Technische Elemente und Nutzerfreundlichkeit:
Hinsichtlich der technischen Elemente und der Bedienbarkeit wurden beim Search-Tree keine Schwierigkeiten festgestellt.
Suche und Suchverhalten / Verständnis der Kategorien:
Bei der Erfassung anhand der im Search-Tree vorgegebenen Kategorien ist nicht klar, wie mit Abschlüssen umgegangen werden soll, die nicht den formalen „Abschlüssen“ entsprechen, wie z.B. Zertifizierungen, berufliche Zusatz- und/oder Weiterqualifikationen: Für solche Abschlüsse gibt es keine entsprechenden Kategorien, so dass sich die Testpersonen nicht zuordnen können und dann ggf. eine nicht zutreffende Kategorie anklicken.
Da bei der endgültigen Umsetzung des Tools das Interface Search-Tree als Rückfalloption erst zum Einsatz kommt, wenn die Befragten eine offene Texteingabe bei der Combo-Box gemacht haben, d.h. ohne einen Treffer in der Datenbank zu erzielen bzw. auszuwählen, sollte eine Erfassung der eingegebenen Angabe mit einer der im Search-Tree vorhandenen Kategorien möglich sein. Bislang besteht das Problem, dass Personen, die bei der Combo-Box keinen „Treffer“ erzielt haben, dann auch im Search-Tree evtl. keine passende Kategorie finden werden.
Für solche Fälle müssten entweder Zusatzkategorien aufgenommen werden („Berufliche Weiter-/Zusatzqualifikation“) oder es müsste bereits in den Instruktionen zur Frage deutlich gemacht werden, ob überhaupt und wie diese Abschlüsse zu erfassen sind. Es muss daher unbedingt darauf hingewiesen werden, wie solche Angaben – wenn tatsächlich gewünscht – eingetragen werden sollen.
Dafür spricht auch, dass sich eine Testperson überlegt hatte ihre Zusatzausbildung in der Kategorie „keine berufliche Ausbildung“ zu erfassen. Die Aufführung dieser Kategorie erscheint bei der Frage nach dem „höchsten/letzten Ausbildungs- oder Hochschulabschluss“ eher in die Irre zu führen und mit einer Kategorie „Alternativer Abschluss“ in Verbindung gebracht zu werden.
Aufgrund der Verwendung von Fachtermini in den Oberkategorien fällt es den Testpersonen schwer die für sie passende Kategorie auf den ersten Blick zu erkennen. Insbesondere die Unterscheidung „Beruflich-schulisch“ und „Beruflich-betrieblich“ stellt dabei eine Herausforderung dar. Eine mögliche Vereinfachung der Begrifflichkeiten wäre beispielsweise die Benennung in: „Schulische Berufsausbildung“ und „Betriebliche Berufsausbildung/duale Ausbildung“.
Bei einer Unterkategorie zu „Beruflich-betriebliche Ausbildung/duale Ausbildung“ führte zudem die gemeinsame Darstellung von „gewerblichen“ und „landwirtschaftlichen“ Ausbildungen zu Verunsicherung, ob dies die passende Kategorie sei. An dieser Stelle wäre eine Trennung in zwei Kategorien zu überlegen.
Zum Abschluss der Probing-Phase zu den beiden Interfaces sollten die Testpersonen erläutern, welches der beiden Fragenformate leichter zu beantworten war, die Combo-Box, in der zunächst selbst etwas eingetippt werden sollte oder der Search-Tree, bei dem die Antwort durch Auswählen anhand einer Liste getroffen werden konnte.
Übersicht über die geäußerte Präferenz:
Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Meinungsbild unter den Testpersonen nicht eindeutig ist: 16 Testpersonen empfanden die Eingabe mit Hilfe der Combo-Box einfacher (davon acht mit einem dt. Abschluss), während 13 Testpersonen die Eingabe anhand des Search-Trees leichter gefallen ist (davon fünf mit einem dt. Abschluss). Die übrigen zwei Testpersonen (TP 02, 06) geben an, keine klare Präferenz zu haben. Testperson 06 fand die Eingabe des Abschlusses bei der Combo-Box schneller, fühlte sich beim Beantworten des Search-Trees allerdings sicherer.
