zur Pretest Datenbank Pretest-Datenbank
Projektname:FReDA-W4 – Fragen zu den Themen Haushaltsgröße, Einkommen, idealer Erwerbsumfang von Eltern, Arbeitszeit und regionale Daseinsvorsorge
  1. Allgemeine Informationen: Mit den Fragen 2 und 3 werden die idealen Arbeitszeiten von Müttern und Vätern von Kindern verschiedenen Alters erhoben. In Version 1 beantworten die Befragten zunächst die Frage für beide Elternteile eines zweijährigen Kindes (Frage 2 in diesem Pretestprojekt). Danach beantworten sie auf getrennten Fragebogenseiten die Frage ausschließlich für die Mutter zweier Kinder, von denen das jüngste entweder 4, 8, 12 oder 18 Jahre alt ist, und danach für den Vater in derselben familiären Konstellation (Frage 3).
    In Version 2 hingegen beantworten die Befragten die Fragen nur für eine Familienkonstellation mit zwei Kindern, von denen das jüngste 2, 4, 8, 12 oder 18 Jahre alt ist. Auf der ersten Fragebogenseite beantworten sie diese Fragen für die Mutter, auf der zweiten für den Vater.
  2. Fragetext: Version 1
    Stellen Sie sich nun eine Familie mit Mutter, Vater und zwei Kindern vor.
    Zunächst zur Mutter: Wie viele Stunden pro Woche arbeitet die Mutter im Idealfall, wenn das jüngste Kind...

    Und nun zum Vater: Stellen Sie sich dieselbe Familie mit Mutter, Vater und zwei Kindern vor. Wie viele Stunden pro Woche arbeitet der Vater im Idealfall, wenn das jüngste Kind...

    Version 2
    Nun geht es um die Arbeitsteilung von Müttern und Vätern.

    Zunächst zur Mutter: Stellen Sie sich eine Familie mit Mutter, Vater und zwei Kindern vor. Wie viele Stunden pro Woche arbeitet die Mutter im Idealfall, wenn das jüngste Kind...

    Und nun zum Vater: Stellen Sie sich dieselbe Familie mit Mutter, Vater und zwei Kindern vor. Wie viele Stunden pro Woche arbeitet der Vater im Idealfall, wenn das jüngste Kind...
  3. Instruktionen: Falls die Mutter im Idealfall gar nicht arbeitet, tragen Sie bitte eine "0" ein.

    Falls der Vater im Idealfall gar nicht arbeitet, tragen Sie bitte eine "0" ein.
  4. Antwortkategorien:

    Version 1:

    ...4 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    ...8 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    ...12 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    ...18 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    Version 2:

    ...2 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    ...4 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    ...8 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    ...12 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:

    ...18 Jahre alt ist?
    Stunden pro Woche:


    1. Empfehlungen: Die Fragen zu den idealen Arbeitszeiten von Müttern und Vätern zeigten in beiden Versionen Probleme. Zunächst ist festzuhalten, dass in beiden Frageversionen knapp 13% der Testpersonen die meisten Felder offenließen oder unsinnige Zahlenkombinationen eintrugen. Dies deutet auf einen hohen wahrgenommenen Aufwand seitens der Befragten hin.

      Doch auch den Testpersonen, die die Surveyfragen und kognitiven Nachfragen motiviert beantworteten, unterliefen offenkundig Fehler beim Antworten. In Einzelfällen wurde die Anzahl der Stunden pro Tag anstatt pro Woche eingetragen. In Version 1 kam es häufig zu einem inkonsistenten Antwortverhalten zwischen den Fragen 2 und 3, das sich nur durch ein falsches Verständnis der Fragestellung erklären lässt.

      Die Version 1 wurde bereits von FReDA in der Feldarbeit eingesetzt, ohne dass die im Pretest gefundenen Inkonsistenzen zwischen den Fragen 2 und 3 auftraten. Dies könnte eine Folge der unterschiedlichen Zusammensetzungen der beiden Samples sein. Eine andere mögliche Erklärung wäre, dass vorangegangene Fragen in der Erhebung von FReDA dazu beitrugen, dass die Befragten eine größere Aufmerksamkeit für die Familienkonstellation in Frage 2 zeigten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass im Rahmen des Pretests motivierte Testpersonen, die ihre Antworten teils detailliert begründeten, nicht in der Lage waren, die Surveyfragen so zu beantworten, dass sie ihre Meinung widerspiegelten.

