Bei der Frage „Welche der folgenden Bedingungen sollten Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos
sind, erfüllen, damit sie Arbeitslosengeld II erhalten“, kreuzen drei Viertel der Befragten an, dass sie
sich „aktiv um Arbeit bemühen sollten“ (n=16). Dreizehn Testpersonen kreuzen an, dass sie „zumutbare
Arbeitsangebote annehmen“ sollten und acht Testpersonen finden, dass sie „bedürftig sein“ sollten.
Jeweils vier Testpersonen sind der Meinung, dass sie „zuvor in Deutschland gearbeitet haben“ sollten
oder dass sie „die deutsche Staatsbürgerschaft“ besitzen sollten.
Zwei Testpersonen entscheiden sich für die Antwort, dass Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos
sind, Arbeitslosengeld II erhalten sollten, ohne weitere Bedingungen erfüllen zu müssen. Und zwei
Testpersonen sind der Meinung, dass „das Arbeitslosengeld II abgeschafft werden sollte“ (TP 05, 20).
Testperson 05 erklärt dabei ihre Antwort folgendermaßen: „
Das ist auch unklar: ‚ALG II sollte abgeschafft
werden‘. Das bedeutet jetzt nicht, dass die Leute kein Geld mehr bekommen sollten, sondern
dass das System abgeschafft werden sollte. Ich bin für ein Grundeinkommen“.
Für dreizehn der zwanzig Testpersonen ist das „Arbeitslosengeld II“ das gleiche wie Hartz IV:
- „Das ist Hartz IV. Arbeitslosengeld kriegt man glaube ich ein Jahr lang nach dem man arbeitslos
geworden ist, also bis zu einem Jahr. Und Hartz IV danach.“ (TP 02)
- „Umgangssprachlich ist das Hartz IV.“ (TP 06)
- „Arbeitslosengeld I ist ja, wenn jemand arbeitslos wird, dann bekommt er Arbeitslosengeld I.
Das geht, glaube ich, ein Jahr. Und Arbeitslosengeld II ist das, was wir unter Hartz IV verstehen."
(TP 09)
Vier Testpersonen machen einen Unterschied zwischen Arbeitslosengeld II und Hartz IV, wobei davon
drei Personen (TP 10, 11, 14) der Meinung sind, dass das Arbeitslosengeld II höher ausfällt als Hartz IV:
- „Unterschiedliche Dinge. Bei Hartz IV bekommt man ja noch weniger.“ (TP 11)
- „Ich glaube man kriegt Arbeitslosengeld und danach kriegt man quasi Sozialhilfe. Also ich
glaube, dass Arbeitslosengeld ein bisschen mehr ist wie Hartz IV. […] Ich hoffe einfach, dass
das Arbeitslosengeld ein bisschen mehr ist. Ich würde es mir wünschen.“ (TP 10)
Testperson 13 hingegen glaubt, dass das Arbeitslosengeld II weniger ist als Hartz IV („
Hartz IV ist nicht
das gleiche wie ALG II. Das ist weniger oder? Da habe ich mir gar keine Gedanken drüber gemacht. Ich
glaube, Arbeitslosengeld II ist weniger“).
Zwei Testpersonen (TP 04, 12) geben an, nicht genau zu wissen bzw. unsicher zu sein, was unter „Arbeitslosengeld
II“ zu verstehen ist.
Unter „bedürftig sein“ verstehen die Testpersonen vor allem Personen, die nicht selbst für ihre Grundversorgung
aufkommen können. Dazu zählen sie beispielsweise Personen, die aufgrund von Alter oder
Krankheit nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten oder anderweitig eingeschränkt sind:
- „Wenn man sich nicht mehr um sich selbst kümmern kann. Wenn man z.B. nicht arbeiten gehen
kann, weil man keinen Job hat oder krank ist.“ (TP 06)
- „Bedürftig ist für mich jemand, der sich kein Essen kaufen kann und kein Dach über dem Kopf
hat.“ (TP 07).
- „Zum Beispiel Familien mit Kindern, die an die Tafel gehen müssen damit sie was zu essen und
zu trinken haben. Da bekommen sie Schulsachen. Ja, Familien die auf dem untersten Niveau
sind.“ (TP 11)
- „Wenn man seinen Unterhalt nicht selbst bestreiten kann. Also jetzt nicht den Flachbildschirm.“
(TP 14)
- „Wenn jemand arbeitslos ist und kein oder wenig Geld hat. Der muss ja auch irgendwie seinen
Lebensunterhalt bestreiten.“ (TP 15)
- „Wenn man so arm ist, die Eltern nicht arbeiten. Bedürftig ist, wenn man nicht arbeiten gehen
kann, also krankheitsbedingt, nicht die, die Hartz IV bekommen, weil sie es von der Familie
nicht anders kennen.“ (TP 16)
- „Hier ist ja erklärt, dass weder die Person selbst noch andere, die mit ihm zusammenleben für
den Unterhalt aufkommen können, also dass kein oder zu wenig Geld da ist, um den Lebensunterhalt
zu sichern.“ (TP 18)
Insgesamt zeigt sich unter den Befragten ein relativ einheitliches Verständnis darüber, was die Befragten
unter „bedürftig“ verstehen.
