Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 1 erfasst, ob bei den Befragten jemals gesundheitliche Probleme diagnostiziert wurden, die ihre Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Im Pretest wurden drei Versionen der Frage getestet: Eine „Kombi-Version“ (Version A), in der alle gesundheitlichen Probleme aufgelistet werden und die im PAPI-Modus der FReDA-Erhebungen eingesetzt sowie im Online-Modus bei Menschen mit dem Geschlechtseintrag divers angezeigt werden soll, sowie zwei geschlechtsspezifische Versionen, in denen jeweils spezifische weibliche (Version B) und männliche (Version C) Probleme aufgelistet werden. Die männlichen und weiblichen Testpersonen wurden zufällig entweder der Kombi-Version oder der geschlechtsgetrennten Versionen zugeteilt und erhielten im zweiten Fall entsprechend der Angabe ihres Geschlechts (Screening-Frage) entweder die männliche oder die weibliche Frageversion.
Die Ziele der Testung bestanden darin herauszufinden, ob der Fragetext und insbesondere auch die beiden Residualkategorien verständlich sind und von den Testpersonen wie intendiert interpretiert werden. Darüber hinaus sollte untersucht werden, ob die Befragten Schwierigkeiten bei der Beantwortung der Frage haben und ob sich die Bewertung der Schwierigkeit der Frage und die Qualität der Antworten zwischen den drei Frageversionen unterscheiden
Befund:
In Tabelle 2 sind die Häufigkeitsverteilungen der drei Frageversionen dargestellt. Es gab keinen Item Nonresponse, d. h. alle 280 Testpersonen beantworteten die Frage. Bei allen drei Frageversionen war die am häufigsten ausgewählte Antwortoption „Es wurden keine gesundheitlichen Probleme festgestellt“, welche jeweils von mindestens der Hälfte der Testpersonen selektiert wurde. In den Antwortverteilungen zeigten sich keine Auffälligkeiten bzw. bedeutsamen Unterschiede zwischen den Frageversionen. Der Anteil derer, die angaben, andere als die genannten gesundheitlichen Probleme zu haben, war mit 20 % in Frageversion B (Frauen) etwa doppelt so hoch als in Frageversion C (11 %, Männer). Die Unterschiede in der Auswahl dieser Antwortoption zwischen den Frageversionen war aber statistisch nicht signifikant (X2(2) = 2.409,
p = .300).
Unter den Testpersonen, welche die Kombi-Version der Frage erhalten hatten, fanden sich einige wenige Männer, die gesundheitliche Probleme angaben, welche nur Frauen haben können (Keine oder unregelmäßige Monatsblutung,
n = 1; Polyzystisches Ovarialsyndrom,
n = 3). Darüber hinaus gab eine weibliche Testperson ein gesundheitliches Problem an, das nur für Männer vorgesehen ist (Erektionsstörungen, Durchblutungsstörungen,
n = 1). Die Ursachen für diese fehlerhaften Antworten (versehentliche Auswahl, careless respondig etc.) können auf Basis der vorliegenden Daten nicht eindeutig bestimmt werden. Da es sich aber nur um vergleichsweise wenige Fälle handelt, spricht dieser Befund grundsätzlich nicht gegen die Verwendung der Kombi-Version der Frage.
Ist der Fragetext verständlich? Interpretieren die Testpersonen die Frage auf homogene Weise
Die Testpersonen wurden nach der Beantwortung von Frage 1 gebeten, in ihren eigenen Worten wiederzugeben, worum es bei der Frage geht. Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (51,3 %) interpretierte die Frage (eindeutig) wie intendiert, d. h. gesundheitliche Probleme betreffend, die im Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehen.
- „Man soll angeben, ob man in der Vergangenheit ärztlich diagnostizierte Erkrankungen hatte, die sich auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken können.“ (TP331)
- „Es geht darum, ob ich im Bereich der sexuellen Gesundheit bzw. der Fortpflanzung bereits eine oder mehrere Erkrankungen habe/hatte.“ (TP440)
Die restlichen Testpersonen gaben entweder an, dass sich die Frage auf gesundheitliche Probleme allgemein beziehe (oder verwiesen zumindest nicht explizit auf einen Zusammenhang mit der Reproduktion; 46,5 %) oder dass ihnen der Begriff „reproduktiv“ unbekannt sei (2,1 %).
