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Projektname:Psygiene (Händedesinfektion im beruflichen Alltag)
  1. Fragetext: Ich habe mir vorgenommen, mir vor und nach jeder potentiell infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände zu desinfizieren. Diese Absicht habe ich…
  2. Antwortkategorien 1 Überhaupt nicht

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    5

    6

    7 Ganz Stark


    1. Empfehlungen: Um auch hier der Tatsache gerecht zu werden, dass Händedesinfektion als eine eher routinemäßige Tätigkeit angesehen werden kann und um zu vermeiden, dass sich Personen von der Formulierung „Ich habe mir vorgenommen“ irritieren lassen, empfehlen wir folgende Anpassung der Fragenformulierung:

      „Inwieweit haben Sie die Absicht, sich vor und nach jeder potentiell infektionsgefährdenden Tätigkeit die Hände zu desinfizieren?“
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Category selection probing, confidence rating, spontane Nachfragen (probing).
  2. Befund zur Frage: Alle Testpersonen können sich auf der Skala einordnen. Die Frageformulierung wird als „klar formuliert“ und „sehr gut zu beantworten“ (TP 13) charakterisiert, auch wenn die Antwortskala und die Formulierung als „ungewöhnlich“ und „sehr psychologisch“ (TP 09) bzw. als „emotionaler“ als die vorherigen Fragen und „ein bisschen unwissenschaftlich“ (TP 08) wahrgenommen werden.

    Von den 19 Testpersonen geben 17 an, dass sie diese Absicht ganz stark haben, eine Testperson schwächt diese Absicht durch Wahl des Skalenwerts 6 ab. Die Begründungen folgen dabei im Großen und Ganzen zwei Argumentationssträngen: Zum einen geht es in der Frage um eine reine Handlungsintention, unabhängig von der tatsächlichen Umsetzung. Zum anderen ist die Händedesinfektion etwas, das man gelernt hat und das bereits automatisiert und verinnerlicht wurde und was den Testpersonen nach selbstverständlich sein sollte, wie die folgenden Beispiele zeigen:
    • „Ich weiß nicht, wann ich genau diesen Reflex bekommen habe. Ob das noch im Studium war? Das war bestimmt im Studium, man macht da ganz viele Praktika während des Studiums. Auf jeden Fall weiß ich nicht genau, wann ich mir das vorgenommen habe, aber das habe ich bestimmt von anderen Leuten abgeschaut.“ (TP 01)
    • „Also wenigstens die Absicht sollte man haben, sollte jeder haben, der dort arbeitet.“ (TP 02)
    • „Diese Absicht habe ich ganz stark. Es wird schon, sage ich mal, einem unterstellt, ich nehme es mir immer vor und ich habe eine Absicht. Nun ist die Frage, ob ich es überhaupt wirklich mache. Weil vorgenommen, dass ich es mache, klar ich nehme es mir meistens vor, aber so wird einem unterstellt, dass man es eher eigentlich nicht so vollzieht, obwohl man weiß, dass man sich die Hände desinfizieren soll, vor und danach. […] Ich habe diese Absicht. Ich nehme das auch nicht vor. Das ist einfach in meinem Arbeitslauf immer integriert.“ (TP 05)
    • „Ich habe mir vorgenommen, mir vor usw., also das bejahe ich, weil ich mir das vorgenommen habe. Das kann ich auch bejahen, weil es wird nicht danach gefragt, ob ich es jedes Mal tue. Sondern, ja, ich habe es mir vorgenommen. Und ich habe keine andere Möglichkeit als „Diese Absicht habe ich ganz stark“ anzukreuzen.“ (TP 09)
    • „Also als aller Erstes geht mir durch den Kopf, ganz stark, so für mich, dann habe ich das Gefühl, das sage ich nur, weil mich jemand danach fragt, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Denn wenn ich ganz ehrlich bin, dann weiß ich, dass man manchmal die Zeit auch nicht hat. Grundsätzlich ist meine Tendenz schon eher zu ganz stark, aber ich weiß nicht. Ich fühle mich bei solchen Fragen immer so ein bisschen die Pistole auf die Brust. Machst du das oder nicht?“ (TP 11)
    • „Ja, ob ich mir das vorgenommen habe. Natürlich habe ich mir das vorgenommen. Ich meine, man lernt das in der Ausbildung, wann man es tun muss und tun soll und natürlich versucht man das genau so durchzusetzen. Also aktiv sagen, dass ich mir die Hände nicht desinfizieren würde, dass tue ich nicht. Also ich würde das vorletzte Kästchen ankreuzen.“ (TP 12)
    • „Selbstverständlich nehme ich das vor. Das ist lustig formuliert. Auch wohl eher für Anfänger, dass die sich das merken, aber es ist ganz normal, dass man sich das vornimmt.“ (TP 16)
    • „Ganz stark würde ich sagen. Ja wie gesagt, das passiert bei uns ganz automatisch, bei jeder Arbeit, Hände desinfizieren.“ (TP 18)
    • „Ich dachte gerade, wie das mit den guten Vorsätzen ist. Ich meine zum einen ist es Dienstanweisung, zum anderen hat man das natürlich vor, wenn es möglich ist. Es wird niemand von sich behaupten, dass er das einfach so weglässt.“ (TP 19)
    Eine einzige Testperson gibt an, diese Absicht eher nicht zu haben, was aber ebenfalls damit begründet wird, dass die Desinfektion der Hände ein bereits automatisiert stattfindender Ablauf ist:
    „Ich weiß nicht, ob man sich Händedesinfektion so ‚vornimmt’. Das ist irgendwie schon so in die Routine integriert, dass man sich das nicht in dem Sinne vornimmt. Man macht das eben automatisch. Aber ‚vornehmen’ heißt ja, sich vorher darüber Gedanken zu machen, eine Absicht haben. Das macht man vielleicht am Anfang oder wenn man es mal vergessen hat und irgendetwas passiert ist. Dass man es sich dann beim nächsten Mal mehr vornimmt, dass man ausgiebiger desinfiziert. Mit ‚vornehmen’ hat das ja im Endeffekt irgendwann gar nichts mehr zu tun. Von daher habe ich diese Absicht, also überhaupt nicht würde ich jetzt auch nicht sagen, aber ich mache mir da einfach keine Gedanken mehr.“ (TP06)

