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Projektname:International Social Survey Programme (ISSP) 2015
  1. Fragetext: Haben Sie schon einmal für Ihre Familie auf Möglichkeiten zum beruflichen Weiterkommen verzichtet — oder würden Sie das gegebenenfalls tun?
  2. Instruktionen: (Nur EIN Kreuz möglich!)
  3. Antwortkategorien Ja

    Nein, bis jetzt noch nicht, aber wahrscheinlich würde ich es tun

    Nein, bis jetzt noch nicht, und wahrscheinlich würde ich es auch nicht tun

    Kann ich nicht sagen


    1. Empfehlungen: Wir empfehlen, die Frage in zweierlei Hinsicht umzuformulieren. Zum einen sollte hier deutlich gemacht werden, ob der Begriff „Familie“ auch Partnerschaften explizit mit einschließt oder nicht. Falls ja, empfehlen wir, die Frage um die Formulierung „oder Ihre Partnerschaft“ zu ergänzen. Zum anderen sollte verdeutlicht werden, dass die Frage nicht nur in die Zukunft („Würden Sie gegebenenfalls verzichten?“), sondern auch in die Vergangenheit („Haben sie schon einmal verzichtet?“) gerichtet ist. Um zu verhindern, dass Befragte hier ausschließlich in Bezug auf ihre zukünftigen Absichten antworten, empfehlen wir eine von zwei Alternativen:

      Alternative 1:
      Die Frage könnte in zwei getrennte Fragen aufgeteilt werden, z.B.:
      Frage 1: „Haben Sie schon einmal für Ihre Familie (oder Ihre Partnerschaft) auf Möglichkeiten zum beruflichen Weiterkommen verzichtet?“
      Ja
      Nein

      Falls „Nein“ geantwortet wurde:
      Frage 2: „Würden Sie gegebenenfalls für Ihre Familie (oder Ihre Partnerschaft) auf Möglichkeiten zum beruflichen Weiterkommen verzichten?“
      Ja, wahrscheinlich würde ich das tun
      Nein, wahrscheinlich würde ich das nicht tun

      Alternative 2:
      Das in der Zukunft beabsichtigte Verhalten könnte über eine Änderung der Antwortkategorien erfasst werden. Eine mögliche Formulierung der Frage und der Antwortkategorien wäre:
      „Haben Sie schon einmal für Ihre Familie (oder Ihre Partnerschaft) auf Möglichkeiten zum beruflichen Weiterkommen verzichtet – oder würden Sie das gegebenenfalls tun?“
      Ja, das habe ich bereits getan und würde es wahrscheinlich wieder tun.
      Ja, das habe ich bereits getan, aber würde es wahrscheinlich nicht wieder tun.
      Nein, bis jetzt noch nicht, aber wahrscheinlich würde ich es tun.
      Nein, bis jetzt noch nicht, und wahrscheinlich würde ich es auch nicht tun.
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Think Aloud, General Probing, Specific Probing, Comprehension Probing.
  2. Befund zur Frage: Sieben Testpersonen beantworten diese Frage mit „Ja“. Sechs dieser Testpersonen haben diese Antwortkategorie korrekterweise gewählt, da sie schon einmal auf Möglichkeiten zum beruflichen Weiterkommen verzichtet haben:
    • „Ich habe in meiner Firma auf längere Abwesenheiten, z.B. in anderen Städten verzichtet. Bei längeren Abwesenheiten habe ich gesagt „nein“, weil mir das Familienleben schon sehr wichtig ist.“ (TP 10)
    • „Ich habe eine Tochter und das bedeutete naturgemäß, dass ich auf berufliches Weiterkommen verzichten musste. Einfach aufgrund des geringeren zeitlichen Einsatzes oder auch örtlicher Beschränkungen.“ (TP 13)
    • „Ich habe eine Chance, mich versetzen zu lassen, also beruflich weiterbilden zu lassen, aufgrund meiner Mutter, die behindert ist, verzichtet.“ (TP 15)
    Testperson 04 allerdings antwortet mit „Ja“, obwohl sie bislang noch nicht verzichtet hat: „Ich würde mich auf jeden Fall für die Familie entscheiden. Ich habe zwar jetzt keine, nur meinen Sohn. Als ich damals auf Montage […] war, da habe ich meinen Sohn sehr vermisst. Also ich habe bisher nicht darauf verzichten müssen, aber ich würde das für die Familie auf jeden Fall tun.“ (TP 04)

