Version 1
Zwei Fragen zur Erziehung. Wir haben hier eine Liste zusammengestellt mit verschiedenen Forderungen, was man Kindern für ihr späteres Leben mit auf den Weg geben soll, was Kinder im Elternhaus lernen sollen.
Version 2
Im Folgenden geht es um die Erziehung von Kindern und verschiedene Eigenschaften, die Kinder im Elternhaus vielleicht erlernen sollten.
Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 11 erfasst, welche Eigenschaften die Eltern der Befragten in der Erziehung als besonders wichtig erachteten. Die Befragten beantworteten eine von zwei Frageversionen, die sich in der Formulierung des Einleitungstexts unterschieden.
Die Ziele der Testung bestanden darin zu untersuchen, welche der beiden Frageversionen besser funktioniert und ob Befragte, die nicht in einem klassischen Elternhaus aufwuchsen, sich einordnen können. Zudem wurde geprüft, ob die Befragten bei der Beantwortung an dieselbe Person(en) wie bei Frage 7 dachten. Gründe für eventuelles Nicht-Antworten sollten ergründet werden.
Befund:
Mit Ausnahme einer Person wählten alle Befragten mindestens eine der angezeigten Eigenschaften aus. Allerdings hielten sich 22 Befragte (6,1 %) nicht an die Vorgabe, maximal fünf Eigenschaften auszuwählen, wobei 19 dieser Personen sechs oder sieben Eigenschaften auswählten.
Die Befragten gaben durchschnittlich 3,71 Eigenschaften an (SD = 1.53), wobei Befragte in Version 1 signifikant mehr Eigenschaften auswählten als Befragte in Version 2 (Version 1: M = 3.91, SD = 1.55, n = 180; Version 2: M = 3.52, SD = 1.49, n = 180; t(358) = 2.46, p = .014). Zudem wählten Befragte in Version 1 signifikant häufiger genau 5 Eigenschaften aus (n = 66; 36,7 %) als Befragte in Version 2 (n = 45; 25,0 %; Χ2(2) = 7.45; p = 0.024).
Die am häufigsten genannten Eigenschaften waren „Verantwortungsgefühl“, gefolgt von „Unabhängigkeit, Selbstständigkeit“. Drei Eigenschaften wurden signifikant häufiger in Version 1 gewählt (p < 0.05), namentlich „Verantwortungsgefühl“, „Andere achten, tolerant sein“ und „Entschlossenheit, Durchhaltevermögen“, wobei sich nach der Bonferroni-Korrektur nur der Wert für „Entschlossenheit, Durchhaltevermögen“ signifikant unterscheidet.
Befragte, welche die Frageversion 1 erhalten hatten, benötigten zur Beantwortung der Frage mehr Zeit (M = 24.95, SD = 12.15, n = 165) als Befragte, welche die Frageversion 2 erhalten hatten (M = 21.36, SD = 10.59, n = 164). Dieser Unterschied war statistisch signifikant (Welch’s F(1, 321.54) = 2.54, p = .005).
Insgesamt gaben 16,1 % (n = 19) der Befragten an, dass ihnen die Beantwortung der Frage „eher“ oder „sehr schwer“ gefallen sei, wobei sich keine systematischen Unterschiede zwischen den beiden Frageversionen zeigten. Die Befragten nannten drei Gründe, warum ihnen die Beantwortung der Frage schwer fiel. Der erste war, dass sie nicht einschätzen konnten, was ihren Eltern wichtig gewesen sei.
Zweitens fanden nicht alle Testpersonen für sich passende Antwortkategorien, wobei sie allerdings nicht darauf eingingen, welche Eigenschaften sie bei den Antwortoptionen erwartet hätten.
Zuletzt äußerten zwei Personen, dass es schwierig sei, sich auf wenige Eigenschaften festzulegen, da alle aufgeführten Eigenschaften so wichtig seien.
Die Befragten dachten mit wenigen Ausnahmen an dieselben Mutter- bzw. Vaterfiguren wie bereits in Frage 7. In fast allen Fällen bezogen sich die Befragten auf ihre leiblichen Eltern oder auf ein leibliches Elternteil. Mehrere Personen erwähnten, dass sie bei Frage 11 stärker oder ausschließlich an das Elternteil dachten, dass für die Erziehung vornehmlich zuständig gewesen sei.
Diejenigen Befragten, die in Patchworkfamilien lebten, gaben auch ihren Stiefelternteil an („Meine leibliche Mutter und mein Stiefvater.“, TP193).
Zwei Personen gaben an, bei Frage 11 zusätzlich oder ausschließlich an ihre Großeltern gedacht zu haben. Eine dieser Personen hatte bereits in Frage 7 angedeutet, dass Mutter und Stiefvater nicht ihre engsten Bezugspersonen gewesen seien, so dass es konsequent erscheint, dass sie bei einer Frage nach den Werten in der Erziehung auch ihre Großeltern berücksichtigte (TP274). Eine Person, die bei Frage 7 keine interpretierbare Antwort auf die kognitiven Nachfragen gegeben hatte, gab bei Frage 11 an, an ihre Geschwister gedacht zu haben (TP104).