zur Pretest Datenbank Pretest-Datenbank
Projektname:German Internet Panel (GIP) Reforms Monitor 2014
  1. Fragetext: Was ist Ihre persönliche Meinung zum Bildungssystem in Deutschland? Inwieweit sollte die Bundesregierung das Bildungssystem verändern?
  2. Instruktionen: Bitte antworten Sie anhand der Skala.
  3. Antwortkategorien Die Bundesregierung sollte das Bildungssystem…(Skala wurde im Pretest horizontal dargestellt)

    0 gar nicht verändern

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10 vollständig verändern


    1. Empfehlungen: Frage belassen.

      Items belassen.

      Darüber hinaus empfehlen wir zusätzlich eine „Kann ich nicht sagen“- Kategorie anzubieten, damit diejenigen Befragten, die sich mit diesem Thema nicht auskennen oder der Ansicht sind, hier keine Aussage treffen zu können, dies auch zum Ausdruck bringen können.
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Comprehension Probing. General Probing, Specific Probing
  2. Befund zur Frage: Alle 20 Testpersonen vergeben gültige Werte und nutzen dabei die volle Skalenbreite. Es gibt eine leichte Tendenz zu größeren Veränderungen hin.

    Alle Testpersonen verstehen unter dem Begriff „Bildungssystem“ das Schulsystem, angefangen bei der Grundschule und anschließendem Besuch einer weiterführenden Schulform wie Haupt- und Realschule, sowie Gymnasium. Darüber hinaus denken zehn Testpersonen auch an Hochschulen, sieben an Ausbildung, fünf an Fort- und Weiterbildung sowie drei Personen an Frühförderung im Kindergarten.

    Die sieben Testpersonen (TP 03, 04, 09, 12, 14, 15, 18), die Werte von 0-4 vergeben, begründen ihre Antwort damit, dass das Bildungssystem im Großen und Ganzen schon ganz gut sei, es aber immer noch ein wenig zu verbessern gäbe: „Ich bin mit dem System, das wir heute haben, recht zufrieden. Ich bin der Meinung, dass man es so lassen sollte. Hier und da könnte man kleine Veränderungen machen.“ (TP 09; Antwort: 3).

    Die zehn Testpersonen (TP 01, 05, 06, 08, 10, 11, 13, 16, 17, 19), die Werte zwischen 6 und 10 vergeben, argumentieren mit in ihren Augen notwendigen kleineren oder auch größeren Veränderungen im Bildungssystem: Bulletpoints - Mehrere Sätze:
    • „Vor allem dass es Ländersache ist. Dass es unterschiedlich ist, dass in manchen Bundesländern der Abschluss nicht gilt, den man in einem anderen Bundesland gemacht hat.“ (TP 01; Antwort: 9)
    • „Dass die Kinder da mehr gefördert werden schon im kleinen Alter und dass die Leute, vielleicht gerade die Arbeitslosen oder Arbeitssuchenden, dass sie mehr die Möglichkeit haben sich fortzubilden oder irgendwas anderes zu lernen, leichter reinzukommen. Oder auch Leute, die vielleicht nur eine ganz einfache Ausbildung haben oder Schulbildung, da einfach ein bisschen mehr gefördert werden. Dass mehr Lehrer eingestellt werden. Auch bei den Erzieherinnen im Kindergarten fängt es schon an, dass es keine Erzieher gibt oder nur sehr wenige oder sie nicht genug qualifiziert sind.“ (TP 13; Antwort: 8)
    • „Ich finde das ist eine Katastrophe. Die Leistungen, die in der Grundschule erwartet werden, finde ich unnötig. Das sind ja noch Kinder und trotzdem wird eine hohe Leistung erwartet. Und auch im Gymnasium wird total selektiert. Nur wer super ist, kann es durchziehen. Das [System] ist nur auf gute Kinder ausgelegt, wenn die Kinder schlecht sind, dann geht ihnen jegliche Kindheit verloren.“ (TP 16; Antwort: 10)
    • „Beginnend beim Schulsystem, wo eine Reform nötig ist, ist das heutzutage so, dass wer kein Abitur macht, verloren ist. Das ist eine Entwicklung, die ich nicht gut heiße. Die Trennung, die wir früher hatten, mit Hauptschülern, Realschülern und Abiturienten war eigentlich wesentlich sinnvoller. Ich weiß, dass die Betriebe vorwiegend Abiturienten suchen und dieser Trend ist glaube ich nicht sinnvoll. Ich weiß nicht, warum ein normaler Handwerker heutzutage Abitur braucht.“ (TP 19; Antwort: 6)
    Es fällt auf, dass die Testpersonen beim Beantworten der Frage zum Bildungssystem an ein sehr breites Spektrum verschiedener Aspekte denken.