    Sechs Testpersonen geben an, dass sie für ihre Familie bislang nicht auf Möglichkeiten zum beruflichen Weiterkommen verzichtet haben, dies aber wahrscheinlich tun würden. Alle diese Testpersonen interpretieren die Antwortkategorie korrekt, beispielsweise so:
    • „Ich würde es nicht generell tun, aber es gibt bestimmte Situationen, da würde ich es tun und deshalb kreuze ich das auch an. Es kann ja immer sein, dass Eltern erkranken und man die pflegen muss und da kann man natürlich dann nicht mehr nur gucken, dass man beruflich weiterkommt. Bei krassen Fällen würde ich es tun, aber ich würde auch nicht generell auf berufliches Weiterkommen verzichten.“ (TP 05)
    • „Bisher habe ich es nicht gemacht, aber wahrscheinlich würde ich es tun. Also wenn es für die Familie wichtiger wäre, dass ich darauf verzichte.“ (TP 11)
    Beide Testpersonen, die sich für die Antwortkategorie „Nein, bis jetzt noch nicht, und wahrscheinlich würde ich es auch nicht tun“ entschieden haben, interpretieren diese Kategorie nicht im intendierten Sinn. Testperson 03 spricht davon, bereits im Familienbetrieb gearbeitet zu haben, und bezieht ihr Antwortverhalten bei dieser als auch der nächsten Frage auf diese Tätigkeit im Familienbetrieb, obwohl sich im Verlauf des Interviews herausgestellt hat, dass die Testperson bereits mehrere Stellen- als auch Berufswechsel in ihrem bisherigen Leben vollzogen hat. Das Frageverständnis von Testperson 09 fällt gegenläufig zum intendierten Verständnis aus: „Würde ich eigentlich nicht machen. Um weiterzukommen auf die Familie verzichten, heißt das doch? Also Beruf ist wichtiger als die Familie? Nein, würde ich nicht machen. Familie ist wichtiger als Beruf. Egal was das für ein Beruf ist, selbst wenn es ein Traumberuf ist.“ (TP 09). Daher kreuzt sie die „falsche“ Antwort an und müsste eigentlich „Nein,…, aber wahrscheinlich würde ich es tun“ ankreuzen.

    Hinsichtlich der Frage selbst gibt es zwei weitere Auffälligkeiten. Sowohl Testperson 05 als auch Testperson 14 äußern spontan, dass sie bei der Frage an ihre jeweiligen Partner/innen gedacht haben und nicht klar aus der Frage hervorgehe, ob Partnerschaften im Begriff „Familie“ inkludiert seien.

    Die Testpersonen 06 und 08 (beide Abitur) weisen darauf hin, dass eigentlich zwei Fragen in einer gestellt werden, nämlich ob man bereits verzichtet habe und ob man es gegebenenfalls tun würde. Dies habe zur Folge, dass man sich mehr Zeit nehmen und die Frage mehrmals lesen müsse, bevor man sie beantworten könne. Befragte, die das nicht tun, erfassen unter Umständen nicht die Komplexität der Frage und laufen Gefahr, sich vorzeitig für eine (falsche) Antwortkategorie zu entscheiden.

    Um näheres darüber zu erfahren, was die Testpersonen unter „beruflichem Weiterkommen“ verstehen, wurde dies explizit nachgefragt. Die häufigsten Nennungen bezogen sich auf Karriere bzw. beruflichen Aufstieg, gefolgt von Weiterbildungsmöglichkeiten, sowie räumliche und zeitliche Flexibilität als auch ein höheres Gehalt oder allgemein eine verantwortungsvollere Tätigkeit mit oder ohne Führungsaufgaben.
  1. Thema der Frage: Arbeit & Beruf/ Arbeitsmotivation & -einstellungen
  2. Konstrukt: Gewichtung Familie und Beruf