiterhin machen einige Testpersonen – beispielhaft wird an dieser Stelle auf TP 07 „Es heißt wie oft, und dann kuckt man auf das ___mal und dann hat man das Gefühl, man ist fertig. Es wird ja nur wie oft gefragt.“ verwiesen – keinerlei Angaben zu den einzelnen Präparaten, da sie das Feld für die offenen Angaben übersehen haben oder aber bewusst wenig Zeit darauf verwenden möchten. Gerade der letzte Aspekt, dürfte bei einer freiwilligen Surveyteilnahme von zufällig ausgewählten Befragten in Kombination mit einem Selbstausfüller-Fragebogen noch stärker ins Gewicht fallen.
Unabhängig davon war nicht allen Testpersonen klar, welche Angaben bei der offenen Frage „Welche Präparate genau?“ gemacht werden sollen. Während Testperson 16 sich für einen Oberbegriff entscheidet, „Muss ich das Medikament kennen oder reicht die Gruppe? Also Hustensaft oder muss ich sagen Prospan? Ich würde die Gruppe benennen.“, gibt Testperson 18 den Wirkstoff an, „Das sind so die Standardmedikamente, die wir bei uns im Haushalt haben. L-Thyroxin brauche ich alle Vierteljahr“. Hier können nähere Erläuterungen in der Instruktion Abhilfe schaffen.
Um noch tiefere Einblicke zu erhalten, wie sicher sich die Testpersonen bzgl. der Anzahl der im Jahr 2015 im Internet bestellten Medikamente bzw. Arzneimittel sind, wurde für jede angegebene Produktgruppe nachgefragt, ob sie sich „sehr sicher“, „eher sicher“, „eher unsicher“ oder „sehr unsicher“ sind. Falls sie sich „eher“ oder „sehr unsicher“ waren, wurde explizit nach dem Grund dafür gefragt:
Für die erste angegebene Produktgruppe liegen Angaben von 15 Testpersonen vor. Davon sind sich elf „sehr sicher“, zwei „eher sicher“ und zwei „eher unsicher“. Testperson 10 ist sich nicht sicher, ob sie das Präparat online bestellt oder in der Apotheke gekauft hat und TP 20 ist sich bezüglich der Anzahl der Bestellungen (1 oder 2x in 2015) eher unsicher.
Für die zweite Produktgruppe liegen 12 Angaben vor, wovon sieben TPs angeben „sehr sicher“ zu sein, drei „eher sicher“ und zwei „eher unsicher“. Während sich TP 10 mit dem Jahr der Bestellung nicht sicher ist, schwanken die Testperson 06 (Antwort: „eher unsicher“) und 16 (Antwort: „eher sicher“) jeweils hinsichtlich der Anzahl der Bestellungen zwischen 2 und 3 Mal.
Bestellungen einer dritten Produktgruppe liegen bei elf Testpersonen vor, wobei drei (TP 10, 19, 20) der insgesamt neun Testpersonen, die angeben „sehr sicher“ zu sein, anmerken, dass sie auch häufiger bestellt haben könnten. Genauso erläutern auch die Testpersonen 18 (Antwort: „eher sicher“) und 16 („Antwort: „eher unsicher“) ihre Angaben zur Anzahl der Bestellungen. Die angegebene Anzahl ist in diesen fünf Fällen eher als Mindestbestellhäufigkeit zu verstehen.
Insgesamt acht Testpersonen bestellten eine vierte Produktgruppe in 2015. Davon sind sich fünf Testpersonen „sehr“ und zwei „eher sicher“ und TP 06 „eher unsicher“. Diejenigen drei Testpersonen, die sich nicht „sehr sicher“ sind, geben hier ebenfalls eine Mindestbestellhäufigkeit an.
Die Bestellung einer fünften Produktgruppe wurde von vier Testpersonen angegeben. Lediglich Testperson 16 ist sich „eher sicher“. Bei der Angabe für eine sechste Gruppe ist sich eine von vier Personen „eher unsicher“, während die anderen drei „sehr sicher“ sind. Eine siebte Produktgruppe wurde von einer Testperson erworben, welche sich „sehr sicher“ bezüglich der Anzahl ist.
Insgesamt betrachtet ist die Frage in der vorliegenden Version zu komplex und zu umfangreich (siehe hierzu auch Frage 2) als dass mit vollständigen korrekten Angaben aller Mittel gerechnet werden kann.