Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 1 wurde in zwei verschiedenen Versionen gestellt, wobei sich die Antwortoptionen unterschieden. Variiert wurden jeweils die zweite und vierte Antwortoption (Antwortoption 2: „Ja, überwiegend“ vs. „Ja, mehr als die Hälfte der Zeit“; Antwortoption 4: „Ja, hin und wieder“ vs. „Ja, weniger als die Hälfte der Zeit“). Mit Frage 1 soll der zeitliche Umfang erfasst werden, in dem ein Kind im selben Haushalt wie die Befragungsperson lebt. Die Frageformulierung wurde für den Pretest leicht modifiziert: Während die Frage in den FReDA-Erhebungen für jedes Kind der Befragungsperson einzeln gestellt wird, bezog sie sich im Pretest nur auf eines bzw. das älteste Kind.
Ziel der Testung war es herauszufinden, ob sich die Antwortverteilungen zwischen den beiden Versionen unterscheiden und ob die Antwortoptionen bzw. -skalen unterschiedlich interpretiert werden. Darüber hinaus sollte untersucht werden, ob die Befragten Schwierigkeiten haben, sich für eine
Antwortoption zu entscheiden und ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen den beiden Versionen gibt.
Befund:
In Tabelle 2 sind die Häufigkeitsverteilungen der Antworten für beide Frageversionen dargestellt. Es
gab keinen Item Nonresponse, d. h. alle 240 Testpersonen beantworteten die Frage. In beiden Versionen nutzten die Testpersonen ausschließlich die ersten fünf Antwortoptionen. Keine gab an, das
Kind sei verstorben oder man wisse überhaupt nichts über das Kind. Die große Mehrheit der Testpersonen gab an, das Kind lebe „ständig“ im selben Haushalt (Version 1: 89,2 %; Version 2: 82,5 %).
Vergleicht man die Häufigkeiten, mit denen die erste Antwortoption gegenüber den anderen vier
Antwortoptionen in beiden Versionen ausgewählt wurde, so zeigen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Frageversionen (X2 s(1) = 2.193, p = .139). Auch die
Antwortzeiten unterschieden
sich nicht zwischen den beiden Frageversionen (Version 1: M = 7.56,
SD = 3.15, n = 109; Version 2: M = 8.16, SD = 2.90, n = 100; t(207) = -1.43, p = .154)
Passen die Begründungen zur ausgewählten Antwortoption und werden die Antwortkategorien einheitlich interpretiert?
Um zu untersuchen, ob die Antwortkategorien in den beiden Frageversionen unterschiedlich interpretiert werden, wurden die Testpersonen gebeten, ihre Antwort näher zu begründen. Die Begründungen aller Testpersonen passten zu den jeweils ausgewählten Antwortoptionen. Befragte, welche
die Frage mit „Ja, ständig“ beantwortet hatten, erläuterten zumeist, dass das Kind ausschließlich in
ihrem Haushalt lebe (ohne Verweis darauf, ob auch der andere Elternteil dort lebt; 41,2 %), dass das
Kind noch minderjährig sei (27,7 %) oder dass beide Elternteile und das Kind ständig zusammenlebten (24,3 %):
- „Weil mein Kind dauerhaft bei mir in meinem Haushalt wohnt.“ (TP651)
- „Weil mein Kind noch nicht volljährig ist und allein wohnen könnte.“ (TP744)
- „Es ist ein Kleinkind und lebt bei seinen Eltern, also bei meinem Ehemann und mir.“ (TP736)
Befragte, welche angegeben hatten, dass ihr Kind immer oder teilweise in einem anderen Haushalt
lebt, erläuterten entweder, dass die Eltern getrennt lebten und das Kind abwechselnd bei einem der
Elternteile wohne (57,1 %), dass das Kind volljährig und bereits ausgezogen sei (28,6 %) oder man
der alleinerziehende Elternteil eines minderjährigen Kindes sei (10,7 %):
- „Ich lebe getrennt von der Mutter des Kindes. Unser gemeinsamer Sohn lebt überwiegend bei
mir und zeitweise bei der Mutter.“ (TP746, Antwort: Ja, überwiegend)
- „Wohnt zum Teil bei seinem Vater.“ (TP803, Antwort: Ja, mehr als die Hälfte der Zeit)
- „Sie studiert und wohnt in einer WG.“ (TP815, Antwort: Ja, hin und wieder)
- „Er studiert auswärts.“ (TP747, Antwort: Ja, weniger als die Hälfte der Zeit)
- „Mein ältestes Kind lebt bei meiner vorherigen Partnerin.“ (TP629, Antwort: Nein, nie)
Die Begründungen der gewählten Antwortoptionen unterschieden sich nicht zwischen den beiden
Frageversionen, was den Schluss nahelegt, dass die unterschiedlich formulierten Antwortoptionen
zwei und vier auf ähnliche Weise interpretiert wurden.
Haben die Testpersonen Schwierigkeiten, die Frage zu beantworten?
Auf die Nachfrage, wie leicht oder schwer es den Testpersonen gefallen war, Frage 1 zu beantworten
gaben sechs Testpersonen (Version 1:
n = 2, Version 2:
n = 4) an, dies sei ihnen „eher schwer“ gefallen
und eine Testperson, es sei ihr „sehr schwer“ gefallen (Version 2). In ihren Erläuterungen dazu, weshalb sie die Beantwortung der Frage als schwierig empfunden hatten, bezogen sich die Testpersonen jedoch nicht auf die Formulierung der Frage oder die angebotenen Antwortoptionen. Stattdessen gaben sie an, dass die Frage inhaltlich ein sensibles Thema berühre (z. B.
„Weil ich nicht gerne
über meine Familie rede“, TP958).