Entwicklung einer Standardbatterie zur Erfassung psychologischer Merkmale in sozialwissenschaftlichen Umfragen
Fragetext:
Wie schätzen Sie sich persönlich ein: Sind Sie im Allgemeinen ein optimistischer Mensch?
Instruktionen:
Int.: Liste 8 vorlegen Int.: Bitte genannten Skalenwert eintragen: ________
Antwortkategorien:
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Befund/Empfehlungen
Die Treffsicherheit, mit der die Skalenwerte vergeben werden, ist auch hier nicht sonderlich hoch. 6 der Testpersonen gaben auf Nachfrage an, dass sie auch einen Wert hätten wählen können, der einen Skalenpunkt niedriger war als der gewählte, 8 TP hätten einen um 1 erhöhten Skalenwert wählen können (bei vier Testpersonen war das gar nicht möglich, weil sie den Wert 10 vergeben hatten). Einige der Testpersonen hätten sich das durchaus noch vorstellen können, bei 8 Testpersonen gab es ein klares Nein für einen um 1 niedrigeren Skalenwert, für 5 Testpersonen ein ebensolches für einen um 1 höheren Skalenwert.
Auch bei diesem Item wäre die Breite der Skala zu diskutieren.
Generelle Empfehlungen zu Fragen 1-4:
Bei den Fragen 1 bis 4 wird mit einer 11-Punkte-Skala gearbeitet, die sich in allen Fällen als zu breit erwiesen und die Differenzierungsfähigkeit der Testpersonen überfordert hat. Zwar versuchen die Testpersonen – von einer Fluchttendenz in die Mitte bei drei der vier Skalen – sich inhaltlich ernsthaft mit der Skala auseinanderzusetzen und entsprechend sich auch einzustufen, doch gelingt es in einer Vielzahl der Fälle nicht; gefragt, ob man sich auch auf einem Skalenpunkt plus oder minus des genannten hätte einsortieren können, wird dies oft bejaht oder zumindest nicht explizit verneint.
Von daher empfehlen wir, die Skala schmaler zu machen, und wir schlagen eine endpunktbenannte 7er-Skala vor.
Empfehlungen:
Zur Frageformulierung schlagen wir die folgende Änderung vor:
Int.: Liste 8 vorlegen – „Wie schätzen Sie sich persönlich ein: Wie optimistisch sind Sie im Allgemeinen? Antworten Sie bitte mit dieser Skala.“
Generelle Empfehlungen zu Fragen 1-4:
Es ist erkennbar, dass sich die Testpersonen bei der Beantwortung der Fragen 1 bis 4 nicht einheitlich oder auch nur mehrheitlich auf eine bestimmte Zeit beziehen, sondern quer Beet an Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft oder Kombinationen davon.
Wenn es aus der Sicht der Fragenkonstrukteure wichtig ist, hier eine einheitliche Regelung zu finden, werden wir nicht umhin kommen, die Zeit, auf die man sein Augenmerk beim Antworten fokussieren soll, in der Frageformulierung zu präzisieren.
Aus der Sicht der Testleiter ist es technisch falsch – und bewirkt auch bei den Testpersonen spontane „Fehlreaktionen“ – dass die Frageformulierung nicht die gleichen Stimuli setzt wie die Benennung der Skalenendpunkte.
Entsprechende Veränderungsvorschläge wurde bei den jeweiligen Fragen unterbreitet.
Und schließlich empfehlen wir für den Fall, dass die Fragen in gleicher Anzahl und Reihenfolge auch in der Hauptstudie gestellt werden sollen, eine flüssigere Vorgehensweise derart, dass die Frageformulierungen verschlankt werden; so könnte auf die ständige Wiederholung der Floskel „Wie schätzen Sie sich persönlich ein?“ ohne Verluste verzichtet werden. Auch auf die Wiederholung der Skalenerklärung kann verzichtet werden, wenn sie bei Frage 1 einmal erfolgt ist.
Eingesetzte kognitive Technik/en:
Specific Probing, Category Selection Probing.
Befund zur Frage:
TP 13 kann die Frage nicht beantworten, weil sie den Begriff „optimistisch“ nicht kennt. Auch TP 1 kennt den Begriff laut Angaben des Testleiters nicht, stuft sich aber dennoch auf der Skala ein.
Wir haben hier eine quasi-bimodale Verteilung, bei der sich fünf Personen in Skalenpunkt 5 einordnen und vier beim positiven Extrempunkt 10. Aufgrund der Fragenformulierung kommt es vier Mal zu einem spontanen „Ja“ bzw. „Ja, sehr optimistisch“.
12 Testpersonen gaben auf Nachfrage an, dass die Frage „sehr leicht“ zu beantworten gewesen wäre. Die Schwierigkeiten, die sich für die anderen Testpersonen ergaben, resultieren in drei Fällen wiederum vor allem aus dem inhaltlichen Problem, dass Optimismus als situationsabhängig wahrgenommen wurde: „weil ich das aus mehreren Sichtweisen sehe“ (TP 02), „weil es eine Überlegung ist und es auf die Situation ankommt“ (TP 09) oder „es gibt Phasen, da bin ich sehr optimistisch, aber die Tendenz geht stark zu pessimistisch“ (TP 05). Vier Personen fiel das Beantworten der Frage schwer, weil sie „länger überlegen“ oder überhaupt „überlegen“ mussten. TP 01 schließlich tat sich schwer, weil sie den Begriff „optimistisch“ gar nicht kannte.
Drei Testpersonen entscheiden sich für den Skalenwert 5, „weil er genau in der Mitte ist“; alle anderen versuchen, ihre eigene Position auf der Skala inhaltlich zu finden, begründen ihre Entscheidung über den eigenen vorhandenen oder auch nicht vorhandenen Optimismus. Der Wert 10 wird vergeben, „weil ich sehr optimistisch bin“ (TP 03), dabei wird neben optimistisch auch der Begriff „positiv denken“ in’s Spiel gebracht (TP 12).
Die Frage, ob man beim Beantworten der Frage eher an die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft gedacht habe, wurde wie folgt beantwortet:
Vergangenheit - 2 Testpersonen
Gegenwart - 5 Testpersonen
Zukunft - 4 Testpersonen
Vergangenheit und Gegenwart - 3 Testpersonen
Vergangenheit und Zukunft - 1 Testperson
Gegenwart und Zukunft - 2 Testpersonen
Alle drei - 2 Testpersonen
TP 13 wurde die Frage nicht gestellt.
Von Seiten der Testleiter wurde darauf hingewiesen, dass die Benennung der Skalenendpunkte nicht den Vorgaben in der Frageformulierung entspricht.
Thema der Frage:
Individuum & Persönlichkeit/ Verschiedene Merkmale