Die Präferenz für die Combo-Box wird von den Testpersonen vor allem damit begründet, dass eine eigene Auswahl und Eingabe ermöglicht wird, die mitunter einfach „frei gewählt“ sein kann und zum anderen durch die automatisierte Suche:
Im Gegensatz zur Combo-Box wird die Präferenz für den Search-Tree von den Testpersonen vor allem durch die bereits vorgegebenen Kategorien begründet, die zum einem eine bessere Orientierung ermöglichen und zum anderen die Eingabe steuern:
Abgesehen von der eigenen Präferenz sollten die Testpersonen jeweils angeben, was Sie besonders gut oder besonders schlecht bei den beiden Antwortformaten fanden. Die Angaben der Testpersonen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst, wobei nicht alle Testpersonen für die Beurteilung beider Interfaces jeweils Vorteile bzw. Nachteile nennen.
Combo-Box: Was fanden Sie bei dieser Frage besonders gut?
Combo-Box: Was fanden Sie bei dieser Frage besonders schlecht?
Search-Tree: Was fanden Sie bei dieser Frage besonders gut?
Search-Tree: Was fanden Sie bei dieser Frage besonders schlecht?
Ergänzung zu „Besonders gut“: Testperson 22 merkt an, dass ihr die zusätzliche Erklärung („Wenn Sie sich unsicher sind was Ihr höchster Abschluss ist, geben Sie uns bitte den zuletzt erreichten Abschluss an“) bei der Combo Box zusagt. Die Testperson bemerkt nicht, dass dieselbe Erklärung auch beim Search-Tree vorhanden ist. Andersherum bemerkt Testperson 12 die Erklärung beim Search-Tree positiv und beachtet die Erklärung bei der Combo Box nicht. Insgesamt lässt sich dadurch sagen, dass die zusätzliche Erklärung bzgl. der Unsicherheit über den höchsten Abschluss positiv auffällt und bei beiden Beantwortungsmodi hilfreich ist.
Im kognitiven Interview wird das Interface Search-Tree hinsichtlich drei Dimensionen überprüft: Technische Elemente und Nutzerfreundlichkeit, Suche und Suchverhalten und Verständnis der Kategorien.
Technische Elemente und Nutzerfreundlichkeit:
Um herauszufinden, wie nutzerfreundlich die Beantwortung anhand des zweiten Interface „Search-Tree“ wahrgenommen wird, wurden die Testpersonen gebeten, sich vorzustellen, dass Sie einem Freund/einer Freundin mit wenig Erfahrung am Computer beschreiben, wie er/sie diese Frage beantworten soll. Anhand der Erläuterungen der Testpersonen wird deutlich, dass die technische Beantwortung der Frage und die Navigation innerhalb der Frage keine Probleme darstellen:
Zusätzlich wurden die Testpersonen gefragt, wie leicht oder schwer es für Sie zu erkennen war, dass Sie die Antwortkategorien durch Klicken oder mit den Pfeiltasten auswählen sollten. Von den 31 Testpersonen berichtete niemand, Schwierigkeiten mit dieser Aufgabe gehabt zu haben: insgesamt 19 Testpersonen gaben an, dass es „sehr leicht“ war zu erkennen, dass Sie die Antwortkategorien durch Klicken oder mit den Pfeiltasten auswählen sollten, während es für die übrigen 12 Testpersonen „eher leicht“ war. Testperson 16 („eher leicht“) merkt an, dass es noch einfacher gefallen wäre, wenn statt dem Dreieck-Symbol ein „+“-Zeichen, wie im Windows Explorer, eingesetzt werden würde.
Auf die Nachfrage, was passiert, wenn man auf eine der Zeilen klickt, antworten 23 Testpersonen, dass sich eine Unterauswahl (Unterkategorien, ein Untermenü, ein Dropdown-Menü, eine weitere Liste, weitere Antwortmöglichkeiten, weitere Zeilen) öffnet. Vier Testpersonen (TP 07, 12, 16, 31) verbinden damit eine genauere bzw. detailliertere Auswahl und drei Testpersonen geben an, dass die Zeile dadurch markiert wird (TP 14, 20, 29). Einer Testperson wurden diese und die folgende Frage nicht gestellt, da bei der Beantwortung keine aufklappbare Zeile angeklickt wurde (TP 27).
Insgesamt 11 Testpersonen waren überrascht, dass durch das Anklicken weitere Zeilen angezeigt wurden. Für die übrigen 19 Testpersonen war dies keine Überraschung.
