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Projektname:FReDA-W2b – Fragen zu den Themen Fruchtbarkeit von Frauen, affektives Berührungsverhalten, sexuelle Orientierung und transnationale Familien
  1. Einleitungstext: Bitte schauen Sie sich dieses Bild an.
  2. Fragetext: Wie oft haben Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin sich in der letzten Woche auf diese Art berührt?
  3. Antwortkategorien Gar nicht

    1 mal

    2 bis 5 mal

    6 bis 10 mal

    11 bis 20 mal

    Mehr als 20 mal


    1. Empfehlungen: Bild: Wenn das Bild eine Berührung darstellen soll, die vornehmlich in romantischen Beziehungen vorkommt, sollte das Bild ausgetauscht oder mit Worten spezifiziert werden. Ist dies nicht der Fall, kann das Bild belassen werden.
      Frage: Belassen.
  1. Eingesetzte kognitive Technik/en:Information Bild/Link zu Kognitives Pretesting Specific Probing, Recall Probing
  2. Befund zur Frage: Ziel des Pretests:
    Die Frage soll anhand eines nicht näher spezifizierten Bildes, das eine freundschaftliche Umarmung zeigt, erfassen, wie oft die Befragten und ihre Partner*innen sich in der vergangenen Woche auf diese Weise berührt hatten und ob diese Häufigkeit ihren Wünschen entsprach. Anhand kognitiver Nachfragen wurde untersucht, wie die Testpersonen das Bild interpretierten, wie sie ihre Antworten auf Frage 6 ermittelten und ob beide Fragen richtig zueinander in Beziehung gesetzt wurden.

    Leitfragen und Befunde:
    Bei der Beantwortung der Frage gab es keinen Item Nonresponse, d. h. alle 240 Testpersonen beantworteten die Frage. Die Testpersonen nutzten dabei die gesamte Skalenbreite. Die Häufigkeitsverteilung der Antworten ist leichtlinksschief, d. h. die Mehrheit der Befragten wählte Antwortkategorien am oberen Ende der Antwortskala aus. Ungefähr ein Drittel der Befragten bekam zwei offene Nachfragen zu Frage 6 (n = 81).

    Wie interpretieren die Befragten das Bild?
    Die Mehrheit der Testpersonen (n = 58) interpretierte das Bild als Umarmung. Davon spezifizierten acht Testpersonen, dass es sich um eine „liebevolle, partnerschaftliche Umarmung“ handle. Häufiger aber wurde die Geste als „freundschaftliche Umarmung“ (n = 21) verstanden, sechs hielten es für eine „Umarmung beim Spazieren gehen“. Acht Testpersonen erklärten, dass das Bild zeige, wie eine Person einer anderen „den Arm um die Schulter lege“, ohne dass dies eine Umarmung darstelle. Die restlichen Nennungen blieben eher unspezifisch und beschrieben die Geste als „streicheln“ oder „kuscheln“ (n = 2) oder als allgemeinen Ausdruck von Zuneigung, Freundschaft oder Liebe (n = 4). Die genaue Interpretation des Bildes wirkte sich nicht systematisch auf das Antwortverhalten aus.

    Wie ermitteln die Befragten ihre Antwort auf Frage 6?
    Die Testpersonen wendeten verschiedene Strategien an, um einzuschätzen, wie häufig sie ihren Partner in der vergangenen Woche freundschaftlich umarmt hatten. Wieder war die mit Abstand häufigste Antwortstrategie dabei eine grobe Schätzung (n = 38):
    • „Das habe ich geschätzt. Wir berühren uns sehr oft, auf viele Arten, da ist zwanzig Mal in einer Woche nicht viel.“ (TP251)
    Zwanzig Testpersonen orientierten sich an ihrem Tagesablauf und erklärten, zu welchen Anlässen sie den Arm um den anderen legen:
    • „Ich habe mindestens drei Situationen pro Tag gezählt: morgens zur Verabschiedung oder nach dem Aufstehen, nachmittags zur Begrüßung.“ (TP382)

