Einleitungstext:
Nun werden dir zwei Jugendliche im Alter von 16 Jahren und ihre Familien beschrieben. Wir nennen diese beiden Jugendlichen „Person A“ und „Person B“. Die beiden Personen unterscheiden sich in verschiedenen Bereichen, aber haben manche Merkmale auch gemeinsam.
Bitte schaue dir die Beschreibungen in Ruhe an und achte dabei auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Person A
lebt auf dem Land
weiblich
hat einen Realschulabschluss
(Mittlere Reife)
Die Familie ist christlich
Die Familie stammt aus Deutschland
Die Familie hat ein großes Haus, in dem alle ein eigenes Zimmer haben
Person B
lebt auf dem Land
weiblich
besucht ein Gymnasium
Die Familie ist muslimisch
Die Familie stammt nicht aus Deutschland
Die Familie hat eine Mietwohnung, die eigentlich zu klein für alle ist
Fragetext:
Die folgenden Fragen beziehen sich auf die oben beschriebenen Jugendlichen.
Wichtig ist, dass du jeweils genau antwortest.
Welche der beiden Personen ist dir ähnlicher?
Instruktionen:
Bitte wähle eine Antwortmöglichkeit aus.
Antwortkategorien:
Person A
Person B
Empfehlungen:
Je nach Analysestrategie kann in Erwägung gezogen werden, bei Frage 7 eine dritte Antwortoption einzurichten für Befragte, die beide beschrieben Personen als ihnen gleich ähnlich empfinden.
Frageformat und Antwortoptionen: Um es den Befragten zu erleichtern, ihre Antworten in Bezug zueinander zu setzen, kann erwogen werden, die drei Fragen auf einer Seite zu präsentieren. Damit wüssten die Befragten, dass auf die binäre Abfrage noch die Möglichkeit einer differenzierteren Abfrage folgt. Alternativ kann ein „Zurück“ Button in die spätere Umfrage eingebaut werden.
Zudem weisen wir darauf hin, dass die Zusammenstellung der Vignetten nicht Teil des kognitiven Pretests war. Eine etwaige Überprüfung der Vignetten sollte durch Experten auf diesem Gebiet stattfinden.
Eingesetzte kognitive Technik/en:
Category Selection Probing, Emergent Probing, Difficulty Probing
Befund zur Frage:
Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Frage 7 soll binär erfassen, welche der beiden in den Vignetten beschriebenen Personen die Befragten als ihnen ähnlicher empfinden.
Leitfragen und Befunde:
Bei Frage 7 gaben fünf Testpersonen an, dass ihnen Person A ähnlicher sei. Eine Person ließ die Frage unbeantwortet. Die Testpersonen, die angaben, dass Person A ihnen ähnlicher sei, wählten bei Frage 8 einen höheren Wert (zwischen 4 und 7) als bei Frage 9 (zwischen 1 und 4) mit einer durchschnittlichen Differenz von drei Skalenpunkten. Die Testperson, die sich bei Frage 7 nicht für eine der beiden Personen entscheiden konnte, gab in Fragen 8 und 9 beide Male den Wert 5 an. Somit gaben alle Testpersonen konsistente Antworten auf die drei Fragen.
Wie entscheiden sich die Testpersonen bei Frage 7 für eine der beiden beschriebenen Personen?
Alle Testpersonen gingen systematisch vor und glichen die Merkmale in den Personenbeschreibungen mit sich selbst ab. Dabei verorteten sich Testpersonen, von denen ein Elternteil einen Migrationshintergrund hatte, bei der Eigenschaft „Familie stammt (nicht) aus Deutschland“ in der Mitte ein bzw. ließen dieses Merkmal bei ihrer Beurteilung unberücksichtigt:
- „Ich habe mir die Informationen angeschaut und überlegt, was eher mit mir übereinstimmt. Also bei Person A passen die ersten beiden [Eigenschaften] eher nicht. Jetzt bin ich auf der Realschule, aber letztes Jahr war ich noch auf dem Gymnasium. Ich bin christlich. Die nächste [Kategorie] ist eher [schwer], meine Mutter kommt aus Deutschland, mein Vater nicht, deswegen ist das so halb, halb. Ich habe mein eigenes Zimmer, meine Geschwister und meine Eltern auch, also da dann eher Person A.“ (TP01)
Zwei Testpersonen kommentierten spontan, dass die Beantwortung der Frage schwierig sei (TP02, 05). In einem Fall war diese Schwierigkeit darauf zurückzuführen, dass die Testperson sich mit keinen der beschriebenen Personen deutlich identifizierte. Aufgrund der Schulform hätte sie Person B ausgewählt, fand aber schließlich, dass ihre Herkunft in diesem Fall ausschlaggebend sei:
- „Die Frage finde ich relativ schwer, weil ‚weiblich‘ und ‚auf dem Land lebend‘ bei beiden nicht auf mich zutrifft. In der [Schulform] ist Person B für mich zutreffender, bei [der Religion] wäre A zutreffender und [bei der Herkunft auch] A. Bei [der Wohnsituation] ist es bei mir zwischendrin, da trifft eigentlich keines von beiden richtig zu. Aber die Punkte ‚die Familie ist muslimisch‘ und ‚die Familie stammt nicht aus Deutschland‘ würde ich auf den ersten Blick weniger mit mir assoziieren. Es ist einfach ausschlaggebender, dass da ein Unterschied zwischen Person B und mir ist, als dass unsere Wohnung ein bisschen kleiner ist. Deswegen würde ich mich mit Person A mehr identifizieren beziehungsweise, ich bin der Meinung, dass Person A mir ähnlicher ist, obwohl ihr Haus etwas größer ist und der Schulabschluss nicht der ist, den ich mache.“ (TP05)
Die Testperson, die die Frage unbeantwortet ließ, befand sich bezeichnenderweise auf genau diesen Dimensionen zwischen den beiden beschriebenen Personen:
- „Das ist schwer zu beantworten, wirklich! Ich lese mir das jetzt nochmal durch, denn… Ich wohne auch auf dem Land, in einem kleinen Dorf und habe auch vor meinen Realabschluss zu machen. Das Problem ist: Meine Familie ist christlich und muslimisch. Meine Familie stammt auch nicht aus Deutschland, aber wir leben in Deutschland. Wir haben auch kein großes Haus, wir haben eine Mietwohnung, aber wir haben alle ein Zimmer, also das passt schon für uns alle. Ich bin so richtig in der Mitte, deswegen ist es so schwer zu beantworten […] Ich würde bei dieser Frage etwas ändern […] Auf ‚Welche dieser Personen ist Dir ähnlicher?‘ würde ich antworten ‚Keine der beiden‘.“ (TP02)
Thema der Frage:
Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
Konstrukt:
Vignetten - Ähnlichkeit