Think Aloud, General Probing, Comprehension Probing.
Die Testpersonen verteilen sich über alle möglichen Antwortkategorien, wobei die meisten angeben
„tagsüber bzw. in Frühschicht“ zu arbeiten. Testperson 02 kann sich nicht für eine der genannten
Antwortkategorien entscheiden, da ihre Arbeitszeiten von einer Spätschicht in eine Nachtschicht übergehen.
Sie entscheidet sich daher für die beiden Antwortkategorien „Ich arbeite abends bzw. in Spätschicht“
und „Ich arbeite nachts bzw. in Nachtschicht“.
Schwierigkeiten, sich für eine einzige Antwortmöglichkeit zu entscheiden, haben auch Personen, die
mehr als einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Die Testpersonen 07 und 10 lösen dieses Problem, indem
sie sich beim Beantworten jeweils nur auf ihren Hauptjob beziehen. Testperson 08 entscheidet sich aus
demselben Grund für „einen zeitlich geteilten Arbeitstag“.
Drei weitere Testpersonen (TP 06, TP 12, TP 14) geben an, dass sich die Antwortkategorien nicht gegenseitig
ausschließen:
- „Die Antwortkategorien schließen sich nicht unbedingt gegenseitig aus, z.B. tagsüber und Zeiten
ändern sich oft kurzfristig.“ (TP 06)
- „Also ich arbeite Wechselschicht. Ah, nur eine Antwort ist möglich. Ja, das ist ein Drei-
Schicht-Betrieb. Manchmal, wenn z.B. jemand ausfällt, ändert sich meine Arbeit auch kurzfristig.
Dann muss man eben einspringen.“ (TP 12)
- „Ich bin im Außendienst, d.h. dass meine Arbeitszeiten sich oft kurzfristig ändern. […] Man
muss aber dazu sagen, dass ich eigentlich tagsüber arbeite, manchmal muss ich dann meinen
Schriftverkehr abends bzw. nachts erledigen. […] Also, wenn ich darüber nachdenke und nur
ein Kreuz machen soll, dann kann ich das nicht sagen.“ (TP 14)
Insbesondere die Antwortkategorie „Meine täglichen Arbeitszeiten ändern sich oft kurzfristig“ wird
nicht als eine eigenständige Antwortkategorie zur Beschreibung der „üblichen Arbeitszeiten“ wahrgenommen,
sondern als ein zusätzliches Merkmal. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass diese
Antwortkategorie von den Befragten vor allem als „kurzfristiges Einspringen“ oder als „flexible Arbeitszeiten“
interpretiert wird (siehe unten).
Drei Testpersonen (TP 05, TP 11, TP 13) stolpern im ersten Moment über die Formulierung „Ich arbeite
tagsüber bzw. in Frühschicht“:
- „Ach so „beziehungsweise“, ok. Das hatte ich erst übersehen und gelesen „Ich arbeite tagsüber
in Frühschicht.“ (TP 05)
- „Kann ich nicht sagen, nichts davon… Ich arbeite tagsüber, aber nicht in Frühschicht.“ (TP 11)
- „Ich arbeite tagsüber, aber nicht in Frühschicht. […] Das „bzw. in Frühschicht“ irritiert vielleicht
ein bisschen. Die meisten arbeiten ja tagsüber.“ (TP 13)
In dieser Frage wurde systematisch untersucht, was die Testpersonen unter „einem zeitlich geteilten
Arbeitstag“ und unter „täglichen Arbeitszeiten, die sich oft kurzfristig ändern“ verstehen. Um detailliertere
Angaben zum Verständnis dieser Begriffe zu erhalten, wurden die Testpersonen außerdem
gebeten, ihre Antworten näher zu erläutern (General Probing).
