Fragetext:
Wenn es um Entwicklungszusammenarbeit mit Entwicklungsländern geht, in welchem Maße sollte Ihrer Meinung nach die Bundesregierung dort Unterstützung leisten?
Instruktionen:
Auf der folgenden Skala bedeutet 0 "sollte gar keine Unterstützung leisten" und 10 "sollte sehr viel Unterstützung leisten".
Antwortkategorien:
0 Sollte gar keine Unterstützung leisten
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 Sollte sehr viel Unterstützung leisten
Weiß nicht
Empfehlungen:
Die Begründungen der Testpersonen passten grundsätzlich zu den ausgewählten Antwortkategorien. Die Ergebnisse des Pretests deuten auf keine Probleme der Frage hin, weshalb sie in ihrer jetzigen Form belassen werden kann.
Eingesetzte kognitive Technik/en:
Category Selection Probing
Befund zur Frage:
Informationen zur Frage und Ziel der Testung:
Mit Frage 3 soll ermittelt werden, wie sehr die Bundesregierung die Entwicklungszusammenarbeit mit Entwicklungsländern nach Ansicht der Befragten unterstützen sollte. Ziel der kognitiven Nachfrage war es herauszufinden, wie die Testpersonen ihre Antworten auf die Frage begründeten und ob die ausgewählten Antworten zu den Begründungen der Testpersonen passten.
Befund:
Bei Frage 3 nutzten die Testpersonen die gesamte Skalenbreite. Sieben Testpersonen antworteten mit „Weiß nicht“. Die Häufigkeitsverteilung von Frage 3 ist symmetrisch, d. h. die Mehrheit der Testpersonen gab an, dass die Bundesregierung bei der Entwicklungszusammenarbeit mit Entwicklungsländern in mittlerem Umfang Unterstützung leisten sollte (s. Tabelle 4 auf Seite 14 im Pretestbericht). Die kognitive Nachfrage
zur Auswahl der Antwort wurde den 116 Testpersonen gestellt, die (zufällig) der Gruppe 2 zugeordnet wurden.
Die Begründungen der Testpersonen stimmten grundsätzlich mit den von ihnen ausgewählten Skalenwerten überein und ließen sich größtenteils in folgende fünf Gruppen einteilen:
- 1. Ein knappes Drittel der Testpersonen (29,3 %) argumentierte, dass sich die Bundesregierung auch bzw. vornehmlich um Belange des eigenen Volkes kümmern solle. Diese Begründung fand sich sowohl bei Befragten, die sich im unteren Bereich der Skala einsortieren, also auch bei solchen, welche den Mittelwert oder einen Wert im oberen Bereich der Skala auswählten:
- „Deutschland hat mehr als genug eigene Probleme und keinerlei Verantwortung für den Zustand in den Entwicklungsländern.“ (TP247, Skalenwert 1)
- „Ich denke, dass wir im Moment selbst große Probleme haben, die bezahlt werden müssen.“ (TP310, Skalenwert 3)
- „Es sollte dort geholfen werden. Es sollte aber noch genug fürs eigene Land übrigbleiben.“ (TP136, Skalenwert 5)
- „Es ist wichtig, dass Entwicklungsländer unterstützt werden, allerdings sollte auch das eigene Volk nicht vergessen werden.“ (TP273, Skalenwert 8)
2. Ein Viertel der Testperson (25,0 %) erläuterte, dass Deutschland als wohlhabendes Land in der Verantwortung stehe, Entwicklungsländern zu helfen bzw. die moralische Pflicht habe, zu helfen. Diese Testpersonen wählten entweder einen Wert im oberen Bereich oder in der Mitte der Antwortskala aus:
- „Da wir sehr privilegiert sind, ist es unsere ethische Pflicht anderen zu helfen.“ (TP113, Skalenwert 8)
- „Weil wir nicht nur für unser eigenes Land und Wohlergehen eine Verantwortung tragen, sondern darüber hinaus auch für alle Menschen in der Welt, die Hunger etc. leiden.“ (TP298, Skalenwert 8)