Suche und Suchverhalten
Um nähere Informationen darüber zu erhalten, wie gut bzw. leicht die Befragten die für sie passende Antwort mit Hilfe des Search-Trees gefunden haben, wurden sie gebeten anzugeben, wie leicht oder schwer es für sie war, die richtige Kategorie (bzw. Zeile) für Ihren Abschluss zu finden. Von den 31 Testpersonen geben 26 an, es sei Ihnen „sehr leicht“ (14 TPs) oder „eher leicht“ (12 TPs) gefallen. Insgesamt 5 Testpersonen äußern, dass es ihnen „eher schwer“ (4 TPs) oder „sehr schwer“ (1 TP) gefallen sei, was die Testpersonen folgendermaßen begründen:
Testperson 12, der die Auswahl der Kategorie „eher leicht“ gefallen ist, äußert ebenfalls ihre Irritation bzgl. der Begrifflichkeiten bei der Auswahl in Deutsch: „Eigentlich leicht, wobei mich ein bisschen irritiert hat: beruflich-schulische Ausbildung und dann beruflich-betriebliche Ausbildung. Das ist ja auch dual. Beruflich-betrieblich, das kenne ich gar nicht. Denn beruflich ist ja betrieblich und betrieblich-schulisch wäre im Endeffekt die duale Ausbildung. Dual heißt ja einerseits der Ausbildungsbetrieb, andererseits die Schule. Ob das Blockunterricht ist oder ob das zwei Mal die Woche ist. Das ist ja im Endeffekt das beruflich-schulische. Da ist für mich jetzt kein Unterschied zu erkennen.“
Während die Testpersonen zum ersten Mal mit Hilfe des „Search Trees“ ihren „höchsten Ausbildungs- oder Hochschulabschluss“ angegeben haben, wurden von den Interviewern die folgenden Blickbewegungen codiert:
Code TR 1 - Blick springt zwischen Frage, Kategorien oder zwischen Kategorien mehrmals hin und her:
Insgesamt wurde bei neun Testpersonen während des Ausfüllens beobachtet, dass die Blickbewegungen mehrfach zwischen Frage, Kategorien oder zwischen Kategorien hin und her gesprungen sind. Im anschließenden kognitiven Interview sollten die Testpersonen angeben, warum sie das gemacht haben:
Drei Testpersonen (TP 01, 16, 24) begründen dieses Vorgehen damit, dass sie sich noch einmal absichern bzw. vergewissern wollten, ob sie die richtige Zeile auswählen bzw. ausgewählt haben:
Die Testpersonen 03, 10, 11, 12, 13 und 25 begründen ihr Vorgehen damit, dass sie sich zunächst einen Überblick verschaffen mussten, was „am ehesten“ passt oder hinter welcher Kategorie sich ihr Abschluss verbirgt:
Die Testpersonen 13 und 25 haben darüber hinaus Schwierigkeiten mit dem Begriff „beruflich-schulische“ Ausbildung bzw. mit der Unterscheidung zwischen „beruflich-schulisch“ und „beruflich-betrieblich“:
Testperson 03 klickt letztendlich „Abschluss an einer Universität oder einer anderen Hochschule“ statt „Abschluss einer Verwaltungs-/Fachhochschule“ und erklärt dies damit, dass sie aufgrund des vorne stehenden Begriffs „Verwaltungshochschule“ „Fachhochschule“ überlesen zu haben.