      Unabhängig von der Frageversion gaben viele Testpersonen auf Nachfrage an, dass sie die Fragen als anstrengend und die Anzahl an geforderten Antworten als lästig empfanden. Insbesondere Testpersonen, die aktuell Beruf und Familie nicht vereinbaren müssen, taten sich schwer, eine Antwort zu geben. Die Mehrheit der Testpersonen gab an, dass sie geschlossene Antwortkategorien bevorzugt hätte.

      Wenn Version 1 beibehalten werden soll, empfehlen wir, den Hinweis, dass es sich um ein zweijähriges Kind handelt, im Fragetext optisch hervorzuheben, oder sogar zusammen mit dem Elternteil vor die Antwortfelder einzutragen:

      Mutter, deren jüngstes Kind zwei Jahre alt ist
      Stunden pro Woche: [ANTWORT]

      Version 2 hat den Vorteil, dass die Befragten das steigende Alter des Kindes jederzeit vor Augen haben. Dennoch birgt auch diese Version einen Nachteil, da zunächst nur die idealen Arbeitszeiten für die Mutter eingetragen werden, ohne einen Hinweis, dass man diese danach auch für den Vater einträgt. Diese Form der Darstellung ruft möglichweise bei einigen Befragten die Vorstellung hervor, dass es darum gehe, wie viele Stunden eine Mutter, die haupt- oder alleinverantwortlich für ihre Kinder ist, arbeiten kann, und drängt die Option einer egalitären partnerschaftlichen Aufteilung als Ideal in den Hintergrund. Sofern das Ziel der Frage darin besteht, die ideale Aufteilung von Arbeitsstunden unter beiden Elternteilen in einer heterosexuellen Konstellation aufzuzeigen, sollten die Einträge für beide Elternteile auf einer Seite stattfinden oder im Fragetext darauf hingewiesen werden, dass zunächst die Abfrage zur Arbeitszeit der Mutter und anschließend des Vaters erfolgt. Sollte das Ziel der Fragen sein, dass Befragte sowohl den Vergleich der Elternteile als auch der Altersstufen zugleich anfertigen, sollten beide Perspektiven auf einer Surveyseite sichtbar sein.
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Difficulty Probing, Specific Probing, Process Probing
  2. Befund zur Frage: Ziel der Testung:
    Ziel der kognitiven Nachfragen war es herauszufinden, wie die Befragten zu ihren Antworten kommen und ob sich dies nach Frageversion unterscheidet. Für Version 1 sollte untersucht werden, ob die Befragten davon irritiert sind, dass sie die idealen Arbeitsstunden der Eltern zunächst im Vergleich und danach einzeln für jedes Elternteil beantworten sollen. Zudem sollte untersucht werden, ob die Befragten sich davon ermüdet zeigen, so viele offene numerische Angaben zu machen.

    Befund:
    Von den 244 Testpersonen ließen 31 Befragte einzelne Antwortfelder unausgefüllt oder gaben unsinnige Antwortkombinationen, die sie in Antwort auf die kognitiven Nachfragen nicht erläuterten. Typische Antwortmuster dieser Art waren alle oder viele Felder freizulassen oder mit „0“ zu befüllen, absteigende Zahlen einzutragen ohne Erläuterungen dazu zu geben oder willkürlich anmutende Zahlen, bspw. die Zahlen von 1 bis 5 oder 5 bis 1 in die Antwortfelder einzutragen. Der Anteil an Nonresponse unterschied sich nicht statistisch signifikant zwischen den Versionen (Version 1: n = 17; 13,7 %; Version 2: n = 14; 11,7 %). Tabelle 5 zeigt die durchschnittlich angegebene ideale Anzahl an Arbeitsstunden pro Woche der verbleibenden 213 Testpersonen für Mütter und Väter und für die beiden Frageversionen. Die Übersicht der Mittelwerte zeigt zwei Auffälligkeiten:
    • 1. In Version 1 sind die durchschnittlich angegebenen idealen Arbeitsstunden für beide Elternteile eines zweijährigen Kindes nach Bonferroni-Korrektur aufgrund des multiplen Testens signifikant höher als in Version 2. Für keine der anderen Altersstufen zeigen sich statistisch signifikante Unterschiede.
    • 2. In Version 1 liegt der Wert für beide Elternteile eines zweijährigen Kindes etwas höher als für ein vierjähriges Kind, wohingegen die Werte in Version 2 kontinuierlich mit dem Alter des Kindes steigen (wenn auch bei Vätern nur geringfügig).
    Eine nähere Untersuchung der idealen Arbeitsstunden für Eltern eines zweijährigen Kindes zeigt, dass Testpersonen in Version 2 häufiger angaben, dass die Mutter überhaupt nicht arbeiten solle, während sie in Version 1 häufiger angaben, dass die Mutter weniger Stunden als der Vater oder dass beide Eltern gleich viele Stunden arbeiten sollten (siehe Tabelle 6). Die Häufigkeitsverteilung der Arbeitsstunden von Eltern eines zweijährigen Kindes unterschied sich statistisch signifikant zwischen den Frageversionen (Chi2(5) = 24.721, p < .001).