- „Es geht um allgemeine Erkrankungen bzw. den Gesundheitszustand.“ (TP153)
- „Es geht darum, ob bei mir jemals gesundheitliche Probleme festgestellt wurden.“ (TP453)
- „Ich weiß nicht was reproduktiv bedeutet.“ (TP420)
- „Kann mit dem Wort reproduktive Gesundheit nichts anfangen. Habe nur die vorliegenden Ant-worten bejaht/verneint.“ (TP511)
Werden die beiden Residualkategorien wie intendiert verstanden?
Die Kategorie „Es wurden andere, nicht genannte gesundheitliche Probleme festgestellt“ wurde größtenteils falsch interpretiert. 70 % der Personen, die diese Antwortoption ausgewählt haben, ga-ben auf Nachfrage ein gesundheitliches Problem an, das in keinem (direkten) Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit steht (z. B.
„Schuppenflechte“, TP221;
„Allergien, leichtes Asthma, Parodontitis Skoliose“, TP286;
„Knorpelschäden 3. Grades Knie, Hüfte“, TP304;
„Allergien, Hautausschlag (Nesselsucht)“, TP421).
Weitere 8 % nannten sowohl gesundheitliche Probleme, welche die Fertilität beeinträchtigen, als auch solche, die das nicht tun (
„Psychische Probleme, Rückenschmerzen, Migräne, Hashimoto Schilddrüse, Allergie, Asthma“, TP205;
„Meniskusschaden, Schilddrüsenunterfunktion“, TP313). Bei diesen Personen ist unklar, ob sie die Frage nur zu weit (aber korrekt) interpretiert haben oder aber sie zufällig auch Probleme aufgezählt haben, die sich auf die Fertilität auswirken.
Die restlichen Testpersonen, welche die Option „andere gesundheitliche Probleme“ ausgewählt hatten, nannten gesundheitliche Probleme, die die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen, wie z. B. Schilddrüsenprobleme/Hashimoto, Zysten an den Eierstöcken und Menorrhagie.
Die Kategorie „Es wurden keine gesundheitlichen Probleme festgestellt“ wurde in allen drei Frageversionen am häufigsten ausgewählt und sehr homogen interpretiert. 91 % der Befragten gaben als Begründung für die Auswahl dieser Kategorie an, dass sie keinerlei Beschwerden oder gesundheitliche Probleme bezüglich ihrer reproduktiven Gesundheit haben. Die restlichen 9 % interpretierten die Kategorie enger und gaben an, zwar Probleme mit der reproduktiven Gesundheit zu haben, diese seien aber (noch) nicht von Ärzt*innen diagnostiziert worden.
Die Daten des Pretests deuten nicht darauf hin, dass die Kategorie eher am Beginn der Antwortoptionen platziert werden sollte, d. h. keine Testperson wies darauf hin, dass die Positionierung am Ende der Liste die Beantwortung der Frage erschwere.
Haben die Testpersonen Schwierigkeiten, die Frage zu beantworten?
Knapp 10 % der Testpersonen gaben an, die Beantwortung von Frage 1 sei ihnen „eher schwer“ (
n = 26) oder „sehr schwer“ (
n = 1) gefallen. Hier zeigten sich keine Unterschiede zwischen den drei Frageversionen.
Die Testpersonen begründeten die wahrgenommene Schwierigkeit hauptsächlich damit, dass der Begriff „reproduktiv“ unbekannt bzw. nicht geläufig sei, in der Frage viele Fachbegriffe verwendet würden oder man nicht gerne zu so einem privaten Thema Auskunft gebe.
- „Weil ich den Begriff reproduktiv nicht kenne.“ (TP205)
- „Ich bin zu Beginn über reproduktive Gesundheit gestolpert. Das Lesen der Antworten und das erneute Lesen der Frage hat mir dann jedoch erläutert, worum es ging. Im Allgemeinen hätte man dies aber sicherlich umgangssprachlicher ausdrücken können, wenngleich es sich dabei vermutlich um einen fachlichen Begriff handelt.“ (TP351)
- „Viele Fachbegriffe.“ (TP256)
- „Ist sehr persönlich.“ (TP420)