Code TR2 - Schaut lange die Kategorien Stufe 1 an bzw. liest sie mehrmals:
Dass die Testpersonen lange die Kategorien Stufe 1 angeschaut haben bzw. sie mehrmals gelesen haben, wurde bei insgesamt acht Testpersonen (TP 07, 08, 09, 12, 19, 21, 28, 31) beobachtet. Auch in diesem Fall sollten die Testpersonen angeben, was der Grund dafür gewesen ist:
Vier Testpersonen (TP 08, 09, 19, 21) begründen das Verweilen auf den Kategorien der Stufe 1 damit, dass sie ihre Antwort gesucht und dabei alle Antworten zunächst einmal überflogen haben:
Drei Testpersonen (TP 07, 12, 31) begründen ihr Vorgehen damit, dass für sie nicht sofort ersichtlich war hinter welcher Oberkategorie sich die für sie passende Antwort verbirgt:
Testperson 28 gibt an, die Kategorien ausgiebig betrachtet zu haben, da sie die Auswahl interessant und überraschend fand: „Das war interessant. Ich fand es interessant, was sie alles anbieten. […] Ich fand auch die Ausdrücke interessant. Es überrascht mich auch.“ Darüber hinaus ist die Testperson der Meinung, dass die Auswahl nicht logisch ist. Die von ihr genannten Punkte werden daher im Folgenden aufgeführt:
Code TR3 - Springt zwischen Kategorien Stufe 2 hin und her / Liest diese Kategorien mehrfach:
Eine lange Verweildauer auf den Antworten der Stufe 2 war das am häufigsten beobachtete Blickbewegungsmuster beim Search-Tree und wurde insgesamt 12 Mal codiert. Jene 12 Testpersonen wurden gebeten, den Grund dafür anzugeben bzw. zu sagen, worüber sie beim Betrachten nachgedacht haben:
Vier Testpersonen (TP 07, 08, 09, 28) hatten Schwierigkeiten sich aufgrund der Begrifflichkeiten in den Antwortkategorien einer Antwort zuzuordnen:
Vier Testpersonen (TP 10, 11, 20, 22) haben sich in der Liste (zunächst) gar nicht wieder gefunden bzw. ordnen sich nicht korrekt zu:
Die Testpersonen 14, 21 und 23 geben an, dass es einen Moment gedauert hat, bis sie den richtigen Abschluss gefunden haben, dass dies aber ansonsten kein Problem dargestellt hat.
Testperson 01 begründet die längere Verweildauer wie folgt: „Ich habe überlegt, ob da „Promotion Komma Ph. D.“ steht. Oder ob es ein Schrägstrich ist. Ph.D und Promotion sind nicht das Gleiche. Man darf die deutsche Promotion eigentlich nicht als Ph.D. bezeichnen, auch wenn es jeder macht. Es ist eigentlich verboten. Deswegen dachte ich mir, bei Schrägstrich wäre es irgendwie beides, bei Komma ist es für mich nochmal eine Auswahl. Das war für mich so ein Gedankenspiel.“ (TP 01)
Code TR4 – Liest nicht alle Antwortmöglichkeiten:
Insgesamt fünf Testpersonen (TP 04, 10, 25, 29, 30) haben beim Beantworten der Frage nicht alle Antwortmöglichkeiten gelesen. Begründet wurde dieses Verhalten von allen Testpersonen damit, dass der gemachte Abschluss bereits vorher gefunden wurde und es daher nicht notwendig war weitere Abschlüsse zu betrachten.
Zur Überprüfung der Passgenauigkeit des angegebenen „höchsten (Schul-), Ausbildungs- oder Hochschulabschlusses“ wurden die Testpersonen gebeten einzuschätzen, wie genau die von Ihnen ausgewählte Antwort auch tatsächlich das trifft, was Sie gemacht haben bzw. angeben wollten.
Insgesamt 20 Testpersonen sind mit der gemachten Antwort sehr zufrieden, da sie das trifft, was sie angeben wollten. Sieben Testpersonen konnten anhand des Search-Trees nicht die von Ihnen eigentlich gewünschte Angabe machen:
Für vier Testpersonen (TP 05, 06, 21, 25) liegt dazu keine Angabe vor.
Zum Abschluss der Nachfragen zum ersten Ausfüllen des Search-Trees sollten die Testpersonen, die einen Schul-, Ausbildungs- oder Hochschulabschluss im Ausland gemacht haben, angeben, wie leicht oder schwer es für sie war diesen in ihrer Landessprache anzugeben. Laut eigener Angabe stellte dies für keine der Testpersonen eine Schwierigkeit dar.
1. Loop – wenn ein weiterer „Ausbildungs- oder Hochschulabschluss“ genannt wurde
Bei denjenigen 15 Testpersonen, die über einen weiteren „Ausbildungs- oder Hochschulabschluss“ verfügen und dementsprechend ein zweites Mal den Search-Tree beantwortet haben, wurden von den Interviewern die folgenden Blickbewegungen codiert:
Bei insgesamt neun Testpersonen (TP 01, 04, 05, 09, 11, 17, 22, 23, 31) waren keine Auffälligkeiten beim Beantworten zu beobachten. Die übrigen 16 Testpersonen haben keinen weiteren „Ausbildungs- oder Hochschulabschluss“ angegeben .