    Wie kommt es zum unterschiedlichen Antwortverhalten zwischen den beiden Frageversionen?
    Es kommen zwei mögliche Ursachen für das unterschiedliche Antwortverhalten in Bezug auf die idealen Arbeitszeiten von Eltern eines zweijährigen Kindes zwischen den Versionen in Frage:
    • 1. Fragedesign / Paginierung: In Version 1 werden für das zweijährige Kind die Arbeitszeiten beider Eltern auf einer Seite gemeinsam eingetragen.
    • 2. Anzahl der Kinder: In Version 1 geht es um die Eltern eines Kindes, während es in der zweiten Version um Eltern zweier Kinder geht, von denen das jüngste zwei Jahre alt ist.
    Im Rahmen dieses Berichts wurden die Antworten auf die kognitiven Nachfragen vor allem dahingehend ausgewertet, die Qualität des Antwortverhaltens zu beurteilen und Differenzen im Antwortverhalten zwischen den Frageversionen zu erklären.

    Passen die Antworten auf die Surveyfragen zu den Antworten auf die kognitiven Nachfragen?
    Die Antworten auf die kognitiven Nachfragen zeugten von zwei Fehlern, die beim Beantworten der Frage(n) auftraten:
    • 1. In neun Fällen zeugte das Antwortverhalten der Testpersonen davon, dass sie die idealen Arbeitsstunden am Tag und nicht pro Woche eingetragen hatten (Version 1: n = 5; Version 2: n = 4). Zumeist wurde beim Vater in allen Altersklassen „8 Stunden“ eingetragen, während die Stundenzahl bei der Mutter mit zunehmendem Alter des Kindes anstieg. Die Erläuterungen der Testpersonen deuteten in keiner Weise an, dass sie für beide Eltern eine sehr niedrige Anzahl an Wochenstunden angeben wollten, sondern eher, dass acht Stunden einer Vollzeitbeschäftigung entsprechen sollten („[Die] Mutter sollte mehr für ihr Kind da sein in den ersten Jahren“, TP210, Version 2).

    • 2. Bei 44 von 107 Testpersonen in Version 1 lag der Wert für das zweijährige Kind über dem des vierjährigen Kindes. In 20 dieser Fälle trugen die Testpersonen beim vierjährigen Kind (und teilweise bei den anderen Altersgruppen) den Wert 0 ein. In Version 2 kam dieses Antwortmuster hingegen nur einmal vor. Die Antworten der Testpersonen auf die kognitiven Nachfragen gingen in keinem dieser Fälle auf dieses Abfallen der Arbeitsstunden ein; das bedeutet, dass keine Testperson die Meinung äußerte, dass ein vierjähriges Kind mehr elterlicher Betreuung als ein zweijähriges bedürfe, oder dass die Arbeitszeiten in diesem Fall geringer sein müssten, da die Eltern in Frage 3 zwei Kinder und nicht nur eines haben. In der Regel erläuterten die Testpersonen lediglich, dass jüngere Kinder mehr Betreuung benötigen. Beispielsweise gab Testperson 95 in Antwort auf die Surveyfragen an, dass die Mutter eines zweijährigen Kindes 20 Stunden pro Woche arbeiten sollte, die Mutter eines vierjährigen Kindes jedoch gar nicht. Sie erklärte ihre Antworten allerdings so, dass man mit dem steigenden Alter des Kindes auch steigende Arbeitszeiten der Mutter vermuten müsste: „Mütter kümmern sich mehr um das Aufwachsen des Kindes und sollten deshalb, wenn das Kind noch jünger ist, nur Teilzeit arbeiten.“ (TP95, Version 1).
    Die Auswertung der offenen Angaben gibt Hinweise darauf, dass der Wechsel im Frageformat zwischen den Fragen 2 und 3 in Version 1 von vielen Befragten nicht richtig erfasst wird. Eine mögliche Erklärung für dieses Antwortverhalten wäre, dass die Befragten den Hinweis, dass es sich um ein zweijähriges Kind handelt, überlesen haben, da dies nicht optisch hervorgehoben wurde, und sie Frage 2 so verstanden, dass sie von einem Paar mit einem Kind unbekannten Alters handele. Zu dieser Erklärung passt, dass etwa ein Drittel der Befragten (35,2 %; n = 51) in Version 1 angab, dass der unterschiedliche Aufbau der Fragen 2 und 3 sie stark oder zumindest etwas irritierte.

