Comprehension Probing, Confidence Rating, Difficulty Probing, Process Probing, Specific Probing
Informationen zur Frage:
Ziel der Frage ist es, zu erfassen, ob das zeitliche Ausmaß an körperlicher Aktivität von Kindern und Jugendlichen der aktuellen Bewegungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspricht. Die WHO empfiehlt durchschnittlich pro Tag mindestens eine Stunde moderate bis intensive körperliche Aktivität. Die Frage wird Eltern von Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis
15 Jahren gestellt.
Version 1 der Frage an Eltern wird mündlich, d. h. durch einen Interviewer administriert und soll messen, wie lange das Kind sich insgesamt
in der letzten Woche in allen Lebensbereichen lebhaft bewegt hat. Die Antwortkategorie „mindestens 7 Stunden“ ist in dieser Version der Frage die zuletzt vorgelesene Antwortoption und entspricht der Bewegungsempfehlung der WHO.
Version 2 der Frage wird schriftlich, d. h. selbst-administriert, präsentiert, und soll messen, wie lange das Kind sich
in einer normalen Woche in allen Lebensbereichen lebhaft bewegt. Die beiden untersten Antwortoptionen „7 bis unter 10 Stunden pro Woche“ und „10 Stunden und länger pro Woche“ entsprechen der Bewegungsempfehlung der WHO.
Ziel der Testung:
Die Ziele der kognitiven Nachfragen bestanden darin herauszufinden,
a) wie die Befragten zu ihren Antworten kommen und ob es ihnen möglich ist, den zeitlichen Umfang der körperlichen Aktivität ihres Kindes einzuschätzen,
b) wie sie den Begriff „lebhaft“ verstehen und ob dieses Verständnis mit der Frageintention übereinstimmt,
c) welche Aktivitäten bei der Beantwortung der Frage mit einbezogen werden, und
d) auf welchen Zeitraum sich die Befragten beim Beantworten der Frage beziehen.
Zudem sollten eventuelle Unterschiede zwischen den Frageversionen hinsichtlich dieser oder weiterer Aspekte identifiziert werden.
Befund:
Alle zwölf befragten Eltern beantworteten die Frage. In der mündlich administrierten Version 1 wählten zwei der sechs Testpersonen die unterste Antwort „mindestens 7 Stunden“, die der Bewegungsempfehlung der WHO entspricht. In der schriftlich administrierten Version 2 wählten fünf der sechs befragten Eltern eine der beiden unteren Antwortoptionen, die der Empfehlung entsprechen.
Wie gehen die Befragten beim Beantworten der Frage vor?
Bei den meisten Testpersonen (n = 11) stellte die gewählte Antwort eine Mischung aus einer Aufsummierung regelmäßiger, strukturierter körperlicher Aktivitäten (bspw. Sportunterricht oder Vereinssport) und einer Schätzung nicht-strukturierter Aktivitäten (bspw. toben in der Kita, während der Pause oder zu Hause) dar. Fünf dieser zehn Eltern bildeten dazu einen durchschnittlichen Tageswert, den sie dann auf die Woche hochrechneten, bzw. bildeten einen Wert für einen durchschnittlichen Werktag und schätzten dann das Wochenende (TP01, 02, 06, 11, 12). Hierbei machte es keinen Unterschied, ob die Testpersonen die Frage mündlich oder schriftlich gestellt bekamen (mündlich:
n = 2; schriftlich: n = 3):
- „Ich habe einen Tagesdurchschnitt genommen und den dann für die Woche hochgerechnet. Da das Kind sich auf jeden Fall mehr als eine Stunde am Tag bewegt, komme ich auf über 7 Stunden.“ (TP11, mündlich; Alter des Kindes: 3 – 6 Jahre; Antwort: mindestens 7 Stunden)
Eine Testperson gab an, einen reinen Schätzwert gebildet zu haben (TP05).
