General Probing, Specific Probing.
Mit Ausnahme von einer Testperson (TP 05) entscheiden sich alle Testpersonen für die Mittelkategorie und geben damit an, dass sie der Ansicht seien, Zuwanderer sollen sowohl ihre eigene Kultur bewahren als auch die deutsche Kultur übernehmen. Testperson 05 sieht in dieser Antwortkategorie einen logischen Widerspruch, da ihrem Verständnis nach „etwas übernehmen“ immer nur möglich sei, wenn dafür „etwas abgegeben“ werde:
- „Wenn die Fragestellung wäre, dass man bestimmte Kriterien von einem anderen Kulturkreis übernimmt und seine behält, dann würde ich dem voll zustimmen. Aber so verstehe ich die Frage hier nicht. Die eigene Kultur bewahren und eine andere übernehmen, das passt nicht zusammen. Wenn man bestimmte Teile übernimmt, eine Variation bzw. einen Mix, das würde ich voll unterstützen. Wenn man etwas Neues hinzunimmt, dann muss man was anderes abgeben.“ (TP 05)
Einen ähnlichen Widerspruch empfindet auch Testperson 15, zumindest in Bezug auf verschiedene Religionen. Nichtsdestotrotz entscheidet sie sich für die Mittelkategorie:
- „Ich kann nicht beides: die deutsche Kultur übernehmen und die alte Kultur bewahren. Man kann zusammen leben ohne dass es Probleme gibt. Wenn ich das aus der Sicht eines Türken sehe, kann er nicht die eigene Kultur als Moslem bewahren UND die deutsche [das Christentum] übernehmen – wenn es um Religion geht. Zu Kultur gehört auch noch Musik etc., aber von Seiten der Religion gesehen passt das nicht zusammen. Entweder das eine oder das andere.“ (TP 15)
Zwei Testpersonen (TP 07, TP 13) geben an, dass sie sich mit dem Wort „übernehmen“ schwer täten, da dieses eine etwas zu starke Forderung ausdrücken würde. Testperson 07 schlägt als Alternative das Wort „annehmen“ vor.
Auf die Nachfrage, an welches konkrete „Verhalten“ die Testpersonen bei der Beantwortung der Frage gedacht haben, werden verschiedene Aspekte der Kultur genannt, die übernommen oder beibehalten werden können: kulturelle Praktiken (z.B. Wasserpfeife rauchen), landestypische Gerichte, Bräuche und Feste (z.B. Ramadan, Faschingsumzüge, Weihnachtsplätzchen backen), Sprachen und religiöse oder kulturelle Werte.