Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Mit Frage 1 soll der höchste allgemeinbildende Schulabschluss der Befragten erfasst werden. Verglichen wurde eine (insbesondere für selbstadministrierte Umfragen) neu entwickelte Kurzversion mit der Frageversion aus den Demographischen Standards (Langversion). Die Kurzversion ist einerseits durch deutlich reduzierten Text gekennzeichnet, andererseits aber auch durch geringeren Informationsgehalt aufgrund der Zusammenfassung von Abschlüssen innerhalb der Sekundarstufe I einerseits und innerhalb der Sekundarstufe II andererseits.
Ziel der kognitiven Nachfragen war es herauszufinden, ob die Testpersonen ihren Abschluss korrekt einer der vorgegebenen Antwortkategorien zuordnen und ob es hierbei Unterschiede zwischen der neu entwickelten Kurzversion und der Langversion aus den Demographischen Standards gibt. Darüber hinaus sollte analysiert werden, ob die Kurzversion die Zuordnung von ausländischen Abschlüssen zu den vorgegebenen Kategorien erleichtert (da nur Abschlüsse der Sekundarstufe I und II unterschieden werden müssen) und ob sich die Antwortzeiten zwischen den beiden Frageversionen unterscheiden.
Befund:
Es gab bei keiner der beiden Frageversionen Item Nonresponse, d. h. alle 480 Testpersonen beantworteten die Frage nach ihrem höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss. Bezüglich des Anteils der Testpersonen, die einen Abschluss der Sekundarstufen I und II angaben, unterschieden sich die Frageversionen kaum. In beiden Frageversionen wurde jede Antwortkategorie mindestens einmal ausgewählt. Eine Testperson selektierte in der Langversion (Split B) die halboffene Antwortoption „anderer Schulabschluss“ und trug
„Matura, Schweiz“ (TP935) in das offene Textfeld ein.
Ordnen die Testpersonen ihren höchsten Schulabschluss korrekt den vorgegebenen Antwortkategorien zu?
Die Nachfragen zum konkret erworbenen höchsten Schulabschluss wurden jeweils etwa einem Viertel der Stichprobe gestellt (Split A:
n = 119, Split B:
n = 123). Fast alle Testpersonen, die interpretierbare Antworten auf die Nachfrage gaben, ordneten ihren Schulabschluss in beiden Frageversionen eindeutig korrekt einer der vorgegebenen Antwortkategorien zu (Split A: 96,5 %,
n = 111; Split B: 99,2 %,
n = 118). Die Häufigkeit korrekter Antworten unterschied sich dabei nicht statistisch signifikant zwischen den beiden Frageversionen (χ2(1) = 1.95,
p > .05). Im Folgenden sind einige Beispielantworten auf die Nachfragen zum höchsten erlangten Schulabschluss aufgeführt:
Split A, Kurzversion
- „Hauptschulabschluss“ (TP247, Antwort: Hauptschulabschluss (Volksschulabschluss), Realschulabschluss (Mittlere Reife), Polytechnische Oberschule der DDR oder vergleichbar)
- „Ich habe einen Realschulabschluss (Mittlere Reife) und mache aktuell Abitur.“ (TP1042, Antwort: Hauptschulabschluss (Volksschulabschluss), …)
- „Abschluss der POS“ (TP855, Antwort: Hauptschulabschluss (Volksschulabschluss), …)
- „EOS“ (TP307, Antwort: (Fach-)Hochschulreife/ Abitur (auch EOS oder EOS mit Lehre))
- „Fachhochschulreife, anschließend Berufsausbildung.“ (TP930, Antwort: (Fach-)Hoch-schulreife/ Abitur (auch EOS oder EOS mit Lehre))
- „Allgemeines Abitur“ (TP1093, Antwort: (Fach-)Hochschulreife/ Abitur (auch EOS oder EOS mit Lehre))
Split B, Langversion
- „Hauptschulabschluss 9. Klasse“ (TP397, Antwort: Hauptschulabschluss (Volksschulabschluss) oder gleichwertiger Abschluss)
- „Ich habe die 10. Klasse auf einem Gymnasium beendet, also den Sek I.“ (TP975, Antwort: Realschulabschluss (Mittlere Reife) oder gleichwertiger Abschluss)
- „Ich besuchte bis zur 10. Klasse die Realschule und habe die Mittlere Reife erlangt.“ (TP873, Antwort: Realschulabschluss (Mittlere Reife) oder gleichwertiger Abschluss)
- „Abschluss 10. Klasse POS“ (TP222, Antwort: Polytechnische Oberschule der DDR mit Abschluss der 10. Klasse)
- „Fachhochschulreife nach Abgang von der Jahrgangsstufe 13.1“ (TP179, Antwort: Fachhochschulreife)
- „Abitur auf einem Gymnasium“ (TP260, Antwort: Abitur/Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife (Gymnasium bzw. EOS, auch EOS mit Lehre))
Inkorrekt ordneten sich in der Kurzversion (Split A) nur vier Personen, in der Langversion (Split B) nur eine Testperson zu:
Split A, Kurzversion
- „Abiturzeugnis“ (TP238, Antwort: Hauptschulabschluss (Volksschulabschluss), Realschulabschluss (Mittlere Reife), Polytechnische Oberschule der DDR oder vergleichbar)
- „Gymnasium“ (TP882, Antwort: Hauptschulabschluss (Volksschulabschluss), …)
- „Hauptschule mit Lehre“ (TP968, Antwort: (Fach-)Hochschulreife/ Abitur (auch EOS oder EOS mit Lehre))
- „Ich habe einen Realschulabschluss.“ (TP1025, Antwort: (Noch) kein Schulabschluss)
Split B, Langversion
- „Abitur“ (TP182, Antwort: Fachhochschulreife)
Jeweils eine Testperson pro Frageversion gab auf die Nachfrage nach dem höchsten Schulabschluss einen im Ausland erworbenen Schulabschluss an. Beide ordneten sich korrekt einer der angebotenen Antwortkategorien zu, wobei TP935 in der Langversion von der halb-offenen Antwortkategorie Gebrauch machte, anstatt alternativ die Antwortkategorie „Abitur/Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife (Gymnasium bzw. EOS, auch EOS mit Lehre)“ auszuwählen:
- „Matura“ (TP224, Split A, Antwort: (Fach-)Hochschulreife/ Abitur (auch EOS oder EOS mit Lehre))
- „Matura, Schweiz“ (TP935, Split B, Antwort: Anderer Schulabschluss)
Unterscheiden sich die Antwortzeiten zwischen den beiden Frageversionen?
Vor der Analyse der Antwortzeiten wurde eine Ausreißerbereinigung gemäß den Empfehlungen von Höhne & Schlosser (2018) durchgeführt, d. h. der untere Schwellenwert wurde mit der Formel Q.50 – (3 x (Q.50 – Q.25)), der obere Schwellenwert mit der Formel Q.50 + (3 x (Q.75 – Q.50)) bestimmt. Befragte, welche die Kurzversion der Frage (Split A) erhalten hatten, benötigten zur Beantwortung von Frage 1 weniger Zeit (
M = 8.20,
SD = 3.58,
n = 215) als Befragte, welche die Langversion (Split B) erhalten hatten (
M = 11.46,
SD = 4.40,
n = 213). Dieser Unterschied war statistisch signifikant (Welch’s
F (1, 407.80) = 70.47,
p < .001).