Eltern älterer Kinder orientierten sich stärker an strukturierten sportlichen Aktivitäten, bspw. in Vereinen und im Schulsport, und summierten Bewegung hinzu, die durch Fahrradfahren oder andere Fortbewegungsmittel zu diesen Aktivitäten oder zu Verabredungen zustande kamen:
- „Zum einen habe ich an das Fahrradfahren zur Schule gedacht. Dann hat meine Tochter Pflegepferde, sie reitet auch. Dann geht sie Schwimmen. Dann ist sie im Fitnesscenter angemeldet, dort fährt sie mit dem Fahrrad oder Scooter hin und trainiert. Inliner fährt sie öfters. Sie ist eigentlich immer unterwegs.“ (TP06, schriftlich; Alter des Kindes: 11 – 15 Jahre; Antwort: 10 Stunden und länger pro Woche)
- „Ich bin der Reihenfolge nach durchgegangen, welche Trainingseinheiten er hat. Er hat zweimal Handball- und einmal Schwimmtraining. Dann wie oft er sich mit Freunden getroffen hat und dazu mit dem Fahrrad unterwegs war. Auf dem Bolzplatz war er zweimal.“ (TP09, mündlich; Alter des Kindes: 11 – 15 Jahre; Antwort: 5 – 6 Stunden)
Eltern jüngerer Kinder nannten teilweise auch Vereinsaktivitäten, Schwimmkurse oder den Weg zur Kita. Allerdings bestand ein größerer Teil der lebhaften Bewegungen der Kinder aus freiem Spiel und toben, vor allem während der Kita, aber auch auf Spielplätzen, zu Hause oder unterwegs. Die zwei Eltern, die angaben, einen reinen Schätzwert gebildet zu haben (und keinerlei Summenbildung),
waren entsprechend Eltern von Kindern im Kindergartenalter (TP05, 11).
- „Zum einen fahren wir jeden Morgen mit dem Fahrrad zum Kindergarten und zurück, da bewegt sie sich. Im Kindergarten läuft sie nicht, sie rennt nur, aber aus Eigenantrieb. Dann haben wir einmal die Woche Sport, wo sie hingeht, und einmal die Woche schwimmen.“ (TP08,
mündlich; Alter des Kindes: 3 – 6 Jahre; Antwort: 5 – 6 Stunden)
- „Ein normales Kind tobt am Tag zwei bis zweieinhalb Stunden rum. Wenn die im Kindergarten sind, sind sie schon zwei Stunden [lebhaft] unterwegs und dann noch Nachmittagsaktivitäten wie Sport und so weiter.“ (TP01, mündlich; Alter des Kindes: 3 – 6 Jahre; Antwort: mindestens 7 Stunden)
Unabhängig vom Alter des Kindes und Befragungsmodus erklärten Eltern übereinstimmend, dass sie die Gesamtzeit der lebhaften Bewegung ihres Kindes nicht genau angeben könnten, weil sie nicht genau wüssten, wie viel sich ihr Kind außerhalb von für Sport festgelegten Zeiten bewege. Dies führte zu den bereits erwähnten Mischstrategien, die ein (vermeintlich) präzises Aufsummieren und
eine ungefähre Schätzung kombinierten.
- „Ich bin schnell an eine Black Box gestoßen, weil mein Kind den halben Wochentag in der Schule ist. Dafür musste ich erstmal Pausenzeiten und so zusammenzählen, und dann habe ich zuerst versucht aus dem Bauchgefühl heraus pauschal zu einem Ergebnis zu kommen. Dann bin ich stattdessen dazu übergegangen, einen Wochendurchschnitt oder Tagesdurchschnitt zu machen, wieviel bewegt er sich an einem Wochentag und was am Wochenende noch dazukommt. Dann habe ich geschwankt zwischen der ‚10 Stunden und länger‘ und der ‚7 bis unter 10 Stunden‘, hielt dann aber ‚bis unter 10‘ für die realistischere von den beiden Optionen.“ (TP12, schriftlich; Alter des Kindes: 7 – 10 Jahre, Antwort: 7 bis unter 10 Stunden pro Woche)
Insgesamt traten seitens der Elternzielgruppe die folgenden Probleme – häufig in Kombination – auf, die in den folgenden Abschnitten näher erläutert werden:
- Unwissen über körperliche Aktivitäten des Kindes, wenn es außer Haus ist (bspw. das Verhalten des Kindes in der Kita, auf dem Pausenhof oder wenn es mit Freunden unterwegs ist)
- Nicht-strukturierte körperliche Aktivitäten: Unsicherheit, welche Aktivitäten berücksichtigt werden sollen (insbesondere in Bezug auf „zügiges Laufen“) und wie man diese zeitlich beziffert
- Strukturierte körperliche Aktivitäten: Vergessen, bestehende strukturierte Aktivitäten einzubeziehen, oder Unwissen, wie viel Zeit diese Angebote in Anspruch nehmen (bspw. Sportunterricht in der Schule)
- Inkorrektes Aufsummieren (Inkonsistenz zwischen der Summe der genannten Zeitfenstern und der gewählten Antwort)
- Variation der körperlichen Aktivität des Kindes nach Jahreszeit und nach Schul- bzw. Ferienzeit (insbesondere eine unklare Zeitspanne beim Erfassen einer „normalen“ Woche)
Wie schwer ist es den Eltern gefallen anzugeben, wie viel sich ihr Kind bewegt und wie sicher sind sie sich ihrer Antworten?