Abschließend wollten wir von den Befragten wissen, ob es für sie einen Unterschied zwischen den
beiden Antwortkategorien 3 „zumutbare Arbeitsangebote annehmen“ und 4 „jedes Arbeitsangebot
annehmen“ gibt und wenn ja, worin dieser Unterschied liegt.
Für neunzehn von zwanzig Testpersonen besteht ein Unterschied zwischen „zumutbaren“ und „allen“
Arbeitsangeboten. Zumutbar sind dabei Tätigkeiten, die hinsichtlich Qualifikation, körperlichen und
seelischen Voraussetzungen, Distanz zum Arbeitsplatz, Bezahlung und familiärem Umfeld angemessen
sind:
- „Die zumutbaren Angebote finde ich, sollten auf die Person zugeschnitten sein, aber der Weg
sollte nicht zu weit sein und man sollte gut hinkommen. Es sollte schon noch zusagen. Und
jedes Angebot müsste man dann annehmen egal wie man hinkommt oder wie lang der Weg
ist.“ (TP 02)
- „Jedes Angebot kann man nicht immer annehmen. Das hängt von der Ausbildung ab und es
sollte den Leuten auch Spaß machen. Wenn man eine Ausbildung als Arzt gemacht hat, kann
man auch nicht sagen, der soll putzen gehen.“ (TP 03)
- „Ich finde nicht, dass man alles annehmen sollte, was man angeboten bekommt. Es gibt ja
wirklich Jobs, da würde ich sagen, das kann ich nicht. Ob jetzt aus körperlichen Gründen oder
vom Kopf her. Oder wenn die so schlecht bezahlt sind, dass die Differenz zwischen Gehalt und
Arbeitslosengeld total gering ist. Ich finde es nicht gut, dass man zu 1 Euro-Jobs gezwungen
wird.“ (TP 06)
- „Zumutbar hat zum einen mit körperlichen Belastungen zu tun. Wenn jemand 30 Jahre Dachdecker
war, den kann man dann nicht noch einmal zu weiteren 10 Jahren verpflichten, wenn
der nicht mehr kann. Da muss man schauen, dass das passt. Zum anderen auch wenn Familie
vorhanden ist oder man jemanden in der Familie pflegen muss, dass dafür genug Zeit bleibt.
Aber auch zumutbar vom Entfernungsradius zwischen Wohnung und Arbeitsplatz.“ (TP 07)
- „Zumutbar, das kommt auch aufs Alter an, die körperliche Verfassung. Es kann nicht jeder jedes
Arbeitsangebot annehmen.“ (TP 13)
- „Zumutbar wäre z.B. wenn man einen Job zu einem etwas geringeren Lohn als den, den man
vorher bekommen hat, annehmen würde. Jedes Angebot würde ja z.B. bedeuten, dass jemand,
der studiert hat, dass der auch die Straße kehren müsste.“ (TP 14)
- „Zumutbar wäre zum Beispiel, dass man eine Arbeit im Rahmen dessen, was man vorher gemacht
hat, bekommt. Oder im Rahmen seiner Ausbildung, was man da erworben hat. Unzumutbar
oder jedes Angebot wäre z.B. Striptease oder GoGo-Tanz. Also einfach ein weit niedrigeres
Niveau, als das, auf dem man zuvor gearbeitet hat. Also einem Ingenieur z.B. zu sagen,
er solle jetzt als Straßenkehrer arbeiten.“ (TP 17)
Testperson 11 sieht zwischen den beiden Antwortkategorien insofern keinen Unterschied, als dass man
heutzutage manchmal keine Wahl hat und auch Arbeiten annehmen muss, die eben nicht zumutbar
sind: „
Heute zu der Zeit muss man wirklich alles annehmen, dass man wenigstens eine Arbeit hat.
Manche bekommen 200 Euro weniger, aber was will man machen? Da muss man mal verzichten. Es
geht halt nicht anders. […] Die sollen das annehmen, was sie angeboten bekommen. Zum Beispiel ein
Elektriker, wenn der angeboten bekommt Maurer(-tätigkeiten) zu machen, dann muss er Maurer
sein“.