    Zwei der drei Testpersonen (TP 02, 07, 20), die den Wert 5 vergeben, nutzen diese Kategorie, weil sie Schwierigkeiten mit der Skala haben. Für Testperson 07 fungiert der Wert 5 als neutrale Mittelkategorie: „Weil ich - ehrlich gesagt - dazu keine richtige Meinung habe. Und ich dachte, dann wähle ich die Mitte aus. Ich bin da weder negativ noch positiv eingestellt, ich denke es ist ok so.“ (TP 07). Für TP 20 liegt die Schwierigkeit der Skala wieder darin (s. auch Fragen 1, 4 und 7), dass unklar ist, ob mit der Formulierung „vollständig verändern“ Abbau oder Ausbau des Bildungssystems angesprochen wird:
    • TP 20: „Ich weiß hier nicht in welche Richtung. Ob es jetzt abgebaut wird. Vollständig verändert kann alles heißen.“
    • TL: „Möchten Sie es verändert haben?“
    • TP 20: „Ja, ich möchte, dass das Bildungssystem ausgebaut wird.“
    • TL: „Und wenn Sie die 10 ankreuzen sind Sie unsicher, weil Sie nicht wissen…“
    • TP 20: „… ob es mehr abgebaut wird. Weil es steht da nur „vollständig verändert“. Ich kann ja nicht sagen, wenn ich eine 10 anklicke und irgendjemand hält sich dran und ich hätte dadurch das Gegenteil bewirkt. Das ist meine Schwierigkeit dabei, in welche Richtung [die Veränderung] geht.“
    Insgesamt kommen die Testpersonen aber mit der Skala bei der Beantwortung der Frage gut zurecht. Jedoch werden die einzelnen Werte recht unterschiedlich interpretiert. Die Bandbreite der Werte derjenigen, die das aktuelle Bildungssystem im Großen und Ganzen für in Ordnung halten und sich kleinere Verbesserungen bzw. Veränderungen wünschen, liegt zwischen den Werten 1 und 6.

    Auf die Nachfrage, ob die Testperson anders geantwortet hätten, wenn statt von der „Bundesregierung“ von den „Bundesländern“ die Rede wäre, geben sechszehn Personen an, dass es keinen Unterschied für die Beantwortung gemacht hätte und vier Testpersonen (TP 01, 08, 09, 18) sagen, dass der veränderte Wortlaut zu anderen Assoziationen geführt hätte. Diese vier Testpersonen hätten dann an die Vereinheitlichung der bundeslandspezifischen Bildungssysteme gedacht:
    • „Da hätte ich dann eher gesagt, dass die gar nicht so viel ändern brauchen, weil jedes Land für sich macht es schon gut. Aber es ist blöd, dass alle es unterschiedlich machen.“ (TP 01; Bundesregierung Antwort: 9, Bundesländer Antwort: 2-3)
    • „Da würde ich mir wünschen, dass sich die Bundesländer sich auf das gleiche Niveau heben würden.“ (TP 08; Bundesregierung Antwort: 6, Bundesländer Antwort: 7-8)
    • „Dann würde ich eher zu „vollständig verändern“ tendieren, dass wir das vereinheitlichen. Es ist ja nicht so, dass es komplett anders ist, aber es fängt ja schon bei den Voraussetzungen an für die Bildungsgänge und ist überhaupt nicht transparent.“ (TP 09; Bundesregierung Antwort: 3, Bundesländer Antwort: 6-7)
    • „Da würde ich eher an die Vereinheitlichung der verschiedenen Systeme in den Bundesländern denken.“ (TP 20; Bundesregierung Antwort: 0, Bundesländer Antwort: unbekannt)
    Insgesamt hatten die Testpersonen keine Schwierigkeiten damit, dass bei der Frage zum Bildungssystem von der Bundesregierung und nicht von den Bundesländern, die in Deutschland die Hoheit über die Bildungspolitik haben, die Rede ist. Die Verwendung des Begriffs Bundesländer hätte zur Folge, dass ein Teil der Personen primär an die Vereinheitlichung der verschiedenen Schulsysteme denken und somit eine andere Dimension des Bildungssystems gemessen würde.
  1. Thema der Frage: Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
  2. Konstrukt: Änderungswunsch bezüglich des deutschen Bildungssystems