Um herauszufinden, ob den Testpersonen klar ist, dass es bei dieser Frage um die Einnahme von Medikamenten geht, wurde ihnen eine zweite Frageversion präsentiert, die wie folgt lautete: „Haben Sie jemals auf die Einnahme von Medikamenten verzichtet, weil Sie sich diese aufgrund zu hoher Kosten nicht leisten konnten?”. Durch dieses Vorgehen wurde untersucht, ob sich die Antworten der Befragten in Abhängigkeit der Frageformulierung unterscheiden. Dies war nicht der Fall: Alle Testpersonen beantworteten beide Frageversionen identisch. Auch die Nachfrage, ob die Testpersonen einen Unterschied zwischen den beiden Frageversionen wahrnehmen, zeigte, dass die meisten (sechs Testpersonen) hier keinen Unterschied feststellen konnten:
Für drei Testpersonen besteht der Unterschied im Begriff „benötigen“, der in der zweiten Frageversion nicht verwendet wird. Während sie die erste Frageversion dahingehend interpretieren, dass es um Medikamente geht, die sie benötigen und sich nicht leisten können, interpretieren sie die zweite Frageversion so, dass es um Medikamente geht, die sie nicht eingenommen, aber auch nicht dringend benötigt haben.
Nur eine Testperson (TP 09) hat das Gefühl, dass die zweite Frageversion präziser ist als die erste, da sie explizit auf die Einnahme der Medikamente verweist. Diese Testperson bezieht sich aber auch darauf, die Medikamente zu „benötigen“: „In der zweiten Frage wird die Einnahme noch mit berücksichtigt und in der ersten Frage fehlt das. Die zweite Frage ist präziser. […] Die zweite ist im Zweifelsfall präziser. Die erste Frage impliziert, dass wenn man das Medikament benötigt, ist eigentlich zwangsweise auch die Einnahme mit dabei. Und das wird bei der zweiten Frage halt ein bisschen genauer präzisiert. Da ist dann von der Einnahme die Rede. Bei der anderen (Originalfrage) ist es die Notwendigkeit, das bedeutet aber noch nicht, dass ich es einnehme. Das ist aber auch Wortklauberei, ein bisschen.“ (TP 09).
Eine andere Testperson gibt dagegen an, dass die zweite Frageversion redundant und ein wenig unklar ist: „Die ist eigentlich sinnlos. Die hört sich für mich an, wie: ich habe mir die Medikamente besorgt, aber ich habe sie nicht genommen. D.h. für mich, ich hätte die Medikamente gehabt, aber ich habe sie nicht eingenommen und das macht ja dann keinen Sinn. Wenn der Arzt sagt, sie brauchen das und ich kann es nicht bezahlen (Originalformulierung), das kann ich verstehen.“ (TP 10).