    Äußern die Befragten Probleme mit dem Beantworten der Fragen oder zeigen sie auf andere Weise Irritation?
    Etwa ein Drittel der Testpersonen gab an, dass sie die hohe Anzahl an Antworten, die von ihnen verlangt wurde, als sehr (6,1 %; n = 13) oder etwas (27,2 %; n = 58) störend bzw. lästig empfanden. Diese Einschätzung unterschied sich nicht nach Frageversion (Chi2(2) = .073, p = .964). Eine knappe Mehrheit der Testpersonen (n = 130; 53,3 %) gab an, dass sie Kategorien wie „Vollzeit“, „Teilzeit“ oder „Gar nicht“ als hilfreich empfunden hätten. Auch diese Einschätzung unterschied sich nicht nach Frageversion (Chi2(1) = .281, p = .596). Etwas mehr als ein Fünftel (23,4 %; n = 57) der Befragten gab an, dass ihnen die Fragen eher oder sehr schwer zu beantworten fielen, wobei es keinen Unterschied nach Frageversion gab (Chi2(3) = 4.993, p = .172). Die beiden am häufigsten genannten Gründe waren, dass den Befragten der persönliche Bezug zu der Situation fehle (bspw., weil sie keine Kinder haben oder nicht erwerbstätig sind) (n = 21) und es keine allgemeingültige Antwort auf die Fragen gäbe, sondern sich die idealen Arbeitszeiten nach der persönlichen Situation und den Bedürfnissen einer Familie richte (n = 15).
    • „Ich selbst habe noch keine Kinder. Daher ist es schwierig für mich einzuschätzen, wie viel Zeit man bei welchem Kindesalter investieren muss.“ (TP82, Version 1)
    • „Es gibt keine allgemeine Lösung. Jede Familie ist anders, abhängig vom Beruf und der finanziellen Situation und der Unterstützung durch Angehörige.“ (TP124, Version 2)
    • „Ich fand die Antwort auf die Frage schwierig, da ich eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern bin und wir keine Verwandten hier haben, die sich um die Kinder kümmern, während ich arbeite.“ (TP167, Version 2)
    • „[Ich fand es schwierig], weil wir derzeit nicht arbeiten gehen.“(TP451, Version 2)
    Mehrere Testpersonen erläuterten zudem, dass sie sich zwar auf eine „klassische“ Stundenaufteilung beim Antworten festgelegt hatten, die Verteilung der Stunden auf die Elternteile aber auch andersherum oder völlig anders sein könne und es eher auf die Gesamtanzahl an Stunden ankäme.
    • „Ich finde die Aussage über die gesamte Zeit als Paar relevanter, als wer wie viele Stunden arbeitet. Das ist in meinen Augen eine extrem individuelle Aufteilung, bei der er aus meiner Sicht nicht DIE ideale Aufteilung gibt. Schließlich spielt (leider) auch die Höhe des jeweils erzielbaren Einkommens der Partner eine wichtige Rolle.“ (TP68, Version 1)
    • „Kann auch andersherum sein. Es kommt darauf an, wer mehr verdient, wann Kinder in die Kita oder zur Tagesmutter gehen, wie selbstständig die Kinder in welchem Alter sind und wie lange sie allein bleiben können.“ (TP153, Version 1)
    • „Ich fand es schwer zu beurteilen, ob eher der Vater oder die Mutter mehr arbeiten oder beide gleich viel arbeiten sollen und mir ist es schwergefallen, mich auf eine konkrete Stundenzahl festzulegen.“ (TP402, Version 2)
    Zuletzt erwähnten sechs Testpersonen, dass es ihnen einfacher gefallen wäre, anhand geschlossener Antwortoptionen zu antworten, vor allem, weil sie unsicher waren, wie sie Voll- oder Teilzeit in Stunden ausdrücken sollten („Es wäre hilfreich gewesen, Regelstundenzeiten für Vollzeit und Teilzeit zu haben.“, TP995, Version 2)
  1. Thema der Frage: Gesellschaft & Soziales/ Familie & Erziehung
  2. Konstrukt: Ideale Arbeitszeiten Eltern