Unter einem „zeitlich geteilten Arbeitstag“ verstehen neun Testpersonen einen Arbeitstag, der durch
eine längere (Mittags-)Pause unterbrochen wird:
- „Wie es z.B. in der Gastronomie üblich ist, dass man morgens arbeiten geht, eine Pause macht
und dann abends wieder arbeitet.“ (TP 04)
- „Morgens ein paar Stunden, nachmittags ein paar Stunden. Am Tag geteilt. Unsere Putzkolonne
zum Beispiel, die kommen vormittags drei Stunden und gegen Abend noch einmal drei
Stunden.“ (TP 09)
- „Das bedeutet, dass man vormittags vier Stunden arbeitet und dann in den späten Abendstunden
nochmal vier Stunden, zum Beispiel. […] Vielleicht im Pflegedienst, die morgens früh
für Bedürftige/Behinderte zur Verfügung stehen müssen und dann eben abends wieder.“ (TP
11)
Zwei Testpersonen (TP 08, TP 15) verstehen unter einem „zeitlich geteilten Arbeitstag“, wenn jemand
zwei unterschiedlichen Erwerbstätigkeiten nachgeht. Testperson 08 hat sich beim Beantworten der
Frage als Einzige für diese Antwortkategorie entschieden:
- „Das kommt durch verschiedene Jobs. Ich muss da kategorisieren. Ich bin einmal an der Uni.
Das ist eine ganz andere Arbeitszeit, also am Tag. Und diese Trainersache (Fitnesstrainer) die
ich ausübe, das ist ein Abendjob in der Regel. […] ist zeitlich geteilt, weil es eben zwei Jobs
sind, die völlig unterschiedlich ablaufen.“ (TP 08)
- „Dass ich beispielsweise zwei Jobs habe. Morgens einen Teilzeitjob und nachmittags noch einen
Teilzeitjob.“ (TP 15)
Zwei weitere Testpersonen (TO 03, TP 13) können sich darunter sowohl vorstellen, dass man zwei verschiedenen
Tätigkeiten nachgehen kann, als auch, dass der Arbeitstag durch eine längere Pause geteilt
ist:
- „Wenn jemand ein Kind hat. Dass man morgens arbeitet, mittags heim kommt und dann
abends nochmal zwei bis drei Stunden arbeitet. Oder zwei Jobs, morgens geht man putzen
und dann abends in die Bar mixen.“ (TP 03)
- „Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass es eine längere Mittagspause gibt. Das gibt es ja in
manchen Berufen, dass es zwei bis drei Stunden Mittagspause gibt. Oder vielleicht zwei verschiedene
Jobs bei zwei verschiedenen Arbeitgebern.“ (TP 13)
Testperson 12 versteht unter einem „zeitlich geteilten Arbeitstag“, dass jemand Frühdienst hat und am
selben Tag dann auch noch zur Nachtschicht kommt, z.B. bei der Polizei oder der Feuerwehr.
Eine Testperson (TP 06) gibt an, nicht zu wissen, was darunter zu verstehen sei:
„Was ist damit gemeint,
„mein Arbeitstag ist zeitlich geteilt“? […] Hm, wechselnde Schichten, wie bei Krankenschwestern?