- „Weil Entwicklungshilfe dringend nötig ist, um die Lebensbedingungen der Menschen in den betreffenden Ländern zu verbessern.“ (TP329, Skalenwert 9)
- „Die Bundesregierung steht etwas in der Verantwortung, so dass sie einen Beitrag zu leisten hat.“ (TP112, Skalenwert 5)
3. Einige Testpersonen (8,6 %) betonten, dass die Bundesregierung ausschließlich bzw. vornehmlich Unterstützung in Form von „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten solle und nicht nur in Form von finanzieller Unterstützung. Diese Befragten wählten Skalenwerte im Bereich zwischen 2 und 8 aus:
- „Ich finde Hilfe zur Selbsthilfe wichtiger als ein Bereitstellen von vielen Geldern.“ (TP141, Skalenwert 2)
- „Man sollte differenzieren. Es sollte Hilfe zur Selbsthilfe sein. Unterstützen mit konkreten Projekten. Jedenfalls nicht finanzielle Hilfe leisten, die dann irgendwo versickert oder zweckentfremdet wird.“ (TP264, Skalenwert 5)
- „Deutschland sollte Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe bereitstellen. Also sie dazu befähigen, ihre Wirtschaft selbst voranzubringen.“ (TP207, Skalenwert 8)
4. Eine vierte Gruppe (6,0 %) argumentierte, dass Deutschland einen Nutzen durch die Entwicklungszusammenarbeit hätte, z. B. durch die Verhinderung von Immigration. Diese Testpersonen wählten sowohl Werte im unteren Skalenbereich als auch in der Mitte und im
oberen Skalenbereich aus:
- „Hilfe bei Entwicklung armer Länder ist wichtig damit die Menschen in ihrem Land bleiben.“ (TP246, Skalenwert 3)
- „Eine Unterstützung ist erforderlich, um Wirtschaftsflüchtlinge entgegenzuwirken. Diese Länder sollen wirtschaftlich, finanziell, sozial usw. so weit unterstützt werden, dass sie auf dem Weltmarkt mit ihren Waren und Dienstleistungen konkurrieren können. Dies
könnte auch kriegerischen Ausschreitungen entgegenwirken, denn viele Rohstoffe, die dort lagern werden in den Industrienationen benötigt. […]“ (TP278, Skalenwert 6)
- „Diese Hilfe wird sich positiv auf alle auswirken.“ (TP315, Skalenwert 7)
- „Ich kann es nicht so genau abschätzen, aber ich denke, dass reiche Industrienationen viel Unterstützung leisten sollten. Jede Unterstützung der Armen wird auch uns selbst in Zukunft helfen, da diese Menschen nicht vor der Armut fliehen werden, sondern lieber ihr
eigenes Land mit aufbauen helfen.“ (TP129, Skalenwert 8)
5. Eine letzte Gruppe von Testpersonen (6,0 %) gab an, dass ihrer Meinung nach Hilfsgelder nichts bewirken bzw. in falschen Händen landen würden. Diese Testpersonen wählten einen Wert im unteren Skalenbereich oder die Mittelkategorie aus:
- „Ich habe mich für diese Antwort entschieden, weil das meiste Geld der Entwicklungszusammenarbeit nicht dort ankommt, wo es hingehört, sondern in die Taschen korrupter Politiker fließt.“ (TP187, Skalenwert 2)
- „Ein großer Teil der dabei geleisteten Entwicklungshilfe geht in der Realität am Bedarf vorbei, ist wenig nachhaltig und entsprechende Gelder landen letztendlich in den Taschen einiger weniger korrupter Politiker in den betreffenden Ländern. Abgesehen davon versickern etliche der Gelder erst einmal in den Institutionen, die Entwicklungshilfe organisieren und realisieren (Verwaltung, Projektmanagement etc.).“ (TP187, Skalenwert 3)
- „Viele Millionen bzw. Milliarden Euro Entwicklungshilfe verpuffen ohne Frucht.“ (TP186, Skalenwert 5)
Thema der Frage:
Politik/ Einstellungen, Bewertungen & Ideologien
Konstrukt:
Beteiligung der Bundesregierung an der
Entwicklungszusammenarbeit