Die Frage wurde von sieben der zwölf interviewten Eltern als „eher schwer“ eingeschätzt, wobei es keine Unterschiede nach Befragungsmodus gab (mündlich: n = 3; schriftlich: n = 4). Die genannten Gründe dafür, dass Eltern die Beantwortung der Frage als „eher schwer“ empfanden, hingen vor allem mit den nicht strukturierten körperlichen Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen zusammen. So nannten mehrere Testpersonen, dass sie zunächst reflektieren mussten, welche Aktivitäten sie neben Sportunterricht und Vereinssport genau dazu zählen sollten (TP03, 04, 07). Darüber hinaus fiel es ihnen schwer einzuschätzen, wie viel Zeit die Kinder und Jugendlichen mit nicht strukturierten körperlichen Aktivitäten verbringen. Dies lag sowohl daran, dass Eltern ihr Kind in der Kita oder während der Pausen in der Schule nicht direkt beobachten (TP05, 07, 11), als auch daran, dass das Spielen und Toben in der Freizeit schwierig zeitlich einzuschätzen ist (TP03, 12). In der schriftlichen Version der Frage kam hinzu, dass die Testpersonen einen Durchschnittswert bilden mussten, wie viele solcher nicht-strukturierten körperlichen Aktivitäten sie durchschnittlich hinzurechnen sollten:
- „Ich habe acht oder neun Stunden Dienst. In dieser Zeit kann ich nur schätzen, was sie im Kindergarten macht […] Nach meinem Dienst komme ich nach Hause, und das ist der genaue Bereich, in dem ich genau sagen kann ‚Heute waren wir bis zur Schlafenszeit zwei Stunden unterwegs‘.“ (TP05, mündlich; Alter des Kindes: 3 – 6 Jahre; Antwort: 5 – 6 Stunden)
- „Weil ich sie in der Kita nicht die ganze Zeit im Blick habe, so dass ich das schlecht einschätzen kann. Somit kann ich eigentlich nur auf die Erfahrungen von daheim zurückgreifen.“ (TP11, mündlich; Alter des Kindes: 3 – 6 Jahre; Antwort: mindestens 7 Stunden)
- „Erst muss man überlegen, was in der Woche ‚automisch‘ schon drin ist […] Dann aber muss man überlegen, was im Schnitt noch hinzukommt, zum Beispiel am Wochenende an Zusatzaktivitäten. Und von dort aus muss man dann auf einen Durchschnittswert kommen, der eine einigermaßen genaue Angabe ist.“ (TP02, schriftlich; Alter des Kindes: 3 – 6 Jahre; Antwort: 10 Stunden und länger pro Woche)
- „Viele Aktivitäten sind bei uns formalisiert, weil die Kinder einen strukturierten Tagesablauf brauchen, und der sieht jede Woche ähnlich aus […] Wenn man jetzt aber an die unstrukturierten Aktivitäten denkt, muss man genauer nachdenken und überlegen. Vor allen in einer ‚normalen‘ Woche. Wie oft bin ich mit ihnen auf dem Spielplatz? Wie oft bin ich mit ihnen in der Stadt unterwegs?“ (TP03, schriftlich; Alter des Kindes: 3 – 6 Jahre; Antwort: 10 Stunden und länger pro Woche)
