Category Selection Probing, Comprehension Probing, Difficulty Probing, Specific probing, Emergent Probing
Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 13 soll binär erfassen, welcher Person im schulischen Kontext mehr Wirksamkeit zukommt.
Leitfragen und Befunde:
Alle der Fragen 13 bis 16 wurden von einer oder zwei der Testpersonen nicht beantwortet, wobei zu beachten ist, dass es sich um insgesamt drei der Testpersonen handelte, die eine, zwei bzw. drei Fragen unbeantwortet ließen.
In Bezug auf die Fragen im schulischen Kontext, stimmten in Frage 13 drei Testpersonen zu, dass Person B von ihren Lehrern mehr zugetraut werde. Allerdings gaben alle Testpersonen, die Frage 15 beantworteten, an, dass Person B in der Schule eher unfair behandelt werden würde.
Bezüglich der politischen Wirksamkeit stimmten jeweils drei Testpersonen dafür, dass Person A eher von der Politik gehört werde (Frage 14) und später eher Einfluss auf die Politik nehmen könne (Frage 16).
Was verstehen die Testpersonen in der Frage darunter, dass Lehrer einem Schüler mehr zutrauen?
Die Testpersonen stellten sich eine Reihe von Situationen vor, in denen ein Lehrer einem Schüler Verantwortung innerhalb der Klassengemeinschaft überträgt, bspw. um einen Sachverhalt zu erklären, Streit zu schlichten oder als Klassensprecher zu fungieren:
- „Wenn zum Beispiel der Lehrer jemanden fragt, ob er jemandem anderen etwas erklären kann, oder wenn jemand eine Aufgabe vorrechnen soll.“ (TP01)
- „Es gibt Aufgaben in der Klasse, zum Beispiel ein Klassensprecher oder eine verantwortliche Person für die Klasse zu sein. Je mehr Verantwortung man trägt, daran würde ich es ausmachen.“ (TP06)
Eine Testperson war sich unsicher, ob es um das Übernehmen von Verantwortung gehe, oder darum, wie der Lehrer die kognitiven Fähigkeiten und das Wissen der Schüler bewerte. Sie ließ die Frage deswegen unbeantwortet:
- „Ich könnte mir vorstellen, dass der Lehrer zwischen den Schulabschlüssen unterscheidet. Ein Lehrer könnte sagen ‚Du hast ein Gymnasium besucht und da den Abschluss gemacht, also weißt Du sicher mehr über das und das‘ […] Vielleicht geht es aber auch um organisatorische Sachen, oder ob es etwas zu erklären gibt oder um jemandem zuzutrauen, die Klasse zu managen, Klassensprecher zu sein oder einen Streit zu schlichten?“ (TP04)
Aus welchen Gründen entscheiden sich die Testpersonen bei Frage 13 für eine Person?
Drei Testpersonen antworteten, dass ein Lehrer eher Person B mehr zutrauen würde, allerdings unterschieden sich die Antwortbegründungen hinter dieser Antwort deutlich voneinander. Die erste Testperson begründete ihre Antwort mit dem höheren Bildungsweg, den Person B anstrebe. Dabei stellte sich die Testperson ein hypothetisches Szenario vor, in dem ein und derselbe Lehrer einen Realschüler und einen Gymnasiasten direkt vergleicht:
- „Ich bin davon ausgegangen, wenn eine Person aufs Gymnasium geht und die andere auf die Realschule, dass das ein anderes Level bedeutet. Ich bin vor Kurzem vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt und mir fällt auf einmal alles sehr leicht. Deswegen bin ich davon ausgegangen, dass – wenn man die gleichen Lehrer hätte – dass die einem Gymnasiasten mehr zutrauen würden.“ (TP01)
Die zweite Testperson kommentierte zunächst, dass es vom Lehrer und seinen eventuellen Vorurteilen abhänge, wem er mehr zutraue, und nicht von den Schülerinnen. Die Testperson forderte eine weitere Antwortkategorie „Beide gleichermaßen“ und kündigte an, die Frage unbeantwortet zu lassen, weil sie ihr „zu offen“ gestellt sei. Dann griff die Testperson wieder darauf zurück, sich konkrete Personen vorzustellen, wobei sie sich im Zuge dessen deutlich von den Informationen auf der Vignette löste (vgl. Frage 10). In Frage 13 stellte sie sich Person B als eine aufmerksame, leistungsstarke Schülerin und Person A als eine unaufmerksame Schülerin mit schlechten Noten vor. Sie entschied sich am Ende ihrer Ausführungen dafür, Person B auszuwählen:
- „Ich stelle mir das so vor, zum Beispiel ein Chemieexperiment. Es gibt eine Person, die gar nicht in Chemie aufgepasst hat und eine Person, die sehr gut in Chemie ist. Der Lehrer vertraut der Person, die mega gut aufgepasst hat und gute Noten hat, natürlich viel mehr als der Person, die nie aufpasst und schlechte Noten schreibt. Deswegen denke ich, dass Person B mehr zugetraut wird.“ (TP02)
Die dritte Testperson, die Person B auswählte, tat dies nach dem Ausschlussprinzip, weil in der Beschreibung von Person A stand, dass diese bereits einen Realabschluss hätte. Es wirkte so, als hielte diese Person die Frage für einen Aufmerksamkeitstest:
- „Bei Person A steht ja, sie hat einen Realschulabschluss, das heißt sie ist nicht mehr auf der Schule und hat wahrscheinlich keinen Lehrer mehr. Deswegen nehme ich Person B. Ansonsten würde ich eher Person A nehmen, aber ich weiß ja nicht, ob die Person jetzt Fachabi macht. […] So wie es dasteht, denke ich mir: Wie soll ein Lehrer Person A noch etwas zutrauen, wenn sie doch keinen Lehrer mehr hat?“ (TP06)
Nur eine Testperson antwortete, dass Person A mehr zugetraut werden würde (TP05). Diese Testperson argumentierte, dass sie beim Beantworten der Frage den Bildungsweg außen vorlasse, und deswegen dem
„deutschen, reichen Mädchen“ mehr zugetraut werde als der Person B,
„auch wenn sie intelligenter [sei]“.
Schließlich ließ neben TP04 noch eine weitere Testperson die Frage unbeantwortet. Sie fragte spontan, ob es denn keinen
„Mittelweg“ gäbe, also eine Antwortkategorie, dass beiden gleich viel zugetraut werde. Diese Testperson würde neben Frage 13 auch Fragen 14 und 15 aus Ärger über die Fragestellung unbeantwortet lassen:
- „Ich finde, dass beide gleich sein sollten, weil es bei mir im Schulalltag auch so ist, dass beiden auch mehr zugetraut wird. Wir haben zwei Schülersprecher, davon ist eine Muslimin und eine Deutsche, und bei uns wird beiden gleich viel zugetraut. Unsere Lehrerin geht auch zu der Muslimin und sagt ‚Guck Du bitte nach der Klasse, dass sie nicht laut wird‘.“ (TP03)
FRAGEN 13 bis 16: Begründen die Testpersonen ihre Antworten konsistent über Fragen 13 bis 16 hinweg?
Die Testpersonen unterschieden sich teilweise (1) bezüglich der genauen Interpretation der Frage, (2) welche Fragen für sie anhand der vorhandenen Informationen zu Personen A und B gut zu beantworten waren, und (3) welche Eigenschaften von Personen A und B im Kontext der jeweiligen Frage ausschlaggebend für ihre Antwort waren. Dennoch argumentierte jede Testperson über die Fragen hinweg schlüssig, wie sie zu ihren Antworten gekommen waren.