General Probing, Specific Probing.
Neun Testpersonen geben an, „zufrieden“ bzw. „teils, teils“ zufrieden gewesen zu sein. Eine Testperson kann sich zwischen „weniger zufrieden“ und „überhaupt nicht zufrieden“ nicht entscheiden.
Alle Testpersonen berücksichtigen einen längeren Zeitraum, der mehrere Jahrzehnte umfasst, die sie in der DDR gelebt haben, und 1989 endet. Testpersonen 01, 02, 04 und 09 geben an, auch ihre Kindheit mit einzubeziehen. Testpersonen 03, 05 und 06 beziehen sich hingegen explizit auf die Zeit ab ihrer Jugend; auch bei TP 07 und 10 kann man dies ihren Erläuterungen entnehmen.
Ihre Zufriedenheit begründen die Testpersonen vor allem mit der Heimatverbundenheit und ihrem Leben dort, also ihrer Familie, ihren Kindern und ihren Freunden. Dies geschieht in Kombination mit der Tatsache, dass sie genug zum Auskommen hatten und mehrere Testpersonen auch mit ihrer Arbeit zufrieden waren:
- „Ich habe 40 Jahre in der DDR gelebt, habe studiert, habe einen Beruf, habe Familie, Kinder, Freunde, habe gelacht und geweint in diesem Land und hatte immer Arbeit. Rundum gesehen, bin ich zufrieden. Die anderen [Antwortoptionen] würden nicht zutreffen, für mich.“ (TP 07)
- „Ich hatte nichts auszusetzen, ich hatte Arbeit und war mit dieser glücklich. Ich war geachtet, hatte keine finanziellen Sorgen. Alles im Vergleich zu heute. Es war ruhiger.“ (TP 02)
- „Mir ist es nie schlecht gegangen. Ich hatte genug zu Essen und Trinken, ich hatte viele Freunde. Mir hat es an nichts gefehlt.“ (TP 01)
Für die Testpersonen, die „zufrieden“ angegeben haben, gelten diese Umstände ungeachtet der politischen Situation. Zwei Testpersonen geben an, dass es durchaus Grund für Unzufriedenheit gab, sie sich aber dennoch als zufrieden bezeichnen würden:
- „Was unzufrieden gemacht hat, war die Versorgungssituation und die politische Situation, aber insgesamt war das Leben ok.“ (TP 08)
- „Das Einzige war, dass wir ein bisschen eingesperrt waren, aber ansonsten, war eigentlich alles so, dass man sagen konnte, man war abgesichert, Familie, dass man sich bisschen was leisten konnte.“ (TP 09)
Diejenigen, die „teils, teils“ angegeben haben, kommen auf zwei verschiedene Weisen zu ihrer Einschätzung. Die einen argumentieren, dass es sowohl positive als auch negative Aspekte ihres Lebens in der DDR gab:
- „Gab positive Dinge, z.B. Kindergarten, Schulbildung etc., aber es gab auch negative Dinge, wie Versorgung, Reisemöglichkeiten oder Informationsmöglichkeiten.“ (TP 05)
- „Es gab Punkte mit denen man zufrieden, oder sehr zufrieden war aber es gab eben auch Punkte, wo ich nicht zufrieden war, was eben nicht in Ordnung war. Für mich war es ganz besonders die Freiheit, die gefehlt hat, als zufrieden kann ich das halt nicht beschreiben.“ (TP 06)
Andere erklären, dass sie mit den Jahren unzufriedener wurden und ihre Antwort eine Art Mittelwert über den gesamten Zeitraum darstellt. Hier scheinen sowohl die politische Entwicklung der DDR, als auch die biographische Entwicklung der Testpersonen eine Rolle zu spielen:
„Es war normal; man ist erst in den Kindergarten, dann zur Schule, dann in den FDJ, dann kam man zur GSD, Lehrausbildung, danach bin ich zum Militärdienst - alles normal für Kinder die in der DDR aufgewachsen sind. Der Umdenkprozess fing dann während der Dienstzeit an von 1974-76. Von da an hab ich alles viel kritischer gesehen.“ (TP 04).
Nur eine Testperson hat angegeben, „weniger zufrieden“ oder „überhaupt nicht zufrieden“ gewesen zu sein (TP 10) und konnte sich zwischen den Antwortkategorien nicht entscheiden. Diese Person begründet das mit der politischen Situation, die sie bedrückt hat, obwohl sie, wie es auch andere beschrieben haben, mit ihren beruflichen Umständen zufrieden war:
„Also arbeitsmäßig, ich habe eine sehr vernünftige Arbeit gehabt, also das ist zu „weniger zufrieden“. Das ist auf jeden Fall besser als jetzt. Ansonsten war ich mit den Zuständen, mit der Drängelei, Armee, Werbung für politische Parteien, fehlende Wahlfreiheit, das war der Hauptgrund, dass ich absolut unzufrieden war. Die große Selbstherrlichkeit der Regierung, man wurde für dumm verkauft.“ (TP 10).
Alle Testpersonen finden zu einer stimmigen Antwort, die sie gut begründen können. Sie wägen positive und negative Aspekte ihres Lebens in der DDR im Zeitverlauf ab und kommen zu einem zusammenfassenden Globalurteil. Dass diese Frage zu Beginn des Fragebogens gestellt wird, ist daher unerlässlich.