    Setzen die Befragten ihre Antworten auf Fragen 6 und 7 in eine sinnvolle Beziehung zueinander?
    Von den 240 Befragten wählten 65,8 % (n = 158) dieselbe Antwortkategorie auf beide Fragen, 30,8 % (n = 74) gaben bei Frage 7 einen höheren Wert als bei Frage 6 an, also dass sie ihrem Partner lieber häufiger freundschaftlich umarmt hätten, und 3,4 % (n = 8) gaben bei Frage 7 einen niedrigeren Wert an, der ausdrückte, dass sie ihren Partner lieber weniger häufig auf diese Art berührt hätten.
    Diejenigen, die beide Fragen gleich beantworteten, begründeten dies meist damit, dass ihre Beziehung in dieser Hinsicht ihren Vorstellungen und Bedürfnissen entspreche. Das traf sowohl auf Befragte zu, die angaben, sich häufig auf diese Weise berührt zu haben, als auch denjenigen, die dies nicht getan hatten:
    • „Möchte von meinem Partner nicht mehr berührt werden.“ (TP408, beide Frage mit ‚Gar nicht‘ beantwortet)
    • „Es ist vollkommen ausreichend.“ (TP283, beide Fragen mit ‚2 bis 5 mal‘ beantwortet)
    • „Weil wir uns häufig berühren und ich diese Häufigkeit auch genau richtig finde.“ (TP275, beide Fragen mit ‚Mehr als 20 mal‘ beantwortet)
    Zwei Testpersonen erklärten, dass die Geste auf sie sehr kumpelhaft wirke und sie sie im Kontext ihrer Partnerschaft nicht als passend empfanden:
    • „Das ist meiner Meinung nach eine kumpelhafte Berührung und ich bevorzuge mit meiner Partnerin innigere Berührungen.“ (TP182, beide Fragen mit ‚Gar nicht‘ beantwortet)
    • „Weil die Berührung nicht besonders romantisch ist.“ (TP406, beide Fragen mit ‚2 bis 5 mal‘ beantwortet)
    Die Testpersonen, die in Frage 7 einen höheren Wert angaben als in Frage 6 begründeten ihre Antworten alle damit, dass sie sich häufigere Berührungen dieser Art gewünscht hätten. Für diese Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Zustand wurden verschiedene Ursachen genannt, darunter mangelnde Zeit oder die grundsätzliche Einstellung, dass mehr körperliche Nähe positiv zu bewerten sei. Dabei setzten sie die beiden Antworten logisch zueinander in Beziehung:
    • „Die erste Antwort [habe ich gewählt] weil es so ist, und die zweite Antwort, weil ich mir mehr wünschen würde.“ (TP289)
    • „Weil ich finde, dass wir im Alltag zu wenig zu Berührungen kommen.“ (TP299)
    Die wenigen Testpersonen, die angaben, dass sie ihren Partner lieber weniger häufig freundschaftlich umarmt hätten, gaben keine auswertbaren Antworten auf die Nachfrage, warum sie diese Kombination an Antworten gegeben hatten. Somit blieb unklar, ob das Antwortverhalten der Testpersonen ihre reale Situation abbildete oder sie aus Versehen oder Desinteresse verkehrte Antworten auswählten.

    Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Bild von den Befragten als Umarmung oder Arm umlegen verstanden wurde. Allerdings unterschieden sich die Befragten darin, ob diese Art der Berührung in ihren Augen typisch für eine romantische Beziehung sei. Das Auswählen der Antworten bereitete den Testpersonen keine Probleme, allerdings schätzten die meisten Testpersonen die Anzahl dieser Art der Berührung in der Partnerschaft in der vergangenen Woche (anstatt bspw. ihre Tagesabläufe systematisch zu erinnern). Die Begründungen der Testpersonen, warum sie ihre jeweilige Kombination an Antworten ausgewählt hatten, stimmten mit ihren Antworten überein.
  1. Thema der Frage: Gesellschaft & Soziales/ Beziehungen
  2. Konstrukt: Affektives Berührungsverhalten (Arm um Schulter)