Version 1
Unabhängig davon, ob sie männlich oder weiblich geboren wurden, unterscheiden sich Menschen manchmal darin, wie maskulin oder feminin sie sich fühlen.
Version 2
Unabhängig davon, ob jemand als Mann oder Frau geboren wurde, unterscheiden sich Menschen manchmal darin, wie männlich oder weiblich sie sich fühlen.
Version 1
Wie maskulin fühlen Sie sich insgesamt?
Wie feminin fühlen Sie sich insgesamt?
Version 2
Wie männlich fühlen Sie sich insgesamt?
Wie weiblich fühlen Sie sich insgesamt?
Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 6 erfasst, inwieweit die Befragten sich maskulin und feminin bzw. männlich und weiblich fühlen. Dabei verwendete Version 1 die Bezeichnungen „maskulin“ und „feminin“, während Version 2 die Bezeichnungen „männlich“ und „weiblich“ benutzte. Die Befragten wurden zufällig einer der beiden Frageversionen zugeteilt.
Das Ziel der Testung bestand darin, zu untersuchen, ob die unterschiedlichen Formulierungen in unterschiedlichen Antworten resultieren. Darüber hinaus sollte geklärt werden, ob eine der beiden Formulierungen besser verstanden oder allgemein bevorzugt wird, und worin die Gründe für die Präferenz einer Version liegen. Zuletzt sollten Gründe für möglichen Item Nonresponse untersucht werden.
Befund:
Nahezu alle Befragten beantworteten beide Fragen. Lediglich zwei männliche Teilnehmer ließen das Item zur Weiblichkeit (Version 2) unbeantwortet. Tabellen 7 und 8 zeigen die Häufigkeitsverteilungen für männliche bzw. weibliche Befragte.
Männer gaben an, sich eher maskulin (M = 5.40, SD = 1.34, n = 83) bzw. männlich (M = 5.70, SD = 1.32, n = 91) zu fühlen als feminin (M = 2.18, SD = 1.37, n = 83) bzw. weiblich (M = 2.03, SD = 1.49, n = 89), wobei sich diese Werte nicht signifikant nach Frageversion unterschieden (Mann-Whitney-U-Test für Maskulinität/ Männlichkeit: U = 4.300, p = .085; Femininität/ Weiblichkeit: U = 3.307, p = .205). Andersherum gaben Frauen an, sich eher feminin (M = 5.58, SD = 1.34, n = 96) bzw. weiblich (M = 5.92, SD = 1.11, n = 89) zu fühlen als maskulin (M = 2.19, SD = 1.35, n = 97) bzw. männlich (M = 1.94, SD = 1.20, n = 89). Auch diese Werte unterschieden nicht signifikant nach Frageversion (Femininität/ Weiblichkeit: U = 3.942, p = .276; Maskulinität/ Männlichkeit: U = 4.843, p = .102). Die Antwortzeiten unterschieden sich ebenfalls nicht zwischen den Frageversionen (Version 1: M = 13.16, SD = 5.16, n = 161; Version 2: M = 12.76, SD = 4.59, n = 162; t(321) = 0.74, p = .460).
Nach Beantworten der Frage wurde den Befragten die jeweils andere Version der Frage gezeigt und sie wurden gefragt, welche der beiden sie bevorzugen würden. Jeweils über 40 % der Befragten bevorzugten die Bezeichnungen „männlich“ und „weiblich“ (n = 54; 44,6 %) oder hatten keine Präferenz (n = 51; 42,1 %), während nur 13,2 % (n = 16) angaben, die Bezeichnungen „maskulin“ und „feminin“ zu bevorzugen.
Die Befragten, die „männlich“ und „weiblich“ bevorzugten, gaben verschiedene Begründungen an. Die häufigste Begründung lag im Sprachlichen (n = 16, 37,2 %). Die Befragten erläuterten, dass diese Begriffe gebräuchlicher oder bekannter seien bzw. dass es sich nicht um Fremdwörter handele.
Einige der Antworten zeugten aber von dem Wunsch nach einer bewussten Verengung der Fragestellung auf das biologische Geschlecht, teilweise bis hin zu einer Ablehnung der Unterscheidung von biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität (n = 11, 25,6 %).
Die Antworten der Befragten, die „maskulin“ und „feminin“ bevorzugten, zeugten hingegen davon, dass ihnen die Intention der Formulierung bewusst war, und dass sie diese Bezeichnungen als passender empfanden, um zwischen dem biologischen Geschlecht und der selbst empfundenen Geschlechtsidentität graduell zu unterscheiden. Sie begründeten ihre Präferenz entsprechend damit, dass die Begriffe „maskulin“ und „feminin“ weniger auf das biologische Geschlecht oder die Sexualität abzielten, sondern auf die Selbstwahrnehmung oder -darstellung. Zudem wurden die Begriffe mehrfach als „sachlicher“ oder „fachlicher“ beschrieben.