Suche und Suchverhalten – 1. Loop
Um auch beim zweiten Beantworten des Search-Trees nähere Informationen darüber zu erlangen, wie leicht die Befragten die für sie passende Antwort gefunden haben, sollten sie angeben, wie leicht oder schwer es für sie war, die richtige Kategorie (bzw. Zeile) für Ihren Abschluss zu finden. Von 14 Testpersonen geben acht an, dass es Ihnen „sehr leicht“ (6 TPs) oder „eher leicht“ (2 TPs) gefallen sei. Insgesamt sechs Testpersonen äußern, dass es ihnen „eher schwer“ (5 TPs) oder „sehr schwer“ (1 TP) gefallen sei, was die Testpersonen in erster Linie damit begründen, dass sie sich nicht wiedergefunden haben:
Testperson 28 hat Schwierigkeiten mit der Unterscheidung zwischen „Beruflich-schulisch“ und „Beruflich-betrieblich“: „Ich konnte die zwei nicht unterscheiden beruflich und betriebliche Ausbildung. Beruflich schulische, ich weiß nicht was das ist. Dann habe ich geguckt, was bieten Sie mir an. Aber das war eine Katastrophe. Ich konnte die Sachen nicht unterscheiden. Und dann habe ich geguckt was bieten die anderen an. Dann bin ich zurück und habe nochmal geguckt. Sehr schwer, die Unterscheidung für mich war sehr schwer. Und dann bin ich nochmal umgekehrt und dachte das passt ganz gut – Kaufmännische Sonstige. Das Sonstige.“
Testperson 23 wollte hier erneut keinen weiteren Ausbildungs- oder Hochschulabschluss eintragen (wie bereits bei der Combo-Box, bei der sie keinen Loop gemacht hat), obwohl sie eigentlich einen zweiten Abschluss hat (Licenciado und Master). Die Testperson wurde daher vom Testleiter gebeten beim Beantworten ihren weiteren Abschluss einzugeben. Die Eingabe eines weiteren, niedrigeren Abschlusses ist allerdings für die Testperson nicht nachvollziehbar. Ihrer Meinung nach macht es keinen Sinn im Anschluss noch niedrigere Abschlüsse zu erfassen, die Voraussetzung für den Masterabschluss sind. Daher fiel ihr die Beantwortung „eher schwer“.
Code TR 1 – 1. Loop:
Insgesamt wurde bei zwei Testpersonen (TP 02, 12) während des Ausfüllens beobachtet, dass die Blickbewegungen mehrfach zwischen Frage, Kategorien oder zwischen Kategorien hin und her gesprungen sind. Im anschließenden kognitiven Interview wurden die Testpersonen gefragt, was der Grund dafür war. Beide Testpersonen sagen, dass sie keine passende Antwort gefunden haben (siehe auch Suche und Suchverhalten – 1. Loop).
Code TR 2 – 1. Loop:
Dass die Testpersonen lange die Kategorien Stufe 1 angeschaut haben bzw. sie mehrmals gelesen haben, wurde bei insgesamt zwei Testpersonen (TP 06, 28) beobachtet. Auch in diesem Fall sollten die Testpersonen angeben, was der Grund dafür gewesen ist:
Testperson 28 hat, wie bereits bei der Frage zur Einschätzung des Schweregrads, Probleme mit der Unterscheidung zwischen „beruflich-schulischer“ und „beruflich-betrieblicher“ Ausbildung.
Testperson 06 erklärt das mehrmalige Lesen ihrerseits damit, dass sie eigentlich das Wort „Lehre“ unter den Kategorien erwartet hätte: „Man scannt so etwas ab nach dem, was man erwartet. Und erwartet hätte ich eventuell das Wort „Lehre“ und das kam nicht. Und deswegen habe ich die erst alle gelesen. Bei dem vorherigen (Beantworten) war es so, dass ich von oben nach unten gegangen bin und dann schon den Rest nicht mehr gelesen habe, als ich meins gefunden hatte. Und bei diesem war es so, dass das meinen Erwartungen nicht entsprochen hat. Dann habe ich alle gelesen und bin dann unten gelandet, da haben wir wieder diese Skala der Wertigkeit, da gehst du mal wieder schön nach oben. […] Wenn ich mit diesem Fragebogen zu tun hätte, würde ich „Beruflich-Betriebliche Ausbildung“ und „Duale Ausbildung“ umdrehen, weil die duale Ausbildung speziell auch an anderen Stellen erwähnt wird (Fragetext). Und Beruflich-Betriebliche Ausbildung ist für mich kein gängiger Begriff. Bei uns hieß das noch Lehre. Aber dieses „beruflich-betrieblich“ ist für mich kein gängiger Terminus. Dann eher noch duale Ausbildung. Aber ob das grundsätzlich so ist, kann ich nicht sagen.“
Laut der Testperson kann „duale“ am Ende der Kategorie leicht übersehen werden, wenn es erst hinter „Beruflich-betrieblich“ steht: „ […] und erst nachdem ich duale Hochschule gesehen hatte, bin ich nochmal hoch und habe gesehen „duale Ausbildung“ gibt es ja auch.“ (TP 06).