    Diese Aussage verdeutlicht, dass man, obwohl die Testperson angibt, diese Absicht eher nicht zu haben, anhand der Einstufung der Personen nicht grundsätzlich davon ausgehen kann, dass diese Absicht nicht besteht oder nie bestanden hat. Viel eher muss berücksichtigt werden, dass Personen, welche die Händedesinfektion bereits fest in ihren täglichen Ablauf im Krankenhaus integriert haben bzw. eventuell auch schon länger in diesem Beruf tätig sind, nicht mehr sagen, dass sie diese Absicht haben. Vielmehr hat sich der einmal bestandene Vorsatz in eine routinemäßige Handlung umgewandelt, über die nicht mehr nachgedacht werden bzw. die man sich nicht mehr explizit vornehmen muss.

    Auf Nachfrage, wie sich bei den Testpersonen diese Absicht (sehr) stark äußert, berichten die Testpersonen von der allgegenwärtigen Präsenz des Themas und dass sie sich der Wichtigkeit und Bedeutung der Händedesinfektion bewusst sind, nicht nur zum Schutz der Patienten, sondern auch zum Schutz der eigenen Gesundheit:
    • „Da ich mir, wenn ich mir selbst dazu Gedanken mache, wie ich vorhin schon mal erwähnt habe, Infektionen zu übertragen. Da ich mir sicher bin, dass da diese Gefährdung besteht, wenn man sich derart auseinandersetzt oder sich Gedanken zu macht, dann kommt man eigentlich auch zu dem Schluss, dass man eben für sich selbst mögliches tun muss, um eben die Infektionsverbreitung innerhalb der Station vorzubeugen.“ (TP 04)
    • „Das äußert sich dadurch, dass ich weiß, dass die meisten Infektionen durch Schmierinfektionen entstehen. Einfach dadurch, dass das Thema präsent ist, dass es immer wieder angesprochen wird und dass ich ein hohes Hygienebewusstsein oder Verständnis habe.“ (TP 13)
    Zudem ist dieser Vorgang für viele der Testpersonen bereits in den Arbeitsalltag übergegangen:

    „Im normalen Ablauf macht man das ja schon, dass man sich immer die Hände desinfiziert. Also es ist schon so verinnerlicht, da denkt man gar nicht mehr drüber nach. Man geht vom Patienten weg und desinfiziert sich die Hände. Man geht hin, als erstes desinfiziert man sich die Hände. Das ist einfach ein Handlungsablauf, der automatisch funktioniert.“ (TP 19)

    Dies äußert sich auch in den Begründungen, „dass ich es halt mache“ (TP 02), „dass ich es eben mache“ (TP 16) oder „indem ich es ausführe.“ (TP 20)

    Die Reaktionen auf die Nachfrage, ob es sich dabei auch tatsächlich um eine feste Absicht und nicht bloß um einen guten Vorsatz handelt, fallen bei allen Testpersonen ähnlich aus, wie anhand einiger Beispiele verdeutlicht werden soll:

    • „Nein. Um Gottes Willen. Das ist handfest. Das wird bei uns auch so gelebt.“ (TP 03)
    • „Nein, das gehört einfach in das Arbeitsgeschehen mit rein.“ (TP 05)
    • „Nein. Ich hab das verinnerlicht, dass es sehr wichtig ist.“ (TP 07)
    • „Nein, es ist schon eine feste Absicht.“ (TP 08, TP 16)
    • „Nein, das ist einfach wichtig. Also keine Ahnung. Das war bei uns in der Ausbildung schon immer Thema und man hat mir oder ich habe mir ein Bewusstsein für erschaffen.“ (TP 11)
    • „Nein, nein. Die Absicht hat man einfach. Ja wenn man das ernst nimmt und sich der Gefahren bewusst ist. Also ich persönlich habe das immer.“ (TP 13)
    • „Nein. Das ist eine wirklich feste Absicht. Ich meine, das sind Maßnahmen, z.B. Verbandswechsel, Exkremente oder so, da achte ich schon extrem drauf, dass ich mir die Hände desinfiziere.“ (TP 14)
    • „Schon eine feste Absicht, auch zu meiner Sicherheit. Ich glaube ein solcher guter Vorsatz würde nicht lange halten.“ (TP 17)
    • „Ja. Das ist eigentlich im Ablauf mit drin. Im Tagesablauf. Wenn ich was mache, dann gehe ich anschließend ans Waschbecken, wasche mir die Hände, bzw. wenn meine Hände nicht zu ver-schmutzt sind, dann gehe ich an den Desinfektionsspender und desinfiziere sie mir.“ (TP 20)
    17 Testpersonen waren sich beim Beantworten der Frage „sehr sicher“, eine Testperson war sich „eher sicher“. Die eine Testperson, die sich bei der Beantwortung auf der Skala eher links eingeordnet hat („Diese Absicht habe ich eher nicht“), gibt an, sich bei der Beantwortung „eher unsicher“ gewesen zu sein, was, wie oben bereits beschrieben, damit begründet wird, dass das Wort „vornehmen“ zur Irritation beigetragen hat (TP 06).
  1. Thema der Frage: Gesundheit/ Prävention
  2. Konstrukt: Desinfektion der Hände