Insgesamt geben neun (TP 02, 06, 07, 08, 09, 11, 14, 15, 16) der 14 befragten Testpersonen an, dass sie
mehr wissen als für die Erledigung ihrer Arbeit erforderlich ist, drei Testpersonen (TP 01, 03, 04) räumen
ein, dass sie für ihre Arbeit weitere Kenntnisse brauchen, die sie sich aneignen sollten und zwei
(TP 05, 13) sagen, dass sie genau so viel wissen wie erforderlich ist.
Zunächst einmal fällt auf, dass es sechs Testpersonen (TP 01, 02, 03, 04, 07, 14) schwer fällt, sich für
eine Antwort zu entscheiden, da die Antwortkategorie „Für diese Arbeit bräuchte ich weitere Kenntnisse,
die ich mir aneignen sollte.“ nicht eindeutig formuliert ist. Diese Antwortkategorie wird eher so
verstanden, dass weitere Kenntnisse i.S.v. lebenslangem Lernen immer gebraucht werden bzw. ein
individueller Wunsch danach besteht sich weitere Kenntnisse anzueignen:
- „Irgendwo zwischen dem Letzten und dem Vorletzten. Ich wüsste gerne mehr darüber wie es
genau abläuft, aber momentan weiß ich eigentlich so viel wie nötig ist. […] Eigentlich braucht
man immer weitere Kenntnisse.“ (TP 01; Antwort: bräuchte weitere Kenntnisse)
- „Ich weiß viel. Ich weiß auch andere Sachen, die ich eigentlich gar nicht bräuchte. Manchmal
habe ich das Gefühl, ich könnte das noch vertiefen. Es ist schwierig zu beantworten. Ich würde
mal das Letzte nehmen. Obwohl, da mache ich mich ja eigentlich schlechter.“ (TP 02; Antwort:
weiß mehr als erforderlich)
- „Um meinen Job so zu erledigen wie er funktioniert, würde ich sagen a) [weiß mehr als erforderlich].
Um den Job so zu machen, dass ich einen gewissen Mehrwert bringe oder dass noch
mehr passiert, würde ich sagen b) [bräuchte weitere Kenntnisse]. […] Bräuchte, ist so, eher ich
möchte. Bräuchte, weil ich das Gefühl hab, ich kann sonst meine Arbeit nicht machen, das
wäre dann was anderes.“ (TP 04; Antwort: bräuchte weitere Kenntnisse)
- „Das ist natürlich schwierig zu sagen. Geht es da um Erledigungen oder was ist gemeint? Geht
es um das, was bisher erforderlich war, oder was potentiell möglicherweise erforderlich ist?
Also der Referenzmaßstab ist nicht ganz klar. Wenn ich daran denke, was bisher notwendig
war, darauf bezogen habe ich die Antwort gegeben, da weiß ich mehr. Man kann sich letztendlich
auch Wissen aneignen in der Erwartung, dass man in Zukunft in einer anderen Position
mehr braucht.“ (TP 07; Antwort: weiß mehr als erforderlich)
- „Das ist schwer zu beantworten. Weil, ich würde irgendwo witzigerweise die ersten beiden
ankreuzen. Weil einerseits weiß ich natürlich mehr als erforderlich ist. Aber es gibt trotzdem
noch ein paar Sachen, wo ich mir noch mehr an Kenntnissen aneignen sollte. Das finde ich
total schwer zu beantworten.“ (TP 14; Antwort: weiß mehr als erforderlich)
Es fällt auf, dass die fünf Testpersonen deshalb Schwierigkeiten haben, sich auf der Antwortskala zu
verorten, weil nicht klar wird, dass mit der zweiten Antwortkategorie gemeint ist, dass sie
keine ausreichenden
Kenntnisse haben, um ihre aktuelle Arbeit erledigen zu können.
Danach gefragt, was sie unter „arbeitsbezogenen Kenntnissen“ verstehen und ob Ihnen noch andere
Beispiele einfallen, antworten alle vierzehn Testpersonen analog zu TP 03: „
Das, was ich wissen muss,
um meine tägliche Arbeit zu erledigen.“ Darüber hinaus merken die Testpersonen 15 und 16 an, dass
zum Erwerb von arbeitsbezogenen Kenntnissen eine Ausbildung bzw. ein Studium gehört.
Hinsichtlich der Beispiele, die genannt werden, kann unterschieden werden zwischen Hard und Soft
Skills. Fünf Testpersonen (TP 03, 08, 09, 11, 14) nennen ausschließlich Hard Skills, sechs Testpersonen
(TP 02, 04, 06, 07, 15, 16) sowohl Hard als auch Soft Skills und drei Personen nennen keine Beispiele
für arbeitsbezogene Kenntnisse. Im Folgenden nun einige Beispiele der Befragten, die als Hard Skills,
also Fachwissen oder auch Kenntnisse über Abläufe, betrachtet werden:
- „Zum Beispiel InDesign und Photoshop beherrschen.“ (TP 03)
- „Krankheitsbilder, Therapie, Diagnostik und Stationsstruktur kennen und verstehen.“ (TP 08)
- „Kenntnisse über diverse Tools, mit denen wir arbeiten, z.B. SAP, MS Office und Kommunikationsmedien.“
(TP 09)
- „Ja, als Schweißer klar natürlich. Ich baue Reisebusse und das ist ein sehr komplexes Gerippe,
was wir hier aufbauen, das über mehrere Stationen geht. Und wie schon gesagt, es gibt Vorrichtungen.
Da lege ich meine Rohre ein, schweiß sie ab, hol das mit dem Kran raus und fahre
es weiter.“ (TP 11)
Soft Skills wie pädagogische Fähigkeiten, Sozial- oder Präsentationskompetenz, Didaktik oder auch
allgemein Umgang mit Menschen werden nur in Kombination mit Hard Skills genannt:
- „So Sachen wie Kommunikation, Organisation auch Verarbeitung und Präsentation.“ (TP 04)
- „Soziale Kompetenz und die fachliche Kompetenz, sowie pädagogische Kompetenz.“ (TP 06)
- „Jede Art von Information, die mir dabei hilft, meine Arbeit zu erledigen. Methodenkenntnisse,
Wissen über Forschungsstand, Didaktik.“ (TP 07)
- „Definitiv Sozialkompetenz. Auf meine Branche bezogen Fachwissen im Bereich der Trainingslehre,
medizinisches Grundwissen und vertriebliche Kenntnisse.“ (TP 15)
- „Also wenn ich am Computer sitze, EDV-Kenntnisse. Wenn ich an der Registrierkasse sitze,
dass ich weiß wie ich das Ding zu bedienen hab. Dann die Fähigkeit mich zu konzentrieren.
Wobei das gehört nicht zu Abläufen. Dass man mit Menschen umgehen kann, freundlich und
höflich bleibt auch in schwierigen Situationen.“ (TP 16)
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle 14 Testpersonen in der Lage waren sich zu verorten
und auch eine teils sehr konkrete Vorstellung davon haben, was der Begriff „arbeitsbezogene Kenntnisse“
umfasst. Allerdings ist die Antwortkategorie „Für diese Arbeit bräuchte ich weitere Kenntnisse,
die ich mir aneignen sollte.“ nicht klar genug abgegrenzt, was einerseits zu Irritationen bei den Testpersonen
geführt hat und andererseits dazu, dass sie sich auch dann hier verortet haben, wenn sie für
die Erledigung ihrer aktuellen Arbeit über ausreichende oder sogar darüber hinaus gehende Kenntnisse
verfügen.