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Projektname:Comparative Study of Electoral Systems (CSES) Module 5
  1. Fragetext: Manche Leute meinen, dass die Regierung Steuern senken sollte, auch wenn dies bedeutet, weniger für Sozialleistungen, z.B. im Gesundheits- oder Bildungsbereich, auszugeben. Andere Leute meinen, dass die Regierung mehr für Sozialleistungen wie z.B. im Bildungs- oder Gesundheitsbereich ausgeben sollte, auch wenn dies bedeutet, dass die Steuern erhöht werden. Wo würden Sie sich selbst auf der folgenden Skala einordnen, wobei 0 bedeutet „Regierung sollte Steuern senken und weniger für Sozialleistungen ausgeben“ und 10 bedeutet „Regierung sollte Steuern erhöhen und mehr für Sozialleistungen ausgeben“?
  2. Antwortkategorien 0 Steuern senken und weniger für Sozialleistungen ausgeben

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10 Steuern erhöhen und mehr für Sozialleistungen ausgeben

    Verweigert

    Weiß nicht


    1. Empfehlungen: Frage:
      Wir empfehlen, den Fragetext zu verkürzen und damit zu vereinfachen. Außerdem sollte der Zusammenhang zwischen Steuererhöhungen/- senkungen und dem Ausbau/Abbau von Sozialleistungen deutlicher gemacht werden. Zu guter Letzt empfehlen wir, den Begriff „Sozialleistungen“ durch „Gelder für öffentliche Ausgaben“ zu ersetzen, um damit zu vermeiden, dass Befragte hauptsächlich an Unterstützungsangebote für Bedürftige (z.B. Hartz IV) und nicht allgemein an öffentliche Ausgaben denken. Diese Formulierung erscheint uns auch näher am englischen Masterfragebogen zu sein („social services“). Daher schlagen wir folgende Formulierung vor:

      „Nun zum Thema Steuern und öffentliche Ausgaben:
      Sind Sie dafür, dass die Regierung die Steuern senkt, auch wenn damit Gelder für öffentlichen Ausgaben, z.B. im Gesundheits- oder Bildungsbereich, gekürzt werden oder sind Sie dafür dass die Regierung mehr Geld für öffentliche Ausgaben bereitstellt und dafür die Steuern erhöht?

      Bitte ordnen Sie sich auf der folgenden Skala ein, wobei 0 bedeutet „Regierung sollte Steuern senken und öffentliche Ausgaben kürzen“, 5 bedeutet „Steuern und öffentliche Ausgaben sollten so bleiben wie sie sind“ und 10 bedeutet „Regierung sollte Steuern erhöhen und mehr Geld für öffentliche Ausgaben bereitstellen“?“


      Antwortoptionen:
      Um zu vermeiden, dass Befragte den mittleren Skalenwert 5 als Ausweichkategorie verwenden, empfehlen wir, diesen explizit als Status Quo zu benennen:

      „Steuern und öffentliche Ausgaben sollten so bleiben wie sie sind.“

      Überlegenswert wäre auch eine Anpassung der numerischen Zuordnung zu den Labels, um die Beantwortung für die Befragten zu vereinfachen. Indem der Skalenwert „0“ als Mitte der Skala mit der Bedeutung des Erhalts des Status Quo, also „Steuern und öffentliche Ausgaben sollen so bleiben wie sie sind“, gekennzeichnet wird und der Wert „-5“ für „Regierung sollte Steuern senken und öffentliche Ausgaben kürzen“ bzw. analog dazu „+5“ für „Regierung sollte Steuern erhöhen und mehr Geld für öffentliche Ausgaben bereitstellen“ bezeichnet wird. Dieses Vorgehen dient dazu, dass Inhalt und bipolare Antwortskala direkter miteinander korrespondieren.

      Darüber hinaus könnte die Beantwortung der Frage für die Befragten noch weiter vereinfacht werden, wenn die Skala von einer 11er-Skala auf drei Antwortkategorien verkürzt wird:

      - Bin für Erhöhung von Steuern und öffentlichen Ausgaben
      - Bin für Senkung von Steuern und öffentlichen Ausgaben
      - Nichts davon, Steuern und Ausgaben für Sozialleistungen sollten gleichbleiben
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Specific Probing, General Probing, Comprehension Probing, Confidence Rating
  2. Befund zur Frage: Gut ein Drittel der Testpersonen (n=6) verordnet sich auf der rechten Hälfte der Antwortskala und gibt damit an, dass sie eher eine Steuererhöhung bei gleichzeitiger Anhebung der Sozialleistungen favorisieren. Drei Testpersonen (TP 01, 04, 16) verordnen sich auf der linken Hälfte und sprechen sich damit eher für eine Steuersenkung, bei gleichzeitiger Reduzierung der Sozialausgaben, aus. Vier Testpersonen wählen den Mittelwert der Skala (TP 02, 08, 09, 14), zwei Testpersonen antworten mit „weiß nicht“ (TP 13, 15) und eine Testperson verweigert die Antwort (TP 11).

