Ziel der Testung:
Frage 8 wurde jeweils zu den sechs Personen abgefragt, die zuvor in Frage 2 ausgewählt wurden. Ziel des Pretests war es zum einen herauszufinden, ob die Testpersonen bereit sind, die Frage zu beantworten oder ob sie die Frage als unangemessen empfinden. Darüber hinaus sollte untersucht werden, worauf sie sich bei ihren Antworten beziehen und wie sie sich für eine Antwortoption entscheiden. Zu guter Letzt sollten die Interviews Aufschluss darüber geben, ob die Testpersonen aufgrund von mangelndem Wissen Schwierigkeiten haben, die Frage für manche Personen aus ihrem sozialen Umfeld zu beantworten.
Befund:
Wie aus Tabelle 7 (siehe Projektbericht) hervorgeht, gab es keinen Item Nonresponse und die Testpersonen nutzten die gesamte Skalenbreite, wenngleich sie für die Mehrheit der Personen in ihrem Umfeld angaben, dass diese die Corona Schutzmaßnahmen nie oder nur selten nicht befolgt hätten.
Empfinden die Testpersonen die Frage als unangemessen im Rahmen einer Befragung?
Alle zehn Testpersonen gaben für mindestens eine Person aus ihrem Umfeld an, dass diese die Schutzmaßnahmen zumindest „selten“ missachtet habe. Darüber hinaus empfand es lediglich eine der zehn Testpersonen als unangemessen, eine solche Frage in einer Befragung gestellt zu bekommen. Testperson 01 gab auf Nachfrage an, die Frage als zu persönlich zu empfinden, wenngleich auch sie die Frage ohne Zögern beantwortete:
„Also, das greift schon ein bisschen in die Privatsphäre ein. Und da kann man ja schnell jemanden in Misskredit bringen. Daher finde ich die Frage schon etwas schwierig.“ (TP01)
Wie begründen die Testpersonen ihre Antworten?
Auf die Nachfrage, weshalb sich die Testpersonen bei manchen Personen für die Antwortoption „nie“ entschieden hatten, antworteten sie zumeist, dass diese Personen ihrer Meinung nach besonders gesundheitsbewusst seien oder ihnen regelkonformes Verhalten wichtig sei:
- „Es war ihm sehr wichtig, dass immer alles befolgt wurde, was gefordert war.“ (TP01)
- „Weil ich weiß, dass sie sehr gesundheitsbewusst ist, sehr vorsichtig, was die Pandemie betrifft.“ (TP05)
- „Die war total extrem, hat sich sofort impfen lassen, ist immer mit Maske herumgelaufen und hat fünf Meter Abstand gehalten. Also die hat nie irgendetwas [nicht] gemacht.“ (TP06)
Bei Personen, die laut den Testpersonen die Corona Schutzmaßnahmen „selten“ nicht befolgt hatten, erläuterten sie, dass diese hin und wieder abgewogen hätten, ob eine Maßnahme sinnvoll ist oder nicht:
- „Die Maskenpflicht zum Beispiel. Die Maske wurde vielleicht nicht zu 100 Prozent getragen. Wenn man es für nicht so wichtig empfunden hat, dann hat man die auch mal weggelassen.“ (TP03)
- „Das war sehr selten, aber immer ein Abwägen, ob es sinnvoll ist. Wie zum Beispiel, ob es sinnvoll ist, auf der Straße eine Maske zu tragen. Deshalb nicht immer 100 Prozent.“ (TP09)
Personen, die laut den Testpersonen die Schutzmaßnahmen „manchmal“, „häufig“ oder „sehr häufig“ nicht befolgt hatten, standen den Maßnahmen eher skeptisch oder deutlich ablehnend gegenüber:
- „Der hat Corona jetzt nicht komplett in Frage gestellt, aber hat sich auch nicht korrekt an alles gehalten.“ (TP03)
- „Sie hat das komplett abgelehnt und sich auch nicht daran gehalten.“ (TP06)
- „Ich habe es selbst miterlebt, [dass er die Maßnahmen nicht befolgt hat].“ (TP07)
Haben die Testpersonen Schwierigkeiten, die Frage aufgrund von mangelndem Wissen über das Verhalten von Personen aus ihrem sozialen Umfeld zu beantworten?
Vier Testpersonen erläuterten, dass sie bei einzelnen Personen nicht genau wüssten, ob bzw. wie häufig diese die Corona Schutzmaßnahmen nicht befolgt hatten und sie daher nur eine Schätzung abgeben könnten. Eine solche Schätzung gaben jedoch alle Testpersonen ab:
- „Bei [NAME] kann ich das nicht sagen. Da wird es jetzt schwierig, das zu entscheiden. […] Wir treffen uns nur einmal oder zweimal pro Woche und da sind die [Corona Schutzmaßnahmen] nicht unser hauptsächliches Thema.“ (TP04)
- „Bei [NAME] weiß ich zu wenig darüber, da kann ich es nicht genau beurteilen. Das war eine Schätzung.“ (TP05)
- „Ich schätze das so ein. Genau weiß ich das nicht, aber so würde ich sie einschätzen.“ (TP08)
Eine der vier Testpersonen (TP04) äußerte den Wunsch nach einer zusätzlichen Antwortkategorie wie z. B. „Kann ich nicht beantworten“ oder „Kann ich nicht beurteilen“.
Haben die Testpersonen Schwierigkeiten, die Frage aufgrund der Negation („nicht befolgt“) zu beantworten?
Die Hälfte der Testpersonen (
n = 5) hatte entweder Schwierigkeiten, die Frage aufgrund der Negation („nicht befolgt“) zu beantworten oder wies darauf hin, dass die Negation für Verwirrung sorge und die Frage umformuliert werden solle:
- „[NAME] hat sie immer befolgt, als ‚sehr häufig‘. Ach nein, nicht befolgt? Dann ist es ja ‚nie‘! Also die Frage ist ein bisschen komisch gestellt. Nach ‚befolgt‘ fragen wäre besser, dann könnte man das leichter beantworten.“ (TP01)
- „Ich denke mal ‚häufig‘, weil sie auch schon älter ist und auch im medizinischen Bereich arbeitet. Ach so, nicht befolgt? Dann ‚nie‘.“ (TP02)
- „Also, wenn ich die Person jetzt bei ‚nie‘ eintrage, dann heißt das, sie hat alles immer befolgt und bei ‚sehr häufig‘, dass sie es nicht befolgt hat?“ (TP08)
- „Moment, ich muss die Frage noch einmal lesen, nicht dass ich hier falsch antworte. Also, nicht befolgt? Dann hier ‚selten‘ statt ‚häufig‘“ [TP ändert ihre Antwort]. (TP10)