- „Dann gibt es Grenzfälle, zum Beispiel was er auf dem Pausenhof macht und wie lange, das weiß ich einfach nicht.“ (TP07, schriftlich; Alter des Kindes: 7 – 10 Jahre; Antwort: 4 bis unter 7 Stunden pro Woche)
- „Es ist mir einfach gefallen zu entscheiden, welche Situationen ich einbeziehen will. Aber das dann mit einem Zeitwert zu verknüpfen ist mir schwergefallen.“ (TP12, schriftlich; Alter des Kindes: 7 – 10 Jahre; Antwort: 7 bis unter 10 Stunden pro Woche)
Insgesamt gaben vier Testpersonen (TP04, 07, 09, 12) an, sich „eher unsicher“ zu sein, ob die von ihnen ausgewählte Antwortoption stimmt. Es bestand kein Unterschied bezüglich der Sicherheit der Antwort zwischen den Versionen (mündlich: n = 2; schriftlich: n = 2). In allen Fällen betraf diese Unsicherheit Eltern, die nicht die Antwortoption mit der höchsten Stundenanzahl gewählt hatten (mündlich: maximal „5 – 6 Stunden“; schriftlich: maximal „7 bis unter 10 Stunden pro Woche“). In allen Fällen hinterfragten Eltern, ob sich das Kind nicht mehr bewege bzw. bewegt habe als sie angegeben hatten:
- „Ich würde sagen, es könnte auch mehr sein, weil ich nicht alles mitbekommen habe.“ (TP09, mündlich; Alter des Kindes: 11 – 15 Jahre; Antwort: 5 – 6 Stunden)
- „Unser Sohn ist von 13 bis 16 Uhr im offenen Ganztag in der Schule. Vielleicht spielt er dort eineinhalb Stunden Fußball täglich. Dann hätte ich mich total verschätzt.“ (TP07, schriftlich; Alter des Kindes: 7 – 10 Jahre; Antwort: 4 bis unter 7 Stunden pro Woche)
- „Jetzt wo wir darüber sprechen, frage ich mich, ob es richtig war, was ich spontan geantwortet habe oder ob ich es nicht doch unterschätzt habe und die Bewegung tatsächlich länger ist.“ (TP12, schriftlich; Alter des Kindes: 7 bis 10 Jahre; Antwort: 7 bis unter 10 Stunden pro Woche)
In Übereinstimmung mit der subjektiv empfunden Unsicherheit der Testpersonen, deuteten die Angaben von mindestens drei Testpersonen im Verlauf der gestellten Nachfragen darauf hin, dass die von ihnen gewählte Antwortoption zu niedrig war (TP04, 05, 09). Im Falle einer Testperson ergab die Summe der Aktivitäten, die sie nannte, 7,5 bis 8,5 Stunden in der letzten Woche, die gewählte Antwort lautete aber „5 – 6 Stunden“ (TP04). In einem weiteren Fall wählte die Testperson ohne zu zögern die Antwortkategorie „5 – 6 Stunden“, sprach aber später davon, dass sie auf sieben Stunden Aktivität käme, ohne die Inkonsistenz zu bemerken (TP05). Im dritten Fall stellte sich im Laufe des Interviews heraus, dass das Elternteil den Schulsport vergessen hatte (TP09, Antwort: „5 – 6 Stunden“).
Was verstehen die Testpersonen darunter, dass sich ihr Kind „lebhaft bewegt“?