    Die drei Testpersonen, die sich nicht auf der Skala verorten können oder wollen (TP 11, 13, 15), sind der Meinung, dass die Steuern zwar gesenkt werden müssten, dies aber nicht gleichzeitig mit einer Reduzierung der Sozialausgaben einhergehen sollte. Vielmehr sollten die Steuern, die eingenommen werden, anders umverteilt werden („Man sollte einfach die Steuern senken und das fehlende Geld aus anderen Töpfen holen, z.B. die Auslandseinsätze der Bundeswehr reduzieren.“, TP 11; „Die Steuern, die eingenommen werden, sollten anders verteilt werden. Aber das ist hier ja nicht vorgesehen.“, TP 13). Diese Meinung lässt sich anhand der vorgegebenen Antwortskala allerdings nicht ausdrücken, da sie einen direkten Zusammenhang von Steuer- und Sozialleistungserhöhung bzw. -absenkung vorgibt.

    Ein weiteres Problem beim Beantworten der Frage besteht darin, dass Befragte nur allgemein angeben können, ob die Steuern und damit die Ausgaben für Sozialleistungen erhöht oder gesenkt werden sollten, nicht jedoch, ob dies für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen in unterschiedlicher Weise erfolgen sollte (z.B. Steuererhöhungen nur für Reiche). Drei Testpersonen (TP 02, 08, 09) können die Frage aufgrund dieser Problematik nicht richtig beantworten und entscheiden sich daher für den Mittelwert der Skala:
    • „Es geht mir nicht um eine Steuererhöhung oder -senkung, sondern um eine Umverteilung. Es geht mir darum, dass die Lücke zwischen Arm und Reich ein bisschen verkleinert werden kann. Dementsprechend ist die 5 bei der Frage der Mittelwert. Ich verstehe das so, dass ich keine Antwort direkt treffen kann auf diese Frage, deshalb habe ich mich für die 5 entschieden.“ (TP 08)
    • „Das hängt vom Geld ab. Also mit 8,50€ pro Stunde kann man nicht noch einen Haufen Steuern bezahlen. Wenn der Lohn höher wäre, könnte man auch mehr Steuern bezahlen.“ (TP 09)
    Auch die Aussage von Testperson 03 weist auf dieses Problem hin. Sie qualifiziert ihre Antwort dahingehend, dass sie hier nur den Wert 10 vergibt, „wenn die richtigen Steuern erhöht werden, wie die Erbschaftssteuer oder die Luxussteuer. Dass die mehr Steuern bezahlen, die mehr Geld haben.“ (TP 03).

    Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Frage zu allgemein formuliert ist, um die Komplexität des Themas angemessen zu erfassen. Die Meinungen der Testpersonen zu diesem Thema sind weitaus differenzierter als durch die Antwortoptionen ausgedrückt werden kann.

    Die Aussagen der Testpersonen wurden außerdem dahingehend analysiert, ob sie beim Beantworten der Frage vorwiegend an Steuerabgaben zur Unterstützung Hilfsbedürftiger (z.B. für sozial Schwache) oder eher an Steuerabgaben zugunsten der Allgemeinheit (z.B. für die Finanzierung des Gesundheitssystems) gedacht haben. Neun Testpersonen haben primär an die Unterstützung Hilfsbedürftiger und beim Begriff „Sozialleistungen“ an Dinge wie Hartz IV, Renten/Altersarmut oder Kinder- und Wohngeld gedacht. Die restlichen sieben Testpersonen haben eher an Steuerabgaben zugunsten der Allgemeinheit und beim Begriff „Sozialleistungen“ an Dinge wie die Finanzierung des Gesundheitssystems oder Investitionen in den Bildungsbereich gedacht. Insgesamt sieben Testpersonen gaben an, dass sie Sozialleistungen im Gesundheits- und Bildungsbereich bei ihrer Antwort nicht berücksichtigt haben, obwohl diese beiden Bereiche explizit in der Fragestellung als Beispiele genannt werden.

    Abschließend wurden die Testpersonen noch zur Länge des Fragetextes und der Breite der Antwortskala befragt. Zwei Testpersonen (TP 05, 11) gaben an, dass sie den Fragetext als zu lang empfanden. Die anderen 14 Testpersonen hatten jedoch keine Schwierigkeiten mit der Fragelänge. Bezüglich der Breite der Skala gaben sechs Testpersonen an, dass sie sich genauso gut auf einer Skala mit weniger Abstufungen (z.B. 5-stufig) hätten verorten können und drei Testpersonen (TP 05, 07, 14) dass ihnen dies sogar leichter gefallen wäre. Vier Testpersonen (TP 04, 06, 09, 10) bevorzugen dagegen eine (wie in dieser Frage verwendete) 11-stufige Antwortskala, die es ihnen erlaubt, ihre Meinung differenzierter zu dokumentieren.
  1. Thema der Frage: Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
  2. Konstrukt: Einstellung zur Einkommensumverteilung