Aber das wäre eher „Wechselschicht“, ob das jetzt auch „zeitlich geteilt“ wäre? Keine Ahnung.“
(TP 06)
Hinsichtlich der Definition von „Arbeitszeiten, die sich kurzfristig ändern“ lässt sich unter den Testpersonen
ein sehr heterogenes Bild feststellen:
Ein Drittel der Testpersonen (TP 03, TP 08, TP 09, TP 10, TP 12) versteht darunter, wenn man aufgrund
von Personalausfall, z.B. aufgrund von Krankheit für Kollegen oder Kolleginnen kurzfristig einspringen
muss oder deswegen Tage getauscht werden müssen:
- „Wenn man flexibel sein muss. Wie bei mir, wenn dann zwei, drei Leute ausfallen, dass man
dann ein paar Stunden früher anfängt.“ (TP 03)
- „Habe ich auch manchmal, dass zwei Tage vorher angerufen wird, ob ich einen Tag tauschen
kann. Oder eine Schicht tauschen. Wenn eine Kollegin krank ist und ich einspringen muss. Ich
arbeite an der Kasse.“ (TP 09)
- „Das kann z.B. sein bei Krankheit, wenn jemand ausfällt, also Personalausfall. Wenn sich kurzfristig
in dem Betrieb etwas verändert. In der Bäckerei passiert das schon oft, dass es heißt die
Kollegin ist krank und dann verändert sich das kurzfristig.“ (TP 10)
Drei Testpersonen (TP 01, TP 02, TP 07) verbinden damit Aushilfs- oder Zeitarbeitskräfte, die nach Bedarf
angefordert oder Schichten/Firmen zugewiesen werden. Testperson 07 hat sich bei der Beantwortung
der Frage für diese Antwortmöglichkeit entschieden.
- „Bei Aushilfskräften, bei denen man sagt, du musst jetzt heute arbeiten und dann muss man
schon losfahren.“ (TP 01)
- „Zeitarbeitsfirmen, da wird man abends angerufen und bekommt mitgeteilt, heute diese Firma
in der Nachtschicht und morgen eine andere Firma in der Spätschicht.“ (TP 02)
- „[…] So um 13 Uhr hat man immer eine Prognose, wie viele Abrufkräfte gebraucht werden.
Und dann wird man angerufen. Ob das jetzt montags, mittwochs und freitags ist, das kann
sich immer von Woche zu Woche ändern.“ (TP 07)
Weitere drei Testpersonen (TP 06, TP 14, TP 15) verbinden mit „Arbeitszeiten, die sich kurzfristig ändern“
flexible Arbeitszeiten. Die Testpersonen 14 und 15 arbeiten beide als Außendienstmitarbeiter und
geben an, dass dies aus diesem Grund auf ihre Arbeitszeiten zutrifft:
- „Ist damit gemeint, flexible Arbeitszeiten zu haben?“ (TP 06)
- „Ich bin im Außendienst, d.h. dass meine Arbeitszeiten sich oft kurzfristig ändern. […] Man
muss aber dazu sagen, dass ich eigentlich tagsüber arbeite, manchmal muss ich dann meinen
Schriftverkehr abends bzw. nachts erledigen. […] Also, wenn ich darüber nachdenke und nur
ein Kreuz machen soll, dann kann ich das nicht sagen.“ (TP 14)
- „Ich bin im Außendienst tätig. Ich arbeite halt flexibel, kann mir meine Zeit einteilen.“ (TP 15)
Zwei Testpersonen (TP 05, TP 13) denken an Bereitschaftsdienst, eine weitere an Kurierfahrer (TP 11)
und eine Testperson (TP 04) assoziiert „sich kurzfristig ändernde Arbeitszeiten“ mit dem Zeitpunkt, an
dem die Arbeit letztendlich erledigt ist.
Auf die Nachfrage, wie leicht oder schwer es Ihnen gefallen ist, diese Frage zu beantworten, geben
zwölf Personen an, dass es Ihnen „sehr leicht“ (8 TPs) oder „eher leicht“ (4 TPs) gefallen ist. Drei Personen
empfanden die Beantwortung als eher schwierig, was sie folgendermaßen begründen:
- „Weil es viele Antworten sind, die auch recht ähnlich sind.“ (TP 01)
- „Ich fand das wegen meiner persönlichen Situation jetzt etwas schwierig, weil ich überlegen
musste, auf welchen Job ich mich beziehe.“ (TP 07)
Testperson 14 fühlte sich zwischen zwei Antwortmöglichkeiten („Meine Arbeitszeiten ändern sich oft
kurzfristig“ und „Ich arbeite tagsüber bzw. in Frühschicht“) hin und her gerissen, weshalb auch ihr die
Beantwortung eher schwer fiel.