Alle Eltern verstanden unter „lebhafter Bewegung“ sowohl strukturierte körperliche Aktivität wie Sport in der Kita, Schule oder dem Verein, als auch körperliche Aktivität, die außerhalb der festen Angebote oder auf dem Weg zu einem Ort geschieht. Eltern, deren Kinder eine längere Strecke zur Schule mit dem Fahrrad zurücklegten, inkludierten dies. Nur in einem Fall war sich ein Elternteil unsicher, ob Fahrradfahren beim Schulweg ihres Kindes lebhafte Bewegung darstelle (
„Also ich habe das Fahrradfahren zur Schule dazugezählt, bin mir aber ein bisschen unsicher, denn da sind viele Ampeln und dann steht er.“, TP07). Freizeitaktivitäten wie schwimmen gehen, fangen spielen oder Inlineskates fahren wurden regelmäßig genannt:
- „[Ich denke an] auf dem Spielplatz rumklettern, Fangen spielen mit Geschwistern, mit Freunden, Inliner, dann bei uns in der Wohnung rumrennen. Also in dem Alter sind die noch sehr aktiv.“ (TP11, mündlich)
- „Tanzen, Fahrradfahren, Inliner fahren, Schwimmen gehen. Solche Dinge.“ (TP06, schriftlich)
- „Alles außer normalem Bewegen, also eben Sportaktivitäten, wie es bei unseren Kindern jetzt eher gegeben ist als bei jüngeren. Bei jüngeren Kindern ist es eher dieses Toben und Spielen auf dem Spielplatz.“ (TP10, schriftlich)
- „Roller hätte ich jetzt dazu gezählt, da zügiges Laufen inkludiert ist. Toben beinhaltet für mich auch die großen Pausen, weil ich weiß, dass er da aktiv ist und rumrennt und klettert. Und klar, den Sport im Sportverein.“ (TP12, schriftlich)
Einige Eltern nannten auch Aktivitäten wie gärtnern und zügiges Gehen:
- „Rennen, rumlaufen, Sport machen, auch körperliche Aktivitäten wie rumgärtnern, auf dem Spielplatz Fußball spielen.“ (TP01, mündlich)
- „Also wenn ich mit denen durch die Stadt gehe und ein Programm habe, das ich abarbeite, sind wir manchmal schon ziemlich zügig unterwegs, weil es anders sonst nicht geht.“ (TP03, schriftlich)
Zwei Eltern betonten, dass sich „lebhaft bewegen“ für sie stark damit verbunden sei, dass das Kind diese körperliche Aktivität freiwillig und mit Freude ausübt:
- „Alles, wo die Bewegung an sich einen intrinsischen Wert hat, zum Beispiel Toben oder Sport, den wir viel mit den Kindern machen. Radfahren kann sie noch nicht. Also alles, was aus sich heraus Spaß macht.“ (TP03, schriftlich)
- „Grundsätzlich verstehe ich unter ‚lebhafter Bewegung‘, dass das Kind das will […] dass das Kind das freiwillig macht und Spaß daran hat.“ (TP05, mündlich)
Deckt sich das Verständnis der Eltern mit der Definition der Frageentwickler*innen?
Am Ende der kognitiven Fragen wurden den Testpersonen die Definition „lebhafter Bewegung“ seitens der Frageentwickler*innen vorgelesen und sie wurden gefragt, ob diese Definition ihrem Verständnis des Begriffs entspreche. Neun der zwölf Eltern bestätigten, dass sich ihr Verständnis „lebhafter Bewegung“ genau oder in großen Teilen mit der vorgelesenen Definition decken würde. Mehrere Eltern nannten bereits, bevor sie die Definition präsentiert bekamen, Symptome körperlicher Anstrengung beim Bewegen, wie einen erhöhten Puls, bzw. schlossen Aktivitäten, die keine Anzeichen körperliche Anstrengung erzeugten, aus:
- „[Ich verstehe darunter sich] bewegen in Form von ‚der Puls geht ein bisschen hoch‘.“ (TP08)
- „Alles, was körperliche Anstrengung beinhaltet.“ (TP09)
- „Was ich nicht dazu zählen würde? Spazierengehen oder der Weg zu Schule, so ein normales Tempo, das seinen Puls nicht erhöht.“ (TP10)
Zwei der drei Testpersonen, die angaben, dass ihr Verständnis sich nur teilweise mit der vorgelesenen Definition deckten, erklärten, dass das Einbeziehen von zügigem Laufen in der Definition bzw. bereits im Fragetext sie irritiert hatte (TP03, 12). So hatte eine Testperson aufgrund des Begriffs „zügiges Laufen“ im Fragetext – ohne den Zusatz, dass sich die Atemfrequenz erhöhe oder das Kind ins Schwitzen gerate – eine sehr breite Definition lebhafter Bewegung angenommen hatte, die durch die vorgelesene Definition wieder eingeschränkt wurde.