Code TR 3 – 1. Loop:
Auch bei der zweiten Präsentation des Search-Trees stellte eine lange Verweildauer auf den Antworten der Stufe 2 das am häufigsten beobachtete Blickbewegungsmuster dar, welches insgesamt bei fünf Testpersonen (TP 02, 03, 12, 24, 28) beobachtet wurde.
Während TP 03 die längere Verweildauer durch sorgfältiges Lesen begründet, sind bei den übrigen vier Testpersonen Schwierigkeiten beim Auffinden der richtigen Zeile für ihren Abschluss zu erkennen:
Code TR 4 – 1. Loop:
Bei Testperson 03 wurde zudem beobachtet, dass beim Beantworten nicht alle Antwortkategorien gelesen wurden. Die Testperson erklärt, dass ihr klar war, dass sie beim zweiten Ausfüllen hier die betriebliche Ausbildung eintragen würde und daher nicht mehr die unteren Kategorien zu Hochschulabschlüssen berücksichtigen müsse.
Zur Überprüfung der Passgenauigkeit der weiteren angegebenen „Ausbildungs- oder Hochschulabschlüsse“ wurden diejenigen 15 Testpersonen, die den ersten Loop durchlaufen haben, erneut gebeten einzuschätzen, wie genau die von Ihnen ausgewählte Antwort auch tatsächlich das trifft, was Sie gemacht haben bzw. angeben wollten.
Insgesamt 10 Testpersonen sind mit der gemachten Antwort sehr zufrieden, da sie das trifft, was sie angeben wollten. Die übrigen 5 Testpersonen (TP 02, 09, 11, 24, 28) konnten anhand des Search-Trees nicht die von Ihnen eigentlich gewünschte Angabe machen, was bei den meisten Testpersonen bereits in den vorherigen Beschreibungen deutlich wurde:
Testperson 28 hat, wie bereits beschrieben, Schwierigkeiten mit den Begrifflichkeiten und dementsprechend mit der richtigen Einordnung.
Testperson 11 ist Krankenschwester und möchte hier berufliche Qualifizierungen wie „Leitung einer Station“ und „Anästhesie und Intensivmedizin“ eintragen, die sie aber nicht findet.
Bei Testperson 09, bei der keine Auffälligkeiten codiert wurden, wird anhand dieser Einschätzung deutlich, dass die formalen Zuordnungen der eigenen beruflichen Abschlüsse nicht unbedingt bekannt sein müssen. Obwohl die Ausbildung zur Hauswirtschafterin formal zur „landwirtschaftlichen Ausbildung/Lehre“ zählt, ist die Testperson nicht hundertprozentig zufrieden mit der von ihr gewählten Kategorie: „Hier war „beruflich“, da denkt man direkt, hier muss es sein. Und dann liest man sich durch und sieht „keine Lehre“ (beruflich-betriebliche Anlernzeit, aber keine Lehre“). Und dann liest man weiter und findet die Lehre, aber mit landwirtschaftlich. Es gibt bei uns zwar auch einen landwirtschaftlichen Teil der Ausbildung, aber das habe ich ja nicht gemacht. Deswegen war ich kurz irritiert. Ich habe die städtische Ausrichtung. Und gewerbliche, die finde ich jetzt weniger zutreffend, aber ich bin wegen der Lehre drauf. Wobei das landwirtschaftliche? Das ist eher so ein Bauer oder? […] Man weiß, dass man eigentlich eine Ausbildung gemacht oder einen Facharbeiter gemacht hat. Also aussagekräftig finde ich das [die vorgegeben Antwortkategorien] nicht. Ich finde es auch furchtbar, dass egal wo, es tun sich immer viele Berufe auf, aber nicht das, was man gelernt hat.“ (TP 09)
Abschließend wurden die Testpersonen (TP 17, 23, 24, 31), die einen weiteren Ausbildungs- oder Hochschulabschluss im Ausland angegeben haben, gefragt, wie leicht oder schwer es für sie war diesen in ihrer Landessprache anzugeben. Während dies für drei Testpersonen „sehr leicht“ war, empfand Testperson 24 diese Aufgabe als „eher schwer“, da die angegebenen Bezeichnungen nicht mit dem von ihr gemachten Abschluss (Ingeniero Tecnico) übereingestimmt haben.
