Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 2 erhebt, inwieweit der*die Partner*in wirtschaftliche Kontrolle ausübt bzw. die Nutzung von Ressourcen einschränkt. Die Befragten wurden zufällig einer von zwei Frageversionen zugeteilt, die sich darin unterschieden, ob die Residualkategorie „Ich war noch nie in einer Partnerschaft” am Ende (Version 1) oder zu Beginn der Antwortoptionen (Version 2) angezeigt wurde.
Die Ziele der Testung bestanden darin, zu untersuchen, ob die unterschiedlichen Frageversionen einen systematischen Einfluss auf die Beantwortung der Frage haben und ob die Antwortoption „Ich war noch nie in einer Partnerschaft” zum Beispiel übersehen wird, wenn sie am Ende der Antwortliste angezeigt wird (Version 1). Darüber hinaus sollte überprüft werden, ob das erste Item wie intendiert von den Befragten verstanden wird, d. h. in dem Sinne, dass der*die Partner*in ökonomische Abhängigkeit erzeugt oder nutzt, um Macht über den*die Befragte*n auszuüben. und ob die Testpersonen beim Beantworten der Frage tatsächlich nur an ihre*n aktuelle*n Partner*in denken oder, falls sie aktuell in keiner Partnerschaft sind, an den*die Ex-Partner*in.
Befund:
Alle Testpersonen beantworteten Frage 2, d. h. in keiner der beiden Bedingungen kam es zu Item-Nonresponse. Die Antwortoption „Nichts davon“ wurde in beiden Bedingungen am häufigsten ausgewählt (70,9 % bzw. 68,0 %, s. Tabelle 3). Insgesamt unterschieden sich die Häufigkeiten der Antworten zwischen den Bedingungen kaum. Auch die unterschiedliche Position der Option „Ich war noch nie in einer Partnerschaft“ führte zu keinen signifikanten Unterschieden ihrer Auswahlhäufigkeit (8,8 % bzw. 9,0 %, X²(1) = 0.00, p = .947). Des Weiteren zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den Antwortzeiten zwischen den Bedingungen (t(321) = 1.06, p = .291).6 Die mittlere Antwortzeit lag bei M = 26.7 Sekunden.
Wie interpretieren die Testpersonen das Item „Er/sie hat mich gezwungen, ihn/sie um Geld zu bitten“?
Nach der Beantwortung von Frage 2 wurden die Testpersonen gebeten, näher zu erläutern, wie sie die Aussage „Er/sie hat mich gezwungen, ihn/sie um Geld zu bitten“ verstanden hatten (Nachfrage N3_F2, s. Anhang). Weniger als die Hälfte der Testpersonen (39,4 %) interpretierte das Item im intendierten Sinn, d. h. so, dass der*die Partner*in eine Situation finanzieller Abhängigkeit herstellt(e) oder ausnutzt(e), um Macht über den*die Befragte*n auszuüben. Unter den insgesamt zwölf Testpersonen, die das Item ausgewählt hatten, fand sich nur eine Person (TP149, s. Zitat unten), die diese Bedeutung eindeutig wiedergab.
Drei Testpersonen (1,6 %) interpretierten die Aussage ebenfalls als Ausdruck der Schaffung bzw. Ausnutzung finanzieller Abhängigkeit, verstanden sie jedoch insbesondere dahingehend, dass es dem*der Befragten untersagt werde, sich Geld von anderen Personen zu leihen.
Ein Drittel der Testpersonen (33,2 %) deutete das Item fehlerhaft: Entweder verstanden sie es als Zwang, dem*der Partner*in Geld geben zu müssen (anstatt ihn/sie darum zu bitten), oder als Zwang, sich im Auftrag des*der Partner*in Geld von Dritten Geld leihen zu müssen.
Die übrigen Testpersonen (25,9 %) gaben an, den Sinn der Aussage nicht verstanden zu haben.
Denken die Testpersonen beim Beantworten der Frage an ihre*n aktuelle*n Partner*in?
Alle Testpersonen, die nicht „Ich war noch nie in einer Partnerschaft“ geantwortet hatten (n = 328), erhielten eine Nachfrage dazu, ob sie beim Beantworten der Frage an ihre*n aktuelle*n Partner*in, den*die Ex-Partner*in oder an jemand anderen gedacht hatten. Gemäß der Instruktion dachten alle Befragten entweder an die aktuelle Partnerschaft (65,0 %) oder – wenn keine aktuelle Partnerschaft bestand – an den*die Ex-Partner*in (35,0 %).
Haben die Testpersonen Schwierigkeiten, die Frage zu beantworten?
Insgesamt 18 Testpersonen (5,0 %) gaben an, dass ihnen die Beantwortung von Frage 2 „eher schwer“ (n = 17) bzw. „sehr schwer“ (n = 1) gefallen sei. Von diesen gaben jedoch nur 13 Personen eine nachvollziehbare Begründung an. Der Großteil dieser Befragten (n = 11) hatte Frageversion 1 erhalten. Die wahrgenommene Schwierigkeit stand jedoch bei keiner Testperson im Zusammenhang mit der Antwortoption, deren Position zwischen den beiden Versionen variierte. Die Unterschiede in der empfundenen Schwierigkeit zwischen den Bedingungen sind daher vermutlich zufallsbedingt.
Die Testpersonen begründeten ihre wahrgenommene Schwierigkeit zumeist damit, dass die Frage ein sensibles und teilweise emotional belastendes Thema behandele.
Einige Testpersonen berichteten von Verständnisschwierigkeiten aufgrund der Formulierung der Frage. Ihre Antworten lassen jedoch darauf schließen, dass sie dennoch die für ihre Situation zutreffende Antwortoption korrekt ausgewählt hatten.