- „Ich würde sagen, dass die Definition ein bisschen strenger ist als das, was ich darunter verstanden hatte […] Zügiges Laufen bedeutet für mich, dass man mehr oder weniger alle Aktivitäten inkludieren kann, bei denen das Kind auf beiden Füßen steht und sich bewegt.“ (TP12)
Die dritte Testperson, die angab, dass ihr eigenes Verständnis nur teilweise mit der vorgelesenen Definition übereinstimmt, erklärte, dass die Erhöhung der Atemfrequenz kein Bestandteil ihres Verständnisses gewesen sei, sondern die Freude an der Bewegung für sie im Vordergrund stand (TP05).
Auf welchen Zeitrahmen beziehen sich die Befragten?
In der mündlichen Version der Frage wurden die Eltern gefragt, wie viel sich ihr Kind „in der letzten Woche“ bewegt hat, wohingegen die Eltern in der schriftlichen Version gefragt wurden, wie viel sich ihr Kind „in einer normalen Woche“ bewegt.
Von den sechs Eltern, die nach der „letzten“ Woche gefragt wurden, bezogen sich jeweils zwei auf die letzten sieben Tage vor dem Interview, zwei auf die letzte vollständige Woche von Montag bis Sonntag und zwei auf eine typische Woche. Ob sich die Testpersonen auf einen konkreten Zeitraum bezogen oder auf eine typische Woche, wirkte sich darauf aus, ob sie ungewöhnliche Ereignisse in ihre Berechnung mit einbezogen. Beispielsweise gab eine Testperson, die sich an einer typischen Woche orientiert hatte, an, dass die Familie in der vergangenen Woche einen Ausflug gemacht hatte, sie diesen aber nicht berücksichtigt hatte (TP08). Im Gegensatz erklärte eine Testperson, die sich auf die letzten sieben Tage bezogen hatte, dass das Kind sich überdurchschnittlich viel lebhaft bewegt habe, da im Vorfeld eines Umzugs viel Aufräumen und Packen angestanden hatte, bei dem das Kind geholfen hatte (TP05).
In der schriftlichen Variante der Frage, in der es um eine „normale“ Woche ging, definierten alle Eltern dies als eine Woche, die während der Schulzeit liege, keine Feiertage beinhalte, das Kind gesund sei und es keine außerplanmäßigen Ausfälle gebe (
„Eine normale Woche ist alles, wo es keine Feiertage, Ferien, bewegliche Ferientage, Konzeptionstage oder sonstige Sperenzchen in der Kita gibt.“, TP03). Insgesamt deuteten die Antworten von drei Eltern darauf hin, dass es deutliche saisonale Effekte bei der Beantwortung der Frage geben könnte. Eine Testperson fragte spontan nach, ob sich die Frage nur auf
„die aktuelle Situation oder das letzte Jahr“ (TP06) beziehe. Eine weitere Testperson stellte fest, dass sie eine deutlich geringere Anzahl Stunden gewählt hätte, wenn sie die Frage im Winter gestellt bekommen hätte, wenn die Kinder weniger Zeit an der frischen Luft mit Toben verbringen. Diese Testperson hatte angegeben, dass sich ihr Kind in einer durchschnittlichen Woche 10 Stunden oder mehr bewege. Im Winter hätte sie die Bewegung auf 6 – 8 Stunden in einer
normalen Woche geschätzt und hätte somit zwischen den Kategorien „4 bis unter 7 Stunden“ und „7 bis unter 10 Stunden“ entscheiden müssen (TP03). Eine weitere Testperson bemerkte, dass das Interview am ersten Ferientag stattfinde, und sie eventuell die Ferienzeit als „normal“ betrachten würde, wenn die Frage zum Ende der Ferienzeit gestellt werden würde (TP07).