2. Loop – wenn ein weiterer „Ausbildungs- oder Hochschulabschluss“ genannt wurde
Von allen 31 Testpersonen haben insgesamt fünf Testpersonen angegeben einen weiteren „Ausbildungs- oder Hochschulabschluss“ gemacht zu haben. Beim Beantworten wurden von den Interviewern bei zwei Testpersonen (TP 01, 12) die folgenden Blickbewegungen codiert:
Bei den übrigen drei Testpersonen (TP 11, 17, 28) waren keine Auffälligkeiten beim Beantworten zu beobachten.
Suche und Suchverhalten – 2. Loop
Aufgrund der geringen Anzahl an Testpersonen, die einen dritten Ausbildungs- oder Hochschulabschluss angegeben haben, werden die relevanten Informationen im Folgenden jeweils einzeln dargestellt:
Testperson 01 betrachtet lange die Kategorien auf der ersten Stufe. Sie erklärt dieses Verhalten damit, dass sie einen für sich passenden Eintrag gesucht hat, um ihre Zertifizierung als Trainer angeben zu können. Letztendlich findet die Testperson keine passende Angabe und entscheidet sich für „keine berufliche Ausbildung“, was in ihren Augen allerdings nicht dem entspricht, was sie gerne zum Ausdruck gebracht hätte. Dementsprechend fällt das Urteil, wie leicht es gefallen sei, die richtige Kategorie für den Abschluss zu finden, als „eher schwer“ aus.
Auch Testperson 11 fällt es – genau wie bei den beiden vorherigen Angaben im Search-Tree – „sehr schwer“ die richtige Kategorie für den Abschluss zu finden. Die Testperson möchte einen passenden Eintrag für die „Leitung einer Station“ finden. Da sie keine passende Kategorie findet, entscheidet sie sich hier für „Abschluss einer Verwaltungs-/Fachhochschule“ mit der Unterkategorie „Master“. Da die Testperson aus den beiden vorherigen Beantwortungsrunden bereits wusste, dass sie keine passende Kategorie für sich finden wird und sich daher jeweils für die Oberkategorie „Abschluss einer Verwaltungs-/Fachhochschule“ mit jeweils unterschiedlichen Unterkategorien entscheidet, ging der Beantwortungsprozess so schnell, dass keine Auffälligkeiten beobachtet werden konnten.
Testperson 12 betrachtet lange die Kategorien auf der ersten Stufe (Code TR2) und schaut insbesondere die Unterkategorien der Oberkategorien mit „Hochschule“ sehr lange und wiederholt an (Code TR3). Nach einer langen Verweildauer auf Stufe 2, wählt die Testperson letztendlich keine Antwort aus. Die Testperson begründet ihr Verhalten folgendermaßen: "Da wollte ich, nachdem das berufliche abgeschlossen war, den Schulabschluss suchen. Ich habe erst überlegt. Dann ist es mir eingefallen. Es heißt ja fachgebundene Hochschulreife, da kommt Hochschule. Ich wusste nicht bei „Universität“, ob da Fachhochschul … ich kann Maschinenbau auch unter Fachhochschule studieren, ob jetzt das mit Hochschule gemeint ist. Aber nachdem mein Schulabschluss sich ja „fachgebundene Hochschulreife“ nennt, bin ich dann auf diese (letzte Kategorie) gegangen.“
Die beiden Testpersonen 17 und 28 äußerten keinerlei Schwierigkeiten bei der Beantwortung, dementsprechend ist es ihnen „sehr leicht“ bzw. „eher leicht“ gefallen, eine für sie passende Antwort auszuwählen.