Think Aloud, General Probing, Specific Probing, Comprehension Probing.
Etwas mehr als die Hälfte der Testpersonen (n = 8) entscheidet sich für die Antwort „Nein, bis jetzt
noch nicht, aber wahrscheinlich würde ich es tun.“ Testperson 05 antwortet „Kann ich nicht sagen“
und begründet dies wie folgt:
„Habe ich noch nicht gemacht, weil ich noch gar nicht so eine Tätigkeit
mit hoher Verantwortung hatte. […] In der Frage heißt es ja „aufgeben“ und da kann ich das nicht
sagen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich mal in eine so hohe Position komme.“ (TP 05).
Diese Testperson gibt an, dass sie eigentlich „Nein, […] aber wahrscheinlich würde ich es tun“ ankreuzen
müsste. Der Begriff „aufgeben“ impliziere jedoch, dass man eine Tätigkeit mit hoher Verantwortung
bereits innehabe. Eine Formulierung mit „verzichten“ – analog zu Frage 1 – hingegen beinhaltet
allein aufgrund der Wortwahl nebst einer Stelle, die man schon innehat auch, dass man eine Stelle mit
hoher Verantwortung gar nicht erst anstrebt.
Von den drei Testpersonen, die bei dieser Frage mit „Ja“ geantwortet haben, wählen zwei Personen (TP
08, TP 14) diese Antwortkategorie ohne überhaupt die anderen Antworten gelesen zu haben. Beide
Testpersonen ändern im Verlauf des Interviews, d.h. auf die Nachfrage des Testleiters, ihre Antwort auf
„Nein, […] aber würde es wahrscheinlich tun“, da sie bislang
nicht in der Situation waren, eine berufliche
Tätigkeit mit hoher Verantwortung aufgegeben zu haben:
- TP 08: „Musste ich nie machen, würde es aber bestimmt machen. Ich denke darüber nach, wie
wichtig ist Familie, ja sehr wichtig, die steht im Vordergrund und vor der Arbeit.“
TL: Sie haben noch nicht darauf verzichtet, aber würden es tun?
TP 08: „Nein, ich musste noch nicht darauf verzichten, deshalb wäre die Antwort natürlich
falsch. Jetzt sehe ich es auf den zweiten Blick, ich hatte die restlichen Kategorien gerade gar
nicht gelesen.“
TL: Auf den zweiten Blick würden sie was anderes ankreuzen?
TP 08: „Ja genau, die zweite Antwort.“
- „Getan habe ich es noch nicht, aber ich würde es tun.“ (TP 14, Antwort: „ja“)
Auf die Nachfrage hin wie leicht oder wie schwer es Testperson 08 gefallen sei diese Frage zu beantworten,
sagt sie, es sei ihr eher schwer gefallen,
„weil zwei Sachen auf einmal gefragt werden. […]
„Haben Sie schon einmal“ und „würden Sie“. Also Zukunft und Vergangenheit.“ (TP 08). Hieran wird
deutlich, dass die Itemformulierung nicht dem intuitiven Antwortverhalten der Befragten Rechnung
trägt. Lediglich Testperson 02 antwortet korrekterweise mit „Ja“, wobei sie im Sinne von „verzichten“
ihr Antwortverhalten erläutert und nicht im Sinne von „aufgeben“:
„Ich hatte einmal die Möglichkeit
eine Firma zu übernehmen, mich selbstständig zu machen. Darauf habe ich verzichtet. Aus den bereits
genannten Gründen [Pflegefall in der Familie].“ (TP 02).
Von den acht Testpersonen, die „Nein, bis jetzt noch nicht, aber wahrscheinlich würde ich es tun“ antworten,
interpretieren sieben die Frage im intendierten Sinne, beispielsweise so:
- „Also das habe ich noch nicht gemacht. Aber klar, ich würde das tun, wenn es sein muss.
Grundsätzlich sind meine Prinzipien, dass ich für die Familie stehe.“ (TP 04)
- „Nein, bis jetzt noch nicht. […] Wenn ich mal in einer Führungsposition sein sollte und mein
Mann/Kind würden sagen, du bist zu selten zu Hause, dann würde ich das tun.“ (TP 07)
- „Wenn es in der Familie einen Pflegefall oder gravierende Veränderungen gäbe, und ich würde
sagen, ich brauche mehr Zeit für die Familie, dann würde ich das auf jeden Fall tun.“ (TP
10)
- „Wahrscheinlich würde ich es tun, weil Familie geht vor, auf jeden Fall, egal was es ist. Aber
ich war noch nicht in der Situation.“ (TP 15)
Testperson 03 denkt wie auch bei Frage 1 an ihre berufliche Tätigkeit im Familienbetrieb und assoziiert
in diesem Zusammenhang mit „beruflicher Tätigkeit mit hoher Verantwortung“, dass man generell für
jede Aufgabe, die man gestellt bekommt, eine Verantwortung trägt:
„Verantwortung trägt jeder. Wenn
ich bei jemandem in den Garten komme und es sollen verschiedene Sachen gemacht werden, dann
trage ich die Verantwortung dafür, dass das auch fertig wird.“ (TP 03).
Zwei der drei Testpersonen, die angeben, dass sie bislang noch keine Tätigkeit mit hoher Verantwortung
aufgegeben haben und dies auch in Zukunft wahrscheinlich nicht tun werden, verstehen die
Frage korrekt:
- „Ich denke, ich würde es allerhöchstens nur im Ernstfall tun und wahrscheinlich würde ich es
auch nicht tun. Wenn ich schon diese Tätigkeit mit hoher Verantwortung ausübe, dann wird
es wahrscheinlich auch ein Beruf sein, der mir Spaß macht, der mir etwas gibt und deshalb
würde ich den für mich persönlich nicht aufgeben wollen.“ (TP 01)
- „Ich hatte bisher noch keine solche Tätigkeit mit hoher Verantwortung. Vielleicht würde ich
es nicht tun, das kommt wohl auf die Tätigkeit an. Ich denke da jetzt daran, dass man z.B. eine
Teamleiterstelle angeboten bekommt und sich entscheidet, die Stelle nicht anzunehmen,
weil man dann weniger Zeit für die Familie hat.“ (TP 06)
Testperson 09 kreuzt wie schon bei Frage 1 diese Antwort an, obwohl sie ihrer Einstellung konträr
gegenüber steht, da sie die Frage im umgekehrten Sinne interpretiert:
„Nein, würde ich auch nicht
machen. Aus den gleichen Gründen wie bei der vorherigen Frage. Familie ist wichtiger als ein Beruf.
Beruf ist auch wichtig, aber Familie ist die erste Stelle bei mir. Würde ich nie machen.“ (TP 09).
Mit Ausnahme von Testperson 03, die ein gewisses Maß an Verantwortung unabhängig von der jeweiligen
Tätigkeit assoziiert, verstehen alle Testpersonen unter einer „beruflichen Tätigkeit mit hoher Verantwortung“
eine leitende Position bzw. eine Führungsposition.